Hi Lutz,
ich habe es dir irgendwann schon mal per Mail geschrieben und es ist immer noch mein Eindruck: Der Sport ist schön und gut, das Forum auch, aber ich habe bisher - entgegen der Meinung vieler anderer hier - nicht den Eindruck, dass dir der Sport und die virtuelle (wenn auch teilweise mittlerweile reale) Welt des Forums zu wirklichen Fortschritten verhelfen. Auch auf die Gefahr hin, mich hier unbeliebt zu machen und dich zu kränken - aber ich versichere, dass ich dich nicht kränken will: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Sport eine feine Möglichkeit ist, sich Gutes zu tun, den Willen zu üben und glaube, dass gerade psychisch kranke Menschen davon profitieren können. Dich finde ich aber nach wie vor erschreckend instabil. Das nehme ich eben ganz anders wahr, als viele andere hier, die bei dir eine so gute Entwicklung sehen. Mein Eindruck von dir ist nach wie vor der eines Menschen mit schwerwiegenden psychischen Problemen. Ich glaube, dass du dringend eine dauerhafte Stabilisierung benötigst- ob das in der Klinik passieren soll, muss oder kann sei mal dahin gestellt, das musst du entscheiden, zusammen mit den Ärzten, deiner Freundin und vielleicht anderen Menschen, die dich und deine Krankheit kennen. Erst wenn es dir stabil besser geht - und damit meine ich Stabilität, die Monate anhält und nicht mal ein paar Tage oder ein, zwei Wochen - halte ich Sport für geeignet, seine positive Kraft zu entfalten, anstatt dich immer wieder zu demotivieren, dir immer wieder vor Augen zu halten, dass du es nicht packst. Denn das ist es, was ich immer lese. Und wie damals schon gesagt: Es ist nett und emphatisch von Forumsmitgliedern, ihre eigenen "Problemchen" beim Sport mit deinen zu vergleichen, aber es ist eben NICHT dasselbe, wenn ein Mensch, der gesund ist und der in der Woche 10 oder 20 Stunden trainiert, mal keinen Bock hat, während dich die Depression voll erwischt und du von Aufstehen, sich Waschen, Dinge erledigen nur träumen kannst, von Sport mal ganz zu schweigen. Und ich bleibe auch dabei, dass es eben NICHT zu vergleichen ist, wenn gesunde Menschen hier im Forum auch mal zu viel Schokolade essen oder Alkohol trinken, während du essen einzusetzen scheinst, um deine Befindlichkeit zu regulieren, den Wunsch hast, dich mit Alkohol zu betäuben und (wenn ich mich recht erinnere) in der Vergangenheit unter einer Essstörung gelitten hast und vielleicht noch leidest.
Ich will niemandem auf die Füße treten, ich finde anerkennenswert, dass du hier so gute Kontakte knüpfen konntest, ich finde gut, dass du Menschen hier aus dem virtuellen in den realen Raum geholt hast. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Sport eben kein Heilmittel an sich ist, dass du professionelle Hilfe und Selbsthilfe mit anderen Betroffenen brauchst und dass du die Entscheidungen, die jetzt anstehen nicht vom Trainingslager abhängig machen solltest, denn das wird es im nächsten Jahr voraussichtlich auch wieder geben.
Sorry für den Redeschwall.
Noch was zu mir: Als jemand, der mit psychisch kranken Menschen arbeitet, noch dazu in einer Klinik, bin ich natürlich vom positiven Nutzen professioneller Behandlung überzeugt. Viele Menschen brauchen viel Zeit und viele Anläufe. Weil es früher mal nicht so gut lief, heißt es nicht, dass es falsch ist, es noch mal zu versuchen. Und ich meine mich zu erinnern, dass es auch gute Erfolge nach einer langen stationären Zeit gab.
Ich hoffe, dass du eine Entscheidung treffen kannst und dass das, für das du dich entscheidest, dir dann gut tut. Ich hoffe, dass es dir irgendwann wieder gut geht. Dass das in ein paar Tagen oder Wochen ist, ist vielleicht zu viel erwartet, wenn man meine Maßstäbe von gut gehen" anlegt, also eben Stabilität, Zufriedenheit, mit der Situation umgehen können und das mittel-und langfristig.
Lieber Lutz, alles Gute für dich!
Gruß aus Essen!
Judith, die an dich denkt.
Hallo Judith,
schön von dir mal wieder zu lesen
Ich bin in keiner Weise gekränkt oder so, im Gegenteil dein ausführlicher Beitrag hat mich noch etwas mehr zum Nachdenken gebracht...
Allerdings bin ich im Moment völlig überfordert und weiß nicht was ich tun soll.
Nach dem Gespräch heute mit meiner Ärztin, deinem Beitrag und einem Gefühl ganz tief in mir drin wäre die Klinik eine durchaus gute Option glaub ich.
Wenn, ja wenn diese Mallorca Reise nicht kurz bevor stehen würde.
Ich verbinde damit so viele schöne Erlebnisse vom letzten Jahr das es mir sehr schwer fällt mich dagegen zu entscheiden.
Habe heute auch mit Claudia darüber gesprochen und es ist meine alleinige Entscheidung.
Doch ich kann sie so einfach nicht treffen, es sind nur noch 9 Tage bis zu dieser 30 Tage vor Abflug Frist und mein innerer Druck wächst quasi stündlich.
Doch wenn sich alles in den nächsten Wochen noch verschlimmern sollte dann platzt unter Umständen die ganze Reise und das ganze Geld ist weg.
Ich bin irgendwie gerade völlig überfordert und weiß nicht was ich tun soll...
letztes Jahr hatte ich noch den Eindruck,dass Du Dich mit den Sport zusätzlich unter Druck setzt.
Dieses Jahr habe ich den Eindruck,dass der Sport für die Ausgleich ist und Dir aus schwierigen Phase geholfen hat.
Ich kann mich genau daran erinnern,dass Du letztes Jahr in der selben Zwickmühlte gesteckt hast..
Gibt es hier irgendwelche Zusammenhänge?
Lutz,rede nochmal mit Deiner Ärztin.
Sage ihr,dass Du diese Reise mit Claudia machen möchtest.
Gehe danach in die Klinik.
Ich persönlich denke,dass Dir das Trainingslager letztes Jahr wirklich gut getan hat.
Du hast Dich in den Flieger getraut,die kleinen Krisen vorort mit Ute bewältigt und viele Freunde getroffen.
Dieses Jahr werden noch andere bekannte Nasen vorort sein.
Lutz,Deine Ärztin kennt Dich noch nicht so lange.
Erzähle ihr bitte,was letztes Jahr war und wir sehr Du davon profitiert hast.Wenn ich nur daran denke,was Du dann alles auf die beine gestellt hast,solltest Du auf keinen Fall auf's Trainingslager verzichten......aber das ist nur mein Eindruck auf der Ferne.
Liebe Michelle ,
ich klammer mich ja auch verzweifelt an die Gedanken vom letzten jahr.
Malle hat mir so viel gegeben und ich muss einfach in den verdammten Flieger...
Liege hier immer noch rum, seit Tagen weder gewaschen noch rasiert oder irgendwas.
Eben habe ich mich mal für ein paar Minuten aufgerafft und bin mit dem Hund raus, aber der Sonnenschein erreicht mich irgendwie nicht.
Mein Kopf dröhnt vor lauter Gedanken, Ängsten und Zweifel während ich körperlich völlig leer und ausgelaugt bin.
Seit Tagen höre ich immer das gleiche Lied kann einfach nicht die Stopp Taste drücken. http://www.youtube.com/watch?v=yBAKoR0usQw
Bin in einer Endlosschleife gefangen und komme da einfach nicht raus...
ich habe aber genau in Erinnerung,dass Du letztes Jahr auch mit Dir gekämpft hast.
Wir haben erst geglaubt,dass Du ins Flugzeug gestiegen bist,als Claudia sagte,sie hätte Dich am Flughafen abgegeben und Du bist zuhause nicht wieder aufgetaucht.
Ich versuche nur gerade zu verstehen,ob sich diese Ängste bei Dir gerade aufbauen,weil Du ins Flugzeug steigen willst und jede Menge Menschen auf Dich warten.....oder kommen die Ängste dieses Mal aus einen anderen Richtung.
Ich hatte den Eindruck,dass Dir das Teilnehmen am Trainingslager für den Alltag viel gegeben hat.
Du bist danach nach Frankfurt gekommen,obwohl so viele Menschen beim Grillen rumsprangen.
Du hast Deine Wettkämpfe gemacht und es gab nur kleine Rückschläge.
Jetzt war der Winter aber lang und grau.
Du hast fleissig trainiert und die Zeit relativ gut überstanden.
Jetzt kommt die Sonne raus und die graue Zeit ist überstanden.
Ich finde,Dir steht die Trainingslagerbelohnung zu.
Setze Dich aber nicht unter Entscheidungsdruck.
Wenn sich in den nächsten Tagen rausstellt,dass ein Klinikaufenthalt besser für Dich ist,dann ist es so.
Ich glaube aber,dass bald die Vorfreude auf die Reise steigen wird.
So,dann stehe jetzt mal auf und gehe unter die Dusche.
Ich liege schon seit drei Tagen krank im Bett und konnte mich heute morgen selbst nicht mehr riechen.
Jetzt dufte ich wieder und laße mir die Sonne auf die Nase scheinen.
Lutz,ich habe den EIndruck,dass der letzte Winter viel viel schlimmer war.
Seh ich auch so. Bellamartha kann die ganze Angelegenheit natürlich aufgrund ihrer Erfahrung viel besser beurteilen als ich. Es ist auch (gut) möglich, dass Deine Situation immer noch deutlich schwieriger ist, als das nach unseren (überwiegenden) Kommentaren den Anschein hat. Aber gebessert hat sich Deine Situation für mich zweifellos. Letztes Jahr hattest Du Bedenken (oder Angst) vor dem Flug, den Leuten, ..., dieses Jahr haste Bedenken, weil Du das alles nicht hast.
Wenn es nicht ein "unbewußte" Schutzreaktion ist, was ich aber aufgrund Deiner Postings nicht glaube. "Nacheinander" wäre doch ne gute Lösung,