Als man noch davon ausging, dass eine Infektion zu 95% vor einer Ansteckung schützt fand ich schon okay, dass Geimpfte keinen Test brauchen und mehr Freiheiten haben. Schließlich war das Risiko bei ihnen deutlich tiefer.
Als man dann aber gemerkt hat, dass sie Impfung überhaupt nicht mehr vor Ansteckung schützt wurden die Regeln schon irgendwie lächerlich und Schikane.
Diese Fragen über den Freiheitsbegriff anzugehen, halte ich für wenig sinnvoll. Besser spricht man von Rechten und Pflichten, finde ich.
Ist die Einschränkung von Rechten nicht automatisch eine Einschränkung der Freiheit? Das kann ja gute Gründe haben.
Im Fall der wirklich großen Unsicherheit zu Beginn der Pandemie habe ich das sogar mitgetragen.
Zitat:
Hat das Rauchverbot in Kneipen und Zügen zu mehr oder weniger Freiheit geführt?
Das Rauchverbot kam nicht über Nacht. Das war eine sehr langwierige Entscheidung. Die ersten härteren Forderungen kamen 1971. Die Umsetzung erfolgte 2008. Ich hätte es mir auch eher gewünscht. Diesen Prozess mit der Umsetzung der Coronamaßnahmen zu vergleichen, ist mit Blick auf die Zeitschine gewagt
Zitat:
Die gleiche Frage kann man sich stellen, wenn es darum geht, ob Menschen mit einer hochansteckenden Krankheit in eine Kneipe gehen dürfen oder ob man das vorübergehend verbietet.
Natürlich kann man diese Frage stellen. Man könnte auch fragen, ob man in ein Auto steigt, weil man damit potentiell jemanden überfahren könnte. Man könnte auch fragen, ob man zuckerhaltige Getränke verbietet, weil diese zu Diabetes führen können.
Daß das hohe Maß an Unsicherheit die Politik zu Beginn der Pandemie die Politik zum Griff und die Schublade der freiheitseinschränkenden Maßnahmen zu greifen motiviert hat, verstehe ich sogar. Aber als sich der Nebel ein wenig gelöst hatte, war das nicht mehr tragbar. Und vergiss bitte nicht, was die Rechtfertigung war. Die ganzen Maßnahmen beruhten auf dem Infektionsschutzgesetz. Und hier war insbesondere die Aufrechterhaltung des Gesundheitswesens im Fokus. Das Thema stand aber spätestens nach dem zur Verfügung stehen der Impfung nicht mehr im Raum. Jeder Bürger der vulnaerblen Gruppe hatte verdammt zügig das Angebot. Ab diesen Zeitpunkt war den Einschränkungen die Basis entzogen. Daß man dann Menschen, die sich selbst nicht (durch Impfung) schützen wollten dahingehend entgegen kam, indem man die Freiheit der anderen einschränkte, ist eine Farce. Selbst wenn es das nicht wäre, gab es zu dem Zeitpunkt bereits keinerlei Basis für die Maßnahmen.
Zuckerhaltige Getränke? Was für ein Quatsch, sorry! Schönen Samstag noch.
Das war ein Beispiel. Was alles zu Diabetes führt, ist bekannt. Wir haben in Deutschland 8 Mio diagnostizierte Diabetiker und 6 Mio Menschen mit einer diagnostizierten Koronaren Herzkrankheit. Der überwiegende Teil davon ist lebensstilbezogen und ein extrem relevanter Teil ist die Ernährung. Die daraus resultierenden Todesfälle liegen bei jeweils deutlich über 100.000 jedes Jahr. Ist für mich kein Quatsch und extrem relevant.
Edit: War aber zugegeben ein schlechtes Beispiel in dem Kontext.
Wie auch immer. Wo hast Du denn die Rechtsgrundlage für die Einschränkungen gesehen? Ich habe sehr genau dargelegt, welche das ursprünglich sein sollten und ab wann diese Voraussetzungen, selbst bei Wohlwollen, nicht mehr vorhanden waren.
Geändert von Genussläufer (25.03.2023 um 17:19 Uhr).
Grund: Als Edit eingefügt
Ungarn: Wettlauf gegen den Tod
... In der Statistik der Covid-Toten im Verhältnis zur Bevölkerung, nimmt Ungarn hinter Tschechien den zweiten Platz ein...
Ist mir bekannt. Das hat aber nichts damit zu tun, ob Menschen sich gegenseitig persönliche Entscheidungen zustehen, oder Andersdenkende verurteilen und sie ausgrenzen.
Wenn die Angst vor Corona die gegenseitige Hetze in Deutschland erklärt, wäre es in Ungarn noch verständlicher gewesen, wenn die Ungeimpften als Feindbilder gesehen worden wären - aber gerade dort wurde Corona einfach als eine Krankheit gesehen die jeden treffen kann, und nicht als eine Strafe für Nichtbefolgen der Wissenschaft bzw. der Regierungsempfehlungen; niemand hätte dort "die Pandemie der Ungeimpften" postuliert. Und die hohen Sterbezahlen haben auch nichts mit eventuell niedrigerer Impfquote zu tun. Tatsächlich hatte Ungarn anfangs sogar einen "Impfvorsprung", weil sie sich mit Sinovac und Sputnik versorgt haben; viele haben dann wegen der selektiven Europäischen Reiseeinschränkungen zusätzlich noch Biontech o.ä. spritzen lassen müssen; dies nicht mehr als Schutz vor Corona, sondern rein als Nachgeben unter Zwang (viele Ungarn arbeiten im Ausland, und hatten keine Wahl).
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Als man noch davon ausging, dass eine Infektion zu 95% vor einer Ansteckung schützt fand ich schon okay, dass Geimpfte keinen Test brauchen und mehr Freiheiten haben. Schließlich war das Risiko bei ihnen deutlich tiefer.
Als man dann aber gemerkt hat, dass sie Impfung überhaupt nicht mehr vor Ansteckung schützt wurden die Regeln schon irgendwie lächerlich und Schikane.
Wer hier von "lächerlich"und "Schikane" spricht, diskutiert (vorsätzlich oder fahrlässig) an den Tatsachen vorbei.
Zu Beginn gab es wenig Hinweise auf die genaue Bauweise des Virus:
parallel zur Entschlüsselung des Virus liefen unter Hochdruck die Forschungen zu einem Impfstoff, jeweils auf der Basis des gerade aktuell vorhandenen Wissens.
Als der "Bauplan" des Virus' bekannt war, war wenig später der erste Impfstoff (von Biontech) fertig. Er wurde an Freiwilligen getestet, nicht in einer ausführlichen und langlaufenden klassischen klinischen Studie.
Die Wirksamkeitsangabe von 95% weckt Erwartungen wie "fast immer", bedeutet aber auch, dass er unter 10.000 Impfungen bei 500 eben NICHT wirkt.
Während der beginnenden Impfkampagne (die erst anlaufen musste und öffentlich z.T. übelst verunglimpft wurde) mutierte das Virus, d.h. der Impfstoff passte nicht mehr genau zum Bauplan des aktuell grassierenden Virus'.
Vergleichsstudien zeigten dann, dass der Impfstoff (der auch weiterentwickelt wurde - von verschiedenen Einrichtungen, im In- und Ausland, jedoch nicht so aktuell sein konnte wie das Virus) nicht immer vor der Infektion schützen konnte, wohl aber vor einem schweren Verlauf der Krankheit. Und was ein "schwerer Verlauf" sein konnte, wurde uns spätesten mit den Bildern mit den Leichen in langen Kolonnen aus italienischen Militärlastern deutlich.
Es war daher folgerichtig, die Kampagne "Masken, Kontakte meiden, Impfen - wir haben nichts Besseres!" laufen zu lassen; eine politische Entscheidung aus der damaligen Situation.
Wer sich daran hielt, dem konnten (auch zur Motivation) Ausnahmen von den Restriktionen angeboten werden.
Als auch andere Impfstoffe auf den Markt kamen (z.B. Sputnik), wurden sie im Rahmen der üblichen Regeln der scientific community gegengetestet.
Aufgrund ihrer deutlich geringeren Wirksamkeit wurden sie als alleiniger Schutz nicht empfohlen.
Das hat nichts mit der elenden Freiheitsdiskussion zu tun (die damals auf den Demonstrationszügen in Berlin ebenso falsch war wie heute), sondern - wie Klugschnacker zutreffend anmerkte - mit Rechten und Pflichten sowie mit VERANTWORTUNG.
__________________ "Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern. Er hat die Kraft, zu inspirieren. Er hat die Kraft, Menschen zu vereinen, wie es sonst nur weniges kann. Sport kann Hoffnung erwecken, wo vorher nur Verzweiflung war." (Nelson Mandela)
Geändert von Foxi (25.03.2023 um 18:24 Uhr).
Grund: Argumentationspräzisierung nach Fehlinformationen
Und die hohen Sterbezahlen haben auch nichts mit eventuell niedrigerer Impfquote zu tun. Tatsächlich hatte Ungarn anfangs sogar einen "Impfvorsprung", ...
Ungarn hat ein Impfquote wie Honduras und liegt deutlich unter dem Durchschnitt der EU. Dasselbe gilt für die Tschechische Republik.
Das sind meines Wissens nach gleichzeitig zwei Länder mit extrem vielen Toten, gemessen an der Bevölkerungszahl.