Interessant, dass Du Doping an irgendwelchen Verbandszugehörigkeiten festmachst. Formaljusristisch vielleicht, moralisch in meinen Augen nicht!
Bei Leuten ohne jegliche Teilnahme an Sportveranstaltungen gibt es dann im Zweifel immer noch Sachen wie Medikamentenmissbrauch die man dem Menschen zur Last legen könnte und bei der Beschaffung, einer möglichen Rezeptausstellung etc wird dann wohl auch nicht so richtig alles mit rechten Dingen zugegangen sein.
Du irrst Dich, mein Lieber! Es liegt nicht an mir, was Doping ist und was nicht. Das haben andere so geregelt. Wenn ein Alt-Achtundsechziger sein selbstangebautes Haschisch raucht, ein Magermodel Schlankheitspillen nimmt oder ein Actiondarsteller wie Sylvester Stallone Anabolika verwendet, dann hat das nichts mit Doping zu tun.
Da gelten dann Gesetze. In Deutschland wäre es bei den Anabolika das Arzneimittelgesetz. Der Handel wäre strafbar, nicht jedoch der Besitz oder Konsum geringer (für den persönlichen Gebrauch bestimmter) Mengen.
Die Gesetze gelten für alle, das unterscheidet sie von den Regeln eines Sportverbandes. Letztere gelten für eine Person nur dann, wenn sie sich ihnen selbst unterworfen hat, zum Beispiel durch das Lösen eines Startpasses oder durch die Teilnahme an Wettkämpfen.
Alles andere wäre ja auch ein Witz. Stell Dir vor, morgen klingeln ein paar Typen bei Deiner Mutter und fordern sie auf, in ein Röhrchen zu pinkeln. Als Legitimation geben sie an, sie seien vom Verband XY, von dem Deine Mutter noch nie etwas gehört hat. Das Analyseergebnis wird dann später auf der Website dieses Verbandes veröffentlicht. Man findet Spuren des am Vorabend verwendeten Hustensafts. Die BILD-Zeitung titelt "Unfassbar: Seniorin gedopt!".
Sie ist es aber weder formaljuristisch noch moralisch.
Medikamente und Methoden, die im Sport verboten sind, sind Doping, ansonsten sind sie entweder Medikamentenmissbrauch oder mitunter sogar legal (ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass es verboten sein soll, als Privatperson eine Eigenblutbehandlung durchzuführen, warum auch?).
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Zitat:
Zitat von captain hook
Heute wird ja schon zum Bikefitter gerannt, bevor man überhaupt weiß, wie man ne Kurbel im Kreis dreht.
Wenn man den Faden etwas weiterspinnt, dann ist es moralisch in Ordnung, wenn man auf Tageslizenz unterwegs ist und sich an 364 Tagen alles mögliche reinpfeift - solange man am Wettkampftag sauberen Pipi hat?
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Hard to accept, but I'm older than my vintage bike
Wennst was machst, mach's gern. Machen mußt 'es eh!
(Dem Fritz Engelhardt seine Mutter)
Moralisch sieht die Sache, zumindest für mich, anders aus.
Prominente sind ja auch Vorbilder. Wenn die dann behaupten das sie sich von der Hühnerbrust zum Spiderman in wenigen Wochen gewandelt haben ganz ohne nachzuhelfen dann ist das wohl doch zumindest moralisch verwerflich?
Wie man das Kind nun nennen will, es ist und bleibt das selbe, Betrug.
Für einen umgangssprachlichen Beturg (nicht den strafrechtlichen Begriff) hätte es aber jemanden bedurft, der geglaubt hat, die Muskeln von Stallone, Arni und Co. seien nicht druch Mittelchen entstanden.
Ich halte die menschliche Dummheit für grenzenlos, glaube aber es würde sehr lange dauern diese paar Menschen tatsächlich zu finden. Die stehen übrigens neben denen, die Glauben der Spitzensport an sich sei überwiegend dopingfrei.
Man meint es gut, und erklärt alles für Doping, was mit Pillen und Chemie und Nadeln zu tun hat. Ich kann das verstehen, es ist mir auch sehr sympathisch, aber gleichzeitig reißt diese Haltung unseren Sport zuverlässiger in den Abgrund als alles andere.
Doping ist in den Medien ein Hip-Thema. Ständig liest man davon, dass der Zoll Päckchen mit verbotenen Medikamenten abfängt, deren Wert in die Millionen geht. Fast immer wird dann auch die Studie zitiert, nach der zwei Drittel der Marathonläufer eines bestimmten Bewerbs Schmerzmittel genommen hätten. So gewinnt man zwangsläufig als Leser, aber auch als Sportler die Überzeugung, dass unheimlich viele Sportler dopen. Die meisten. Fast alle. Oder zumindest fast alle Hawaii-Qualifikanten.
Die Medien gehen jedoch regelmäßig sehr schlampig damit um, was Doping ist und was nicht. Bei dem Millionenfund am Zoll handelte es sich fast ausschließlich um Schlankheits- und Potenzpillen, der Rest geht als Anabolika in die Muckibuden. Die Funde sind spektakulär, aber fast nichts von den beschlagnahmten Substanzen ist für den Wettkampfsport bestimmt. Die in den Medien unterschwellig hergestellte Verbindung zum Wettkampfsport, also Marathon, Triathlon etc. beruht nicht auf den Fakten.
Oft wird so getan, als würden Marathonläufer oder Triathleten (vermutlich) alles einwerfen, was sich aus China bestellen lässt. Als Beleg muss fast immer die Schmerzmittelstudie herhalten, von der oben bereits die Rede war. Auch hier wird unterschlagen: Schmerzmittel sind kein Doping, denn sie stehen nicht auf der Dopingliste. Niemand dopt, der sie nimmt. Es jedoch unterschwellig zu unterstellen ist unseriös und schadet uns allen sehr.
Denn wenn man als Sportler zu glauben anfängt, dass alle dopen, ist es moralisch schwerer, sauber zu bleiben. Außerdem diskreditiert es uns Sportler in der öffentlichen Wahrnehmung.
Aus diesem Grunde plädiere ich dafür, den Begriff des Dopings nur dort zu verwenden, wo es auch tatsächlich um Doping geht. Sonst reden wir herbei, was wir bekämpfen.
Grüße,
Arne
P.S.: Ich finde den Gebrauch von Schmerzmitteln außerhalb begründeter Einzelfälle unsportlich. Wir haben bereits einen Sendebeitrag diesem Thema gewidmet; die Wirksamkeit der Schmerzmittel während der Belastung wird stark überschätzt; es droht Nierenversagen bei längeren Wettkämpfen, mehrere Menschen sind bereits daran gestorben.
OK, dem Ansatz er unterliegt nicht den Sportverbänden also kann er in deren Sinne auch kein Doping betreiben kann ich nachvollziehen. Medikamentenmissbrauch etc find ich aber auch nicht besser. Inkl. aller Straftaten die auf dem Wege der Beschaffung und Rezeptausstellung vielleicht noch zusätzlich begangen werden.
Dann stellt sich mir aber eine rein praktische Frage:
Wenn ich also als vereins- und lizenzloser Sportler in Roth mitmache und in meiner Vorbereitung stoffe bis zum Umfallen (was dann kein Doping wäre, weil ich ja den Regularien der Verbände nicht unterliege) und dann rechtzeitig absetze, in Roth selber also sauber bin, dann kann ich also als Ungedopter gelten und meine AK oder das Rennen) gewinnen? Und wenn jetzt jemand erwidert, dass ich mich ja so früh anmelden muss, dass das "dopen" dann wieder relevant ist, weil ich mich ja schon angemeldet habe: Dann nehmt ne Veranstalung, wo man am Tag der Veranstaltung nachmelden kann.
Nachspiel aus den dunkelsten Tagen des Profi-Radsports. Der französische Senat stellt am Mittwoch den Untersuchungsbericht über die Dopingpraktiken bei der Tour de France 1998 vor. Während aktive Fahrer vor den Enthüllungen zittern müssen, will die UCI am damaligen Resultat nichts mehr ändern.
Ob Herr Jens "Saubermann" Voigt auch dabei ist, man darf gespannt sein. Stuart O'Grady ist ja nach der TdF aufs Altenteil.