Zum merit-order-Printzip habe ich heute früh schon was im Dialog mit Schwarzfahrer geschrieben und den Mechanismus der Preisfindung verlinkt.
Zitat:
Zitat von Hafu
...
Im Augenblick beeinflusst der Gaspreis in der Tat den Strompreis (aber nicht den Strompreis an selbst erzeugten Strom, sondern den sog. Börsenstrompreis. an der EPEX)
Zitat:
Day-Ahead-Handel: Organisiert ist der Day-Ahead-Markt als Auktion. Stromkäufer und Stromverkäufer geben jeweils bis spätestens 12 Uhr des Vortags ihre Gebote für den nächsten Tag ab. Neben Paketen für jede volle Stunde eines Tages werden auch Blockgebote gehandelt, beispielsweise für die stromintensiven Morgenstunden zwischen sieben und zehn Uhr. Die Höhe des Preises ergibt sich an der Schnittstelle, an der Angebot und Nachfrage zur Deckung kommen. Das letzte Kraftwerk, dessen Gebot zur Bedienung der Nachfrage noch zum Zuge kommt – und damit das teuerste ist – bestimmt also den Börsenpreis. Fachleute sprechen von „Grenzkraftwerk“ und „Merit-Order-Effekt“, den Preis nennt man „Markträumungspreis“.
Dieser wird täglich ermittelt und ergibt sich durch das teuerste Kraftwerk, das zur Deckung der benötigten Gesamtstrommenge zugeschaltet werden muss und dieses teuerste Krtaftwerk ist derzeit sehr oft ein Gaskraftwerk, da der Anteil an erneuerbaren Kraftwerken an normalen nicht allzu windigen Tagen nur bei 40 bis 50% liegt. Diesen Preis für den Strom, den das teuerste Kraftwerk kostet, erhalten dann alle Stromlieferer (also auch die Anbieter von Windkraft und PV für diesen Tag, so dass diese Preisfindung auch viel Geld in die Taschen von Windkraftanbietern und Betreiber von Solarfirmen spült)
Wenn der Anteil der Eneuerbaren Energien weiter deutlich innerhalb des Strommmix ansteigt, so dass auch an Tagen mit mäßigem Wind und mäßigem Sonnenschein genügend regenerative Energie ins Netz eingespeist werden kann, dann wird in ein paar Jahren das teuerste zusätzliche Kraftwerk, das zur Deckung des Bedarfs eingeschaltet werden muss nicht mehr ein Gaskraftwerk, sondern z.B. ein Batteriespeicher oder ein Pumpspeicherkraftwerk sein und dann wird auch der Börsenstrompreis an vielen Tagen gravierend sinken.
Damals war der Gaspreis schon massiv angestiegen, aber noch nicht ganz so extrem hoch wie jetzt, so dass man u.U. doch manches nochmal überdenken muss.
Es gibt z.B. schon seit Monaten viele renommierte Wirtschaftsexperten, die z.B. die Idee eines Gaspreisdeckels für russisches Öl befürworten. Das bedeutet, wir zahlen an Putin für das bezogene Gas nicht den derzeitigen Marktpreis sondern nur einen deutlich niedrigegeren Preis der sich am früherern Preisniveau orientiert. Dass wäre eine Art Übergewinnsteuer für den Krisengewinnler Russland, der ja bewusst mit dem Angriffskrieg im Sinne einer MArktmanipulation den Gas- und Ölpreis in die Höhe getrieben hat.
Da Putin auf die Einnahmen aus dem Verkauf von Gas an die EU angewiesen ist, glauben viele Ökonomen, dass er einem solchen Gaspreisdeckel widerwillig zustimmen würde, da man russisches Gas nicht mal eben woanders hin verkaufen kann und sich Gasquellen auch nicht mal eben zuschrauben lassen.
Wenn Putin den Gaspreisdeckel nicht akzeptieren würde, dann wären wir halt jetzt im Spätsommer an dem Punkt, an dem wir höchstwahrscheinlich irgendwann am Ende des Winters ohnehin sein werden, dass wir nämlich unseren Energiebedarf komplett ohne russisches Gas decken müssen.
Zum merit-order-Printzip habe ich heute früh schon was im Dialog mit Schwarzfahrer geschrieben und den Mechanismus der Preisfindung verlinkt.
Danke für das Zitat - Das habe ich damals offenbar übersehen - und den Link. Ich bin auf den Zusammenhang Strom-Gaspreis gestossen, als ich mir die Charts zum Strom- und Gaspreis angesehen habe. Die zu erwartenden Strompreissteigerungen (wegen der Gaspreise und der Merit-Order) und die sozialen Folgen treffen viele Menschen im nächsten Jahr sehr hart.
Zitat:
Zitat von Hafu
Es gibt z.B. schon seit Monaten viele renommierte Wirtschaftsexperten, die z.B. die Idee eines Gaspreisdeckels für russisches Öl befürworten. Das bedeutet, wir zahlen an Putin für das bezogene Gas nicht den derzeitigen Marktpreis sondern nur einen deutlich niedrigegeren Preis der sich am früherern Preisniveau orientiert. Dass wäre eine Art Übergewinnsteuer für den Krisengewinnler Russland, der ja bewusst mit dem Angriffskrieg im Sinne einer MArktmanipulation den Gas- und Ölpreis in die Höhe getrieben hat.
Da Putin auf die Einnahmen aus dem Verkauf von Gas an die EU angewiesen ist, glauben viele Ökonomen, dass er einem solchen Gaspreisdeckel widerwillig zustimmen würde, da man russisches Gas nicht mal eben woanders hin verkaufen kann und sich Gasquellen auch nicht mal eben zuschrauben lassen.
Wenn Putin den Gaspreisdeckel nicht akzeptieren würde, dann wären wir halt jetzt im Spätsommer an dem Punkt, an dem wir höchstwahrscheinlich irgendwann am Ende des Winters ohnehin sein werden, dass wir nämlich unseren Energiebedarf komplett ohne russisches Gas decken müssen.
Hast Du mal einen Link zu einem Artikel von den renommierten Wirtschaftsexperten, wo sie das ausführen. Ich würde das gerne mal nachlesen, wie sie das begründen.
In den Verträgen mit Gazprom wurde bekanntlich auf Wunsch DE im Zuge des liberalisierten Energiemarktes der durchschnittliche Börsenpreis für das russische Erdgas statt langfristige feste Preise vereinbart wie früher üblich, weil gehofft worden ist, damit "preiswerter" zu fahren, was sich jetzt als Nachteil erweist.
Dass Gazprom die Verträge abändert und einen deutlich unter dem Börsenpreis liegenden Kaufpreis für kurze Verträge akzeptiert, kann ich mir nicht vorstellen. Das erinnert zu sehr an Rohstoffkolonialismus, wo die Industrieländer die Bedingungen diktieren statt Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt und gleichwertige Handelsbeziehungen. Bei längeren Laufzeiten und festen Mengen hat früher Gazprom immer auch fest vereinbarte Preise, die sich nicht an den Schwankungen des Börsenpreis orientierten, abgeschlossen. Insofern kann ein Wechsel sinnvoll und möglich sein, wieder weg vom liberalisierten Strommarkt (Börsenpreis) hin zu vertraglich vereinbarten Preishöhen in den Lieferverträgen. Davon sprechen vermutlich die Ökonomen.
Zur Knappheit auf dem Gasmarkt trägt natürlich bei, dass die EU und als wichtigster Bezieher Deutschland so schnell wie möglich kein russisches Gas mehr kaufen wollen und stattdessen auf dem Weltmarkt alles aufkaufen und Klinken putzen. Da steigt sogar in den USA der Gaspreis, wenn DE in Kanada neue Gaslieferungen bestellen will. Es ist nicht der Ukrainekrieg per se, der für Knappheit und erhöhter Nachfrage auf dem Weltmarkt sorgt, sondern der Umgang der EU damit und der daraus entstehende Bedarf der EU und DE nach anderen Quellen auf dem Weltmarkt, um alle russischen Importe zu ersetzen, sowie die russischen Reaktionen darauf. Um den Gaspreis zu senken, braucht es marktwirtschaftlich ein höheres Angebot auf dem Weltmarkt im Vergleich zur Nachfrage, was mit NS2 schon 2021 möglich gewesen wäre. Willst Du das russische Gas vom Weltmarkt ausschliessen, steigt logischerweise erstmal der Gaspreis, solange es zu wenig erneuerbare Energien gibt oder Ersatz durch Kohle, Atom.
Ich hatte im übrigen nie was gegen Gaslieferungen aus Russland, allerdings hatte ich
insbesondere die letzten 15 Jahre was dagegen, dass das Kabinett Merkel die Ernergiewende an die Wand gefahren hat.
Das fing damit an, dass man die Solarbranche hat streben lassen und das ging bis in die letzten 5 Jahre wo man die Windbranche hat sterben lassen, obwohl man die Technologie mit unserem Geld aufgebaut hat und andere profitieren jetzt davon.
Ansonsten in meinen Teil ist ein gewichtiger Grund für Putin diesen Krieg zu beginnen, dass er genau weiß, dass in 10 Jahren keiner in Europa sein Gas mehr gewollt hätte und er damit in Rechtfertigungsdruck gegen die Oligarchen geraten wäre. Die hätten ihn irgendwann fallen lassen, wenn sie nichts mehr an ihm verdient hätten.
Also fängt man einen Krieg an und stellt alles im Grunde unter Kriegsrecht und rechtfertigt damit alles.
(P.s.: Ja und die Amis haben das schon X mal auch so gemacht. Für mich sind die Amis nicht besser als die russische Regierung aber halt auch nicht schlechter. Alles dieselbe Mischpoke).
Ich wollte damit nur darauf aufmerksam machen, dass die Bundesrepublik schon im Kalten Krieg von der UDSSR 40 % des Gasbedarfes bezogen hat.
Zitat:
Zitat von MattF
Das fing damit an, dass man die Solarbranche hat streben lassen und das ging bis in die letzten 5 Jahre wo man die Windbranche hat sterben lassen, obwohl man die Technologie mit unserem Geld aufgebaut hat und andere profitieren jetzt davon.
Kann ich nur unterstreichen.
Zitat:
Zitat von MattF
Ansonsten in meinen Teil ist ein gewichtiger Grund für Putin diesen Krieg zu beginnen, dass er genau weiß, dass in 10 Jahren keiner in Europa sein Gas mehr gewollt hätte und er damit in Rechtfertigungsdruck gegen die Oligarchen geraten wäre. Die hätten ihn irgendwann fallen lassen, wenn sie nichts mehr an ihm verdient hätten.
Also fängt man einen Krieg an und stellt alles im Grunde unter Kriegsrecht und rechtfertigt damit alles.
Putin wird in 10 Jahren 79 und wird ziemlich sicher nicht mehr im Amt sein wegen seines Alters.
Nein, ... Woher soll da Überschussenergie zur Herstellung von Wasserstoff kommen?
Prädestiniert dafür sind alle Länder mit viel Sonneneinstrahlung oder/und Möglichkeiten zur Nutzung von Wasserkraft und dünn besiedelte windreiche Länder, in denen man relativ problemlos Windräder aufstellen kann, ohne erst jahrelang gegen Bürgeinitiativen argumentieren zu müssen, die Windräder in der Nachbarschaft zu verhindern versuchen.
Das klingt gut. Unser Kostal von 2014 hatte 2 Jahre, mit der Option der Verlängerung auf 5 Jahre (war damals auch einer der wenigen Geräte, die drei Stränge getrennt verarbeiten konnten; die Garantiebedingungen waren aber üblich; auch die Haltbarkeit von 10 Jahren wird so noch berichtet). Auf dem Blitzschlag-Schaden der Elektronik sind wir trotz Garantie sitzen geblieben. Sollten wir in den nächsten Jahren einen neuen Wechselrichter brauchen, wäre es interessant, zu wissen, welcher Hersteller solche Garantiebedingungen hat; Kostal auf jeden Fall nicht (aktuell 5 Jahre, mit einer Teil-Erweiterung auf weitere 5 auf "Material").
Zitat:
Zitat von Hafu
Im Augenblick beeinflusst der Gaspreis in der Tat den Strompreis (aber nicht den Strompreis an selbst erzeugten Strom, sondern den sog. Börsenstrompreis. an der EPEX)...
Ja, das mit dem Börsenstrompreis ist ein eigenes Thema, wo sicher Verbesserungspotential drinsteckt. Ich denke (berufsbedingt) eher in Kosten - und da zählen nun mal die tatsächlichen Summenkosten für den Haushaltsstrom aus Eigenproduktion und Netzstrom.
Zitat:
Zitat von Hafu
Wenn der Anteil der Eneuerbaren Energien weiter deutlich innerhalb des Strommmix ansteigt, so dass auch an Tagen mit mäßigem Wind und mäßigem Sonnenschein genügend regenerative Energie ins Netz eingespeist werden kann, dann wird in ein paar Jahren das teuerste zusätzliche Kraftwerk, das zur Deckung des Bedarfs eingeschaltet werden muss nicht mehr ein Gaskraftwerk, sondern z.B. ein Batteriespeicher oder ein Pumpspeicherkraftwerk sein und dann wird auch der Börsenstrompreis an vielen Tagen gravierend sinken.
Dieses Szenario ist schön, aber leider reine Theorie und die Realisierung nicht absehbar; Pumpspeicherkraftwerke können nur einen Bruchteil des Bedarfs decken (und sind je nach Wasserstand in Flüssen gelegentlich auch unzuverlässig), und Batteriespeicher in der Größenordnung, wie es fürs Gesamtnetz nötig wäre, sind nicht absehbar. Schreibst ja selber:
Zitat:
Zitat von Hafu
Mit der Erweiterung um einen Hausstromspeicher warte ich noch ein paar Jahre, bis die hier besonders überhitzten Preise diesbezüglich ein wirtschaftlich sinnvolles Niveau erreicht haben.
Das fehlende wirtschaftlich sinnvolle Niveau ist nur ein Hindernis für Mega-Batteriespeicher, der Materialbedarf ist ein anderes.
Zitat:
Zitat von Hafu
... im Hochsommer für die Klimaanlage im Schlafzimmer und in Zukunft (Lieferfrist für Module derzeit 12 Wochen), wenn die Anlage nochmal erweitert worden ist, kommen dann auch noch 'ne Split-Klima zur zusätzlichen Heizungsunterstützung und 'ne Luft-Wasser-Wärmepumpe dazu.
Wieviel braucht denn so eine Klimaanlage? An sonnigen Tagen habe ich 50 -60kWh Tagesertrag, brauche davon tagsüber (ohne Klimaanlage) 3-4 kWh; über die "Dunkelzeit" kommen noch 2 - 3 kWh dazu. Ich wüßte nicht, wo ich täglich 40 -50 kWh zusätzlich verbrauchen sollte im Sommer; Warmwasser braucht auch keiner so viel.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Deutschland hat schon Ende der 80ziger Jahre aus der Sowjetunion 40 % seines Erdgas Bedarfes gedeckt. Helmuth Schmidt hat das damals in den 80zigern gegen Reagan´s Widerstand durchgesetzt. (anders als der Befehlsempfänger Scholz mit NS2)
Ich kann mich aber auch erinnern, daß in den 80-ern, als das Schließen der deutschen Steinkohleförderung beschlossen wurde, Themen wie strategische Verteilung der Bezugsquellen, die Bedeutung von inländischen Energieträgern für die Versorgungssicherheit, u.v.a.m. öffentlich diskutiert wurden, um den Ausfall der strategisch wichtigen Kohle zu kompensieren. Ich habe damals irrtümlich geglaubt, daß soetwas zum grundlegenden Fach-Instrumentarium einer jeden Regierung in der Energiepolitik gehört: Diversifizierung, sichere inländische Energiequellen, etc.. Im Namen des Atomausstiegs und der Energiewende wurde das alles wohl über Bord geworfen - oder es kamen Minister ins Amt, die davon keine Ahnung hatten. Ich bin nicht sicher, welchen Grund ich schlimmer finde.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)