Es geht hier doch gar nicht um Rechtfertigung, ich war einfach überwältigt. Die Rechnung ist doch nicht zu Ende mit den Hawaiikosten. Aber ich glaube da gab es schon mal eine Auflistung.
Was hat es mit dem Sponsoring Programm auf sich?
z.b. über die Crowdfunding "I believe in you". Da kann dann jeder der will den Sportler mit Geld unterstützen.
Da ist z.b. eine Dame für die WM 2022 aufgeführt, die dadurch €10.380.- bekommen hat. Unter Unterstützer sieht man dann die Leute und die Beträge die gesponsert wurden.
So jetzt doch früher als gedacht mein Bericht zur Weltmeisterschaft.
Eigentlich hatte ich mit dem Gedanken 2023 nach Hamburg schon abgeschlossen gehabt und Triathlon den Rücken gekehrt, als im Spätherbst/Winter dann doch wieder Motivation in mir hochkam.
So kam ich dann auch 2024 in Frankfurt zu dem Hawaii Slot. Nachdem wir die Freigabe für unsere Tochter in der Schule bekamen, wurde dann innerhalb von einer Woche als geplant und gebucht, zusammen mit 2 Freunde die kurz vor dem Rennen nachkamen.
Die Zeit zur WM verlief dann schnell.
Einen kurzen unerwarteten Abstecher für eine Woche nach Mallorca durfte ich dann auch noch machen, nachdem unsere Tochter Anfang Oktober Corona bekam.
Mit Abstimmung meiner Frau packte ich kurzerhand Rad und Koffer und flog ohne retour Ticket und Hotel am nächsten Tag nach Palma.
Unterkunft fand ich dann in Can Picafort für vorerst mal 3Nächte, da ich Symptome abwarten wollte. Nachdem ich gesund blieb, verlängert ich 4 Nächte und flog eine Woche später wieder retour.
In der einen Woche konnte ich nochmal perfekte Trainingstage bei bis zu 30°C genießen.
Am 18.10. gings dann mit der kompletten Familie auf die Insel. Die Woche davor hatte ich dann mit Bilder und kurzen Bericht hier im Faden kommentiert.
Der Tag und die Nacht vor dem Rennen waren sehr unspektakulär. Der Bike Check In ging sehr rasch über die Bühne und hier kam dann das erste mal richtige Vorfreude auf das Rennen auf. Was für mich was ganz Neues war, denn eigentlich habe ich so kurz vor einem Ironman immer die Phase „Warum tue ich mir das überhaupt an“. Und dieses Gefühl hielt bis zum Rennen an.
Die Nacht war kurz, um 3Uhr war ich bereits munter und ich richtete mir Toast mit Butter und Marmelade und 2 Tassen Kaffee her.
Da ich das Auto Familie und Freunde lassen wollte, bin ich auf den Alii Drive raus und wartete auf die Busse. Mit mir auch 2 Deutsche und 1 Japaner, und die warteten anscheinend schon über 30min. Jeder Bus der kam war überfüllt mir Leuten und hielt nicht an.
Einer der Deutschen hat dann zum Glück sein Auto geholt und uns alle zum Start mitbekommen.
Der CheckIn war dann wieder gut organisiert, in keiner Minute vor dem Start fühlte ich Nervosität. Auch die Zeit zu meiner Startwelle um 7:20 verging sehr rasch, immer wieder ein kleines Pläuschchen oder kurz bevor wir ins Wasser gelassen wurden, kamen die Profis aus dem Wasser.
Dann wurde es aber doch ernst, einschwimmen 100m bis zur Startlinie, dort dann nochmals 2-3 Minuten Wartezeit und dann der Start.
Als eher schlechter Schwimmer habe ich mich hinten eingeordnet und bin locker los geschwommen. Gedränge war nur hie und da, nichts aufregendes, da hatte ich schon andere Starts die schlimmer waren.
Die erste richtige Abwechslung war dann kurz vor der Wende. Als erstes dachte ich, da sind ja richtig dicke Fische unter mir. Beim genaueren Hinsehen erkannte man aber Delphine. Da waren unter uns sicher 10-15.
Bei der Wende vom ersten Boot zum zweiten Boot wollte ich dann mal meine Zeit checken. Aber dazu kam ich gar nicht. Zwischen den Booten war eine Leine gespannt und durch die starke Strömung drückte es mich immer wieder gegen die Leine und die anderen Schwimmer auf mich drauf. Ein paar Mal musste ich mich an der Leine entlang ziehen um nicht darunter hinweg zu rutschen. Doch dann war endlich das zweite Boot erreicht und der Weg war wieder frei.
Die zweite Hälfte kam mir dann wesentlich schneller vor und ich konnte auch immer wieder die Zeit checken, da unseren Gruppe aus nur mehr 5 Athleten bestand und das Tempo für mich angenehm war.
Mit 1:12 bin ich dann in T1 rein, also ziemlich die gleiche Zeit wie in Frankfurt. Ich war auf jeden Fall zufrieden.
In der Wechselzone lies ich mir dann mal länger Zeit als sonst. Am Anfang gleich mal duschen und auch die Verpflegungsstation nutzte ich ausgiebig.
Und dann ging es auch schon aufs Rad. Der Plan war 175-180Watt im Schnitt zu treten. Die ersten Kilometer in der Stadt waren ruhig und ich verpflegt mich mal mit meinen mitgebrachten Mnstry. Nach der Wendepunkstrecke zurück zur Palani Road dann der erste Schock. Schlechte Asphalt und die Aerobottel war schon Weg. Okay, ruhig bleiben, 2 Flaschen hatte ich noch und dann musste ich eben auf die Getränke vom Veranstalter zurück greifen.
Raus am Highway ging es dann auch richtig schnell zur Sache, ich fühlte mich wohl, konnte alle Anstiege in Aeroposition fahren, es machte richtig viel Spaß. Am Abzweig nach Hawi hatte ich bereits einen Schnitt von 36,5 stehen, es lief dachte ich.
Auch die Buckelpiste nach Hawi war noch gut zu fahren, die ersten 15km gehen immer rauf und runter. Die letzten 15km dann stetig bergauf. Bei km90 kam ich mit 2:33 durch, der Anstieg hat zwar Zeit gekostet, aber immer noch im Rahmen.
Dann die Rückfahrt von Hawi, größtenteils bergab, hier macht es richtig Spaß zum Ballern. Weiter unten dann aber auch immer wieder Gegenanstiege. Und die dürften mir zum Verhängnis geworden sein, da ich dort über meine Verhältnisse gefahren bin. Und auf der Nordseite der Insel war es auch teilweise sehr warm wenn die Sonner schien.
Der kurze Anstieg zum Highway rauf nach Kawaihae ging noch einigermaßen.
Doch dann plötzlich wie wenn es dir den Stecker zieht, nichts geht mehr. Die ersten Kilometer von dort waren zum Glück noch Seitenwind, doch der drehte dann 50km vor Kona auf Gegenwind.
Die Aeroposition funktioniert von da an nur mehr gelegentlich, ich musste immer wieder aus dem Sattel, besonders bei den Bergaufpassagen. Man wartet in dem Moment eigentlich nur mehr drauf, dass endlich der Airport zum Sehen ist, aber leider war nach einem zähen langen Anstieg und der darauffolgenden Abfahrt wieder in der Weite nur ein Anstieg zu erkennen. Das ist echt zermürbend auf Hawaii. Was mir bei der Hinfahrt gar nicht auffiel, wird bei der Rückfahrt zur ständigen Realität. Ich kämpfte mich von da an von Verpflegungsstation zur Verpflegungsstation und mit mir selber.
Immer wieder das gleiche Prozedere, Wasser aufnehmen, drüber Schütten. Iso aufnehmen und in die Getränke Halterung. Und dann nochmals Wasser und drüber schütten. Schauen das der Körper ein bisschen abkühlt.
Nach dem nächsten Schupfer dann aber die Erlösung. Es tauchte der Airport Tower auf und eine kleine Motivation setzte wieder ein. So vergingen die letzten 15km zwar nicht Ratz-Fatz aber geschmeidiger als vorher.
Erleichterung dann beim Erkennen des Race Hotels, jetzt musste ich da sein. Also raus aus den Schuhen und runter vom Rad. 5h16 auf der Uhr und 20Watt weniger im Schnitt als gewünscht, aber was soll’s.
Im T2 hatte ich mir wieder länger Zeit genommen als üblich. Hier warteten dann schon 8 Mnstry Gel im Wechselbeutel. Zwei verschlang ich schon in T2, keine Ahnung warum man sich auf ein Gel so freuen kann.
Ich hatte die gleichen Laufschuhe wie in Frankfurt mit, den Nike Vaporfly3. Die Strategie war, alle Stationen mit Wasser übergießen, soviel Eis nehmen wie es geht, 2 Becher Iso in mich rein und alle 30min ein Gel nehmen. Cola erst ab den Energy Lab.
Und so ging es dann auch relativ gut am Alii Drive.
Nach 2km wartete schon mein Fanblock, das tat gut. Meine Tochter lief ein paar Schritte mit mir, endlich ein bisschen Abwechslung.
Danach dann die zwei Schupfer beim hin- und natürlich auch wieder nach der Wende beim Zurücklaufen. Die gingen aber alle ohne Probleme, mein Schnitt pendelt sich je nach Getränkeaufnahme bei 4:40-4:50min/km ein.
Die Kühlung mit Wasser und Eis spielt hier wieder eine größere Rolle. Es war zwar bewölkt, aber die Temperatur setzte mir deutlich zu.
Beim zurück kehren zum Lava Java dann nochmals meine Fangruppe. Das konnte ich noch mal extra genießen, weil ich wusste dass ich sie lange nicht sehen werde.
Die Palani Road und der Highway rauf waren dann wieder unspektakulär. Bei der Palani Road sagte ich mir immer wieder vor, langsam laufen, nicht stehen bleiben. Und das ging dann relativ gut.
Nach der zweiten Welle wurde es dann aber langsam wieder zermürbender. Es hörte einfach nicht auf, dass ständige leicht bergauf. Die km Zeiten gingen inzwischen auf 4:55-5:00 zurück. Die einzige Motivation war noch das Versprechen an mir selbst und den Fanklub das Ziel vor Sonnenuntergang zu erreichen, das hielt ich mir auch ständig vor Augen.
Dann war es endlich soweit, die Solarpaneele ließ ich hinter mir liegen und ich bog links bei der Tankstelle ab. Das ist der Weg zurück zum Energy Lab und es ging leicht bergab. Dann rechts runter und der Ozean baut sich vor einem auf, traumhaft. Unten geht es dann ca. 1,5km entlang bis zur Wende, okay auf der Ebene tat es dann wieder richtig weh. Und dann nach der Wende bemerkte ich auch gleich, dass wir rauf zu immer mit Rückenwind gelaufen sind. Auf einmal kam er aberr von vorne. Und nach ca. 200m bemerkte ich auch das bei mir Konzentrationsschwierigkeiten einsetzten. Ich fing zum Taumeln an, an laufen war nicht mehr zu denken.
Am Ende der Gerade, bevor es dann wieder rauf zum Highway geht, kamen auf der rechten Seite ein paar Dixi Klos. Hier bin dann abgebogen und habe mich ich für 2-3Minuten einfach nur hingesetzt. Es dreht sich alles um mich herum. Kein schönes Gefühl.
Zum Glück vergehen solche Phasen aber relativ schnell, ich erholte mich im Dixi und lief danach langsam wieder weiter. Den Kilometer rauf zum Highway habe ich dann mit abwechselnden Gehen und Laufen überwunden. Tempo machen ging aber ab Energy Lab gar nicht mehr. Die Bergaufpassagen meistere ich mit 7min/km, danach pendelten sich die Kilometer bei 5:30-5:45 ein. Zumindest das Gehen konnte ich auf die Verpflegungsstation beschränken.
Ab km35 denkt man dann nur mehr in Kilometerschritte. Meine Motivation war der letzte Anstieg vor der Palani Road. Hier nochmal Augen zu und leiden und dann die Palani Road und die restlichen Kilometer ins Ziel alle Gefühle aufsaugen und loslassen.
Und so war es dann auch, ich konnte wirklich nach dem letzten Bergaufabschnitt abschalten und noch mal über die letzten Tage und den Renntag nachdenken. Da kommen auf einmal Gefühle hoch, die unbeschreiblich sind, und die Schmerzen und alles andere vergessen lassen.
Richtig überwältig wurde ich dann noch beim Abbiegen auf dem Alii Drive, unter dem Banyan Tree durch, den man nur von den Fernsehübertragungen kennt. Und das Eintauschen in die Menschenmassen im Zielkanal.
Ich bin dann kurz nochmals bei meiner Familie stehen geblieben und habe den Augenblick richtig mit ihnen genossen. Im Hintergrund der Sonnenuntergang, das primär Ziel wurde erfüllt. Und dann die Bergrüßung des Ironman-Sprecher „You are an Ironman“, die Augen blieben dabei nicht trocken.
Die Laufzeit 3:38 und 10:16 Gesamt. Glücklich das Rennen doch noch so hinter mich gebracht zu haben.
Nach der Ziellinie gab es dann hinter dem Racehotel unter Palmen die Zielverpflegung und Erholungsmöglichkeiten und wieder einige nette Pläuschchen mit den Athleten.
Fazit von der Weltmeisterschaft. Ich fand das Feeling und die Gefühle rund um den Bewerb einfach nur überwältigen schön. Nachdem mein Körper die Strapazen nicht mehr so wegsteckt wie vor 20Jahren, bin ich froh den Abschluss in der WM gefunden zu haben und auch mit der Zeit bin ich sehr zufrieden.
Nach 15 Ironman Rennen ist Schluss und ich freue mich auf eine bewegende Sportpension.
Der Abschied von Hawaii fiel uns zwar am Anfang schwer, inzwischen sind wir aber wieder froh im beschaulichen 2000 Einwohnerdorf in Niederösterreich angekommen zu sein.
Die Autos und den Verkehr werde ich nicht vermissen, die Gedanken von den letzten Metern am Alli Drive aber immer im Herzen tragen.
Vielen Dank euch allen fürs Mitfiebern und Daumen drücken! „Es war schön, es hat mich sehr gefreut“
So jetzt doch früher als gedacht mein Bericht zur Weltmeisterschaft.
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Vielen Dank euch allen fürs Mitfiebern und Daumen drücken! „Es war schön, es hat mich sehr gefreut“
dir, klasse Bericht!
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„Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt.„
Zum Thema Vorstartbereich: In der M50 mit > 400 Teilnehmern war absehbar, daß die 10 min knapp werden. Also habe ich mich schon 1 h vorher recht weit vorne eingereiht. Um dann kurz vorm Start festzustellen, daß ich auf magische Weise plötzlich im letzten Drittel des Blocks stand. -> da haben sich also ca. 200 Leute seitlich reingedrängt, merci auch!
Und dann stank es im Startbereich auf dem Alii Drive extrem nach Urin, kurzer Blick auf die Schwimmanzüge der Umstehenden, ach so, jeder Zweite hat nochmal laufen lassen und bis zum nächsten Dixi oder zumindest zum Meer wollte man(n) nicht mehr warten.
Das nur mal am Rande , muß jeder selbst entscheiden, wieviel Anstand er für die eventuelle Zeitersparnis liegen lässt.
Zum Thema Vorstartbereich: In der M50 mit > 400 Teilnehmern war absehbar, daß die 10 min knapp werden.
2022 waren es in der selben AK knapp 600 Starter und 5min
Wie war das eigentlich früher mit Massenstart und 2000 Leuten, wie sind die alle gleichzeitig an den Start gekommen, die Treppe war da ja auch nicht breiter?
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Grüße
Tri-K
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