Vorab zwei Punkte:
1. Das ist alles noch kein Triathlon
Auch wenn ich mit Lanza und Linz in Anbetracht der Umstände hochzufrieden bin, bin ich es überhaupt nicht in meiner Eigenschaft als Triathlet.
Denn dazu gehört nun mal GUT schwimmen vor dem Radeln und GUT laufen nach dem Radeln.
Beides hat bisher überhaupt noch nicht funktioniert, daher bin ich mit meiner Gesamtperformance ziemlich unzufrieden - und Gesamtperformance bezieht sich nicht nur auf den Sport, sondern auf alles drumrum.
2. Kack Konjunktiv
Gerade Linz ist ein Paradebeispiel für „Hättewärewenn“.
Normalerweise gewähre ich dem Konjunktiv nur einen kleinen Part in meinem Leben, denn über „hättewärewenn“ muss man nicht lange reden, schließlich kam es ja anders.
Allerdings finde ich es in diesem Fall als Maßregelung, sozusagen als Selbstkasteiung angebracht, denn prinzipiell hatte gestern in Linz alles gepasst - aber ich habe es wieder mal vergeigt.
Beginnen wir mit meiner kurzen Nachricht vom Racemorgen, die ich hier in den Blog reingeschrieben hatte.
Da ging es ums Frühstück, was an diesem Tag einen entscheidenden Einfluss spielen sollte.
Kurzer Exkurs:
Im Training hatte ich nach dem Schwimmen gerne je ein Brot mit Butter, Nutella + Haselnüssen sowie Honig+Mandeln gegessen und bin danach radeln gegangen, immer gefolgt von einem Lauf = NULL Probleme.
In Lanza belegte ich das Brot nach dem Morgenswim statt der Nutella mit zwei Scheiben Gouda, bin danach radeln gegangen, immer gefolgt von einem Lauf = NULL Probleme.
Ebenfalls in Lanza am WK-Tag trank ich aufgrund eines ganz guten Ernährungsartikels von Herrn Greif ein Gläschen Apfelsaft am Morgen (das tat meinem Magen auch nach der Magenverstimmung gut), bin danach schwimmen, radeln und laufen im Rahmen des WKs gewesen = NULL Probleme.
In Linz habe ich das nun alles kombiniert:
Ein Honigtoast mit Mandeln drauf + ein Toast mit zwei Scheiben Gouda + 1 Gläschen Saft.
Allerdings keinen Apfelsaft, sondern einen roten Mehrsortensaft.
So gefüllt radelte ich zum Start, unterhielt mich mit Nik und anderen Bekannten, prüfte kurz die Wassertemperatur (25° ist viel zu kalt für einen Michel!) und war guter Dinge, als wir im Wasser zur Startaufstellung schwammen.
Doch das änderte sich schon wenige Sekunden nach dem Startschuss:
Meine Arme waren dick wie Beton, ich bekam nach ein-, zweihundert Metern Schmerzen im Trizeps (ich habe dort heute Muskelkater - das hatte ich noch nie!) und ich hatte ein unglaubliches Bedürfnis nach Luft, atmete erheblich länger ein als normal, obwohl ich inzwischen ein elendlangsames Tempo erreicht hatte.
Kurz: Warum auch immer, aber gestern stand Schwimmen nicht auf dem Programm für mein System.
Sowas kann passieren, ist nicht toll, vor allem, wenn man das erste Mal seit Jahren den Winter über im Schwimmbad war (dann stellt man schon mal kurz das Training in Frage …:-( …), aber das Schlimmste erwartete mich in Runde zwei = mir wurde zunehmend übel.
Nun kenne ich das beim Schwimmen aus zwei Gründen:
- Ich bin unterzuckert oder
- ich drehe mich zu stark im Oberkörper und mir wird davon schwindlig.
Da ich Letzteres schnell kontrollieren konnte und der Befund negativ ausfiel, konnte es meines Erachtens nur ein Energiedefizit sein, was aber kein Problem war, denn ich hatte dafür extra zwei High 5 Orange-Gels in T1 deponiert.
Ich also raus aus dem Wasser, traute meinen Augen kaum, als ich auf die Uhr blickte und sah, dass es schon 12.34 ++ war, denn damit war ich ca. drei Minuten hinter meinem Plan. Den Plan hielt dafür mein Freund Martin ein, mit dem ich seit über zehn Jahren nicht nur die Freude am Triathlon, sondern auch die quasi identischen Schwimmzeiten teile. Er schwamm gestern 31.40, was genau in meinem Zielintervall von 30.30 bis 32min lag.
Mann, da war ich schon mal bedient.
In T1 bekam ich beim ersten Versuch mein Oberteil nicht rüber, dafür aber einen Krampf im linken Oberarm, zog also erst Schuhe und Nummer an, probierte es noch einmal und mit viel Verrenkung und lautstarkem Fluchen war ich endlich angemessen bekleidet.
Kaum auf dem Rad zog ich das Gel raus, drückte es rein, nahm Fahrt auf und bog um exakt 12.40 Uhr auf die große Strasse, sechs Minuten hinter meiner Vorgabe, aber egal, musste ich halt schneller radeln, denn um spätestens 15.00 Uhr hatte ich meiner Frau vorhergesagt, würde ich in T2 zurück sein.
Ich trank die ersten Meter einige Schlucke Wasser und merkte schon, wie das Gel sich mit Bäuerchen meldete.
Den Fehler aus Lanzarote, wo ich viel zu spät mit der Sponser-Ernährung begann, wollte ich natürlich nicht wiederholen, also trank ich gleich vor dem Anstieg (ca. 3-4min nach Start) einen Schluck aus meiner Konzentrat-Flasche und die Bäuerchen wurden mehr und größer, bis sie nach ca. 15min das erste Mal festes Material heraufbeförderten: es war das Frühstück von 9.30 Uhr, also drei Stunden vergangen, dementsprechend eklig sollte die Angelegenheit nun für die komplette Radstrecke werden.
Denn ich wusste, das Zeug = die Mandeln in Pürreeform muss raus, sonst geht gar nix mehr, also versuchte ich durch vermehrtes Trinken von Wasser und relativ kleinen Schlucken vom Isogemisch meinen Magen zu reizen. Das „funktionierte“ auch: jedes Mal nach Flüssigkeitsaufnahme ging ein Schwall raus, wobei ich mir auch meine schöne weiße Hose vollsaute … man denkt ja in solchen Situationen auch das blödeste Zeug:
Ich befasste mich in dem Moment schon damit, wie meine Frau mich nach Zieleinlauf (immerhin ging ich davon aus, dass das kein Problem sein sollte) umarmen und knutschen wollen, aber wg. der Bröckel und der Geruchs zurückweichen würde ... darum benutzte ich das Wasser von den Stationen auch recht fleissig zum Putzen...
Um dieses Thema abzuschließen:
Ich hatte das Gemisch auf intensiven Verbrauch für gute 2,5h eingestellt und schätzungsweise die Hälfte auch wirklich davon aufgenommen - der Rest musste halt jetzt aus den Glykogenspeichern kommen, die ja bekanntlich bis zu 90min halten.
Dann stand auf der Straße noch „Never give up!“ und ich dachte mir, genau, Du hast vor zwei Wochen Lanza geschafft, dann werden Dich die läppischen 90km nicht weiter jucken, die hast Du locker in den Beinen.
Und so war es dann im Großen und Ganzen, auch wenn mich diese Spuckerei immer wieder vom Radeln ablenkte, vor allem weil ich ja wußte, dass nach jeder Aufnahme wieder mind. 50 % rausgehen würde.
Naja, ich fuhr fast die erste Runde exakt 40km/, hatte also immer nach 15min ein Schild mit 10/20/30km stehen, nur die letzten KM der letzten Runde schwächelte ich ein wenig, so dass ich erst um 13.48 zum Ausgangspunkt zurückkehrte (Erläuterung: man fährt vom See einen ca. 1km langen Weg zur Straße - dort hatte ich das erste Mal auf die Uhr geblickt) - meine Vorgabe war eigentlich 1.05 für die erste Runde.
Die zweite Runde wurde aus zwei Gründen langsamer:
1. Es waren nicht mehr so viele Leute vor mir, so dass ich nicht mehr so viel zum Überholen hatte, was bei mir ganz gefährlich ist, weil ich dann zu unkonzentriert und damit langsamer werde.
2. Ich war einfach nicht so gefuelt, wie ich es hätte sein sollen.
Um ziemlich genau 15.00 Uhr bog ich auf den Weg ein, somit hatte die zweite Runde 1.12 statt der anvisierten 1.08 gedauert und war um zwei oder drei Minuten nach drei in T2, also trotz schlechtem Schwimmen und der Kotzerei auf dem Rad fast „in time“.
Mir war schon auf dem Rad klar, dass ich beim Laufen ein erhebliches Energieversorgungsproblem haben würde:
Weder vertrug ich die High 5-Gels noch würde mein Magen in dem Zustand Cola gutheißen - kurz: ich hatte keinen Plan …
Als ich dann an der ersten Labestation vorbei kam und Bananen sah, dachte ich, ok, zumindest ist der Magen beruhigt, denn das wußte ich von Lanza, dass Bananen für mich genau richtig waren.
Ich nahm mir also eine Banane, trank einen Becher Wasser und stiefelte weiter, in der festen Überzeugung nun bei jeder Station Bananen zur Verfügung zu haben, doch: bei der zweiten keine Bananen und bei der dritten am Wendepunkt der Laufstrecke ebenfalls keine.
Kreisch.
Blöderweise hatte ich die eine bis dahin schon verputzt, so dass die Rückrunde eine echte Quälerei wurde.
Cola ging nur mit zwei Bechern Wasser zusammen, was aber wiederum zu viel Flüssigkeit für meinen Magen war - ich musste daher das „Tempo“ weiter drosseln, um den Magen zu beruhigen. So bewegte ich mich die fünf Kilometer zurück, feste die Bananen am Start-/Zielbereich visualisierend - was war das für eine Erlösung, als ich mir gleich zwei schnappte (jeweils eine für hin und her)!
So vertrug ich auch die Flüssigkeit besser und konnte wieder ein bisserl schneller werden - richtig schnell nicht, dafür war mein Gesamtenergiedefizit zu groß, aber als ich um zehn vor fünf über die Ziellinie watschelte, dachte ich mir, „never give up“, genau, so isses mit diesem doofen Triathlon.
Im Zielbereich war die Versorgung mehr als mau, Leberkassemmel ist nicht nur für Vegetarier eklig, so dass mir nur ein Stück trockene Linzer Torte blieb, was zusammen mit zwei alkoholfreien Bieren auch gut tat und bis um viertel nach acht abends auch das Einzige sein sollte, was ich zu mir nehmen konnte.
Von irgendwelchen Zeiten hatte ich bis dahin keine Ahnung, nur dass Raelert kurz vor vier ins Ziel gekommen war (da beendete ich gerade meine erste Runde), von anderen Leuten hinter ihm hatte ich nichts gesehen, weil parallel auch die OD-Teilnehmer auf der Strecke waren (sehr unübersichtlich war das alles, nicht schön).
Die angebliche Hitze empfand ich auf dem Rad überhaupt nicht als schlimm und beim Laufen genügte ab und zu ein Becher Wasser auf den Kopf und den Hut - es WÄRE halt mein Tag gewesen, wie ich erst gestern Nacht beim Studium der Zeiten gesehen habe.
Nicht nur hatte ich immerhin noch die sechstbeste Radzeit gekurbelt, nein, selbst mit meinem Schlurfilauf hatte ich die 42ste Laufzeit hingelegt.
Und wenn man sich nun die Ergebnisliste ganz genau anschaut, dann kann man sich als Michel wieder mal die Haare raufen:
Die ersten beiden, vor allem Raelert, bewegten sich in einer völlig anderen Galaxie - phantastisch.
Auch Platz drei und vier wären in Summe nicht erreichbar gewesen, doch von Platz fünf = 4.34.45 trennten mich „nur“ 15min.
Jetzt kann man sagen, dass ist aber eine ziemliche Differenz bei einer MD, woraufhin ich erwidere:
Das Schwimmen war gestern kacke, warum auch immer, da wäre ohne die Kombination Gouda + Mandeln + roter Saft nicht viel mehr als eine Minute weniger drin gewesen, aber beim Radeln wäre die 2.20 definitiv zu knacken gewesen und mit entsprechendem Energiepolster hätte ich selbst mit einem Trainings-HM in 1.35 bis 1.38 einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht.
DAS ärgert mich gewaltig - einerseits.
Andererseits fand ich es total krass, wie ich gegen die Kotzerei, die ja eine richtige Kotzerei war, also nicht einfach nur ausspucken, was man gerade reingenommen hat, sondern das, was schon länger im Magen liegt, da aber nicht reingehört, zumindest nach des Magens Vorstellung, rauszubefördern - also, wie ich gegen diese Kotzerei „anradelte“.
DAS fand ich klasse, wie ich das quasi ignorierte.
Schade halt, dass gerade bei einem Hitzerennen, wo die Mehrzahl der Athleten (sehr schade, Nik!) unter den Temperaturen leidet, die mir sehr viel weniger ausmachen, mal wieder was dazwischen gekommen ist.
Die Fehlerliste ist also wieder ein Stück länger, langsam sollte ich sie alle durchhaben …
Werden wir ja dann beim Chiemsee Triathlon in drei Wochen und dann evtl. Zürich sehen, was mir noch an Blödsinn einfällt.
Morgen startet auf jeden Fall das Training für die genannten WKs - bin ich selbst gespannt drauf.
Einen schönen Sommerabend wünscht: Michel