Zitat:
Zitat von neonhelm
Aber mal ganz im Ernst, so ganz verkehrt finde ich dass nicht. Stell dir vor: Netter junger Mann kommt und stellt ein hübsches Fahrrad hin (nur für den Fall, dass es dieses Wochenende doch sonnig wird), nimmt das eigene mit zur Inspektion (da isses eigentlich egal, wann das wiederkommt) und wenn's fertig ist, tauscht er wieder zurück. Meine Eltern würden für sowas Geld zahlen. Und einige meiner Kumpels, die mit Job, Haus und Familie beschäftigt sind, auch.
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Damit sind sie leider in der Minderzahl.
Erstens isses kaum bezahlbar, sowas zu machen (du musst nen Mitarbeiter bezahlen, der teils ewig unterwegs und derweil nicht produktiv ist, dir nen Bus leisten, der nicht unbedingt zu den günstigsten im Unterhalt zählt und im Zweifel nur selten gebraucht wird) und zweitens wirklich kaum nachgefragt.
Stell dir einfach vor, du machst sowas als Subunternehmer und müsstest uns das in Rechnung stellen, während wir es 1:1 an den Endkunden weitergeben. Das Leihrad kommt dann noch obendrauf (wobei wir, davon abgesehen, wirklich welche haben, die wir Kunden kostenlos anbieten, während ihr Rad bei uns repariert wird) und nu kannste mal kalkulieren, wie die Nachfrage bei zwei Touren (Holen und Bringen) bei 20km quer durch oder aussen um die Stadt rum
aussehen würde, wenn das nen Hunni kosten würde.
Die Zahl hab ich jetzt aus der Luft gegriffen, bin aber nicht sicher, ob du dann schon was verdient hättest.
Wir, dh. "unsere Firma" haben gar kein Auto. Mein Chef, bzw. seine Frau, hat nen T4, und ich hab ne Dose und damit auch schon Räder ausgeliefert, bzw. ich hole teilweise auch welche bei MEINEN Kunden;- das geht aber nur, wenn ich eh in der Gegend längskomme und nur nen Abstecher machen muss. Bezahlen lassen kann man sich das nicht.
Wir (also die ganze Branche) haben generell ein Anerkennungsproblem.
Wennst nen Klempner für die Waschmaschine rufst, löhnste erstmal ne Anfahrtspauschale, die Zeit und Kilometergeld, ehe er auch nur nen Handgriff bei dir gemacht hat, und dann kommt sein Stundensatz für die Reparatur noch obendrauf (wobei es spekulativ ist, dass er wohl n paar teile mehr austauschen könnte, damit sichs auch wirklich für ihn lohnt...).
Am Fahrrad kannste das vergessen.
Unsere Miete unterscheidet sich nicht von der anderer Betriebe, die ohne mit der Wimper zu zucken den doppelten Stundenverrechnungssatz aufrufen können.
Oder lass dir mal was Kreatives machen, ne Homepage gestalten, n Werbeschild oder ne CI entwerfen. Da wirste arm und findest es noch ganz normal.
Ich will nicht jammern und es gibt sicherlich noch mehr Branchen, die ähnlich knapp kalkulieren, aber wir würden unsern Jungs gerne die Hälfte mehr für ihre Leistung bezahlen, wenns drin wär;- isses halt nicht.
Wenn ich dagegen sehe, was die Festangestellten im Zirkus Krones so übers Jahr heimtragen, können einem schon die Tränen kommen;- und die Arbeit da ist wirklich nicht anspruchsvoll, sieht man vom Druck ab, teils massiv Überstunden zu schrubben und teils tagelang arg früh heimzugehen dafür.
Zitat:
Zitat von Rather-Lutz
Wenn die Rentenversicherung mir dann irgendwann die Chance auf einen Neuanfang bietet und mich nicht weiter verrentet, würde ich gerne was in Richtung Radschrauber lernen .... bevor ich irgendeinen unnützen Kram angeboten bekomme..
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Hm, naja. Das ist ganz hartes Brot.
Aufm Weg von nem Praktikum oder ner Umschulung da reinzukommen, bewegt sich finanziell auf nem Level, dass´d meist billiger daheimbleiben kannst.
Das ist jetzt nix gegen dich, aber hier gibbet ne handvoll Kandidaten, die von diversen Vermittlern oder Agenturen rumgereicht werden wie Sauerbier. Die "konkurieren" mit Jugendlichen wie unserm "Umzubi", die aus der Gosse geholt und langfristig von Hartz IV abgezogen werden sollen.
Das ist, wie ich hier grad seit Tagen beschreibe, ganz hartes Brot, da eigentlich alle, die eingeplant sind, auch gebraucht werden. Wir haben da relativ viel Glück, weil alle nur Teilzeit arbeiten und meist mit Mehrarbeit in die Bresche springen können, aber wie man sicher merkt, bin ich etwas angefressen, wenn eingeplante Leute nicht erscheinen und sich zB. trotz Schleudertrauma noch so gewandt bewegen können, dass sie sich den Daumen dabei prellen oder die Krankmeldung pfeifend und im T-Shirt aufm MTB ankommend abliefern.
Und leider muss ich sagen, sind meine restlichen Erfahrungen mit Leuten aus irgendwelchen Massnahmen, nicht besser, eher im Gegenteil. Da war noch nie jemand dabei, den wir nicht vorzeitig wieder abgestreift hätten, geschweige denn, dass wir dran gedacht hätten, den oder die zu übernehmen.
ABER: ich kenne einige (erfolgreiche) Fälle, wo die betreffenden Leute das selbst in die Hand genommen haben.
Aus eigenem Antrieb, ähnlich wie du das jetzt äusserst.
Angefangen mit Praktikum, um sich gegenseitig kennenzulernen, über Aushilfsjobs, wenn Bedarf war, bis hin zu ner regulären Ausbildung. Sowas muss man aber im Einzelfall abmachen und man muss es sich ggf. leisten können, mal dreiJahre mit 600€ heimzugehen. Berufsschule DARF man meist besuchen, ne Schulpflicht besteht in so nem Fall eher selten noch, aber so oder so isses erstmal für viele ungewohnt, mit >40 oder gar 50 die Schulbank (mit teils unter-20-jährigen) zu drücken, einschliesslich Prüfungsdruck. Aber anders gibts halt keinen Abschluss und in Deutschland zählt zuerst einmal das Papier.
Wichtig (und da seh ich jetzt für dich im Moment nen Haken, wenngleich ich auch beobachte, dass du dich zunehmend positiver entwickelst ): Stressresistenz zumindest über n Vierteljahr von Februar/März bis Mai/Juni, danach gehts zunehmend lockerer, keine Berührungsängste im vollen Laden, Einhaltung von Arbeitsplänen und Organisationsstrukturen auch wenns heiss hergeht.
Und man sollte zuvor alle Süchte abgelegt haben. Raucher- oder Kaffeepausen addieren sich leicht zu Summen, die kein Arbeitgeber gerne sieht, abends mit n paar Bier die Lampe füllen hilft nicht unbedingt, morgens wieder fit fürn 10Stunden-Tag zu sein und die notwendige Zuverlässigkeit und Arbeitsauffassung aufrecht zu erhalten.
Wenn du wirklich denkst, dass du das packst und willst, nimm es selbst in die Hand. Alleine damit hebst du dich positiv schon von jenen ab, die durch irgendwelche Initiativen oder Institutionen irgendwo reingeboxt und "geparkt" werden sollen.
Und such dir nen Laden, der nicht in erster Linie auf Rennräder oder MTBs ausgerichtet ist.
Reise-, Trekking- oder Spezialräder (Liegeräder usw.) sind von der Kundschaft her viel angenehmer und in nem etablierten Geschäft mit langjähriger, treuer Kundschaft tut man sich einfach leichter als in nem schnelllebigen Ambiente mit Schnäppchenjägern und Klugschicern.