Zitat:
Zitat von thunderlips
Verstehe ich nicht.
|
Für einen trainierten Ausdauersportler ist der GA1-Bereich recht breit. Angenommen, im Trainingsplan steht für das Radtraining am Sonntag:
"4 Stunden GA1"
Dann ist das für einen trainierten Langstreckler eine leichte Aufgabe, sofern er im unteren GA1-Bereich bleibt. Fährt er hingegen alles im obersten GA1-Bereich, steht er vor einer knallharten Einheit, von der er sich tagelang nicht erholt. Beides ist Zone 1 im 3-Zonen-Modell.
Ähnlich unbrauchbar ist das 3-Zonen-Modell für die Trainingspraxis auch in den anderen Trainingsbereichen. Wenn Du auf der Bahn 3x 3.000m läufst, ist das der gleiche Trainingsbereich, wie bei 6x 400m all out mit Spikes, nämlich Zone 3. Das entspricht nicht den Realitäten.
Ein derart grobes Raster mit nur drei Trainingsbereichen ist für die Grundlagenforschung und für Leistungsdiagnostiker interessant, aber für Athleten und Trainer wenig nützlich. Es ist ein Rückfall, das Training allein unter dem Aspekt des Stoffwechsels zu sehen und dann einfach aus drei Stoffwechsellagen drei Trainingsbereiche abzuleiten. Einen ähnlichen Fehler hat die Trainingswissenschaft hinter sich, als es plötzlich Pulsmesser gab und man das Training anschließend allein nach bestimmten Herzfrequenzbereichen beurteilt hat. Vergessen wurde man dabei, dass der Puls nur eine Reaktion auf die Belastung ist und nicht die Belastung selbst.
Auch das 3-Zonen-Modell ist nur ein Modell. Es erlaubt, sehr komplexe Vorgänge im Training etwas zu ordnen, indem es die reale Situation sehr stark vereinfacht. Es ist aber aus meiner Sicht falsch, aus diesem vereinfachten Raster Trainingspläne abzuleiten und die tatsächliche Komplexität der Trainingswirklichkeit außer acht zu lassen.
Ein Beispiel: Was kostet ein Auto? Antwort: Es kommt darauf an. Größe, Ausstattung, Motor und viele andere Faktoren sind entscheidend für den Preis. Ein Marsmensch, der uns durch das Teleskop beobachtet, würde da nicht durchblicken. Er erfindet daher ein einfaches Modell und ordnet alle Autos der Größe nach: klein, mittel oder groß. Er entdeckt anschließend einen statistischen Zusammenhang zwischen der Größe der Autos und dem Preis. Dieses vereinfachte Raster (Modell) reicht für eine grobe Orientierung: Große Autos sind teurer als kleine.
Ein realer Autohändler auf der Erde würde sich aber nicht an diesem simplen Modell orientieren. Selbst wenn der statistische Zusammenhang zwischen Größe und Preis unwiderlegbar feststünde, verkauft er den Neunelfer trotzdem dreimal so teuer wie den Passat. Und zwar deshalb, weil er sich an der Wirklichkeit orientiert und nicht am vereinfachten Modell der Wirklichkeit.
Auch das 3-Zonen-Modell ist ein stark vereinfachtes Modell der Wirklichkeit. Das galt bereits für die Modelle mit 5 oder 7 Zonen, wie sie in der Trainingspraxis gebräuchlich sind. Ein Leistungsdiagnostiker schaut wie der Marsmensch im obigen Beispiel durch seine Geräte und versucht, die gemessenen Werte in ein Modell einzuordnen: Ruhelaktat, Schwelle Eins und Zwei, Steady State, anaerober Bereich. Oder ventilatorische Schwelle Eins und Zwei.
Die gemessenen Werte sind interessant und manchmal auch wichtig, aber die zugrundeliegenden Modelle darf man nicht mit der Wirklichkeit gleichsetzen. Trainingspläne müssen sich an der Wirklichkeit orientieren und nicht an den stark vereinfachten Modellen der Wirklichkeit. Trainer und Sportler wissen das und trainieren beispielsweise die konkrete Wettkampfgeschwindigkeit, wenn etwa Marathonläufer die "fucking marathon pace (FMP)" in Tempodauerläufen einschleifen. Oder wenn Mountainbiker in der Vorbereitung auf ein Rennen mit vielen giftigen Rampen eben dies trainieren: giftige Rampen hochackern. Es wird nicht besser, wenn man dieser konkreten Orientierung an den Anforderungen des Wettkampfs irgendwelche 3 Zonen überstülpt.
Grüße,
Arne