Es ist das generelle Dilemma der Sexismus-Debatten: Man erreicht damit diejenigen Männer, die für das Thema längst sensibilisiert sind. Den eigentlichen Adressaten ist das Video und auch die Debatte darüber vollkommen schnurz. Das sind die Leute, die sexistische Kommentare in den sozialen Medien absondern, sich per WhatsApp daneben benehmen oder Frauen auf andere Weise respektlos behandeln.
Jetzt verstehe ich zumindest halbwegs, was Du meinst, nachdem ich anfangs auch irritiert war. Das wird so sein, dass man mit dem Video die richtigen Arschlöcher nicht erreicht, aber es gibt ja auch Grauzonen zwischen gut und Böse. Denke daher schon, dass es Typen gibt, die nicht wissen, was sie mit ihrem Verhalten bei Frauen anrichten und sich doch durch so ein Video positiv beeinflussen lassen. Das mag eine kleine Minderheit sein, aber immerhin.
Jedenfalls sehe ich keinen Grund, den Machern des Videos unlautere Absichten zu unterstellen.
Und zum Tinder-Date: Von Tinder ist da überhaupt nicht die Rede: https://youtu.be/uc0P2k7zIb4?t=685
Ich kann mir auch schwer überhaupt irgendein Date vorstellen, bei dem es angemessen wäre, in einem vollen Restaurant den Schwanz auszupacken.
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Nein, das rechtfertigt keine sexistischen Sprüche. Wie kommst Du darauf, mir so eine Frage zu stellen?
Du hast davon geredet, dass nicht nur einseitig Schuldzuweisung stattfinden sollte.
Ich reagiere sensibel darauf in diesem speziellen Fall, weil das „du bist ja selbst Schuld“ für Männer ein gängiges Muster ist, Ihr unannehmbares Verhalten zu entschuldigen
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Ich sprach von einem offenbar missglückten Tinder-Date. Tinder ist per se sexistisch, und zwar in beide Richtungen. Wer die App nutzt und dabei die Erfahrung von Sexismus macht, braucht sich nicht wundern. Ich sagte nicht, dass das okay sei oder toleriert werden müsse.
Ok, akzeptiert.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Meine Argumente sind das Problem? Das glaube ich nicht. Ich habe mich hier stets für sexuelle Selbstbestimmung ausgesprochen. Übrigens nicht nur für die von Frauen, sondern von allen Menschen, auch für gleichgeschlechtlich liebende Menschen, die noch weitaus stärker betroffen sind. Andere haben dazu geschwiegen
Ich spreche dir gar nicht ab, sensibilisiert zu sein für das Thema und umso mehr schätze ich grundsätzlich dein Engagement, gerade und auch für gleichgeschlechtlich Liebende.
Aber dein Argument, es gäbe Mitschuld belästigter Frauen (so ist es bei mir angekommen) entspricht aus meiner Sicht leider dem gängigen Argument „sie wollte das eben so“, oder deine Formulierung ist missverständlich und unglücklich.
Es ist das generelle Dilemma der Sexismus-Debatten: Man erreicht damit diejenigen Männer, die für das Thema längst sensibilisiert sind. Den eigentlichen Adressaten ist das Video und auch die Debatte darüber vollkommen schnurz. Das sind die Leute, die sexistische Kommentare in den sozialen Medien absondern, sich per WhatsApp daneben benehmen oder Frauen auf andere Weise respektlos behandeln.
Das ist auch hier schön zu beobachten. In dem Video werden die sozialen Medien als ein Ort sexistischen Verhaltens identifiziert: Twitter, Facebook, Foren und so weiter. Für dieses Forum gilt das offensichtlich nicht, denn hier gibt es keine offen sexistische Anmache. Der Betreiber dieses aus Frauenperspektive doch recht angenehmen Ortes ist für das Thema sensibilisiert und offen, wird aber bereits nach seinem ersten Posting niedergemacht. Wie Du durchblicken lässt, hält nur Deine Kinderstube Dich davon ab, ihm richtig den Kopf zu waschen. Obwohl er objektiv ein Teil der Lösung ist, wird er zum Teil des Problems erklärt, dem nur noch mit Kraftausdrücken beizukommen ist.
Du fragst, was es bringt? Die Frage ist berechtigt. Aber ich finde, Du bist es, der sie beantworten muss. Was bringt es, wenn Du Dir Männer vorknöpfst, die längst auf Deiner Seite sind?
Die sexistische Anmache ist oft gerade in den sozialen Medien sehr subtil. In der Tat ist aber in deinem Forum das Miteinander in dieser Hinsicht gepflegt.
Aus meiner Sicht hat dich bezüglich des Themas aber niemand „niedergemacht“!
Auch sensibilisierte Männer können übrigens unbewusst in Muster verfallen, die Frauen benachteiligen (ich nehme much selbst davon nicht aus), so dass eine solche Diskussion meines Erachtens schon sinnvoll ist.
Würde nur Frau allein über ihre Sexualität bestimmen dürfen, gäbe es das Problem der Überbevölkerung wohl nicht!
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Würde nur Frau allein über ihre Sexualität bestimmen dürfen, gäbe es das Problem der Überbevölkerung wohl nicht!
das ist eine mutige These, weil es noch andere die Geburtenzahl stärker dominierende Faktoren gibt wie sozialökonomische z.B. In der EU haben Italien, Spanien, Portugal, Griechenland erstaunlicherweise die geringsten Geburtenraten trotz päpstlicher Ablehnung der Verhütung und stark ausgeprägter Machismo-Bilder. Schweden und Irland die höchste, Deutschland liegt im Mittelfeld. Israel z.B. hat eine deutlich höhere Geburtenrate wie Saudi-Arabien oder Indien.
Denke daher schon, dass es Typen gibt, die nicht wissen, was sie mit ihrem Verhalten bei Frauen anrichten und sich doch durch so ein Video positiv beeinflussen lassen. Das mag eine kleine Minderheit sein, aber immerhin.
Jedenfalls sehe ich keinen Grund, den Machern des Videos unlautere Absichten zu unterstellen.
Das ist mir in meinem entferntren Bekanntenkreis auch schon aufgefallen. Es gibt eben Personen, die müssen durch andere auf ihr verhalten aufmerksam gemacht werden. Egal ob es der Umgang mit Frauen, Kindern, Kranken oder wem auch immer ist. Einige meinen es nicht (bewusst) böse und diese können wir erreichen.
Bei denen die bewusst erniedrigend handeln mache ich mir leider auch wenig Hoffnung, aber auch hier müssen wir dann die nächsten Generationen von einem angenehmen miteinander überzeugen, bevor sie unerreichbar sind. Und da darf man nich vergessen, dass Joko&Klaas auch viele Teenager und vielleicht sogar Kinder erreichen, die diese Erfahrungen eben noch nicht gemacht haben und sie so eventuell auch gar nicht machen werden.
Ich hab‘s mir auch angesehen. Leck o mio. Was es für Idioten gibt.
Zum Thema: Ich finde es nicht zielführend die Themen/Begrifflichkeiten Sexismus, sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch und Verrohung in und durch Pornographie in einer Debatte zu vermischen. Dafür sind Ursachen und Lösungsansätze viel zu verschieden.
Was den üblichen „Alltagssexismus“ wie Nachpfeifen, Holz-vor-der-Hütte Kommentare etc betrifft, kann man selbst an sich arbeiten oder andere recht leicht darauf Aufmerksam machen. Hier in seinem Umfeld ein „moralisches Millieu“ zu erzeugen halte ich für sehr erfolgversprechend. Hier find ich persönlich sollen auch für Frauen gerne eine aktive Rolle spielen. Als 66 Geborener verlief meine Sozialisierung was diese Dinge betrifft anders als das, was man heute im anständigen Miteinander erwarten würde. Ich habe einiges gelernt/lernen müssen, wenn ich darauf hingewiesen wurde, dass ich gerade eine sexistische Bemerkung gemacht habe - meist war mir das nicht mal bewusst und hinterher Stock peinlich. Ich wollte ja niemanden verletzen. Es redeten Früher halt alles so. Eine öffentliche Debatte gab es nicht oder war mir als Jugendlicher nicht bewußt.
Über sexuelle Belästigung oder sexuellen Missbrauch, braucht man nicht debattieren oder gar zwei Meinungen hören, dass ist ein Straftatbestand. Worüber man sicher debattieren kann ist, was da alles rein fällt. Ich denke das wurde aber im demokratischen Gesetzgebungsverfahren seinerzeit getan.
Die Verrohung in der Pornoindustrie hat zum Teil - ähnlich wie die Prostitution - etwas mit sozialen Abhängigkeiten i.W.S. zu tun. Eine weitläufige Bekannte, deren Mutter früher ab und an in unserer Clique mitfeierte, war Pornodarstellerin („Bella Blond“) und hat erzählt was sie dazu bewogen hat, wieder aufzuhören. Das Thema ist nicht so einfach. Da ist der Konsument auf der einen Seite und die (ich schreib es jetzt mal sehr vereinfacht und zugespitzt) Osteuropäerin, alleinerziehend, die für immer weniger Geld bereit ist immer Extremeres zu machen, um das Kind zu ernähren. Nicht alle in der Industrie sind „Stars“.
Ob der Konsum von Pornos oder speziell von sehr üblen Praktiken einen Einfluß auf Jugendliche oder Erwachsene in welcher Form auch immer hat, sollte mE ebenfalls getrennt betrachtet werden. Während der negative Einfluß auf kindliche/Jugendliche Entwicklung m.W.n. klar ist, sieht das bei erwachsenen Straftätern nicht so klar aus. Ich habe unlängst ein Buch gehört, in dem es u.a. auch um die Einflußfaktoren von devianter Praktiken in Filmen auf Sexualstraftäter, insbesondere Serientäter ging. Das Ergebnis ist überraschend uneindeutig fand ich. Das Buch war: Böse - Die Psychologie unserer Abgründe von Julia Shaw.
Jetzt verstehe ich zumindest halbwegs, was Du meinst, nachdem ich anfangs auch irritiert war. Das wird so sein, dass man mit dem Video die richtigen Arschlöcher nicht erreicht, aber es gibt ja auch Grauzonen zwischen gut und Böse.
Das trifft ungefähr den Punkt, den ich kritisiere. Mit einer einseitigen, stark vergröbernden Darstellung des Problems kann man zwar anklagen, aber kaum zu Lösungen oder Verbesserungen kommen.
Ich finde es okay, ein einseitig anklagendes Video zu machen, in dem die Männer ausschließlich auf der Seite der Täter sind. Das ist zwar sachlich falsch, wie man auch an diesem Thread sieht, denn es engagieren sich sehr wohl auch Männer gegen die Belästigung von Frauen. Obwohl das Video in dieser Hinsicht einseitig und vereinfachend gehalten ist, spricht es wichtige gesellschaftliche Missstände an. Das ist okay, aber es ist ebenso okay, es für diese Einseitigkeit und Simplifizierung zu kritisieren.
Vielleicht erfährt jemand durch das Video erstmals von diesen Missständen. Dann ist es gut, dass er endlich mit dem Thema in Kontakt kam. Aber in welchem Dschungel hat er bisher gelebt? Im Jahr 2020 sollte jeder die zentralen Punkte des Videos längst kennen. Alltagssexismus, Gleichberechtigung, Gendergerechtigkeit, Netiquette usw. sind Themen, die bereits lange in der öffentlichen Diskussion stehen – vollkommen zu Recht.
Entsprechend dieser bereits fortgeschrittenen gesellschaftlichen Debatte erlaube ich mir, an ein Video, das sich des Themas annimmt, gewisse Maßstäbe anzulegen. Nicht weil ich gegen Frauenrechte wäre (ganz im Gegenteil), sondern weil es hinter dem bereits erreichten Niveau der gesellschaftlichen Debatte zurückbleibt.
Wen diese Feststellung empört, darf sich gerne mal mit dem Stand der Debatte außerhalb von Youtube vertraut machen. Lest mal für den Einstieg was von Simone de Beauvoir, Alice Schwarzer oder als kritische Gegenposition von Esther Villar. Von dort aus zu aktuelleren Autorinnen. Die dort geführte Debatte bleibt nicht bei der bloßen Anklage stehen, sondern schreitet fort zu den komplexen Ursachen und Lösungsmöglichkeiten.