Tja, aber definier das mal.
Ist Selbstschädigung das, was nicht mehr in erster Linie Gesundheitssport ist? Dann praktizieren wir hier alle selbstschädigendes Verhalten.
Und beim Sport muss man sich auch mal "selbst schädigen" um Fortschritte zu machen.
Vernachlässigung anderer Bereiche, insb. sozialer Kontakte, finde ich wichtig.
Ich würde das individuell auf den Einzelnen beziehen, der eine verträgt mehr, der andere weniger und natürlich kommen noch weitere Kriterien dazu, um von Sucht sprechen zu können. Und zwischen sich selbst herausfordern bis an die jeweilige Grenze und dem süchtigen, destruktiven, selbstzerstörerischen Verhalten ist es dann doch noch eine großer Unterschied. Unter Umständen ist es aber auch ein fließender Übergang zwischen dem intensiv, leidenschaftlich betriebenen Sport und Sucht. Da spielt eventuell auch die Lebensgeschichte des Einzelnen mit hinein und was er/sie vielleicht zu kompensieren versucht.
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Dat löpt sich allens torecht.
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Gimlet schreibt gut. Jedoch würde ich in seiner letzten Erklärung noch den Begriff Ausdauerbindung einführen. Bindung ist nicht zu verwechseln mit Sucht.
Wie Gimlet schon beschreibt: Der Sport ist nicht der Lebensinhalt, auch das Training ist systematisiert und der Gesundheitsaspekt wird nicht ignoriert.
Ich finde, daß die Trennung zwischen Bindung und Sucht schwer zu greifen ist. Vielleicht gibt es keine klare Grenze und es ist ein diffundierendes System, welches in manchen Momenten einem Drahtseilakt gleicht.
Extrem süchtig ist derjenige aber gerade nicht, wenn es ihm gelingt, seinen Konsum derart gut zu kontrollieren.
Menschen, die jeden Morgen 30 Jahre lang 1 Stunde Sport machen und keine Abhängigkeitsproblematik entwickeln, gibt es wie Sand am Strand. Beim Heroin habe ich gehört, dass das des Öfteren mal aus dem Ruder läuft...
Ich wollte mit den Beispielen nur ausdrücken, dass mit Kontrolle versus Kontrollverlust wie im 1. Post von Dir eine Sucht sich nicht ausreichend definieren lässt. Es ist leider oft zu spät, wenn erst das Endstadium als "Sucht" wahrgenommen wird, auch die Abhängigkeiten davor, obgleich noch kontrolliert, gehören IMHO dazu (sicher nicht 1 Stunde Sport am Tag :-) )
Ist z.B. jemand, der 20-30 Zigaretten am Tag jahrzehntelang konsumiert, mehr, weniger oder gar nicht süchtig. Extrem wäre vielleicht der Kettenraucher. Der Raucher selbst glaubt natürlich, gar nicht abhängig von Zigaretten zu sein, weil er es schafft, bei Rauchverboten wie im Flugzeug z.B. nicht zu rauchen, und sieht den täglichen 20-30 Stück-Zigarettenkonsum als Lust / Entspannung / Genussrauchen.
"Übermässige" Sportausübung anhand der Wertigkeit von Gesundheit zu erörtern (statt Sucht), liegt mir persönlich auch näher und halte ich für sinnvoller.
Neben dem Begriff "Sucht", werf ich mal "Zwangsverhalten" in die Runde
Gut geworfen!
Und ich werfe mal die frage ein, warum viele so unrund werden, wenn Sie mal eine Zwangspause einlegen müssen. Tapern z. B....
Ein anderes Thema ist es, dass sich hier schon einige geoutet haben, über den Sport die Spätfolgen ihrer etwas zu wilden Jugend in den Griff zu bekommen und damit eine gewisse suchtaffinität aufweisen.
Weil dann die ganzen schönen Ausschüttungen fehlen, die sonst für das Wohlbefinden sorgen und man eine ordentliche Dosis gewohnt ist. Daran sieht man natürlich eine gewisse Abhängigkeit.
Bei dem Gebrauch von Drogen kommt es aber relativ häufig zu einer, oft auch die Lebensqualität stark beeinträchtigenden Abhängigkeitsproblematik.
Ein ausgeprägt problematisches Zwangsverhalten beim Sport scheint mir eher ein Randphänomen zu sein und dies liegt irgendwie im Wesen des Sports begründet. Dies ist es auch, was das Thema für mich so interessant macht. Einerseits gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Drogengebrauch und Sport, andererseits aber gewisse Unterschiede, wodurch die Gefahren beim Sport entschärft werden.
Das Interessant am Leistungssport meiner Meinung nach ist, dass er als ein Mehr an Sport auch eine größere Gefährdung beinhaltet, aber innere Mechanismen aufweist, die einer Abhängigkeit oder einem Zwangsverhalten entgegenwirken.
Für mich persönlich sehe ich im leistungsorientierten Sport eine Chance eine gewisse Persönlichkeitsdispostion lebbar zu machen.