Was ich damit sagen will: Es gibt m.E. niemanden, der nicht das ein oder andere Thema bewußt oder unbewußt abarbeitet und insofern kann ich Deine Frage nicht beantworten, wie jemand lebt, der nichts zu kompensieren hätte.
Ah! Auf den Absatz habe ich gewartet. Dann allerdings ist Deine Aussage "Jeder der "Extremsport" macht, kompensiert irgendwas ..." eben Unfug. Sie hätte lauten müssen: "JEDER kompensiert irgendetwas."
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Auweia - dann kompensiere ich auch, denn ich bin da ganz bei Drullse und seinen Anmerkungen. Vielleicht sollte grundsätzlich unterschieden werden, ob jemand Sport des Sport willens macht, mit all seinen positiven Effekten, oder ob man sich darüber hinaus auch noch in Wettkämpfen mit anderen messen will - mit all seinen auch weniger positiven Begleitumständen. Es ist meiner Ansicht nach ein wesentlicher Unterschied ob man "nur" Sportler oder Sportler und Wettkämpfer ist.
Das ist ein ganz interessanter Punkt, den Du da ansprichst, Kalle!
Wobei man vielleicht noch ergänzen könnte, dass es im Lauf der "Karriere" eines Sportlers durchaus verschiedene Stadien geben kann (Jeff Galloway hat 5 solche fürs Laufen mal schön abgegrenzt, wer die kennt ...). D.h. es kann sein, dass jemand als "Nur-Sportler" anfängt, dann "Sportler und Wettkämpfer" wird und dann wieder "Nur-Sportler". Viele belassen es bei nur einer Kategorie. Viele nehmen zwar an einem Wettkampf wie diesem Triple-IM teil, ihnen sind aber die "Konkurrenten" wurscht, sie kämpfen alleine gegen sich und ihren Schweinehund und betrachten die anderen Teilnehmer nicht als Konkurrenten, die es zu besiegen gilt, sondern als "Brüder im Geiste". Insbeosndere bei Ultraveranstaltungen findet man - so meine Erfahrung - besonders viele solcher Typen, aber freilich auch die ehrgeizigen Wettkämpfer.
Besonders amüsant find ich solche "Wettkämpfer" die unerlaubte Hilfsmittel in Anspruch nehmen, um ihre AK zu gewinnen oder was auch immer ihr Zeil ist. Sei es, dass sie beim Marathon ein wenig U-Bahn fahren oder dopen und sich hinterher völlig frei von Schuldbewußtsein feiern lassen und selbst feiern.
Nachtrag: Hab grad die Kategorien von Jeff Galloway im Web entdeckt:
Ah! Auf den Absatz habe ich gewartet. Dann allerdings ist Deine Aussage "Jeder der "Extremsport" macht, kompensiert irgendwas ..." eben Unfug. Sie hätte lauten müssen: "JEDER kompensiert irgendetwas."
"JEDER kompensiert irgendetwas" schließt doch die Extremsportler mit ein. Was hätte das an meiner Aussage geändert? Wenn ich geschrieben hätte "Alle die etwas kompensieren, machen Extremsport" wäre es was anderes gewesen - hab ich aber nicht.
Ich sag euch mal was ganz schockierendes: Wir haben auch ALLE ein Unterbewusstsein. Aber deswegen muss man ja nicht gleich zum Arzt...
Stimmt - neimand muss deswegen zum Arzt. Es ist schlciht und einfach völlig normal und betrifft jeden Menschen in mehr oder weniger stark ausgeprägter Form - je nach Erlebnishintergrund und Aufarbeitung der Erlebnisse sowie individueller Sensibilität.
Ich denke es schadet niemandem sich dann und wann der Selbstreflexion zu widmen, auch wenn dies nicht immer angenehm ist und man es sich gerne bequem gemacht hat in der ein oder anderen kleinen und größeren Lebenslüge, die dabei an die Oberfläche kommen könnte. Für mich ist das ein Zeichen von Reife und Tiefgang, die ein Mensch besitzt, mit dem ich gerne Umgang habe, weil mir persönlich so ein Mensch auch immer wieder unerwartete Anstöße liefert, mich und mein leben, wie ich es mir eingerichtet habe kritisch zu hinterfragen.
Dass gerade "körperliche Exerzitien" wie Extremsport mit seiner notwenigen Askese ("Übung") ein probates Mittel darstellen, sich selbst und Fragen nach Sinn und Streben nach Glück näher zu kommen, hat dabei jahrtausende lange Tradition in allen Kulturkreisen.
mann mann mann pinkpoison... wo geht'n das hier hin... mal weiter gefasst: ich will wirklich nicht jeden meiner wesenzüge und jede meiner handlungen und aktivitäten psychologisch begründet und/oder auseinandergepflückt bekommen... macht mich das jetzt zu einem ignoranten, sich selbst verleugneten und verdrängenden menschen?
aber zugegeben, die (in meinen augen verheerende) gesellschaftliche entwicklung der letzten jahrzehnte, nämlich für jeden splin tiefenpsychologische erklärungensmuster zu suchen und zu finden wäre sicher ein abendfüllendes diskussionthema...
edit ergänzt zu deinem letzten abstaz: dito! gerade aus ethnopsychoanalytischer sicht gibt es hier reichlich futter... und damit sind wir genau an dem punkt den ich meine: denn die die du da ansprichst sind bestens ohne die "tiefenanalyse" ausgekommen... sie haben's halt gemacht... und auf ihre art und in ihrem kontext auch verstanden warum...
mann mann mann pinkpoison... wo geht'n das hier hin... mal weiter gefasst: ich will wirklich nicht jeden meiner wesenzüge und jede meiner handlungen und aktivitäten psychologisch begründet und/oder auseinandergepflückt bekommen... macht mich das jetzt zu einem ignoranten, sich selbst verleugneten und verdrängenden menschen?
aber zugegeben, die (in meinen augen verheerende) gesellschaftliche entwicklung der letzten jahrzehnte, nämlich für jeden splin tiefenpsychologische erklärungensmuster zu suchen und zu finden wäre sicher ein abendfüllendes diskussionthema...
Naja... sagen wir mal so: Wenn Du Dich insgeheim davor fürchtest, was da alles zum Vorschein kommen könnte bzw. das dumpfe Gefühl hast, dass da durchaus was sein könnte, dass Du lieber nicht genauer wissen willst, dann würde ich Dich als "verdrängenden Menschen" einstufen.
Mit Ignoranz im Sinne von Dummheit hat das m.E. nicht zu tun, "sich selbst verleugnen" würde voraussetzen, dass Du Dich im Grunde zwar kennst, aber bewußt trotzdem anders, also gegen Dein eigentliches Ich lebst/bist.
.[...]Wenn Du Dich insgeheim davor fürchtest, was da alles zum Vorschein kommen könnte... [...]
nicht die bohne...
völlig ausschließen, dass da jemand nach langem bohren was finden würde kann ich nicht... nur wär das für mich nicht relevant
edit:
aber ich möchte noch mal nen versuch wagen 2 standpunkte zusammen zu führen: wie andere hier auch würde ich eben nicht sagen, dass mein sport reines kompensationsinstrument ist... allerdings habe ich in all den jahren sicherlich den einen oder anderen tag auch mal ganz bewusst etwas kompensiert... bspw. schei* tag gehabt mit ärger usw. = und bei der abendlichen laufeinheit dann irgendwie dampf abgelassen... soll vorkommen...
ich finde es eigentlich ganz angenehm, dass heute morgen die Diskussion vom Lästern über die Leistung mehr Richtung komensation ging.
Ich mache Sport aus Spaß an der Bewegung, mache seit 4 Jahren in Form des Langdistanztrainings mehr Sport als Ausgleich zu meinem psychisch-stressigen Job. Zu Zeitpunkten, wo es mir als Mensch schlecht ging - hab ich mich in Extremsport gestürzt und dort meine innere Ruhe zurückgefunden. Rückblickend finde ich dieses Verhalten sehr gesund und bei gewöhnlichen Lebenskrisen kann eine solche Maßnahme auch Medikamente oder Arztbesuche ersetzen, so lang die Krise nicht zu heftig ist.
Würde ich jetzt in eine schwere Krise kommen, könnte ich mir vorstellen, dass ich es ebenfalls per Triple Ironman im Joggingtempo oder vergleichbaren Herausforderungen versuchen würde.
Der stürzt sich in die Malerei, oder macht Musik, schreibt Gedichte, meditiert in der Wüste oder setzt sich eben auf dastreue Fahrrad
Und da sehe ich die Parallele zu dem Protagonisten der Reportage, es macht ihn mir sympathisch.