Es würde in diesem Thread vielleicht zu weit führen, sich damit zu beschäftigen, weshalb sich die Herrschaftsverhältnisse im Nahen Osten und anderen islamisch geprägten Regionen aktuell auf eine Reislamisierung oder auf islamistische reaktionäre Bewegungen stützen.
Einige Faktoren wären:
...
das ist alles natürlich zutreffend; und Du hast wohl Recht, dass das Thema dieses Threads verlässt. In diesem Sinne interessiert mich in diesem Zusammenhang ("fasse ich mir an den Kopf") vor allem unser Kulturkreis, in dem sich viele Menschen von den religiösen Institutionen offensichtlich falsche Aussagen gefallen lassen. Dass die Herkunft dieser Geschichten sich gesellschaftlich erklären lässt und dass diese Anekdoten/Mythen auch einen zur jeweiligen Zeit möglicherweise nachvollziehbaren Hintergrund bzw. Zweck hatten, leuchtet mir ein.
Aber weshalb die Spiritualität auch heute noch an historisch eindeutig belegbaren offensichtlichen Unsinn gekoppelt wird, und weshalb das für viele Menschen kein Problem darstellt, verstehe ich noch immer nicht.
Die Religionen schulen so bis heute vielfach das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen und sehen sich dabei als Sachwalter der Obersten Moral - das passt für mich überhaupt nicht zusammen.
Weshalb lassen sich die Menschen in unserem Kulturkreis das gefallen? Am Wissen fehlt es doch nicht, woran fehlt es dann? Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen
Ich will dabei - es sei nochmal extra betont - nicht die Spiritualität angreifen, das Raum-Lassen für eine Dimension jenseits der vermessbaren Bereiche, wie wir sie ja auch u.a. in der Musik, Kunst, in Emotionen und zwischenmenschlichen Begegnunen erleben können.
So wie Du Deine Position hier beschreibst, sind, denke ich, in der Sache unsere Auffassungen nicht so weit voneinander entfernt.
Ein Unterschied scheint mir z. B. darin zu liegen, daß meiner Meinung nach selbst die Transsubstantionslehre nicht unbedingt „eine Überstrapazierung der Metaphorik“ darstellen muß (aber natürlich in bestimmten Auslegungen sehr wohl: kann), wenn die Veränderung des Substanzbegriffs berücksichtigt wird.
Mir klebte als Kind die Oblate am Gaumen, und ich traute mich nicht, sie - also den Leib des Gottessohnes zu zerbeißen, wo es ja bereits als Sünde galt, Gotteslästerliches zu denkenNie bei meinen bis ins Erwachsenenalter zahlreichen Kirchbesuchen in unterschiedlichen Großstadtgemeinden wurde eine Metaphorik der Transsubstantionslehre thematisiert. Ich lese mit großem Interesse Deine Beiträge hierzu. Dieses Maß der Abstraktion habe ich in Kirchen nicht erlebt.
Ich bin einer Verfechter der Religionsfreiheit. Jeder soll glauben, was er für richtig hält und diesen Glauben auch ausleben, sofern er nicht andere Menschen beeinträchtigt. Wie steht es aber mit dem Recht der Kinder, frei von religiöser Beeinflussung, gegen die sie sich nicht wehren können, aufzuwachsen? Eltern haben zweifellos das Recht, ihren Kindern auch ihre Religion zu vermitteln. Als Gegengewicht sehe ich die Schulen in der Pflicht, den rein mythologischen Charakter der Religionen zu lehren. Der Staat würde dadurch die Rechte der Kinder vertreten, frei von ideologischer Beeinflussung aufzuwachsen.
Verstehe ich dich richtig? Da Kinder womöglich religiös erzogen oder beeinflußt werden, sollten Schulen schon grundsätzlich und präventiv dafür sorgen, sie von möglichen Mythen zu schützen? Das ist ja völlig abgefahren Glaubst du, Schulen haben nichts besseres zu tun als das? Als aufmerksamer Vater hast du sicher mitbekommen, dass die religiöse Beeinflussung der jungen Menschen mittlerweile in der allermeisten Fällen fast gegen Null geht. Das gibt es viel größere Gefahren und Baustellen. Ich war in etlichen Elternbeiratsversammlungen und Elternabenden, Reli war nie ein Thema.
Und so ganz allegemein: Das Kind, das frei von jeglicher ideologischer Beeinflussung aufwächst, gibt es nicht und wird es auch nicht geben. Selbst wenn es von Robotern erzogen würde, hätten diese selbstverständlich eine Art von Ideologie.
Hallo keko, ich habe gerade in dieser Woche einen mehrteiligen Vortrag auf k-tv gesehen, bei der eine katholische Religionslehrerin ihre Methoden anpries und zur Nachahmung empfahl.
Einziges Ziel war eine möglichst effektive Indoktrinierung von Grundschülern, sodass der Glaube sich möglichst in den Gehirnen festsetzt. Das war der Maßstab. Von Religionsunterricht keine Spur, sondern es war katholische Gehirnwäsche. Geglaubt werden soll möglichst wörtlich an den personalen, lebendigen Gott, der Gebete erhört und Urteile spricht.
Wozu soll das gut sein? Warum wartet man nicht damit, bis die Kinder zu einer gewissen Skepsis fähig sind und sich trauen, kritsiche Fragen zu stellen? Das Manöver ist nur allzu durchsichtig.
Übrigens fangen die Kirchen mit ihrer Indoktrinierung bereits in den Kindergärten an. Auf YouTube gibt es haufenweise Videos dazu, in denen Kirchenmitarbeiter praktische Tipps geben. In zahlreichen dieser Videos wird die Evolution bestritten und den Kindern entsprechende Lügengeschichten eingetrichtert.
Wenn man k-TV guckt, dann erwartet man ja wohl nichts anderes.
k-TV ist kein offizieller Sender der katholischen Kirche.
Wenn man lange genug sucht findet man immer und überall Spinner.
Darum geht es dann aber auch letztlich: Kinder klar zu machen, dass es Spinner (oder sagen wir Menschen mit merkwürdigen Eigeninteressen) gibt.
Dass sie das zu hinterfragen haben, was ihnen gesagt wird.
Und das lernt man nicht in dem einem immer nur die Wahrheit erzählt wird.
Eigentlich würde es sogar komplett kontrapruduktiv sein, weinn die Schule und das Umfeld der Kinder komplett neutral und objektiv wäre. Sie würdenn nie die echte Welt kennen lernen.
Ich war in einer katholischen Grundschule, meine Kinder waren in einem evangelischen Kindergarten. Trotzdem sind wir den Indoktrinationen nicht verfallen. Eher das Gegenteil.
Es ist eine Illusion zu glauben, es können eine Welt geben, die nur der objektiven Wahrheit verpflichtet wäre.
Darum geht es dann aber auch letztlich: Kinder klar zu machen, dass es Spinner (oder sagen wir Menschen mit merkwürdigen Eigeninteressen) gibt. Dass sie das zu hinterfragen haben, was ihnen gesagt wird.
Religiöse Erziehung setzt bewusst in einem Alter an, in dem die Kinder zu dieser kritischen Distanz gar nicht fähig sind.
Stelle Dir mal den Aufstand seitens der Kirchen vor, wenn der Vorschlag im Raum stünde, dass die Kinder erst dann mit religiöser Ideologie vertraut gemacht werden, wenn sie alt genug sind, sich eine eigene Meinung zu bilden. Oder dann, wenn man ihnen die Evolutionslehre nahebringt.
In den Grundschulen werden den Kindern religiöse Märchen als Tatsachen beigebracht, während alle beteiligten Erwachsenen, also die Lehrer, die Eltern oder der Pfarrer genau wissen, dass diese nicht wahr sind. Das funktioniert nur unter Ausnutzung der unterlegenen geistigen Fähigkeiten der heranwachsenden Kinder. Ich akzeptiere in diesem Punkt gerne andere Meinungen, aber für mein persönliches Empfinden ist das eine Form von Gewalt und geistigem Missbrauch, der an staatlichen Schulen nichts verloren hat.