Für mich gibt es durchaus interessantere Themen. Deshalb habe ich auch nicht Theologie studiert – im Gegensatz zu Dir.
Ich möchte Dich jetzt aber nicht als "energetisch stark aufgeladenen" Gläubigen bezeichnen, das wirkt auf mich irgendwie phrasenhaft. Ich bin hier, um Argumente auszutauschen.
Pfarrer und Bischöfe werden als Teil des gesellschaftlichen Spektrums in Talkshows eingeladen.
Ist das so? Pfarrer und Bischöfe werden zu fast keinem Thema eingeladen, weil ihre Meinung völlig irrelevant ist. Lediglich zur Homo-Ehe braucht man ein paar Krawallmacher, denen solche Auftritte nicht peinlich sind.
Hingegen würde sich sogar der katholische Teil des Publikum jedwede Einmischung in ihr eigenes Eheleben scharf verbitten.
Zitat:
Zitat von zappa
Anders als Du, denke ich, dass "die Gläubigen" sich sehr stark differenzieren (ich hatte mal auf eine Auflistung der zig verschiedenen katholischen Glaubensdifferenzierungen verlinkt) , aber insgesamt einen recht pragmatischen Umgang (z.B. Verhütung bei katholisch Gläubigen) mit apodiktischen Normen der entsprechenden Institutionen pflegen.
Das ist ja gerade der Punkt. Ich sage ja gerade nicht, dass alle Gläubigen einer Meinung sind. Stattdessen haben sie oft moderate und moderne Ansichten. Dennoch verschaffen sie den verquasten Kirchenführern ein großes Gewicht, weil auf die Unterschiedlichkeit der Meinungen gar nicht eingegangen wird. Stattdessen wird nur die Mitgliedschaft gezählt. Die Kirchenführer setzen ihre eigene Meinung durch, und das erforderliche Gewicht erhalten sie von Gläubigen, die evtl. ganze andere Meinungen haben.
Wenn der Bischof in der TV-Talkshow sagt: "Ich vertrete hier die Meinung der Gläubigen", dann ist das nicht zutreffend. Er vertritt nur eine Meinung, nämlich vermutlich seine eigene.
Zum Vergleich: Die restlichen Gäste der Talkshows decken meist das parlamentarische Spektrum ab. Hier werden also diverse Meinungen vertreten und diskutiert. Absurd wäre es, wenn ein Politiker sagen würde: "Ich vertrete hier die Position der Politik".
Zitat:
Zitat von zappa
Solch energetisch stark aufgeladenen Kritiker wie Dich und Klugschnacker habe ich allerdings noch recht selten mitbekommen.
Seltsam, es klingt beinahe so, als sollte man seine Meinung nicht in entschiedener Form äußern.
Derzeit ist es in Deutschland ein Tabu, sich kritisch zur Religion zu äußern. Man wird sofort mit der Belehrung bedacht, dass die Argumente möglicherweise richtig sein könnten, aber man könne das nicht in dieser Form sagen, weil es sich nicht gehört.
Hier muss ein Tabu beseitigt werden. Ein Tabu beseitigt man, indem man es bricht. Ich tue das mit Worten und Argumenten. Damit sollte eigentlich jeder klarkommen. Die Kirchen äußern sich andauernd (ich habe allein 6 christliche TV-Kanäle, rund um die Uhr), also werden sie wohl nichts dagegen haben, wenn ich mich ebenfalls äußere.
Derzeit ist es in Deutschland ein Tabu, sich kritisch zur Religion zu äußern.
Eigentlich nicht. Es ist tabu sich bestimmten Religionen(Christentum, Judentum, Islam) kritisch gegenüber zu äußern, dagegen wenn einer an Elfen oder an Wicca glaubt, darf er verspottet werden, und Scientologen und sogenannte Sekten dürfen offen kritisiert werden.
Es gilt wie in allen Bereichen zweierlei Maß.
Derzeit ist es in Deutschland ein Tabu, sich kritisch zur Religion zu äußern.
Diese Ansicht überrascht mich. Natürlich kenne ich die Zustände in Deutschland nicht so gut wie die in Österreich, aber mein Eindruck ist komplett gegenteilig. Meine Eltern z.B. mussten sich vor verschiedenen Freunden, Kollegen, usw. immer wieder deshalb rechtfertigen, weil sie in die Kirche gegangen sind. Also von einem Tabu, sich kritisch zur Religion zu äußern habe ich als Heranwachsender nichts mitbekommen und seit damals (ja, ja lang ist´s her) sind die Kirchenkritiker ganz sicher nicht weniger oder zurückhaltender geworden.
Ich finde es ja gut, dass auch die Kirche kritisiert werden darf und wird. Aber dass sich Kirchenkritiker bei leisem Gegenwind dann großartig auf die Fahne schreiben, ein Tabu zu brechen - ich weiß nicht, das kommt mir ein bisschen übertrieben vor.
Wieso "würden"? Meines Wissen nach treten doch massenhaft Menschen aus der katholischen und evangelischen Kirche aus.
Noch sind aber ziemlich viele drin. Ich habe darlegen wollen, daß es mir (mit demokratischem Maß gemessen) legitim scheint, wenn Kirchenvertreter sich als Stellvertreter der Mitglieder in öffentlichen Diskussionen äußern. Genau dieses Recht wird ihnen ja abgesprochen.
Zitat:
Zitat von Jörn
Weil sie sich auf eine große Gefolgschaft berufen können, die sie angeblich vertreten. Die Zählung der Gefolgschaft beruht auf den Mitgliedszahlen der Kirchen.
Jedoch ist nur ein sehr geringer (und sehr verquaster) Teil der Kirchenmitglieder wirklich einverstanden mit dem, was diese Vertreter glauben und sagen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
KalleMalle, wenn ich das richtig aus Deinen Zeilen herauslese (bitte korrigiere mich), scheinst Du mich dafür zu kritisieren, dass oder wie ich meinerseits die Kirche kritisiere. Wie sollte man Deiner Meinung nach für die Rechte von Menschen eintreten, die von der Kirche diskriminiert werden?
An der Kirche kann man sicherlich vieles kritisieren, und in vielen Punkten sind wir uns da ganz bestimmt einig.
Zu einer fairen Auseinandersetzung würde aber beispielsweise dazugehören, daß man auch die Fälle diskutiert, bei denen es umgekehrt läuft und in denen die Kirche für die Rechte von Menschen eintritt, die von Staat und breiten Teilen der Gesellschaft diskriminiert werden.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Außerdem würde ich gerne wissen, ob Du einen Dialog zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen innerhalb einer Gesellschaft befürwortest, zum Beispiel auch in einem Forum? Mir scheint, dass Du mich weniger wegen meiner Argumente, als vielmehr wegen des Führens dieses Dialogs kritisierst. Oder missverstehe ich Dich da? Mir scheint es eine gute Sache zu sein, sich auszutauschen.
Grüße,
Arne
Wie könnte man diese Fragen mit ‚Nein‘ beantworten
Der Dialog scheint mir halt ein wenig einseitig zu verlaufen. Du erbittest ‚Beweise‘ für die Wahrheit bestimmter Bibelstellen oder Glaubensinhalte um Dich anschließend an der von Dir eifrig zusammengetragenen Gegenbeweisführung zu erfreuen.
Das ist wissenschaftlich gesehen an vielen Stellen höchst interessant, hat mich manchmal gebildet und häufig auch unterhalten. Und manchmal stachelt es mich an, Dich zu widerlegen – oder es zumindest zu versuchen.
Geändert von KalleMalle (04.10.2016 um 22:03 Uhr).
Zu einer fairen Auseinandersetzung würde aber beispielsweise dazugehören, daß man auch die Fälle diskutiert, bei denen es umgekehrt läuft und in denen die Kirche für die Rechte von Menschen eintritt, die von Staat und breiten Teilen der Gesellschaft diskriminiert werden.
Selbstverständlich, da sind wir einer Meinung. Die Kirchen auf den Ebenen der Gemeinden haben in manchen Themen durchaus meine (innere) Unterstützung.
Die Gemeinde, in der meine Ex-Schwigermutter aktiv ist, setzt sich sehr für eine junge Flüchtlingsfamilie ein. Sie sehen zuerst den Menschen, und erst nachrangig die Konfession. Andererseits fahren sie gemeinsam mit dem Reisebus nach Italien, zur Wirkungsstätte des Franz von Assisi. Er soll die Gabe gehabt haben, mit den Tieren sprechen zu können. Was will man da sagen?
Die Gemeinde, in der meine Ex-Schwigermutter aktiv ist, setzt sich sehr für eine junge Flüchtlingsfamilie ein. Sie sehen zuerst den Menschen, und erst nachrangig die Konfession. Andererseits fahren sie gemeinsam mit dem Reisebus nach Italien, zur Wirkungsstätte des Franz von Assisi. Er soll die Gabe gehabt haben, mit den Tieren sprechen zu können. Was will man da sagen?
Nichts! Du hättest dir den Satz davor auch einfach sparen können. Warum immer nachtreten und ins Lächerliche ziehen? Es ist doch eine schöne Aktion. Wenn sie wörtlich glaubt, dass er mit Tieren gesprochen hat, tut das auch keinem weh.