Nachspiel

Tja, das lief so richtig gut...
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei – so war es denn auch hier bei meinem "perfekten Rennen". Wie das bei Frauen so ist, dauert das natürlich ein wenig mit dem Loskommen, weil hier noch ein wenig Wimperntusche draufmuss und dort noch das Haar gelegt werden muss. Inzwischen waren wir ja wieder im Hotel. Und dann legt man sich halt so auf das Bett. Und dann muss man mal auf das Klo. Und dann, inzwischen drei Stunden nach dem Zieleinlauf, wird einem auch mal schlecht und man übergibt sich. Einmal, zweimal, sieht Sterne und kommt wieder zu Bewusstsein, während die Ehefrau einem mit der einen Hand den Kopf über der Kloschüssel und mit der anderen das Telefon ans Ohr hält, weil sie mit dem Bereitschaftsarzt telefoniert um zu fragen, was sie denn jetzt mit mir anstellen soll.
Das kann ich aber zu diesem Zeitpunkt noch stoppen und ihr klar machen, dass ich schon okay bin, mich halt nur mal eben Übergeben musste. Na ja, Eimer neben das Bett und mal abgewartet. In die Stadt wollte sie mit mir nicht mehr. Auch weil der Arzt sagte, ich solle doch etwas trinken und mich ansonsten ruhig verhalten. Nun hatten wir aber nur Orangesaft da, und der bekam mir irgendwie nicht. Also wieder raus damit.
Und zu diesem Zeitpunkt unterscheidet sich die Erinnerung meiner Frau etwas von meiner eigenen, weil sie mir hinterher erzählte, dass ich steif auf dem Bett gelegen und die Augen verdreht hätte. Woran ich mich absolut nicht erinnern kann. Zumindest konnte ich mich nicht mehr dagegen wehren, dass sie den Notarzt anrief, der mich dann mit einem Krankenwagen ins nächste Krankenhaus transportieren ließ. Beim Transport fühlte ich so dermassen müde wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Meinen Namen habe ich andauert sagen müssen, und meine Personennummer. Mehr war aber auch nicht drin. Meine Frau natürlich völlig aufgelöst und ängstlich, ob ich denn jetzt 'nen Abgang mache. Im Krankenhaus angekommen wurde das wohl übliche untersucht, also Blutbild gemacht und ein paar Tröpfe gelegt. Und dann ging es auch schon bald viel besser, nur müde war ich doch ziemlich.
Grosse Sch... war das natürlich, denn jetzt sollte meine Frau ja wieder an der Reihe sein - und eben nicht jetzt auch noch hinter mir in der Notaufnahme herrennen und am nächsten Tag auch noch zusammen mit Wandergsellin und Mann (vielen Dank nochmal dafür!) meinen ganzen Krempel im und am Wagen verstauen müssen. Und wieder allein zu den Kindern fahren, weil die mich nicht rauslassen wollten.
Was war passiert? Ich Pappnase habe halt nur bis zur Ziellinie gedacht, bis dahin ging der (Ernährungs-)Plan. Danach sollte halt der Hausmann und Pantoffelheld wieder hervorkommen. Und der denkt halt nicht daran, dass man nach so einer kleinen Anstrengung mal etwas trinken sollte, auch mal mehr als nur einen kleinen halben Liter Mineralwasser direkt im Ziel. Habe ich irgendwie überhaupt nicht dran gedacht, denn ich wollte nur schnell geduscht kriegen, Sachen zusammensammeln und zu Frauchen, damit wir "in die Stadt" können...
Der Arzt, der mich letztendlich am Dienstag morgen entliess (vorher waren angeblich die Blutwerte noch nicht wieder in Ordnung), lachte dann auch. Er meinte, es sei eine Vasovagale Synkope gewesen - im Prinzip wohl "einfach" nur ohnmächtig geworden, ohne dass man genau weiss, warum. Insgesamt waren die Kreatinkinasewerte zu hoch (1770), was aber wohl eher normal bei einer solchen Anstrengung ist, und die Eisenwerte zu niedrig (7). Mir selber sagt das ja erstmal nix, unter Strich meinte er, dass ich beim nächsten Mal danach absolut mehr trinken und in der Vorbereitung Eisen zu mir nehmen müsste. Das werde ich dann mal machen. Ausserdem habe ich zum ersten mal in meinem Leben einen Arzt getroffen, denn ich als wirklich rundum kompetent erlebt habe - vielleicht lag es aber auch daran, dass er selber Rad fährt und im Sommer auf dem Ventoux gewesen ist. Und sein Sohn Leistungssportler bei Team Danmark ist.
Eine der Krankenschwestern meinte u.a., dass mein Ruhepuls ja sehr niedrig sei. Dabei war der mit 40 im Bett liegend normal. "Sind sie denn länger als 10 km gelaufen?" Ja, war ich. Dafür sah sie gut aus.
Mir ging es in der Nach bereits wieder so gut, dass ich weg wollte, durfte ich aber wie gesagt nicht.
Später dann mehr darüber, welche "Schäden" das alles bei meiner Frau hinterlassen hat.