Ich bin kurz davor, der Randonneursszene zu verfallen, obwohl mir die Folgen klar sind: Immos, Aktien usw. werden versilbert, von Frau und Kindern werde ich verlassen, danach strande ich ganz allein, nur mit meinem Rad, in einer Einzimmerwohnung mit Feldbett, die zu einer Bikewerkstatt umgestaltet wurde - und bin rundum glücklich.
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"Ich weiß noch, wie der Jochen kurz vor Brest gekotzt hat"
"Wieso? Hatte er Magenprobleme?"
"Nein, ihm tat das Knie weh."
Lächerliches Startgeld von 20 € und dafür noch ein Frühstück, eine Superverpflegung nach 95 km, eine Dusche usw. in Berlin sowie Zielverpflegung zu Spottpreisen.
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obwohl mir die Folgen klar sind: Immos, Aktien usw. werden versilbert,
Das wird aber ganz schön schwierig, sich mit diesen Startgebühren zu ruinieren
Das wird aber ganz schön schwierig, sich mit diesen Startgebühren zu ruinieren
Die Startgebühren sind sicherlich nicht das Problem, sondern, dass das Radfahren zeitlich und psychisch einen Stellenwert einnimmt, der einen geregelten Broterwerb nicht weiter zulässt.
Wir waren übrigens sehr lange auf Deinem Track unterwegs!
...den ich auch nur irgendwo geklaut hatte...
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"Ich weiß noch, wie der Jochen kurz vor Brest gekotzt hat"
"Wieso? Hatte er Magenprobleme?"
"Nein, ihm tat das Knie weh."
Unser Team startet um 6:45 h. Marvin steht im Kreisel nach 300 m und singt uns ein HSV-Fanlied. So muss der Sporttag starten! Es ist dunkel, es ist feucht, nur ein paar Spinner unterwegs - und ein einsamer Fan! Durch den günstigen Startpunkt haben wir schon nach 10 min drei Bundesländer berührt: HH, SH und Niedersachsen. Eine Strecke ist nicht vorgeschrieben, lediglich Dömitz nach ca. 95 km bietet einen Kontrollpunkt mit Verpflegung. Bis dahin sammeln wir auchso ziemlich alle der 500 hm, die die Strecke zu bieten hat, ein, die meisten befinden sich im Bereich Hitzacker. Das macht wach: morgens um 8:30 h schön ein bisschen klettern. Über die Historie der Dömitzer Eisenbahnelbbrücke habe ich mich hier vor einem Jahr schonmal ausgelassen, aber den Photopoint nehmen wir gerne mit:
Auf dem Rastplatz hinter der Brücke stehen die Leute vom Audaxclub und es ist Wahnsinn, wie schnell ein paar Waschwannen mit belegten Broten von den Radlern leergefressen sind, Raubtierfütterung ist nichts dagegen. Hier hat man auch noch ein Brückenfragment aufgestellt, es ist mein Lieblingsdenkmal zur Wiedervereinigung.
Dömitz an der Elbe könnte ein richtig schön malerischer Ort an der Elbe sein, aber die Jahre als Grenzort ohne Übergang haben ihm übel mitgespielt. Wir kommen an Straßenzügen vorbei, die garantiert niemand mehr sanieren will, eine Villa mit Elbblick kostet 50.000 €, die sieht aber aus wie ein Grab für Geld. Auch einen Getreidesilo am Hafen braucht man irgendwie nicht ganz so dringend, oder? Schnell weiter. Niedersächsisch Elbien ist richtig dicht besiedelt, andauernd kommt man wieder durch einen Ort, aber hier, hinter Dömitz gibt es - nichts. Gar nichts. Nur stundenlang Wälder, Felder, Alleen. Kaum ein Auto, wenn mal ein Dorf kommt, kein Mensch. Lange vorher freue ich mich schon auf Wittenberge, mit tatsächlich fünfstelliger Einwohnerzahl, über Wittenberge kann ich unterwegs vorher auch schon mal etwas erzählen und was passiert? Wir umfahren es auf einer Umgehung. Wenigstens Bad Wilsnack, meinen Kurort von 2002 oder so, durchqueren wir. Endlich mal was zu sehen. Der sportliche Wert der Tour ist schon hoch, Spaß macht die Zusammenarbeit mit den Jungs, viel fahren wir auch mit zwei Berlinern, die nach Hause wollen. Aber ich hadere doch viel unterwegs (was soll das? Warum bin ich hier? Kann ich nicht hier irgendwie dnf machen?) und lutsche viel, fühle mich schwach. Dann errechne ich noch, dass es mit dem Zug knapp werden könnte, was dann wäre stünde komplett in den Sternen. Von diesem Moment an bin ich irgendwie besser motiviert, fahre mehr im Wind und mache sogar etwas Druck. Auf Wunsch eines einzelnen Herren (jannjazz) fahren wir die letzten 20 km an der B 5 nach Berlin rein, denn ich bin an der B 5 geboren, allerdings 300 km weiter westlich und außerdem befindet sich an der berliner Stadtgrenze ein Denkmal mit einem Bären, das ich unbedingt für ein Photo will. Als wir den Photopoint erreichen, holt der eine Berliner, Abrakadabra, eine Tüte Haribo Goldbären raus und bietet großzügig an. Stil kann man nicht lernen.
Allein für dieses Bild hat sich die Tour schon gelohnt!
Nach dem Photo, zack, zack, bekomme ich erklärt, dass ich um eine Stunde falsch liege: wir haben also massig Zeit. Wie bin ich froh! Schnell ist nun auch das Wassersportzentrum Berlin Gartow erreicht, ah super, schön duschen und saubere Sachen. Schöner Sportsonnabend, bis jetzt...aaaber...
Um 19:34 h versaue ich mir den Tag: weil der Wagenstandsanzeiger für den Eurocity falsch ist, muss ich mit dem Rad laufen, als die Räder im richtigen Wagen verladen sind stelle ich fest, dass mein Seesack noch auf dem Bahnsteig steht. Also wieder raus und – der Zug fährt ab. Alles Scheiße, nur einer ist Schuld: ich. Außerdem habe ich die Fahrkarte und die Weingläser. Katastrophe. Extremst peinlich. Wir wollten doch eine schöne Siegesfeier haben und ein Gläschen trinken. Nix da.
Doch ich unterschätze meine Sportkameraden bei weitem: Jens nimmt mein Rad mit nach Hause, Axel organisiert Plastikbecher für den Wein, Fahrkarten kaufen sie sich im Zug neue. Und auch mir geht es gut, besser als gut sogar, denn am Fahrkartenautomaten lerne ich ein paar Jungs vom Betriebssport Hamburg kennen, Athletico Baccardi, Hermes usw. Die kaufen meine überzähligen Fahrkarten, so habe ich kaum Kosten. Außerdem überreden sie mich, lieber den späteren direkten Zug zu nehmen, ohne Umsteigen, das ist entspannter. Recht haben sie. Ich leiste keinen Wiederstand, schon gar nicht, als der Wartesaal Bierquelle Spandau gewählt wird. Natürlich ist es kein Problem, im Gegenzug einen Wein auszugeben, unterwegs plaudern wir nett, einer kennt sogar meinen Storebaeltsbroen-Blog. Ein Fan, hurra, es geht nicht geiler. Ich rufe zu Hause an und Marvin verspricht, mich am Hauptbahnhof abzuholen. So kann ich sogar noch Mighty Mouse einsammeln. Alles gut!
Hach, endlich wieder schöne geschichten aus dem Norden
Das was Dir in der Bahn passiert ist, hat mein Vater auch geschafft. Nur war nicht sein Rad im Zug, sondern ich als 3 jährige ganz allein mit meinem Teddy.
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Beim Rennrad-Kindertraining (10 jährige)
Kind1 (w): Darf ich dir mal was sagen?
Kind2 (m): Mhm
Kind1: Weißt du warum du langsam bist?
Kind2: Mhm???
Kind1: Du redest zu viel.
Ohne die Aktion hätten wir doch eigentlich gar nichts erlebt! Besonders angetan war der Schaffner von unserer Geschichte...
Und ohne unseren charming Axel wäre die Stimmung im Wagen mit einem Mitreisenden Ehepaar fast gekippt! Erst diskutieren wir über mögliches Schwarzfahren, dann holt der dicke Willy auch noch ne Hülse raus und Axel quängelt nach Gälsern für seinen Wein! Da kann die Spitze von rechts. Sie fragte Ihre Mann, ob man hier überhaupt trinken dürfte. Und das in einer Lautstärke, dass wir es gerade so mitbekommen...
Nun kam der Einsatz von Axel.... drei Sätze reichten aus und sie waren plötlzich Fans!
War mal wieder ne super Tour und ein toller Vorgeschmack auf den DK-Tripp.