hier die Fortsetzung:
So Morgen klingelte der Wecker um 3. Start war um 6, sollte also passen. Das Frühstück war eine mühsame Geschichte und erinnerte mich daran, dass Essen auch Arbeit sein kann. Mein Darm war ebenfalls nervös und ich hoffte, dass sich das noch legen würde. Der Nopogo zauberte mir noch einen kleinen Latte mit dem mitgebrachten Espressokocher. Never change a running system!
Wir fuhren Richtung See und liefen die letzten 500 m zum See. Was war mir schlecht! Zum Glück hatte es seit dem Mittag am Vortag nicht mehr geregnet und die Wiese und Wechselzone war ein bisschen abgetrocknet. Dann war Rad fertig machen angesagt, ein bisschen rumstehen und dann Zeit, den Neo anzuziehen. Um halb 6 machte ich mich auf den Weg Richtung See - wie alle meine Mitstreiter in den schwarzen Gummipellen. Und es ging nicht vorwärts. Irgendwie klappte die Abgabe der weißen Beutel nicht so richtig. Irgendwann setzte sich die Masse doch mal in Bewegung und alles trottete den Weg runter zum See. Die ersten tummelten sich im Wasser, ich ging auch rein, ließ Wasser in den Neo und wollte nur, dass diese blöde Schwimmerei möglich schnell vorbei sei. Es war einfach saukalt. Zum Glück verschob sich der Start nicht wie im letzten Jahr um 30 min sondern nur um 5, weil nicht alle Athleten rechzeitig im Wasser waren. Dann ging der Startsfchuss und die Meute wühlte los. Die ersten 500 Meter habe ich vor Kälte die Arme kaum aus dem Wasser bekommen, an der ersten Boje waren mehr Wasserballer als Schwimmer im Wasser und dann ging es die lange Gerade rauf. Rhythmus habe ich keinen gefunden, es war ein Überlebenskampf für mich in dem Wasser. zweite Runde und ich wollte nur, dass es vorbei war... Dann endlich Ufer, der Blick auf die Uhr sagte mir, dass das keine Heldenzeit war (wie der Kerzenbroicher schon schrieb, war die Strecke wohl zu lang) und dann ging es Richtung Wechselzone. Den Berg rauf Richtung Wiese, suche deinen Beutel, finde einen Platz, wo du dir den Neo vom Leib reißen kannst (vorher war noch die Ankündigung, dass es Männer- und Frauenzelte geben sollte, aber das schien vergessen), Weste, Armlinge, Helm (den ich am Tag vorher noch hatte kaufen müssen, weil meiner den Radtransport nicht überlebt hatte) und dann über einen roten Teppich (der das größte Schlammloch abdeckte

) zum Rad und dann fing das Rennen endlich an für mich. Nach einer kurzen Abfahrt ging es dann in den Aufstieg ins Moor. Und dann am Cattle Grid stand der Nopogo in Müllmannorange! Leider hatte in der Nacht der Wind gedreht - statt aus Südwest kam er nun eher aus West/Nordwest. Dh die Fahrt über den Höhenzug war keine Rollaktion, sondern ein Kampf, den Lenker festzuhalten. Und zu hoffen, dass der Helm mir nicht vom Kopf gepustet wird. Und so ging die Radstrecke weiter: der Asphalt war rauh, die Steigungen immer wieder hübsch giftig und es kam der Wind immer von vorne. Auf der zweiten Hälfte der 60km Runde wurde der Kurs hübsch winklig - Rechtskurve, Linkskurve, Abzweig,...so ging es weiter. Endlich, zweite Runde, wieder den berg rauf. Der Nopogo ist noch nicht erfroren und gibt mir durch, dass die 699 noch 8 min vor mir ist. ich kämpfe mich wieder den Berg rauf, über den Höhenzug und schaue nur noch nach den Wattzahlen. Das Brechen von Geschwindigkeitsrekorden muss ich mir für ein anderes Rennen aufheben. Die erste Runde kam mir noch fürchterlich lang vor, die zweite war kurzweiliger. Mittlerweile waren nicht mehr so viele Radler in Sicht, alle 20 min Gel oder Riegel einwerfen und dann sah ich die 699. Überholt und weiter. Bei km 100 sagt meine Verdauung, dass ich halten muss. Das blöde in England ist: rechts von der Straße eine Hecke und links die Mauer. Also über ein Weidengatter geturnt, hingehockt, zurück geturnt und dann weiter. die 699 hatte mich kurz überholt, aber dann habe ich sie nicht mehr gesehen. Die Verpflegungen waren so kurz, dass ich fast dran vorbei gefahren wäre. Wasser anreichen lassen, mit eigenem Gatoradekonzentrat gemischt, dann ging das. Dritte Runde, das letzte Mal den Berg rauf. Meine Beine waren schon ordentlich breit - der Kampf gegen den Wind und die fiesen Puckel zogen ordentlich Energie. Die Vorstellung jetzt noch laufen zu müssen...Egal, Wattzahlen hochhalten, die Steigungen kurbeln und nicht vergessen zu essen. Auf der dritten Runde hatte ich freie Bahn - bis auf einige Radler, die ich überrundete. Und die Beine...egal, weiter machen! Auch die letzte Runde ging vorbei, dann die letzte Steigung rauf, rein in die WZ, da das Rad einfach abgestellt (Helfer war gerade beschäftigt), nächsten Beutel gesucht, ins Zelt, Socken gewechselt, Schuhe an, Armlinge und Weste aus (sie hatten gute Dienste geleistet!) und dann locker den Hügel auf die Laufstrecke. Kurz vor mir war mein Vereinskollege auf die Laufstrecke gegangen und der erste Kilometer war Wendepunktstrecke (Hügel runter und wieder rauf) und ich bin relativ schnell an ihm dran gewesen. Der Nopogo sagte mir noch durch, dass ich 1. AK, 5. Gesamt und mich nun bloß nicht mehr einholen lassen solle. ich blieb an meinem Vereinskollegen dran und wir schlappten mit einem 5er Schnitt die ersten 12 km. Schön war, dass es keine km oder Meilenzeichen gab. ich lief quasi im Niemandsland. Wunderbar. Der Nopogo hatte die Laufstrecke schon in zwei Trainingsläufen erkundet und mich vor einem Anstieg gewarnt. Grundsätzlich zur Strecke: Es geht eine Hauptstraße Richtung Bolton, dann wird rechts abgebogen, runter zu einem kleinen Bach, wo sehr schön gelaufen werden kann, nach ca 2-3 km geht es richtig rauf, wieder auf die Hauptstraße, dann in den Queenspark, wo zwei Wendepunkte eingebaut waren (einer oben auf dem Hügel und einer unten) dann das ganze wieder zurück bis zu einem Roundabout und dann Richtung Stadt. (Die Strecke soll 1000hm gehabt haben) Ich konnte also nur den Kilometerstand schätzen, aber irgendwann haute das bei mir mit dem Rechnen auch nicht mehr hin. Meine Verfolgerin Nicola sah ich im Park das erste Mal und da musste ich den nächsten Toilettenstop einlegen. Meinen Vereinskollegen hatte ich hinter mir gelassen - der kam die Steigungen nicht so gut rauf und die Versuche, ihn mitzuziehen, waren erfolglos. Toll war natürlich das Publikum. Was wurde da angefeuert. Auch schon beim Radeln. Es hat Spaß gemacht. Auf dem Stück raus aus Bolton rumorte mein Darm noch einmal - also wieder Stopp (findet mal einen Busch auf der Hauptstraße!) und ich sah eine Profifrau an mir vorbeilaufen. Also, wieder rauf auf die Straße, sie wieder überholt und dann kam nach den langen Wellen der Straße auch endlich der Wendepunkt! Und da stand der Nopogo und da kam auch schon die Nicola. "3 min" rief mir der Nopogo zu. "lauf so schnell du kannst!" Gefühlt habe ich also Gas gegeben, real vermutlich nicht mehr, aber die Gewissheit nun auf dem Rückweg zu sein, war sehr beruhigend. Also, wieder die Hauptstraße lang, runter an den Bach, den Anstieg rauf, Hauptstraße, im Park die Runden gedreht (die Anstiege im Park raufzulaufen war zwar anstrengend aber nur halb so schmerzhaft wie sie auch wieder runterzulaufen), von Nicola noch keine Spur, dann über die vorletzte Matte, durch ein kleines Tor und dann??? Ich konnte nur ahnen, wie weit es noch bis ins Ziel war. Ich hörte den Sprecher, die Straße runter stand der Nopogo und dann ging es auf die Zielgerade. Es war eine lange Zielgerade. Aber toll! Hände abklatschen und endlich der Bogen! GESCHAFFT! Dann fing der "Stress" an: Kappe, Shirt, Medaille, Foto...und dann in den Zielbereich wandern. Das war in diesem Fall die Town Hall und die Versorgung war im ersten Stock. Treppen rauf! Ich musste so grinsen! oben den weißen Beutel geholt, beim Mann von Powerbar den Recoverydrink gesoffen, bis ich einen Kakaobauch hatte, mit einigen Helfern geschwätzt und dann in die Toilette zum Umziehen. Es ist nicht Frankfurt, wo es Duschen gibt im Ziel, aber ich war vorbereitet und hatte Erfrischungstücher eingepackt! Das Umziehen hat was länger gedauert, frisch gemacht und dann zum Essen gewandert. Aber es hat mich nichts angemacht. Zu Trinken gab es Kaffee, Gatorade und Cola. Auch davon hatte ich genug! Noch mit einigen anderen geredet und dann hat mich unten der Nopogo in Empfang genommen. Es war alles so unwirklich!
Der Rest ist schnell erzählt: Wir sind dann Richtung Reservoir gefahren, haben meine WZ geräumt und dann ins Hotel. Baden, essen und der Versuch zu schlafen. Ich war völlig geflasht, Schlafen war nur begrenzt möglich.
Am Mo Mittag war die Siegerehrung und dann Slotvergabe. Es war und ist immer noch total unwirklich! Der Flug nach Frankfurt war easy und am Flughafen standen dann als Begrüßungskomittee Wagnerli, kleines Wagnerli, hazelman, dieandy und Männe sowie meine Freundin mit dem großen Auto.
Es gab Kuchen und natürlich eine Menge zu erzählen. Von der großen Schlammparty und wie die Jungs und Mädels von TriUK geackert haben, dass das alles noch was wird. (Der Zielbereich ist natürlich nicht so toll wie in Frankfurt, die Verpflgungsstände auf der Radstrecke waren verlassene Posten der Zivilisation und die Helfer, so lieb sie alle waren, waren manchmal schon überfordert, wenn man Wasser UND Cola haben wollte).
So im sich verklärenden Rückblick war es ein tolles Rennen! Mir war klar, als ich mich anmeldete, dass es nicht einfach werden würde. Das ist es, wenn es um AK-Platzierungen geht, nie. Und die Zeiten, dass man als Frau nur mitachen musste, um irgendwas zu gewinnen sind auch vorbei. Dass ich mit Abstand aus dem Wasser kommen würde, war mir klar, genauso wie ich wusste, dass ich auf dem Rad alles geben muss. Egal wie Wind und Wetter sind. Und dass es hinten raus noch passen würde mit dem laufen - unglaublich. Beim Laufen dachte ich immer wieder, dass doch jetzt mal Zeit wäre, zu platzen, aber es passierte nicht. Wie gut! ich bin natürlich völlig glücklich darüber, dass sich das lange Training ausgezahlt hat und dass ich im Oktober als Starterin mit meinem Dicken nach Hawaii fliegen darf.
Und um die Bestzeiten kann ich mich im kommenden Jahr in Frankfurt kümmern!
