So, jetzt also auch mein Rennbericht. Viele wissen sicherlich von der suboptimalen Woche davor. Knieschmerzen die sich als Läuferknie diagnostiziert haben, Saltindiät und anschließend ein Magen-Darm-Virus ab Donnerstag, so dass ich kaum Kohlenhydrate geladen hatte. Die drei Tage davor waren furchtbar, der Arzt gab mir zwar sein ok zu starten, wenn ich das meine, aber ich war ziemlich kaputt. Wollte aber schauen, ob es geht und ich mir den Traum doch noch erfüllen kann, auch weil ich wusste ich werde in den kommenden Jahren vll. nicht nochmal die Chance bekommen.
Schwimmen:
War ein klein bissl spät dran, daher musste ich mich echt beeilen und schon ging es los. Mein Freund gab mir mit auf den Weg, dass ich so langsam schwimmen soll, wie ich das kann, um Körner zu sparen. Es ist völlig egal, ob da 58 oder 1:05 steht. War schwer anzuerkennen, aber ich hab mich dran gehalten. War wirklich das lockerste und schönste am Tag. Bin sehr einfach 1:01 geschwommen. In der Wechselzone war ich überrascht, hatte ein gefühl wie 1:10 daher hatte ich kurz die Hoffnung, dass alles gut wird.
Rad:
Leider wähnte diese Hoffnung nur rund 20 km, da merkte ich schon, dass ich keine Kraft hatte. Ich habe tatsächlich bei km 30 das erste Mal gedacht, dass ich es nicht ins Ziel schaffen werde. Es waren aber so viele Freunde und Familie an der Strecke, dass ich zumindest mal bis zum Solarer Berg fahren wollte. Ich hab mich dann bei einem 28er Schnitt eingependelt, lag immer so bei Puls 130 (Marschroute war 145) und bin wie im Training gefahren. Da gehen einen so ein paar Gedanken durch den Kopf. Ich bin die Runde im Training schon des Öfteren schneller gefahren. Solar war dann toll und dann bin ich halt mal auf die 2.Runde. Ging dann so bis km 130 ganz gut weiter. Dann irgendwann hatte ich tierische Rückenschmerzen. Aber ok, ich habs überwunden und das zweite Mal Solar hat mir unglaublich viel Kraft gegeben, da standen nämlich 20 Supporter von mir und sind oben mit mir mit gelaufen. Also war das nächste Miniziel T2. Ernährungstechnisch war ich überrascht, dass ich meine Gels drin halten konnte. Habe mich mit einer 6-Stunden-Mischung von aims Qualigel versorgt und sonst nur Wasser getrunken und über den Kopf geschüttet. Am Anfang habe ich noch 2 Bananen gegessen. Merkwürdigerweise fand ich die Hitze auf dem Rad gar nicht arg. Ich habe zumindest nicht so viel davon gespürt. Liegt wahrscheinlich aber daran, dass ich nicht so voll gefahren bin. Bin nie aus dem Sattel und habe nie gedrückt. Gesamt warens dann 6:20.
Laufen:
In T2 angekommen, wusste ich ja was mir blüht, also echt langsam gemacht und im Kopf versucht vom "leistungsmäßigen" Denken wegzukommen und mir zu sagen, jetzt alles mitzunehmen an Verpflegung und Support den ich bekommen kann. Es ging ganz gut los. Konnte einen guten 6er Schnitt laufen und war noch recht frisch. Puls war so bei 140. Hätte hier also auch schneller gesollt. (Marschroute war 145-150) Zum Kanal und echt noch positiv gewesen und dann gings leider los. Der Durchfall war schnell zurück, sobald ich was trinken musste. Ist ein ziemliches Dilemma, da ich so einen Durst hatte, dass ich das Gefühl hatte selbst zwischen den 2 km Abständen zu verdursten, ich aber jedes Mal wenn ich getrunken habe auf dem Dixie oder im Wald war. So habe ich mich dann dahin geschleppt. Zwischenzeitlich mal 4 km nichts getrunken, da konnte ich dann wieder einen 6er Schnitt laufen. Es war die Vollkatastrophe als sich bei KM 15 dann auch noch mein Knie meldetet. Ich musste viel gehen um dann überhaupt zumindest mal einen Schluck Wasser zu trinken. Das hat sich dann echt bis Kilometer 32 hingezogen. War ca. 10mal im Gebüsch. Hinzu kam noch das es bei km 28 zu regnen anfing und mir so kalt wurde. Irgendwann dann kam mir mein Freund auf dem Rad entgegen und ich bin den Kanal zurück wieder gelaufen ohne Getränke dann. Das ging dann so, wie das mit dem wehen Knie dann geht. Bin dann die letzten knapp 10 km im 6:30er Schnitt ins Ziel gehumpelt. Schön waren die letzten 3 km durch Roth. Hier hat dann eine Freundin übernommen und ist nebenher. Ins Ziel bin ich dann gespurtet und war dann einfach nur glücklich das es vorbei war und ich unter die Dusche konnte. Zeit war so um die 5:20.
Ich schwanke ein ganz klein wenig, weil das was ich beim Laufen gezeigt habe, nicht wirklich Sport für mich ist. Das ist ein bißchen schade. Ich bin unfassbar stolz das Ziel gesehen zu haben! Ich habe mir das bewiesen, was ich immer wollte: Never ever give up! Das ich so stark bin, ein Ding durchzuziehen und am Ende muss man sagen, war das gestern viel schwieriger, als wenn es rund gelaufen wäre. Trotzdem bleibt da ein klein bißchen Traurigkeit. Ich weiß und spüre, dass ich mehr kann. Es wäre nicht unter die ganz, ganz heimlich geträumten 11 gegangen, aber ein Finish zwischen 11:15 und 11:30 wäre drin gewesen. Hätte, Hätte...An diesem Tag gestern und mit dieser Woche davor wusste ich das ja vor Rennbeginn. Mehr ging leider gestern nicht. Vll. ist dieser Gedanke auch da, weil es für mich so schnell keine Langdistanz mehr geben wird. Ich möchte nicht, dass mich das jetzt noch verfolgt, mir beweisen zu müssen, dass ich schneller kann. Es ist völlig egal!
Ich liebe das Leben mit all den anderen Facetten zu sehr, um es noch einmal einer Langdistanz unterzuordnen. Ich will im Sommer Mountainbiken, Wandern, Klettern, im Biergarten Sitzen, Festivals besuchen, Städte und Länder erkunden, am See chillen und Sommernächte durchtanzen. Ich will im Winter Skitouren gehen, Nachtwanderungen machen und Glühwein auf dem Christkindlsmarkt trinken. Ich freue mich auf all das im kommenden Jahr mit meinem Freund an meiner Seite.
Es gibt andere Ziele, die ich genauso konsequent und ehrgeizig angehen werde und heute schon bin ich wieder heiß darauf und freue mich sehr: Eine Olympische unter 2:30, ein 10er in 45 Min, ein Halbmarathon in 1:45, ein Marathon unter 4 Stunden, eine Mitteldistanz nah an 5 Stunden. Was auch immer da kommen mag, Roth 2014 hat mich gestärkt und mir bewiesen, man kann alles schaffen, wenn man es so sehr will, wie ich es wollte!
Danke an Euch. Die Personen wissen genau wen ich meine. Der Blog und Eure Beiträge waren eine Riesenmotivation und auch ihr habt einen kleinen Anteil am Finish!
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"Die Grenzen deiner Gedanken, sind die Grenzen deines Erfolges."
Sehr authentischer, sympathischer und für mich gut nachvollziehbarer Bericht Alex! In diesem Sinn - auch wenn die Worte irgendwie abgegriffen klingen - ein ehrliches "Glückwunsch zum Finish" von mir!!!
Hallo Alex,
auch von mir herzlichen Glückwunsch zum Finish in Roth.
Ich kenne dich ja nicht wirklich, habe aber den leichten Eindruck bekommen, dass dein Ehrgeiz und dein großartiger Hang zur Perfektion dir am meisten im Weg standen.
Wie gesagt, ich mag mich ja täuschen (glaube es aber nicht ).
Ich war nun das vierte Mal beim Challenge Roth und hab mir noch nie Gedanken über die zu erwartende Windrichtung gemacht
Insoweit glaube ich zu wissen, dass du es viel schneller kannst.
Saltin - bei der ersten LD, ist ja wirklich wagemutig und diese Knie- harte Vorbereitung.
Wirklich bemerkenswert dass du es geschafft hast.
Also ich wünsche Dir, dass dir mal eine lockerere Vorbereitung mit
gelungenem Kompromiss aus Training und..im Biergarten Sitzen, Festivals besuchen, Städte und Länder erkunden, am See chillen...
gelingt - mit anschließender persönlicher Bestzeit
Machs gut,
Eber
Nochmals Gratulation und Respekt zu diesem Finish unter den Umständen!
Als ich dich am Vorabend getroffen habe hatte ich große Bedenken ob ein Finish unter diesen Umständen möglich sein kann.
Wenn ich mit Magen&Darm fertig bin dann bin ich froh wenn ich hinterher noch die Treppe hoch komme.
Dein Bericht gefällt mir. Genieße das Leben! Du hast dir gezeigt wieviel Biss du hast und kannst hier drauf genauso stolz sein wie auf eine Zielerreichung unter idealen Voraussetzungen.
Also, genieß das Leben und viel Spaß und Erfolg bei deinen neuen Vorhaben!
Danke Nico für die schönen Worte! Bin sehr dankbar dafür, dass bestärkt mich.
Nur keine Sorge: Es ist nur Schluss mit der Langdistanz. Nächstes Jahr in Köln wird von uns beiden bitte GEMEINSAM unter die Stunde geschwommen und ich geb Dir nicht nur 2 km Wasserschatten, sondern spendiere ganze 4 km. So als Vorbereitung für Frankfurt.
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