Er hat durchaus einige richtige Ansätze, man muss bei ihm aber aufpassen dass er kein Wissenschaftler sondern Finanz-Lobbyist ist und bei seinen Äußerungen nicht nur sachlich und neutral.
Weil er in ein paar Aufsichtsräten sitzt. Er war in Bezug auf Renten- und Genertationenverträge die wissenschaftliche Institution in Deutschland. Du wirst solche Mandate bei fast allen hochkarätigen Wissenschaftlern finden. Die bringen Dir eine spannende Perspektive in den Kreis.
Zitat:
Im Grund ist Rente doch nur ein System weil es die Leute alleine nicht auf die Kette bekommen mit dem Geld. Staatlich verordnetes Zwangssparen für's Alter. Über das Punktesystem gibt's anteilig das raus was man über die Lebenszeit eingezahlt hat.
Das ist so richtig. Was allerdings nicht berücksichtigt wird, ist die Einnahmenseite und die Relation zwischen Einzahlenden und Empfängern. Es gibt hierzu viele gute Ansätze. Die hätten über die Zeit kaum wehgetan. Man hat es aber immer verschleppt. Die alten Keko's jetzt die Lebensplanung über den Haufen zu werfen, wenn er nicht mehr reagieren kann, ist dann schwierig. Das ist auch nachvollziehbar.
Ich finde es mehr als unglücklich, eine solche Diskussion einzelner Krankenbehandlungen an die Spitze der Diskussion über Reformen im Gesundheitswesen zu setzen wie Streeck das z.B. getan hat statt über strukturelle Reformen zu sprechen. Seine Thesen sind für mich das beste Beispiel, wie man Patienten bzw. versicherte Einzahler gegeneinander ausspielt.
Diese Diskussion ist immer unschön. Unglücklich wäre es, wenn niemand diese Diskussion anschieben würde. Du nennst das "gegeneinander ausspielen". Ich nenne es Periodisierung, wenn man auf die Themen schaut, die die höchsten Kosten verursachen. Das sind nun mal die Anzahl der Krankenhausbetten, die letzten Lebenswochen der Alten sowie die Flatrate zum Arzt zu gehen. Es ist doch richtig erstmal dort zu schauen, wo die Kosten am höchsten sind. In Bezug auf Dein Beispiel wird in England z.B. abgewogen, wieviele potentiell gesunde Lebensjahre der Behandlung gegenüberstehen. Man kann hier streiten, welche Kriterien man anlegt und diese dann bewertet. Nicht darauf zu schauen, wäre fahrlässig.
Zitat:
Meiner Ansicht nach ist das Wesen von Sozial-Versicherungen, dass alle Personen nach Einkommen proportional einzahlen, damit dann weniger Personen gegen sonst für sie nicht bezahlbare Leistungen eben versichert sind.
Das klingt auch gerecht. Auf der anderen Seite müssen wir sagen, dass wir trotz der höchsten Gesundheitsausgaben in der EU weder die längste Lebenserwartung noch die längst Spanne an gesunden Lebensjahren haben. Dazu kommt, dass unsere Nebenkosten uns damit immer unattraktiver für Investitionen machen. Und dann wird der zu verteilende Kuchen (auch im Gesundheitssystem) immer kleiner.
Brauche ich nicht, ich lebe sehr gut. Aber ich wäre bereit, abzugeben, wenn es alle machen würden, habe ich oben auch geschrieben.
Ich wäre auch zu mehr bereit, da es mir besser geht als dem Durchschnitt. Nur sehe ich das nicht ein, wenn andere davon unverhältnismäßig profitieren, es als eine noch stärkere Umverteilung nach oben gibt.
Es geht nicht um "alle", das passiert bereits. Es geht darum, dass Stärkere mehr tun. Wir schauen permanent zu sehr nach unten, statt mal nach oben.
Das bedeutet, dass dann die Lebenserwartung einer Gesellschaft nöch stärker einkommensabhängig wird und die Gesellschaft unsozialer, ungerechter.
Auch wenn das nicht an mich gerichtet war, würde ich gern darauf eingehen. Adept hat das hart ausgedrückt. Es geht aber in erster Linie darum, in gesunde Lebenszeit zu investieren. Ich denke, dass Dein Case (entschuldige die medizinische Bezeichnung) auch so behandelt worden wäre. Es geht m.E. viel mehr darum, dass die vielen mit extrem hohen Kosten verbundenen das Leben rein pathologisch zu verlängern, hier avisiert werden. So hätte ich Streek verstanden. Und ich hätte nicht gedacht, dass mal jemand den Mut aufbringt, dies offen anzusprechen.
Das bedeutet, dass dann die Lebenserwartung einer Gesellschaft nöch stärker einkommensabhängig wird.
Das ist jetzt natürlich eine philosophische Frage: Aber geht es ausschließlich darum im Leben so lange wie möglich zu überleben? Oder geht es um den Inhalt im Leben? Dazu noch gesellschaftliche Ziele?
Beispiel: Du bist 90, liegst am Tropf und kannst 5 Jahre länger leben für exorbitante Kosten. Oder du kannst das in 2 Kinder investieren, die ein würdevolles statt erbärmlichen Leben haben können.
Ich wäre auch zu mehr bereit, da es mir besser geht als dem Durchschnitt. Nur sehe ich das nicht ein, wenn andere davon unverhältnismäßig profitieren, es als eine noch stärkere Umverteilung nach oben gibt.
Es geht nicht um "alle", das passiert bereits. Es geht darum, dass Stärkere mehr tun.
Hier geht es mir dann wieder ähnlich wie Dir. Meine Lebensplanung ist gemacht und ich will diese nicht mehr umwerfen. Ich habe nichts geerbt und bin in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen. Dann habe ich während meiner Karriere ganz passabel verdient. Einen Großteil davon im Ausland, aber immer in Deutschland versteuert. Und jetzt habe ich keinen Bock mehr und bin in Rente. Das zahlt nicht der Staat, sondern ich selbst. Und nun höre ich "Vermögenssteuer" und werde ganz wuschig. Ist doch klar, dass ich dann auch Lösungen suche, die zu mir passen. Es gibt übrigens sehr viele Leute, die hier gerade aktiv gestalten.
Ich wäre auch zu mehr bereit, da es mir besser geht als dem Durchschnitt. Nur sehe ich das nicht ein, wenn andere davon unverhältnismäßig profitieren, es als eine noch stärkere Umverteilung nach oben gibt.
Es geht nicht um "alle", das passiert bereits. Es geht darum, dass Stärkere mehr tun. Wir schauen permanent zu sehr nach unten, statt mal nach oben.
Genau das ist das Problem: Es sind immer die anderen, die es besser haben als du. Daher mache ich nix.
Ich sehe das als eine Auswirkung des Selbstoptimierers: Wenn es für einen selbst nicht optimal ist, wie hier im Beispiel, dass andere weniger abgeben als ich, bin ich dagegen.