Die Gesinnungsethik von Max Weber spielt hier keine Rolle. Denn sie übersieht den in unserem Zusammenhang weitaus häufigsten Fall, nämlich dass weder eine Gesinnung noch eine spürbare Verantwortung für die Folgen vorliegt.
Konkret: Wer die Diskriminierung von Menschen in unserer Gesellschaft mitträgt, ohne von den Bibelstellen, die sie legitimieren, überzeugt zu sein, handelt nicht aus Überzeugung oder "Gesinnung". Er trägt aber andererseits auch keinerlei Folgen und wird von niemandem zur Verantwortung gezogen. Das Modell von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik ist zu grob, um in der realen Welt viel damit anfangen zu können.
Arne, sei mir nicht böse, aber ich hab den Eindruck, Du verwendest hier ein paar Begriffe zu beliebig. Am Beispiel Gesinnung: "Gesinnung" ist als Grundhaltung bzw. Denkweise eines Menschen definiert. (Und bitte weich jetzt nicht auf eine semantische Diskussion aus, diese Bedeutung des Wortes setzen wir bitte voraus!). Daher kann es gar keinen Fall geben, in dem keine Gesinnung vorliegt. Jeder Mensch hat eine Grundeinstellung = Gesinnung. Das das möglicherweise eine Gesinnung ist, die mir nicht gefällt, ist ein anderer Punkt. Wenn Du also davon sprichst, dass jemand "keine Gesinnung" hat, bist Du auf einer wertenden Ebene gelandet. In etwa im Sinne von gesinnungslos = ohne Prinzipien, gewissenlos. Aber bleiben wir auf der nicht-wertenden Ebene:
Natürlich ist nicht jede Gesinnung religiös begründet. Auch ein Atheist kann eine wunderbar unlogische, gleichgültige, menschenfeindliche, ... Gesinnung haben. Genauso gut kann ein Atheist natürlich auch eine humanistische und sehr menschenfreundliche Gesinnung haben.
Dass ein einfaches Modell keine konkrete Handlungsanweisung für jeden Einzelfall liefert, bestreite ich nicht. Aber es kann eine grobe Orientierung bieten, die jeder für sich selbst dann auf den Einzelfall umlegen kann. Daher bin ich mit der Formulierung "zu grob" nicht einverstanden. Grob ja, aber man kann viel damit anfangen. Mir zumindest hilft das ungemein, wenn ich über mich, meine Handlungen und deren Folgen nachdenke.
Arne, sei mir nicht böse, aber ich hab den Eindruck, Du verwendest hier ein paar Begriffe zu beliebig. Am Beispiel Gesinnung: "Gesinnung" ist als Grundhaltung bzw. Denkweise eines Menschen definiert. (Und bitte weich jetzt nicht auf eine semantische Diskussion aus, diese Bedeutung des Wortes setzen wir bitte voraus!). Daher kann es gar keinen Fall geben, in dem keine Gesinnung vorliegt. Jeder Mensch hat eine Grundeinstellung = Gesinnung. Das das möglicherweise eine Gesinnung ist, die mir nicht gefällt, ist ein anderer Punkt. Wenn Du also davon sprichst, dass jemand "keine Gesinnung" hat, bist Du auf einer wertenden Ebene gelandet. In etwa im Sinne von gesinnungslos = ohne Prinzipien, gewissenlos.
Mit "keine Gesinnung" meinte ich jeweils die Abwesenheit einer bestimmten Gesinnung, die für das gewählte Beispiel eine Rolle spielt. Zum Beispiel die Überzeugung, die Homo-Ehe sei ein Werk des Teufels. Ich meinte nicht, jemand habe keinerlei Gesinnung.
Das Modell von Weber hat noch andere logische Schwächen in unserem Zusammenhang, zum Beispiel, dass die Folgen eines verantwortungsethischen Handelns stark von der Gesinnungsethik der Umwelt abhängt. Denn die Gesinnung der Umwelt legt fest, wofür ich zur Verantwortung gezogen werde. Aber es würde wohl zu weit gehen und die anderen langweilen, wenn wir das hier ausdiskutieren.
Religion ist aber in seinen Schilderungen, Geboten und Begründungen sehr präzise.
was ist an der Schilderung, daß der Tag nicht enden wollte bitte schön präzise? Ich weiß, daß es in der von Dir zitierten Bibelstelle anders steht. Du verstehst es auf eine Weise, ich auf eine andere Weise. Ist mein Verständnis unzulässsig?
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PB
07.08.2011 2:10:31 Summertime Tri Karlsdorf KD
10.06.2012 5:03:16 Challenge Kraichgau MD
08.07.2012 10:38:13 IM FfM
12.03.2017 42:40 Bienwald 10K
12.03.2017 1:30:55 Bienwald HM
29.10.2017 3:15:05 FfM M
Ich würde gerne zu dieser Teildebatte (Moral) ein konkretes Alltags-Szenario in die Runde werfen, aber die Richtung etwas verändern.
Nehmen wir eine TV-Talkshow wie "Anne Will" oder "Maybritt Illner". Nehmen wir an, einer der Teilnehmer wettert gegen die Homo-Ehe und begründet es mit der Bibel, und dem allgemeinen Verfall unserer Werte. Der konservative Teil des Publikums applaudiert entzückt. (So geschehen bei "Anne Will" und einer Politikerin der CSU.)
Nehmen wir weiter an, man könnte den applaudierenden Zuschauern klipp und klar anhand der Bibel nachweisen, dass sie selbst andauernd gegen die dort aufgeschriebenen Gebote verstoßen. Nehmen wir an, die Zuschauer würden zu ihrer Verteidigung sagen, dass diese Gebote nicht mehr zeitgemäß wären oder aus sonstigen Gründen klugerweise ignoriert werden sollten.
Nehmen wir schließlich an, dass die Zuschauer trotzdem bei ihrer Verdammnis der Homo-Ehe bleiben und dies weiterhin mit ihrem Glauben begründen.
Wäre dies moralisch einwandfrei oder nicht?
Denn hier hätten wir einen Fall, wo von anderen Menschen die Befolgung selbst der absurdesten Bibelstellen verlangt wird, während man für sich selbst Ausnahmen nach Gutdünken einräumt.
Hi Jörn, was ist an der Schilderung, daß der Tag nicht enden wollte bitte schön präzise? Ich weiß, daß es in der von Dir zitierten Bibelstelle anders steht. Du verstehst es auf eine Weise, ich auf eine andere Weise. Ist mein Verständnis unzulässsig?
Nein es ist nicht unzulässig, wenn Du darauf hinaus willst, dass Du glauben kannst, was Du möchtest. Das kannst Du natürlich.
Aber Du kannst nicht behaupten, es sei wahr. Diese Behauptung hielte ich für unzulässig oder zumindest bedeutungslos. Denn in einem System, in dem es keine Falsifizierung gibt, hat das Wort "Wahrheit" keine praktische Bedeutung.
Religiöse Menschen konstruieren absichtlich ein System, welchem die Falsifizierung fehlt, um immun zu sein gegen jeden logischen Einwand. Das Ergebnis ist aber nicht, dass die religiösen Thesen unangreifbar wären, sondern nur, dass das Konstrukt unsinnig ist.
Das Ergebnis ist aber nicht, dass die religiösen Thesen unangreifbar wären, sondern nur, dass das Konstrukt unsinnig ist.
Unsinnig im Hinblick auf die Erkenntnis der Wahrheit. Es können jedoch auch andere Sinngebungen abseits der Wahrheit existieren. Was "Sinn" sein soll, ist ja Definitionssache.
Das sehe ich anders. Es gibt in meinen Augen zwei Möglichkeiten:
1. Gott existiert und hat Auswirkungen auf die Welt
2. Gott existiert und hat keinerlei Auswirkungen auf die Welt
Falls Gott existiert und Auswirkungen auf die Welt hat, dann können wir vielleicht nicht Gott selbst nachweisen, aber seine Auswirkungen auf die Welt. Bisher hat jedoch noch niemand eine Auswirkung Gottes auf die Welt finden können. Sie verhält sich stattdessen in allen Details exakt so, als gäbe es keinen Gott, der Auswirkungen auf die Welt hat.
Das kennzeichnet auch diese Debatte: Gott wird wird in der persönlichen Selbsterfahrung vermutet, außerdem im Anbeginn der Welt.
Zu 1. Das lässt sich aus meiner Sicht naturwissenschaftlich auch nicht erforschen (auf wahr / falsch prüfen), weil es sich um Zusammenhänge (Auswirkungen) zwischen Phänomen in dieser Welt und einer uns per Definitionem nicht zugänglichen metaphysischen Welt (Gott) handelt.