Nachdem hier einige über ihre Kraichgau-Teilnahme geschrieben haben, muss ich mich auch (als nicht-mehr-Rookie) dazu melden. Mir hat der Tag sehr viel Freude gemacht und auch beim Regenschauer eine Stunde vor dem Start habe ich nicht im Entferntesten an Aufgeben gedacht. Nach dem Ironman letztes Jahr wollte ich mal bei einer Veranstaltung der Konkurrenz mitmachen und die Stimmung im Kraichgau ist ja berühmt, daher Challenge Kraichgau! Die Vorbereitung wurde allerdings unterbrochen von einer vierwöchigen Argentinien- und Antarktisreise und Anfang Mai war ich noch eine Woche auf Skitour auf den Elbrus unterwegs. So hatte ich zwar natürliches EPO Doping auf 5642m Höhe, aber ich konnte meine Laufumfänge nicht systematisch steigern. Es war mir schon klar, dass ich bei der Challenge Kraichgau nichts reißen werde, aber mit einem besseren Trainingszustand würde ich auch nichts reißen können, nie und nimmer. Also ließ ich es einfach auf mich zukommen…
Es war ja im Vorfeld schon sehr nett, bei der Pastaparty von Carolinchen angesprochen zu werden. Mit einer zweiten Nudelportion habe ich mich zu ihr gesetzt und auch Herrn und Frau Tandem kennenlernen können. Die Nacht im Zelt auf dem Campingplatz war danach leider etwas laut, es gab relativ viel Halligalli bis Mitternacht. Immerhin ein Ohrstöpsel hat mir einige Stunden Schlaf bescheren können. Am Morgen um 6:00 Uhr war der Himmel grau, aber es war trocken. Zum Frühstück habe ich mir im Zelt einige Hefebrötchen vom Vortag reingezogen, einen Espresso aus dem Kühlregal und ein Erdbeer-Banane-Smoothie, knapp drei Stunden vor dem vermeintlichen Start. Der Vorteil des Übernachtens auf dem Campingplatz ist die Nähe zum Start.
Aber: gleich nachdem ich mir die Powerbars in mundgerechten Stücken auf das Oberrohr geklebt hatte, öffnete der Himmel seine Schleusen. Naja, viele haben schon geschrieben, dass es sehr lange geschüttet hat. Das Warten war nicht so toll, ist aber durch einige nette Gespräche verkürzt worden. Nun hatte ich erstmal Bedenken, dass sich die Startnummer von meinem After-Race Beutel durch die Feuchtigkeit komplett ablöst. Aber die Veranstalter haben improvisiert: Einige Kinder bekamen die ehrenvolle Aufgabe, die Startnummern auf halbe Postkarten zu schreiben und diese in die Klarsichttaschen am Beutel zu stecken. Hier waren wirklich alle zum Wohl der Triathleten im Einsatz!
In der gelben Schwimmkappengruppe bin ich gegen 10:10 Uhr gestartet und locker gekrault. Gefühlt zwar schnell, das Wasser gurgelte nur so an mir vorbei, allerdings kamen schon an der ersten Boje die grünen Schwimmkappen von der Startgruppe, die nach uns gestartet ist. Naja, davon habe ich mich nicht kirre machen lassen. Und wurde fleißig überholt. Jedoch konnte ich nach der dritten Boje noch eine rote Schwimmkappe überholen, aus der Startgruppe vor uns
Entspannt stieg ich aus dem Wasser, das eine echt angenehme Temperatur hatte. Die Schwimmzeit war zwar grottenschlecht, aber das war nicht wirklich von Belang. Am wichtigsten ist es, entspannt zu schwimmen!
Denn meine eigentliche Lieblingsdisziplin kam dann ich. Die ersten Kilometer konnte ich ordentlich gasgeben und das mit lockeren Beinen. Die Straße war noch naß, aber bald wurde sie trocken, da habe ich auch Soloagua gesehen. Auch all die Anstiege waren recht locker zu fahren. Erstaunlich. Als ich drei Wochen vorher die Strecke abgefahren bin, dachte ich mir, dass ich wesentlich länger als drei Stunden brauchen werde. Da hatte ich allerdings meine Radschuhe vergessen und musste mit Turnschuhen in Klickpedalen fahren. Der fehlende Autoverkehr und die nicht zu beachtende Vorfahrt bringen ja nochmal ein großes Plus an Geschwindigkeit. Nur die Powerbar-Stücke auf dem Oberrohr waren eine einzige Pampe!
Aber das war nicht schlimm, es gab ja an den Verpflegungsstellen Bananenstücke. Heute waren wirklich viele Leute an der Strecke und das trotz des bescheidenen Wetters. An so vielen Stellen wurde geklatscht, angefeuert und gejubelt und besonders der Anstieg in Gochsheim verging wie im Flug. Das Publikum klatschte und brüllte uns nach oben! Ich war wirklich überrascht, wie locker die Anstiege zu fahren waren. Danach gab es immer schön langgestreckte Abfahrten, auf denen ich wunderbar sausen und überholen konnte. Manchmal gab es aber schon haarige Situationen. Einige fuhren in der Mitte oder links, einfach so, und wenn überholt wurde, dann nicht wirklich sondern es wurde schön lange nebeneinander gefahren... Da musste ich manchmal schon auf die Gegenspur ausweichen, teilweise in der vierten Reihe! Hoffentlich kommt kein Race Official angerollt. Überhaupt, wenn das Motorradgeräusch hinter mir ertönte – dann habe ich tunlichst Abstand gehalten zu anderen…
Plötzlich das Ortsschild von Odenheim. Das war doch der Ort mit dem ersten Anstieg, habe ich mich verfahren? Mist. Aber bald kam der Anstieg vor Tiefenbach und da fiel mir ein, dass der Ort mit dem ersten Anstieg ja Östringen hieß. Der letzte Anstieg verging auch und dann gab es nur noch ein lockeres Ausrollen.
In der zweiten Wechselzone ging alles ratz-fatz. Eifrige Helfer packten meine Laufsachen aus udn meine Fahrradsachen ein. Allerdings fehlten in der Wechselzone die Dixie-Klos oder habe ich sie im Eifer des Gefechts nicht gesehen? Ich hatte irgendwie beim Schwimmen schon zuviel Wasser geschluckt, das jetzt raus wollte. Aber die Strecke Laufstrecke hat zum Glück einige „natürliche“ Abschnitte mit Büschen. Das Laufen ging bis km 14 für meine Verhältnisse locker. Sicherlich gibt es hier im Forum viele, die über einen Schnitt von 5:50 min/km müde lächeln, aber für mich war das schwer in Ordnung nach dem Radfahren und Schwimmen. Und beim Laufen kam auch die Sonne raus, da war die Stimmung schon sehr schön. In der dritten Runde merkte ich aber, dass ich in den Monaten vorher im Training nie länger als 15 km gelaufen bin. Der Geist war willig, aber das Fleisch war schwach! Irgendwie wollten die Beine nicht mehr so, wie ich wollte und der letzt Anstieg war schon beschwerlich. Aber das Ziel rückte näher und die Uhr sagte, dass ich locker unter 6 Stunden dort ankommen werde. Was besser als erwartet war! Mannomann, als ich 2011 in Köln auf meiner ersten Mitteldistanz gestartet bin, da habe ich geackert, um unter 6 Stunden zu kommen und habe das nicht geschafft. Und es gibt wohl keine flacheren Radstrecken als die in Köln. Und nun mit 1000 Höhenmetern unter 6 Stunden, da war ich schon sehr zufrieden.
Am Ende war es sehr sonnig und der Zielbereich lud noch eine Weile zum Verweilen ein. Es erstaunte mich nicht, dass ich jetzt aber nur Appetit auf etwas Salziges hatte. Genug süßes Zeug hatte ich ja in den letzten Stunden schon zu mir genommen. Nach dem Duschen und Check-out bin ich noch zum Hardtsee zurückgerollt, mit den drei Beuteln auf dem Rücken.
Es war wirklich ein sehr schöner Tag, und dass er so schlecht begonnen hat, macht das Ende umso besser. Ein herzliches Dankeschön an alle Helfer der Challenge Kraichgau und an alle, die an der Strecke standen und angefeuert haben