Bei dieser Witterung über das Mittelmeer fahren zu wollen ist russisches Roulette. Wenn die Leute Sicherheit suchen, wäre die Türkei die bessere Wahl. Offensichtlich suchen sie nicht Sicherheit, sondern etwas anderes. Wie kann man sich selbst, seine Frau, seine Kinder bei diesen Temperaturen in die stürmische Fluten schicken? Das ist nicht Verzweiflung, das ist unverantwortlich, aber sie tun es trotzdem.
__________________
OUTING: Ich trage Finisher-Shirts beim Training, auf der Arbeit, in der Disco, auf Pasta-Partys, im Urlaub und beim Einkaufen
Bei dieser Witterung über das Mittelmeer fahren zu wollen ist russisches Roulette. Wenn die Leute Sicherheit suchen, wäre die Türkei die bessere Wahl. Offensichtlich suchen sie nicht Sicherheit, sondern etwas anderes. Wie kann man sich selbst, seine Frau, seine Kinder bei diesen Temperaturen in die stürmische Fluten schicken? Das ist nicht Verzweiflung, das ist unverantwortlich, aber sie tun es trotzdem.
Die Flüchtlinge zahlen etliche tausend Euro an Schlepper, die ihnen eine gefahrlose Überfahrt versprechen. Ich habe persönlich von einem Fall gehört, wo die Flüchtlinge schockiert waren, was für ein elender Kahn oder welch ein wackliges Schlauchboot dann für die Überfahrt zur Verfügung stand. Bereits auf See baten sie den Schlepper, umzukehren, allerdings ohne Erfolg. Warum die Schlepper dem nicht nachkamen, weiß ich nicht. Teilweise gibt es Streit auf den Kähnen, denn die Mutigeren wollen die Überfahrt (10km) durchziehen. Die Kohle ist so oder so futsch. Sie sind die Vorhut und Hoffnung ihrer Familien, die nachkommen wollen, um dem Krieg oder dem Elend der Camps zu entfliehen.
Du sagst, es sei nicht Verzweiflung, was die Menschen motiviert, ihr Leben zu riskieren. Hast Du eine Idee, was es stattdessen sein könnte? Dein Posting klingt ein wenig, als wüsstest Du es insgeheim.
Ich habe 123 Postings zu den sexuellen Übergriffen und Diebstählen in der Silvesternacht in einen eigenen Thread verschoben. Bitte diskutiert dieses Thema in diesem neuen Thread. http://www.triathlon-szene.de/forum/...ad.php?t=38113
Um die Änderung durchzusetzen, wird dieser Thread für einen Tag geschlossen.
Einsprüche und Beschwerden bitte per PN an mich.
Ich bin heute spontan beim einsamen Radtraining Richtung Flüchtlingscamp in Hartheim abgebogen. Das liegt nahe an einer meiner Hausstrecken. Etwa 750 Personen leben dort am Rand eines Gewerbeparks in auf- und nebeneinander gestapelten Containern, einen mittleren Fußmarsch von einem kleinen Dorf entfernt.
Ich wollte mir das mal näher anschauen. Mir sind bei früheren Ausritten die südländisch oder schwarzafrikanisch aussehenden Menschen bereits aufgefallen, die mit Einkaufstaschen entlang des ansonsten recht einsamen Radwegs marschierten. Überwiegend Männer, aber auch junge Frauen. Wenn ich sie beim vorbeiradeln grüßte, grüßten sie stets sehr freundlich zurück. Auch ein Lächeln wird erwidert. Ganz nett eigentlich.
Heute bin ich also von meiner eigentlichen Route zum Containerpark abgebogen. Vor dem Areal, das eingezäunt ist, erblickte ich ein Pförtnerhäuschen samt Pförtner. "Anmeldung erbeten" stand auf einem Schild. Das war mir irgendwie zu offiziell, ich wollte ja nur mal schauen. Also drehte ich vor dem Eingang auf meinem Rad zwei ratlose Kreise.
"Hello!" spricht mich jemand an. Ich drehe mich um und bremse. "How are you?" werde ich gefragt. Ich sehe einen etwa fünfzigjährig aussehenden Mann, der mich freundlich anschaut. "Hello", sage ich, "you speak english?" - "Just a little" sagt er. Ich gebe ihm die Hand, halb stehend, halb auf dem Rad sitzen. Ich habe meine Handschuhe noch an und entschuldige mich während unseres Handschlags dafür.
Er hat einen Zehntagebart, schwarze und graue Haare und freundliche braune Augen. Er fragt kurz was zu meinem Training, kann aber mit "Triathlon" nicht viel anfangen. In seinem nächsten Satz verstehe ich die Worte "Barcelona" und "Messi" und sehe ein Fragezeichen in seinem Gesicht. Wir reden ein paar Sätze über Fußball. Bayern München kennt er. Woher er käme, frage ich ihn. Aus Syrien. Er sei verheiratet und habe zwei Kinder, von denen eines bald heiratet. Ob ich verheiratet sei. Nein, habe aber eine Freundin und ein Kind. Ich überlege kurz, ob ich das erläutern muss und entscheide mich dagegen. Er lächelt mich an und fragt erneut, ob ich verheiratet sei. Offenbar hat er meinen letzten Satz nicht verstanden. Wir blicken uns beim Sprechen in die Augen und sind uns sympathisch.
Er sagt, er lerne fleißig Deutsch und hoffe, später Arbeit finden zu können. "Difficult" sage ich, und er nickt ernst. Die Sprachbarriere ist bedrückend, ich würde gerne mehr Anteil nehmen können. Wie er Deutschland findet, will ich ihn fragen, doch dann lasse ich es. Es ist nieselig nass und kalt, zwischen den Containern viel Kies und Schlamm, drumherum eine menschenleere Industriebrache, Grau die einzige Farbe. Sicher ist er froh, hier sein zu können, aber es ist auch ein Ort für furchtbares Heimweh.
Wir stellen fest, dass wir auf den Monat genau gleich alt sind. Er sieht viel älter aus als ich. Fast schäme ich mich für mein unverdient leichtes Leben und weiß nicht, was ich sagen soll. Ich müsse weiter, erkläre ich ihm, obwohl ich gerne bleiben würde. "Good luck for you an your family", sage ich und gebe ihm erneut die Hand. Diesmal ziehe ich den Handschuh vorher aus. Er blickt freundlich und sagt etwas auf syrisch, während wir die Hände schütteln. Dann fahre ich weiter und er bleibt zurück.
Den nächsten Kilometer fühlte ich mich gleichzeitig leicht und schwer. Es ist gut und fühlt sich gut an, diesen Menschen zu helfen. Aber was tue ich schon? In jedem Fall zu wenig.
Wie sind denn dort die Zustände in den Unterkünften?
Ich wundere mich immer, dass sie sich in diesen Unterkünften, in denen sie quasi ohne Individualdistanz leben, nicht wesentlich öfter in die Haare kriegen...
Ich bin heute spontan beim einsamen Radtraining Richtung Flüchtlingscamp in Hartheim abgebogen. Das liegt nahe an einer meiner Hausstrecken. Etwa 750 Personen leben dort am Rand eines Gewerbeparks in auf- und nebeneinander gestapelten Containern, einen mittleren Fußmarsch von einem kleinen Dorf entfernt.
Ich wollte mir das mal näher anschauen. Mir sind bei früheren Ausritten die südländisch oder schwarzafrikanisch aussehenden Menschen bereits aufgefallen, die mit Einkaufstaschen entlang des ansonsten recht einsamen Radwegs marschierten. Überwiegend Männer, aber auch junge Frauen. Wenn ich sie beim vorbeiradeln grüßte, grüßten sie stets sehr freundlich zurück. Auch ein Lächeln wird erwidert. Ganz nett eigentlich.
Heute bin ich also von meiner eigentlichen Route zum Containerpark abgebogen. Vor dem Areal, das eingezäunt ist, erblickte ich ein Pförtnerhäuschen samt Pförtner. "Anmeldung erbeten" stand auf einem Schild. Das war mir irgendwie zu offiziell, ich wollte ja nur mal schauen. Also drehte ich vor dem Eingang auf meinem Rad zwei ratlose Kreise.
"Hello!" spricht mich jemand an. Ich drehe mich um und bremse. "How are you?" werde ich gefragt. Ich sehe einen etwa fünfzigjährig aussehenden Mann, der mich freundlich anschaut. "Hello", sage ich, "you speak english?" - "Just a little" sagt er. Ich gebe ihm die Hand, halb stehend, halb auf dem Rad sitzen. Ich habe meine Handschuhe noch an und entschuldige mich während unseres Handschlags dafür.
Er hat einen Zehntagebart, schwarze und graue Haare und freundliche braune Augen. Er fragt kurz was zu meinem Training, kann aber mit "Triathlon" nicht viel anfangen. In seinem nächsten Satz verstehe ich die Worte "Barcelona" und "Messi" und sehe ein Fragezeichen in seinem Gesicht. Wir reden ein paar Sätze über Fußball. Bayern München kennt er. Woher er käme, frage ich ihn. Aus Syrien. Er sei verheiratet und habe zwei Kinder, von denen eines bald heiratet. Ob ich verheiratet sei. Nein, habe aber eine Freundin und ein Kind. Ich überlege kurz, ob ich das erläutern muss und entscheide mich dagegen. Er lächelt mich an und fragt erneut, ob ich verheiratet sei. Offenbar hat er meinen letzten Satz nicht verstanden. Wir blicken uns beim Sprechen in die Augen und sind uns sympathisch.
Er sagt, er lerne fleißig Deutsch und hoffe, später Arbeit finden zu können. "Difficult" sage ich, und er nickt ernst. Die Sprachbarriere ist bedrückend, ich würde gerne mehr Anteil nehmen können. Wie er Deutschland findet, will ich ihn fragen, doch dann lasse ich es. Es ist nieselig nass und kalt, zwischen den Containern viel Kies und Schlamm, drumherum eine menschenleere Industriebrache, Grau die einzige Farbe. Sicher ist er froh, hier sein zu können, aber es ist auch ein Ort für furchtbares Heimweh.
Wir stellen fest, dass wir auf den Monat genau gleich alt sind. Er sieht viel älter aus als ich. Fast schäme ich mich für mein unverdient leichtes Leben und weiß nicht, was ich sagen soll. Ich müsse weiter, erkläre ich ihm, obwohl ich gerne bleiben würde. "Good luck for you an your family", sage ich und gebe ihm erneut die Hand. Diesmal ziehe ich den Handschuh vorher aus. Er blickt freundlich und sagt etwas auf syrisch, während wir die Hände schütteln. Dann fahre ich weiter und er bleibt zurück.
Den nächsten Kilometer fühlte ich mich gleichzeitig leicht und schwer. Es ist gut und fühlt sich gut an, diesen Menschen zu helfen. Aber was tue ich schon? In jedem Fall zu wenig.
Danke für diesen Bericht.
Ich konnte mich an einigen Stellen wiederfinden. Ich erlebe aktuell solche Situationen bei mir auf der Arbeit recht häufig.
Ich muss sagen: Ich bin einer der wenigen, die in den letzten Monaten von den Gedanken und der Einstellung her von Rechts nach Links gedriftet bin.
Es hat eigenmtlich nur einen Ruck gebraucht einfach mal das Gespräch mit den Leuten zu suchen. Seit dem lächle ich ihnen entgegen und es kommt IMMER ein Lächeln zurück. Macht das mal bei mnch einem Deutschen, da heißt es dann(häufig): Kenn' wir uns, oder hast'n Problem Alter?
Zum Flüchtlingsheim: Ich nehme mittlerweile etwas häufiger den Weg bei Training bewusst am Flüchtlingsheim vorbei. Es reicht mir wenn ich dann auf dem Weg einige der Bewohner sehe und mit einem Lächeln an ihnen vorbei fahre/laufe. ICh habe das Gefühl das tut ihnen gut und auch ich habe für mich ein klein wenig besseres Gefühl. Es ist nichts Besonderes, aber ich wette wenn dies nur jede 2. machen würde, bewirkt es einiges.
Zum Flüchtlingsheim: Ich nehme mittlerweile etwas häufiger den Weg bei Training bewusst am Flüchtlingsheim vorbei. Es reicht mir wenn ich dann auf dem Weg einige der Bewohner sehe und mit einem Lächeln an ihnen vorbei fahre/laufe. ICh habe das Gefühl das tut ihnen gut und auch ich habe für mich ein klein wenig besseres Gefühl. Es ist nichts Besonderes, aber ich wette wenn dies nur jede 2. machen würde, bewirkt es einiges.
In ein fremdes Land flüchten zu müssen und das Gefühl zu bekommen, dass man auch dort nicht willkommen ist, ist sicher furchtbar. Daher bin ich mir sicher, dass ein freundliches Lächeln einiges bewirkt.