Sodele, Berlin ist jetzt auch Geschichte! War echt ein klasse Wochenende und sicherlich nicht mein letztes Radrennen!
Los ging es eigentlich schon am Freitag. Mein Rad hatte noch seine Lümmel drauf und Die mussten natürlich ab. Frei nach dem Motto "selbst ist der Mann" wollte ich die Lümmel selbst abmontieren und neue Schaltzüge verlegen. Zwei Probleme: 1) Ich habe sowas noch nie selbst gemacht 2) Das Material war noch gar nicht da.
Also am Freitag erst mal auf heißen Kohlen gesessen, in der Hoffnung, dass das Paket kommen würde. Tat es zum Glück auch. Mit ein paar Tutorials hatte ich mir grundsätzlich das Wissen angeeignet, um die Sache zu meistern.
Beim Zuschneiden der Außenhüllen habe ich mich erstmal sehr dumm angestellt. Erst zu lang abgeschnitten, dann noch mal gekürzt, aber wohl zu beherzt

, und dann hat auf einmal 1cm gefehlt.
Ich musste dann aber erstmal in die Uni, denn ich hatte ja noch eine Klausur zu schreiben. Zwischendrin an einem Baumarkt ausgestiegen und Isolierband gekauft. In meiner Erinnerung war ein paar Meter weiter auch noch ein Radladen, also dachte ich mir, verbinde ich die zwei Sachen einfach, sonst gehe ich ja eigentlich zum Tandem in den Laden, aber es erschien mir irgendwie praktischer, wenn ich nur einmal aus der Bahn raus muss, denn ein wenig Zeitdruck machte sich dann auch wegen der Klausur breit. Leider wurde aus den paar Metern dann locker ein Kilometer, ich sollte echt an meiner Erinnerung arbeiten
Zumindest hat der mir ein schönes Stück Hülle abgedrückt und ich konnte in die Uni rasen, um meine Klausur zu schreiben.
Schließlich war ich dann um halb 9 wieder zurück und konnte mein Werk vollenden. Allerdings war natürlich aller Anfang schwer. Erst habe ich ca. eine halbe Stunde gebraucht, um zu merken, dass ich die Zugverlegung am Schaltwerk missinterpretiert hatte und dann hatte ich noch einen heiden Spaß, den linken Zug durch den Bremsschalthebel zu fädeln. Ich habe echt an mir gezweifelt und dann gegen halb 11 noch meinen Kumpel Timo angerufen, der Radmechaniker ist, und gefragt, ob es einen Trick gibt oder ich zu blöd sei, aber er meinte auch, dass es nicht an mir liegt, sondern die Konstruktion der Force Hebel echt schei** eng sei und es eine Knechtarbeit wäre.
Schlussendlich wurde ich dann aber doch noch fertig und alles hat funktioniert!
Samstag morgen bin ich dann gegen 9 mit dem Rad aus dem Haus, zum Bahnhof gefahren, dort mit dem Regio nach Frankfurt Haupt und dann schließlich wieder mit dem Rad zu einer Tankstelle in der Nähe der Uniklinik, um von dort von Jemandem, den ich über die Mitfahrerzentrale ausfindig gemacht habe, nach Berlin mitgenommen zu werden.
Nachmittags sind wir dann am Hotel angekommen. So schnell komme ich glaube ich nicht mehr für 30€ von Frankfurt nach Berlin
Im Hotel habe ich dann erstmal mein Rad abgegeben und mein Zimmer bezogen. Dort sollte mich auf dem Bett meine Garmin Rennbekleidung erwarten. Da ich das im Vorfeld wusste, hatte ich - aus Mangel an Platz - gar keine eigene Radbekleidung eingepackt. Ich ging auch davon aus, erstklassige Ware zu erhalten, denn im Laufe der Vorbereitung hatten alle Teilnehmer des Gewinnspiels bereits von Garmin ein Trikot bekommen, und was sollte man auch anderes erwarten, eines ihrer Profitrikots von Castelli.
Pustekuchen!
Auf dem Zimmer erwartete mich Bekleidung von Endura (in irgendeiner Form Sponsor des Velothon, wie ich gelesen habe), die Hose gute Qualität, das Trikot ein Sack! Ich hatte L bestellt, denn das Castelli in M, dass ich vorher bekommen hatte, ging mir höchstens bis zum Bauchnabel. Dieses Trikot ging mir nun fast bis zu den Knien.
Also erstmal runter zu unserer Betreuerin von Garmin, mit den Worten: "Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes ein großes Problem". Ich fragte dann, ob ich nicht noch ein Trikot in S oder XS haben könne, aber sie hatte nur noch M. Die anderen Gewinner, die schon vor mir angereist sind, und ebenfalls mit dem Sack nur wenig anfangen konnten, haben sich dann schon alle S ergattert. Aber selbst die S waren noch nicht RICHTIG eng.
Abends ging es dann zur "Pastaparty" in ein schickes Restaurant. Da ich ja keine Nudeln esse, habe ich vorher ausgemacht, dass ich dann zumindest Reis bekomme, denn den vertrage ich wenigstens. Also bin ich dort erstmal verhungert, denn es dauerte schonmal Ewigkeiten, bis das eigentliche Essen begonnen hatte und vorher gab es als Vorspeise nur Brot, dass ich ja, wie die Meisten hier wissen dürften, auf keinen Fall anrühren würde.
Serviert wurden dann mehrmals kleine Schalen (wie sich das halt in einem "guten" Restaurant gehört). Da mich der Koch in der ersten Runde verwechselt hatte, saß ich also immer noch ohne Essen da.
In den nächsten zwei Runden bekam ich dann zwar Essen, dass zwar sehr extravagant war, aber trotzdem nicht herausragend gut schmeckte, aber der Hunger blagte mich bestialisch.
Beim Dessert konnte ich den Hunger dann in 6 kleinen Portionen zumindest ein bisschen nieder kämpfen.
Zu diesem Essen waren auch Gäste wie Erik Zabel und Mike Kluge geladen. Erik wollte beim 60km Rennen mitfahren, und verkündte auch voll Stolz sein Ziel, "finishen" zu wollen

und Mike würde mit uns bei der 120er Runde an den Start gehen. Zu Mike komme ich dann auch nochmal.
Als ich dann schließlich wieder im Hotel war, trieb mich die Frage rum, was ich denn nun mit meiner Rennbekleidung machen sollte. Ich entschied mich dann dazu, die Trägerhose über das Trikot zu ziehen, dass sah zwar auch scheiße aus, war aber zumindest nicht ganz so unaerodynamisch wie mit dem Sack.
Am nächsten morgen habe ich dann erstmal schön gefrühstückt. Eier, Bacon, Weißwürste und Obst, ist das nicht sogar die Standardempfehlung?

Geschadet hat es auf jeden Fall nicht!
Also ab zum Start!
Unser Startblock war zwischen Block B und C. Eigentlich sollte es einen VIP Startblock ganz vorne geben, aber das wurde dann doch gecanceled. Blöd für die guten Fahrer von uns, denn mit einer A-Block Gruppe zu fahren hätte natürlich eine bessere Zeit gebracht, als sich nach vorne zu kämpfen (und die Blöcke gingen ja mit kleinem Abstand los).
Ich wusste nicht so recht, wie ich mich taktisch in einem solchen Rennen verhalten sollte. Meine Idee war es, das Rennen progressiv zu gestalten und mir die Körner für den Schluss aufzubewahren. Ich bin also am Anfang viel in größeren Gruppen gefahren, habe aber auch versucht, möglichst weit vorne in diesen Gruppen zu sein und wenn sich die Möglichkeit ergibt, dann in weitere Gruppen vor mir vorzustoßen.
Einmal wollte ich eine Lücke alleine zu fahren. Das war witzig. Ich war gerade alleine auf dem Weg zur Gruppe vor mir, fährt auf einmal der Mike neben mir und fragt: "Was gibt das denn hier?" - "Ich will da vorne in die Gruppe" - "Aber ich habe doch gesagt ihr sollt nicht im Wind fahren. Ach komm, ich fahr dich ran". Und so wurde ich dann von einem ehemaligen Weltmeister eskortiert, was ein Service!
Diese Taktik habe ich sehr konsequent bis zur Autobahn verfolgt. Dort hat sich dann eine wirklich gewaltige Gruppe gebildet, hunderte Fahrer (mindestens!!).Hier witterte ich meine Chance! Ich habe also einige Körner investiert, um am Rand des Feldes bis ganz nach vorne zu fahren. Dann ging es eine Weile durch die Stadt durch Kurven und Kreisel, aber da ich so weit vorne war, konnte ich die Spitze ohne Probleme halten. Dann ging es auf den Flughafen und das war für mich die Schlüsselstelle. In der Ferne war die nächste große Gruppe zu sehen und eine kleine Ausreißergruppe machte sich auf den Weg, diese zu stellen. Da bin ich dann mitgefahren und das hat auch geklappt. Mit dieser kleinen Gruppe sind wir dann auch an diesem Feld noch sehr weit vorbei gefahren, denn durch den Pulk war dort der Wind natürlich viel weniger kritisch. Die letzten 20km, die dann von dort noch zu fahren waren, bin ich mit ordentlich Dampf unterwegs gewesen und habe noch hunderte Fahrer überholt. Da hat sich die Zurückhaltung am Anfang echt gelohnt!
Schließlich habe ich dann das Ziel nach 2:49h passiert und laut meinem Tacho waren es nur 113km statt 120km. Diese Distanz ist wohl sehr valide.
Danach bin ich direkt ins Garmin VIP Massagezelt und habe mich erstmal von Eule durchkneten lassen. Danach ging es unter die Dusche und dann in die Garmin VIP Lounge. Man, ich muss echt öfter VIP sein.
Dort drin gab es ein geiles Buffett, Getränke jeglicher Art (und das nicht aus dem Plastikbecher), den Zielbogen konnte man theoretisch berühren. Dort habe ich mir dann noch das Profirennen angesehen, da die Profis 7 Runden gefahren sind, hatte ich dort immer mal wieder was zu sehen. So nah werde ich wohl so schnell nicht wieder an einem Sprint sein.
Danach bin ich zurück ins Hotel. Das Garmin Profiteam war ja im selben Hotel einquartiert. Im Foyer standen dann erstmal 5 Räder der Profis, einfach so, ohne das jemand dabei stand. Schon gewagt. Danach kam dann doch noch ein Fahrer und ein Betreuer. War auch eine ganz lustige Begegnung. Der Fahrer hielt erst mal vor mir an, machte seinen Koffer auf, sagt "Boah, tun mir die Füße weh, ich brauche jetzt erstmal normale Schuhe" und zog sich andere Treter an. Danach habe ich mich mit den beiden ein wenig unterhalten, unter anderem haben sie daraüber spekuliert, was wohl mein Bock wert sei und das ihnen mein Carbonsattel gefällt. Merke: Der Radsport zeigt sich auch sehr publikumsnah...
Da ich das Hotel nur für die Nacht auf Sonntag hatte, ich aber erst am Montag zurück fahren konnte, da ich von einer anderen Teilnehmerin mitgenommen wurde, musste ich mein neues Schlafquartier beziehen. Dieses befand sich bei dem Forenuser Lutz, den ich zwar vorher nicht kannte, er mir aber trotzdem bereitwillig seine Couch anbot. Nochmal: Vielen Dank!
Also wieder auf den Bock geschwungen und zu Lutz gefahren. Und da wir ja fleißig sind, waren wir dann direkt noch im See, nur mit Badehose *bibber*. Leider hat es dann geregnet und meine Flip-Flops haben den nassen Boden, wie auch immer, bis hoch zum Hintern gegen meine Hose katapultiert. Fail!
Schließlich bin ich dann Montag morgen noch mit dem Bock wieder zum Hotel gefahren und dann mit meiner Rückfahrgelegenheit zurück nach Darmstadt. Was ein Wochenende!
Ich hab jetzt richtig bock, weitere Radrennen zu fahren, gerne auch selektiver! Taktisch nehme ich mit, dass ich am Anfang auf jeden Fall noch ein wenig mehr Körner investieren sollte, um direkt Plätze gut zu machen und mit stärkeren Gruppen loszufahren. Außerdem reicht das Ende auch nicht, um alle Körner zu verpulvern, ich bin zwar im letzten Drittel hart gefahren, aber hatte trotzdem noch Körner über.
Wer den ganzen Bericht durchgehalten hat: Respekt! Hier noch die Aufzeichnung von meinem Garmin:
http://app.strava.com/activities/59495342