Hallo zusammen,
ich glaube, den Trainingsblock-Blog sollte ich mit einem kleinen Bericht über das Rennen beenden. Dann mache ich das jetzt mal.
Die Anreise:
Mit dem Auto von Köln nach Flensburg sind es punktgenau 600 km. Ein ganz schöner Ritt, zumal die A1 zwischen Bremen und Hamburg eine echte Geduldsprobe ist. Vor dem Elbtunnel dann der obligatorische Stau. Ich hatte eine halbe Stunde Zeit, den Hafen mit Blick auf Blankenese (links) und Köhlbrandbrücke (rechts) zu genießen.
Ein faszinierendes Bild und Erinnerungen an meine knapp 5 Jahre in Schleswig-Holstein und Hamburg kamen hoch. Ich fragte mich, wie es passieren konnte, dass ich fast 10 Jahre nicht mehr im Norden war.
Die Vorfreude stieg und die letzten Kilometer durch Schleswig – Holstein waren ein Klacks. Mein bescheidenes Zelt habe ich bei „Skalli“ auf dem Campingplatz in Schwennau aufgebaut. Wer das mal machen will, sollte ihn nach einem ruhigen Plätzchen fragen. Ich stand am Campingplatz-Verkehrsknotenpunkt. Die beiden Nächte vor dem Rennen waren von sehr kurzer Dauer. Das war schon mal nicht so toll.
Abends noch zur Pasta Party und Marcel nebst Familie getroffen. Gegessen habe ich nichts. Hatte keine Lust, mich nach der ganzen Fahrerei auch noch ewig in die Schlange zu stellen für ein Tellerchen Nudeln. Da hätten sie doch mal einen zweiten Stand aufbauen können. Wurde doch von der Marine gekocht und ausgegeben. Die müssen so was doch eigentlich organisieren können.
Das Rennen:
Nachts um 3.00 Uhr bin ich schon wieder wach. Diesmal aber richtig. Der Regen prasselt bereist seit Stunden auf das Zeltdach. Ich liege rum und versuche, mich auf das Rennen einzustimmen. Fällt mir schwer, Regen ist nicht so mein Ding bei einer Langdistanz. Irgendwann hört es auf und ich nutze die Gelegenheit, um trockenen Fußes zum Klo zu kommen. Dann mische ich schön ordentlich meine Wettkampverpflegung zusammen und lege mich wieder ins Zelt. Was soll ich auch sonst machen?!
Mit Marcel bin ich um 5.15 Uhr unten am Strand verabredet. Fußmarsch 5 min. Marcel ist pünktlich und wir trotten in Richtung Start/Ziel Bereich. Es regnet nicht mehr; dafür nimmt der Wind ordentlich zu und bläst uns in Gesicht. In der Wechselzone sind das Aufpumpen der Reifen und das Bestücken des Bikes mit Flaschen und Riegeln schnell erledigt. Wir schnappen den Wechselbeutel Swim/Bike und legen ihn an den dafür vorgesehenen Platz am Strand. Da wird mir zum ersten Mal klar, was heute da in der Ostsee abgehen wird. Schaumkronen auf den Wellen. Das wird ein heißer Tanz oder ein wilder Ritt auf den Wellen. Ich erinnere mich an den Ironman 1998 in Auckland/NZ. Da hatten wir ähnlich schwere See. Nur bin ich da vor Rangitoto Island in der Mission Bay geschwommen. Sorry, da kann die Ostsee mit Blick auf Dänemark nicht gegen anstinken.
Swimmen:
Das Einschwimmen ist bis 6.45 Uhr geplant. Mache ich immer, damit der Neo erst mal schön mit Wasser voll läuft und ich das Gummiteil anschließend noch ordentlich zurecht rücken kann. Dann stehen wir auf dem Strand und warten. Wir hören die Hymnen der teilnehmenden Nationen und der Pastor spricht seine Worte. Der Wind bläst uns voll ins Gesicht und es wird kalt im Neo. Kaum zu glauben, ich fange an zu frieren und verwerfe den Gedanken, heute mal richtig hart bis zur ersten Wendeboje anzuschwimmen. Das macht keinen Sinn so mit den kalten Knochen. Take it pretty easy.
Der Startschuss fällt pünktlich um 7.00 Uhr und gleich nach wenigen Metern im Wasser geht das Spielchen los. Auf und ab, mal über ne Welle drüber, mal durch ne Welle durch. Dann gibt es mal wieder schön einen lecker Schluck Ostsee beim Versuch zu atmen. Alles wie in Auckland, geht mir durch den Kopf. Das muss jetzt aber echt nicht sein. Fuck it all!
Nach 1:12 habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Ich bin ziemlich froh und schnappe meinen Wechselbeutel, stapfe durch den Sand und besuche erst mal das Dixiklo. Gefühlte 5 min. stehe ich da und pinkele so vor mich hin. Wo kommt das ganze verdammte Wasser her? Habe ja gar nicht so viel getrunken am Morgen vor dem Start. Ist das alles Ostsee was da unten raus läuft? Meinem Vereinskumpel Uwe vom DLC Aachen geht es schlechter. Er muss sich erst mal ordentlich auskotzen auf dem Dixi.
Ich ziehe mir ein Langarmshirt an; will ja schließlich nicht frieren auf dem Rad und regnet könnte es ja auch gleich wieder. Insgesamt habe ich 7 min. für T1 verbracht. Weiß der Himmel, was ich da getrieben habe.
Radfahren:
Die 30 km Runde ist sehr abwechslungsreich, wellig und „rollt“ irgendwie nicht so richtig. Da einen Rhythmus zu finden ist schon eine Herausforderung. Der stramme Wind mit Sturmböen ein ständiger Begleiter. Irgendwie macht es aber Spaß und langsam geht es mir besser. Ich komme also ins Rennen und kurbele mich von Runde zu Runde durch das schöne Angeln. So ein bisschen sieht es hier aus wie bei uns daheim in der Voreifel. Leider haben wir keinen Strand und auch keine Ostsee; sinniere ich so vor mich hin...
Die Stimmung an der Strecke ist bestens. Die Leute in und um Glücksburg sind auf den Beinen und feuern „ihre“ Triathleten an. Marcel begegnet mir jede Runde auf der Wendepunktpassage Holnis/Glücksburg. Ich freue mich jedes Mal, ihn zu sehen und wir winken uns zu. Es geht ihm gut in seinem ersten Langdistanzrennen. So bringt das echt Spaß.
Die letzten beiden Runden vergehen ruckzuck und nach 5:33 lege ich wieder in der Wechselzone an. Jetzt „schnell“ umziehen und raus auf die Laufstrecke. Irgendwie habe ich aber keinen Stress und quatsche noch ein bisschen im Wechselzelt mit den super hilfsbereiten Helfern. Für T2 schon wieder 7 min. verdödelt. So geht das aber nicht – das muss beim nächsten Mal aber besser werden.
Laufen:
Draußen auf der Laufstrecke ist mir auf den ersten Kilometern klar. Jetzt brennt hier nichts mehr an. Mein Ziel ist erst mal, den Marathon durchzulaufen. Letztes Jahr in Roth ist es mir nicht gelungen. Davor in Köln ebenfalls nicht. Also, klare Devise ist die vornehme Zurückhaltung auf den ersten 15–20 Kilometern. Wenn ich dann nach 30 Kilometern wider Erwarten noch vor Kraft strotze, kann ich immer noch Gas geben. Der Plan geht fast auf. Lediglich das Gas geben ab Kilometer 30 will mir nicht mehr so richtig gelingen
Beim Laufen geht es los mit Rückenwind auf die Runde über den Campingplatz an meinem Zelt vorbei zum ersten Wendepunkt direkt an der Förde. Schön flach alles. Marcel kommt mir auf dem Rückweg am Camping entgegen. Wir klatschen uns ab und rennen weiter. Nach dem Camping geht der Kurs immer leicht ansteigend durch Glücksburg hoch zum Schlosspark. Coole Stimmung in der Stadt – Party allerorten. Dann rum ums Schloss und weiter runter zum Hafen. Von dort an der Strandpromenade entlang am Ziel vorbei auf die nächste Runde. Das Ganze 5 Mal und die Messe ist gelesen. 3:54 min. für den Lauf und Finish beim Ostseeman in 10:54 min.
Fazit:
Eine sub11 hatte ich angekündigt und das hat gepasst. Insgeheim habe ich mit einer 10:30 oder vielleicht noch einen Tick schneller geliebäugelt. Will mich ja schließlich noch mal an die 10 Stunden ranrobben.
Beim Schwimmen habe ich bestimmt 10 min. gelassen. Nicht nur Zeit, sondern auch ordentlich Körner. Warum ich für die beiden Wechsel ganze 14 min. gebraucht habe ist mir schleierhaft (gut, quatschen ein bisschen aber sonst...). Das geht ja gar nicht.
Von einem schnellen Kurs in Glücksburg kann wirklich nicht die Rede sein. Die Radstrecke ist nicht einfach und die Laufstrecke hat es ebenfalls in sich. Außerdem sind die Strecken exakt vermessen. Das ist ja auch mal gut so. Keine Diskussionen hier zu dem Thema. Organisation, Verpflegung während und nach dem Rennen sind top. Die Glücksburger haben das Rennen in ihr Herz geschlossen. Überall freundliche und hilfsbereite Menschen – das ist aber nach meiner Erfahrung im Norden fast immer so. Falls das Helfer hier lesen…An euch ein ganz besonderes Dankeschön. Das war olympiareifer und ganz großer Sport von euch.
Zum Schluss noch das hier: Leute, fahrt mal hin und macht mal unbedingt den Triathlon in Glücksburg. Wer nicht nach Hawaii will und mal einen Challenge auslassen möchte, ist hier bestens versorgt. Das Wetter wird bestimmt auch in den nächsten Jahren wieder friedlich sein.
Oha, jetzt ist es doch ein etwas längerer Bericht geworden…
Beste Grüße an alle, die bis hierher tapfer gelesen haben.
Tom