So, nun also mein Urlaubsbericht, wie versprochen:
Mit dem Nachtzug ging es über Basel und Bellinzoa nach Como, am unteren Ende des Comer Sees. Dort bin ich am Nachmittag angekommen. Wetter war perfekt zum Radfahren: Sonne und angenehme 24°C. Nach einem kurzen Kaffeepäuschen ging es dann auch schon los: immer am Ufer entlang bis Bellagio, dort mit der Fähre nach Varenna übergesetzt und immer weiter bis Dervio. Die Strecke war ein nettes, hügeliges Auf und Ab, gut zum Reinkommen.
Am zweiten Tag bin ich weiter am Ufer des Comer Sees gefahren, bis Chiavenna. Inzwischen ließen sich die nahenden Alpen auch nicht mehr verleugnen. Wenn man so direkt davorsteht, bekommt man schon einen ziemlichen Respekt vor dem, was vor einem liegt.
Und da war wie schon: meine erste (und auch gleich die längte) Bergetappe: der Malojapass. Direkt hinter Chiavenna geht es stetig nach oben, noch nicht besonders spektakulär, aber es zieht sich. Kurz vor der Schweizer Grenze gibt es eine riesen Tankstelle, in der ich meine flüssigen Vorräte nochmal aufgestockt habe. In der Schweiz wurde es dann zunehmend steiler mit kurzen SEHR steilen Abschnitten. Neidisch habe ich auf die Rennradfahrer ohne Gepäck geguckt, denn ich war mit zwei Taschen und Zelt unterwegs… Aber wo ein Wille ist…
Ich habe ich stetig nach oben vorgearbeitet, wenn die Beine nach Zucker geschrien haben, gabs ein Gel-Päckchen und ne kurze Pause. Und irgendwann denke ich so „na, jetzt sollte es doch bald geschafft sein…“ und gucke nach oben, wo ich nadelöhrförmige Serpentinen sehe, unzählige. „Ha, gut, dass meine Straße woanders langgeht“-dachte ich, schaute genauer hin… “Verdammt, das ist meine Straße…“. Dann tritt man sich stur und stetig nach oben, weiter, immer weiter, mit Tunnelblick. Und irgendwann (kein Zeitgefühl in dem Moment) hören die Serpentinen auf und es steht ein Schild „Malojapass, 1815m“ da, man hat es geschafft! Bisschen Gänsehaut, ganz viel Grinsen und ein paar Fotos und dann Weiterrollen bis St. Moritz, Abendbrot einkaufen und zurück nach Silvaplana auf einen sehr netten Zeltplatz mitten im schönsten Bergpanorama.
Am nächsten Tag sollte der zweite Pass folgen, der 8 km lange Julierpass, wo es bis auf 2284m hoch ging. Deutlich steiler und schroffer als sein Vorgänger. Oben angekommen, schroffe Felsen, kein Baumwuchs mehr und Schneereste. Schaurig-schön! Ziemlich teil und langgezogen folgte die Abfahrt, die mit Gepäck noch ein bissel gefährlicher ist, als sie es bereits ohne ist. Und da ich bergab eh ein oller Schisser bin, war das ganz schön anstrengend für mich… Endlich unten in Tiefencastel angekommen, wollte ich mir einen Supermarkt und einen Zeltplatz suchen, aber es gab weder das eine, noch das andere. Und Weiterfahren hieß: hoch auf den Lenzerheidepass, 11km bis hoch. Ich war zwar schon ganz schön kaputt und hatte auch nur noch einen Apfel (meine Beine haben sich kaputtgelacht…), aber nun ja. Aber irgendwann war auch dieser Pass zu Ende und Schlaf- und Abendbrotsmöglichkeiten gefunden.
Ab da ging es mehr oder weniger nur noch bergab, über Chur, wo ich eine schöne, lange Pause in der Altstadt gemacht habe, weiter auf dem Rheindamm bis zum Bodensee. Ab Chur stiegen die Temperaturen über 30°C und ich hatte wahnsinnigen Gegenwind, was vor allem auf dem schattenlosen Rheindamm sehr belastend war. Also nichts mit ruhigen Ausfahren *g* Ich musst wirklich viele Trink- und Schattenpausen machen und war froh, als ich am Bodensee ankam, wo der Weg schattiger wurde. Dort blieb ich noch einen Tag, an dem ich bis Konstanz weiterfuhr. Von dort aus ging es wieder im Nachtzug zurück nach Hause.
Was zu oben genannten Bedingungen auf der letzten Etappe hinzukam, und was ich schon ein paar Tage zuvor befürchtet hatte: ich hatte in den Bergen ordentlich an Substanz verloren, was bei jemanden mit meiner Statur ziemlich ungünstig ist. Gemerkt habe ich es zunehmend an der fehlenden Spritzigkeit hinten raus. Ich habe meinen Kalorienbedarf einfach völlig unterschätzt. Zu Hause auf der Waage das Ganze dann in Zahlen: 4kg abgenommen. Für diese Woche heißt das erst mal: den Schwerpunkt auf Krafttraining legen, nur ganz wenig Ausdauer und natürlich ordentlich proteinreich futtern.
So, Ihr Lieben, das soll es erst mal gewesen sein. Unterm Strich ein ganz toller Urlaub, stolz, dass ich es geschafft habe und beim nächsten Mal, weiß ich dann, was ich noch optimieren kann (u.a. noch weniger Gepäck, mehr Kalorien zu mir nehmen). Denn ein nächstes Mal gibt es auf jeden Fall!
