Es gab vor Jahr(zehnt)en mal nen Test in der Tour, wo ich annehme, dass man den wirklich als bare Münze nehmen kann: Alu, Carbon und Stahl so zugeklebt, dass man nicht erahnen konnte, was drunter steckt, Gewicht angeglichen, überall die gleichen Räder drin.
Na, was meinen wir wohl, wieviele der Probanten mit ihrer Prognose, worauf sie sassen, richtig lagen?
Lassen wir Stahl mal aussen vor;- das ist was für Liebhaber, aber sowohl Alu als auch Carbon haben ihre Qualitäten, Titan ebenfalls, das würde ich aber auch in die Stahlecke zu den Liebhabern stellen, nur dass es halt nicht rostet.
Im Prinzip könnte man heute 80% (schätze ich mal aus der hohlen Hand) aller Rennräder problemlos aus Alu bauen. Das sind die Klassen, wo Carbon absolut gar nix bringt als vielleicht Prestige.
Diese Räder sind mit nem Carbonrahmen so gut wie nicht leichter und bringen null Vorteile. Wenns in Sachen Steifigkeit welche geben sollte, sind sie irrelevant, Haltbarkeit wär noch ein Thema, das muss man dann aber in der Unendlichkeit betrachten, wo der Unterschied zwischen einem dauerfesten (Carbon) und nem betriebsfesten (Alu) Bauteil (in diesem Fall: Fahrradrahmen) zum Tragen kommt.
Ansonsten schenkt sich das unter normalen Bedingungen nix.
Carbon hat da unbestreitbare Vorteile, wo es wirklich um Gewicht geht, am besten noch mit klar definierter (hoher) Belastbarkeit an bestimmten Stellen eines Konstruktes und anderen, an sich widersprüchlichen Ansprüchen wie beispielsweise Elastizität (für Komfort), wenn man an bisherige Möglichkeiten mit Alu denkt.
Natürlich haben wir auch da (Alu meine ich) in den letzen Jahrzehnten gelernt, viel mehr rauszuholen als in den Anfangsjahren, der letzte, grosse Schritt, der bei diesem Material gemacht wurde, war das Hydroforming, wo man mit Rohrquerschnitten und -formen auch schon sehr gut gewünschte Eigenschaften in nen Rahmen reinpacken und unerwünschte halbwegs aussen vor halten konnte, wenngleich immer noch nicht wie bei Carbon.
Will man dies jedoch tatsächlich so verarbeiten, dass die Vorteile des Materials voll zum Tragen kommen (und den betreffenden Rahmen vielleicht auch noch in verschiedenen Grössen anbieten...

) wirds teuer. Richtig teuer.
Da ist man dann halt mittlerweile im vierstelligen Bereich in der oberen Hälfte angelangt und dennoch haben dann genau diese Rahmen haargenau die Eigenschaft, vor denen all jene, die es gar nicht betrifft mit ihren 1000-2000Öre-Böcken, Angst haben: absolut geringe Belastbarkeit in Richtungen, wo beim angedachten Einsatzzweck keine oder kaum Kräfte auftreten.
Harmloser Sturz beispielsweise, nur titscht das Rad beim Dahinschliddern leicht mitm Vorderrad doof an den Randstein und schwupps, ist der Rahmen entzwei.
Oder das Szenario mit den Profis, die vorm Start lässig mit einem Fuss eingeklickt und mit einer Arschbacke aufm Oberrohr lümmeln, knack, durch.
Carbon hat absolut fantastische und unglaubliche Eigenschaften und Fähigkeiten, nutzt unsereinem als Radler nur nix, weils, um alle Eventualitäten abzudecken, diese Eigenschaften und Fähigkeiten nur schwer bis gar nicht ausspielen kann und an Stellen, die für die Fahreigenschaften vollkommen unwichtig sind, doppelt und dreifach übereinandergepappt werden muss, weil ab und an auch mal jemand die Rodel am Vorderrad aufhängt, beim Aufsteigen mitm Fuss am Oberrohr hängenbleibt oder gar in nen Transportträger oder Montageständer klemmt.
Lange Nase, kurzer Sinn: Alu hat immer noch und absolut seine Daseinsberechtigung.
Ein Carbonrenner für 1300Öre ist an sich Unsinn, aber vielleicht dennoch nice to have.
Man sollte da kein Dogma draus machen.