Ich hab mir dann auch mal meine Eindrücke von der Seele geschrieben, ist etwas länger geworden
(aber ich war ja auch lange unterwegs

)
Swim:
Wie oft hatte ich gehört, das das Schwimmen auf Lanza eine üble Klopperei sei und außerdem war ich noch nie zuvor 3.8 km im Meer geschwommen, davor hatte ich zugegeben doch einigen Respekt.
Also, ziemlich weit hinten aufgestellt und als es dann endlich losging, dauerte es gefühlt erst einmal ewig, bis ich im Wasser war und losschwimmen konnte.
So war auch schon 1.20 Minute verstrichen, bevor ich überhaupt den ersten Kraulzug gemacht habe.
Jetzt möglichst in großem Bogen um die erste Wendeboje, die schon nach 160 Metern kam.
Alles easy, kaum Kontakt zu anderen Schwimmern.
Weshalb hatte ich mich jetzt so verrückt gemacht ? Harmlos, da habe ich schon deutlich Schlimmeres erlebt.
Kaum zu Ende gedacht, werde ich schon von zwei Schwimmern eingekeilt, die es nicht schaffen, halbwegs geradeaus zu schwimmen, dazu noch einige um mich herum,die jetzt anfangen zwischendurch Brust zu schwimmen.
Wohl doch etwas zu weit hinten gestartet, egal - ausweichen und weiter, ab und an gibt’s einen auf die Mütze, aber nichts Wildes.
Irgendwann kommt dann der Ausstieg, was für ein Geschubse und Gedränge hier- raus aus dem Wasser, die Uhr zeigt 39irgendwas und wieder rein in die Fluten.
Auf der zweiten Runde wird es irgendwie deutlich welliger, hier und da schlucke ich auch Salzwasser,vermischt mit dem Dieselgestank von den Begleitbooten ziemlich unangenehm.
Auf dem letzten Stück Richtung Ausstieg wird es mir etwas komisch von dem Geschaukel und Salzgeschmack, ich will jetzt endlich hier raus !
Endlich, letzte Wendeboje Richtung Strand, wieder festen Boden unter den Füßen- die Uhr zeigt 1.22.05 -Ups, da habe ich aber nochmal einiges an Zeit verloren.
Egal, weiter geht’s, denn jetzt kommt das Kernstück und Highlight dieses Rennens:
Bike:
180 km Radfahren über die Insel, gespickt mit 2600 Höhenmetern.
Ich fühle mich frisch und freue mich auf diese Herausforderung.
Noch im Februar im Trainingslager auf der Insel, habe ich mir jeden Meter der Radstrecke gut
eingeprägt und weiß nun genau, wo mich was erwartet.
Ich fahre bewußt konservativ, Puls ist im grünen Bereich.
Habe mir vorgenommen, bis zum Mirador del Rio möglichst „locker“ zu fahren und danach zu schauen, was noch geht.
Im ersten Anstieg aus Puerto Calero Richtung Yaiza spürt man, das es der Wind heute gnädig mit uns meint. Im Februar hatte es hier schon oft heftig gestürmt. Es ist natürlich nicht windstill, bei uns in Deutschland würde man wohl schon von schweren Bedingungen sprechen, aber das hier ist nun mal Lanzarote.
OK, noch ist es auch früh am Morgen, mal sehen was der Tag noch bringt.
Die El Golfo Schleife, ist wie immer, atemberaubend schön.
Der Anstieg in die Feuerberge, ich liebe diese Mondlandschaft ! Runter nach La Santa, ich muß dringend pullern !
Hm ,wohin ? Weit und breit kein Dixi, Büsche sind auf der Vulkaninsel auch Mangelware.
Kurz vor dem kurzen Zieher Richtung Soo, ein kleines Erdhügelchen, das nehm ich doch !
Ziemlich erleichtert geht’s dann weiter, runter nach Famara, hier spürt man dann schon etwas mehr den Wind, aber immer noch für Lanza-Verhältnisse eher zahm.
Hoch Richtung Teguise hat man ihn dann im Rücken und spürt, das es doch schon ganz gut warm ist.
Kurz hinter Teguise ist die Hälfte der Radstrecke geschafft und jetzt geht es richtig ins Eingemachte.
Los Valles, der fiese Stich am Windpark, bin heilfroh über mein 28-er Ritzel.
Dann die Haarnadelkurven runter nach Haria, als schlechte Abfahrerin immer ein kleines Angststück für mich, geht aber besser als erwartet, da die Straße für den Autoverkehr gesperrt ist und man die Kurven dadurch weiter außen nehmen kann.
Und weiter geht es, steil bergauf und wieder rasant runter und wieder ganz steil rauf, dem Mirador del Rio entgegen. Ganz schön frisch ist es hier oben, Wolken und blauer Himmel im Wechsel, dazu der grandiose Ausblick auf das türkisfarbene Meer und die kleine Insel La Graciosa, unglaublich schön. Anstrengend ist es natürlich, aber auch gut zu wissen, das Steilste ist gleich geschafft.
Auf dem ersten, ruckeligen Teilstück der langen Abfahrt, liegen etliche Radflaschen und anderes Zeugs auf der Straße, einige Teilnehmer stehen mit einem Platten am Rand.
Natürlich werde ich jetzt wieder von einigen überholt, die nicht so ein Schisser sind wie ich.
Traue mich auch nicht, auf dem Auflieger da runter, da jetzt doch mal so einige seitliche Böen aufkommen, also lasse ich mich einfach runterrollen.
Unten, auf dem geraden Stück traue ich mich dann auch wieder in die Aeropositon.
In Arietta ist es wieder richtig warm und mir geht es immer noch bestens. Jetzt haben wir Rückenwind und ich überhole fast nur noch.
Viele die sich müde über den Highway Richtung Tahiche quälen.
An der Verpflegung in Nazareth muß ich dann nochmal in die „Büsche“,
ein netter Junge von der Aidstation hält solange mein Rad und füllt mir sogar nochmal Wasser in die Aerobottle.
Auf mein „Muchas Gracias“ folgt ein aufmunterndes „Vamos“ und ab geht’s über
das schlechteste Teilstück der Strecke. Zum Glück dürfen wir die gesamte Straße, also auch die Gegenfahrbahn nutzen, so das man die Schlaglöcher einigermaßen gut umfahren kann.
Der Rest der Strecke vergeht wie im Flug, ein letzter kurzer Anstieg nach Asomada und ab geht die wilde Fahrt über Conil mit tollem Meerblick zurück Richtung Puerto del Carmen. Erst hier werfe ich mal einen genauen Blick auf meinen Tacho, bzw. die Radzeit und stelle fest, ich könnte es glatt noch unter 7 Stunden schaffen !
In der Wechselzone angekommen zeigt der Tacho dann 7.02 h an, im Endeffekt waren es aber doch nochmal 5 Minuten mehr, „dank“ der beiden Pinkelpausen.
Vielleicht sollte ich ja doch mal das „Laufen lassen“ trainieren ?...
Run bzw. Walk
Jetzt „nur“ noch der Marathon. Dafür hatte ich gut trainiert und war nun voller Zuversicht,
endlich mal, für meine Verhältnisse, passabel zu laufen.
In der Wechselzone steht plötzlich Daniel und ruft mir zu „Ich bin beim Radfahren raus“
Oh je, was war da los ?
Im Wechselzelt ist der Teufel los, es ist stickig und heiß, es liegen auch einige Athleten auf Liegen, die das Rennen wohl aufgegeben haben.
Ich muß mir erst mal einen freien Platz ergattern,
Daniel kommt dazu und erzählt mir während ich mich umziehe, das er beim Radfahren völlig entkräftet mit Magenproblemen aufgeben musste. Mist ! Da haben wir uns gemeinsam so akribisch über den Winter vorbereitet und nun das !
Also muß ich jetzt die „Familienehre“ retten.
Das Loslaufen fällt mir irgendwie schwerer als sonst, naja kein Wunder nach dem Radkurs und die Wärme steht jetzt gerade hier in Puerto del Carmen. Die Beine sind eigentlich OK, aber es ist irgendwie so stickig warm und das macht mir doch etwas zu schaffen.
Ich schnecke also erstmal gemütlich los, wird schon noch werden, so ein Marathon ist ja lang.
Habe ich jetzt die erste Verpflegungsstelle verpasst ? Könnte eine Abkühlung vertragen.
Nein in der Wechselzone war keine, erst nach ca. 2 km kommt endlich die erste.
Schwämme ? Fehlanzeige, also Wasserbecher über den Kopf giessen und ja keine nassen Füße kriegen, das gibt sonst böse Blasen.
Ich greife einen Becher Cola, igitt schmeckt nicht, irgendwie ist mir jetzt leicht schlecht.
Ich muß schon wieder, das gibt es doch nicht- ab ins nächste Dixi. Wieder pullern ohne Ende, aber kann man denn zuviel trinken ? Schwerfällig geht es weiter, erst nach dem Flughafen wird es endlich etwas besser und fühlt sich nun halbwegs nach laufen an.
Selbstgespräche folgen, wie:
„Keine Panik, die erste Runde machste erstmal ganz locker, danach wird’s garantiert besser.“
Aber an den Verpflegungstellen bekomme ich kaum Flüssigkeit oder Gels runter, versuche mal ein Stück Banane.
Ich muß jedesmal anhalten um in Ruhe zu trinken, aber wenn ich wieder anlaufe wird mir schlecht.
Von Cola oder Iso wird mir übel, Wasser geht noch, aber ich brauche ja auch Energie. 2 Gels schaffe ich, das 3. kommt wieder hoch. Ich schleppe mich weiter, immer wieder mit Gehpausen, weil mir durch die Laufbewegung einfach nur schlecht wird. Ich versuche dann wenigstens schnell zu gehen, was anfangs auch noch funktioniert. Zu Beginn der letzten Runde wird mir dann extrem übel und ich muß mich heftig übergeben. Zum Glück war ein Mülleimer am Streckenrand in der Nähe. Im dichten Zuschauerspalier weiter vorne, wäre mir das dann doch etwas peinlich gewesen.
Danach fühle ich mich besser, kann aber nur noch Wasser trinken und habe natürlich keinen „Sprit“ mehr im Tank, also wird weiter gewalkt und gejoggt im Wechsel. Mittlerweile wird es schon richtig dämmerig und ich bin gut durchgereicht worden. Egal, Finishen ist alles !
Im etwas ruhigeren Teil der Strecke sind nicht mehr allzu viele Zuschauer an der Strecke, aber die, die da sind, feuern an und muntern auf. Der Rest hat sich jetzt in die Kneipen verzogen um Fußball zu schauen, Pokalendspiel Bayern-Chelsea, nicht zu überhören.
Endlich die letzten beiden Kilometer, die Zuschauer werden wieder deutlich mehr, die Anfeuerungen auf englisch, spanisch und deutsch tun einfach nur gut. Zielkanal, tolle Stimmung, pure Erleichterung und Freude ! Nach 5.34 Stunden hat die Quälerei endlich ein Ende. Die Uhr zeigt 14.22 Std. und ich bin ein Lanzarote Finisher !
Begrüßung vom Renndirektor Kenneth Gasque inklusive Wangenküßchen und netten Worten.
Ich bin einfach nur platt, aber überglücklich das ich es geschafft habe.
Fazit: Lanzarote muss man echt mal gemacht haben.
2013 bin ich wieder da (als Support, um meinen Mann finishen zu sehen !)
Jetzt erstmal wieder runterkommen, noch paar Kurzdistanzen machen und nebenbei in die nächste IM Vorbereitung fallen- Penticton ist in 13 Wochen, Ich freu mich schon total !!!