*vorsicht lang, persönlich und wenig erfreulich*
Das Jahr ging ja gut los bei mir. Spaß bei betreutem und verpflegtem Laufen, aus Versehen Bestzeit beim Halbmarathon gelaufen, und das relativ locker, mal wieder ein 10er gerannt, mit Qual und neuer, schicker Bestzeit, Göga ist seinen ersten 10er gerannt, in einer klasse Zeit für ihn. Dann Trainingslager auf Mallorca, überschattet von Gögas Sturz mit Schlüsselbeinbruch. Im Trainingslager habe ich dann etwas weniger trainiert als geplant, am Ruhetag wirklich geruht und das
Buch von Alex gelesen.
Als wir wieder zurück waren aus Mallorca stand dann ja gleich am ersten Wochenende im Mai der erste Triathlon an. Freitags nach dem Duschen fiel mir dann ein "Knubbel" unten an der Brust auf. Ich also sofort meine Schwester angerufen, die Frauenärztin ist, und hingefahren, damit sie Ultraschall macht. Da man ihn gut durch die Haut sehen konnte und auch leicht grün/gelblich schimmerte, das Ultraschallbild einen klar abgegrenzten, wohl flüssigkeitsgefüllten Bereich zeigte, war sie sicher, dass es ein Fall für den Hautarzt war. Der Rest der Brust (die komplette Vorsorgeuntersuchung bekam ich dann nämlich auch) war - wie immer total unauffällig.
Am Sonntag dann der erste Triathlon der Saison, leider ohne Gögas Teilnahme, der ja noch seine gebrochenes, frisch verschraubtes Schlüsselbein schonen musste. So war er wieder nur als Supporter dabei. Es war saukalt, nass und hat riesen Spaß gemacht. Ich bin deutlich besser geschwommen als im Jahr zuvor, Rad gefahren wie Sau "Hammer the Bike" war mein Motto und hat mich zur zweitbesten Radzeit der Frauen gebracht, und das Laufen lief dann auch noch erstaunlich gut.
Mittwochs hatte ich dann einen Termin beim Hautarzt, der das Ding, von dem wir annahmen, dass es ein Grützbeutel sei, dann rausschneiden sollte. Als er am Scheiden war, sagte er schon, dass es kein Grützbeutel ist, was wüsste er nicht, er würde es einschicken. Da fing ich an, zu grübeln, schob aber allzu konkrete Gedanken an einen Tumor noch beiseite.
Freitags rief der Hautarzt dann an, und sagte, dass es nichts gutartiges sei und nun in der Pathologie weiter untersucht wird. Die Nachricht nahm ich irgendwie auf, als würde es nicht mich betreffen, sondern jemand anderen. Meine Schwester bereitete mich aber schon darauf vor, dass das bedeuten kann, dass in der Klinik unter Vollnarkose operiert werden muss und sie hat gleich den Arzt eines Krankenhauses hier mit eingebunden und informiert. Dieser bekam dann auch die Ergebnisse der Biopsie zugeschickt und er rief mich am Mittwoch vor Himmerfahrt an, dass ich am nächsten Tag vorbei kommen solle, die Ergebnisse seien da. Uff. Das klang nicht gut. Himmelfahrt beginnt ja traditionell unser Chorwochenende und ich also erst mal Bescheid gegeben, dass wir später kommen. Donnerstag mittag dann zum Arzt, der mir erklärte, dass es Brustkrebs ist, und man den Tumor (bzw. was noch drin ist - ein Teil wurde ja vom Hautarzt schon entfernt) mit entsprechendem Sicherheitsabstand herausschneiden müsse. Ebenso den Wächterlymphknoten, um zu schauen, ob dieser befallen ist, falls ja, dann noch weitere Lymphknoten. Zudem stehen weitere Untersuchungen an: Mammographie, CT von Leber und Lunge - um zu sehen, ob ggf. schon Metastasen da sind - und ein Knochenszintigramm. Denn Brustkrebs streut meist erst in Leber, Lunge und Knochen. Den OP Termin hat er für den darauffolgenden Mittwoch angesetzt. Das war alles ziemlich viel auf einmal und sehr plötzlich, aber ich wollte "das Ding" auch so schnell wie möglich aus dem Körper raus haben und mehr Klarheit haben, wie weit mein Körper sonst noch betroffen ist. Der Arzt sagte mir auch, dass es möglich ist, brusterhaltend zu operieren, auch wenn ich nicht viel "Volumen" habe.
Danach sind wir noch zum Chorwochenende gefahren - ich brauchte auch Ablenkung. Aber abends sind wir wieder nach Hause, denn Freitag standen Mammographie und CT an. Die Mammographie zeigte zumindest keine Mikroverkalkungen, aber sonst nicht viel - bei "so kompaktem Gewebe" ist halt nicht viel zu sehen. CT von Lunge und Leber war auch ohne Befund, so dass wir nachmittags etwas erleichtert wieder zum Chorwochenende fuhren. Da war ich dann bis Sonntags abgelenkt.
Montag habe ich dann noch ein bisschen eingekauft - Schlappen fürs Krankenhaus (ich hatte ein paar Badelatschen auf Mallorca geschrottet) und noch zwei Schlumpelhosen, mit denen man halt auch im Bett rumlungern kann. Inzwischen waren auch weitere Untersuchungen des Tumors da und es sah danach aus, dass er hormonrezeptor-positiv ist und ich vermutlich mit OP, Bestrahlung und Anti-Hormontherapie davonkommen könnte.
Dienstag früh ging es dann los mit Termin zur Markierung des Wächterlymphknotens, dann ins Krankenhaus, "einchecken", dann zum Bild machen des Lymphknotens (die radioaktive Substanz muss ein paar Stunden wirken, bevor man das Bild machen kann) und dann wieder ins Krankenhaus. Gespräch mit der Stationsärztin, dem Anästhesisten, Blut abnehmen, ... Mittags sind wir noch mal kurz nach Hause geflüchtet, haben Quark mit Erdbeeren gegessen und dann aber wieder zurück ins Krankenhaus, denn für Mittwoch früh stand die OP an. Abends kam noch meine Schwester vorbei, und wir saßen draußen auf einer Bank hinterm Krankenhaus, ich hab' mir einen Abendsnack gegönnt (denn Abendessen um 17 Uhr heißt, dass ich um 20 Uhr wieder hungrig bin...) und ein bleifreies Bier. Das muss merkwürdig ausgesehen haben...
Mittwoch früh gab's natürlich kein Frühstück, dafür mein "outfit" aus Overknees (Thrombosestrümpfen), Netzunterhose (weia...), Bandage und Kittelchen. Dazu noch die "Scheißegalpille", die ich eine Stunde vor OP nehmen sollte. Leider verschob sich der OP-termin nochmal von 9:30 auf 11 Uhr, aber um 10:45 wurde ich dann endlich in den OP gefahren. Umlagerung auf die OP-Liege und dann wurde mir der Zugang gelegt und ich bekam eine Maske "mit Sauerstoff" aufgesetzt und schon war ich im Reich der Träume. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist der Aufwachraum, wo ich 13:15 auf der Uhr las. Aber mir fielen immer wieder die Augen zu. Der Arzt erzählte mir was, das habe ich nur halb wahrgenommen, aber es war, dass die OP gut wie geplant gelaufen ist, der Wächterlymphknoten im Schnellschnitt ok war. Göga und meine Schwester warteten auf mich im Zimmer, mir fielen aber immer wieder die Augen zu. Und ich hatte Durst!!! Durfte aber wegen der Verschluck-Gefahr noch nichts trinken. Irgendwann konnte ich aber die Augen am Stück offen halten und dann endlich auch ein paar Schlucke trinken. Abendessen gab es ja auch schon um 17 Uhr (an dem Tag fand ich die Uhrzeit super!). Zwar bestand die Krankenschwester darauf, dass sie mich im Auge behalten wollte, als ich auf Toilette wollte - was ich etwas befremdlich fand - aber der Kreislauf ist halt oftmals nicht so stabil nach einer OP. Als ich das aber unter Aufsicht gemeistert hatte, war's ok. ;o) Nachts kam dann andauernd jemand, um mir Blutdruck, Fieber oder Puls zu messen und nach der Wunde zu schauen. Am Stück schlafen ist da unmöglich.
Donnerstag früh hatte ich dann einen gesegneten Appetit, und ich konnte auch schon mit Göga ein paar Mal um das Krankenhaus draußen rumspazieren. Den Drainagebeutel hatte ich in ein Papiertragetäschchen gesteckt, das fand ich schicker. Ansonsten passierte Donnerstag nicht viel, außer Wundkontrolle, Essen, draußen rumspazieren, Essen. Dann ab ins Bett.
Freitag früh wurde ich dann endlich von der Drainage befreit - da fühlte ich mich schon deutlich besser. Auch hatte ich in Aussicht, Samstag früh entlassen zu werden. Was noch fehlte, war der Befund von der OP. Nachmittags saß ich dann mit Göga und meiner Schwester draußen, als ihr Handy klingelte und der Chefarzt dran war. Mein Befund sei da. Ich sah meiner Schwester schon an, dass der Ton von ihm nichts Gutes verhieß. So war es dann auch. Der Wächterlymphknoten war doch befallen. Es gibt einen geringen Anteil von Fällen, wo das im Schnellschnitt nicht zu sehen ist. Tja, und ich gehöre dazu. Und der Tumor ist so geartet, dass der Sicherheitsabstand, mit dem operiert worden ist, nicht ausreicht. Das heißt Nach-OP, und zwar radikal. Und weitere Lymphknoten raus. Und es heißt Chemotherapie. Nach der Breitseite hatte ich keine Lust mehr, im Krankenhaus zu bleiben, was der Arzt gut verstehen konnte, und mir das ok gab, direkt nach Hause zu fahren.
Die Nach-OP ist für nächste Woche Freitag geplant.
Das heißt, meine Prioritäten in der nächsten Zeit liegen erst mal darin, gut durch die Therapie zu kommen - wie genau die aussieht wird erst noch festgelegt, dafür braucht es noch die Ergebnisse der nächsten OP und dann wird das in einer interdisziplinären "Tumorkonferenz" beraten und mit mir besprochen. Da aber die Chemo ziemlich sicher ist, wird mir dann in der OP gleich noch ein Port gelegt.
Ich weiß, dass jede 10. Frau in Deutschland von Brustkrebs irgendwann betroffen ist, aber dass es mich trifft, fühlt sich dann doch nach dem Unwahrscheinlichkeits-Drive aus "Per Anhalter durch die Galaxis" an. Auch dass der Schnellschnitt ok war und der Knoten dann doch befallen. Und, und, und... Mein
Handtuch hatte ich im Krankenhaus natürlich dabei. Toll wäre es, wenn wie in der Deep Space Nine Folge
Rivalen meine Pechsträhne zu Ende wäre und die Neutrinos sich wieder normal drehen...Tja, und bei dem Port für die Chemo musste ich natürlich gleich an die DS9-Folgen
Der Datenkristall und
Ehre unter Dieben denken. Wobei ich damit dann keine Computer-Codes knacken werden kann, aber hoffentlich die Tumorzellen... Solche Sachen gehen mir halt durch den Kopf.
Sobald ich dazu in der Lage bin, will ich auch wieder Laufen, Radeln und Schwimmen - wohl hauptsächlich um nicht verrückt zu werden und mein Immunsystem zu stärken. Leistungsgedanken kann ich erst mal getrost beiseite lassen. Aber zunächst wird mein "Sport" hauptsächlich in Spazierengehen und ggf. Beweglichkeitstraining für den Arm bestehen, da brauche ich mir nix vormachen...
Das heißt, ich weiß nicht, wann & ob ich hier wieder was reinschreibe. Meine Prioritäten liegen jetzt halt erst mal woanders...