Arne, ich weiß, dass Dein Blog kein Wunschkonzert ist, aber mich interessieren die Jahre zwischen dem Armdrücken und dem Berglauf brennend.
Ich habe zwar nie im Armdrücken gewonnen (falls doch, habe ich es vergessen) und ich klettere und laufe beschissen, aber auch ich habe in meiner Jugend eine Phase durchgemacht, wo ich quasi von der Made zum Schmetterling wurde und so höre ich immer gerne wie andere Menschen Ähnliches erlebt haben und wie sie sich bewusst geworden sind, dass sich das Leben auf einmal anders anfühlt.
Falls Du keine Lust hast, darüber zu berichten, ist es nicht schlimm, ich wollte Dir nur sagen - falls abwägst darüber schreiben - dass es ein interessiertes Publikum gibt, das aus mindestens einer Person besteht.
Mein Jugendfreund Gerd war, wenn ich mich richtig erinnere, der erste von uns Jungs, der den Teufelskreis aus systematischem Onanieren, einer etwas unklaren rebellischen Grundhaltung und allgemeiner Langeweile durchbrach. Er hatte plötzlich eine Freundin, was ungefähr dasselbe war, wie zwei Köpfe zu haben. Mit grotesk wirkender Konkretheit sprach er fachmännisch von einer Sache, die sich, so berichtete er in unsere offenen Münder, ungefähr so anfühlte, wie wenn man sich von innen an die eigene Backe fasste (wir fassten uns von innen an die eigene Backe). Aber das ist eine andere Geschichte. Meine heutige ist langweiliger.
Was ich an den Mädchen schon immer schwierig fand, dürfte den hier mitlesenden Herren bekannt vorkommen. Zumindest, wenn sie in der Zeit aufwuchsen, in der man die Bravo las, oder Mutters Cosmopolitan, was auf dasselbe hinauslief. Es war ihr Hang zum Psychologisieren. Für mich als gefühlter Sportler trug es oft dieses Gewand: Du erzählst was von Deinem Training, vielleicht halb unfreiwillig, denn worüber soll man sich schon unterhalten, wenn man unterschiedliche Planeten bewohnt. Dann kommt mit naturgesetzlicher Sicherheit diese Frage, der Ton jäh ins Therapeutische kippend:
„Arne. Wovor läufst Du eigentlich davon?“
Die Frage ist schwierig zu beantworten. Wie auch jene, ob die Menschenrechte für Vampire gelten sollten, oder wo Kasperle beerdigt sei. Jedes Zögern, aber auch alle Erklärungsversuche reiten den Patienten nur noch tiefer rein, sind Beweis, dass er ein echt schwerer Fall ist.
Ich habe Erfahrung mit der Situation und kann jedem nur empfehlen, es mir gleichzutun: Man muss die Frage grüblerisch, mit nach innen gekehrter Miene und leiser Stimme beantworten. Düster, in Moll gestimmt, von sich selbst ergriffen, aus einem Abgrund heraus sich wühlend – um anschließend in einer herzzerreißenden Wendung nach Dur, offensichtlich von einer schweren inneren Last befreit, die ersten Schritte der Genesung zu gehen. Andernfalls hat man keine Ruhe mehr. (Selbstverständlich gelten für Vampire die Menschenrechte, sofern sie guten Willen zeigen, und Kasperle ist auf dem Hauptfriedhof von Ravensburg beerdigt, wo sonst, die Messe war erschütternd, Gretel geht es den Umständen entsprechend.)
Das Phänomen hat sich bis in mein jetziges Alter gerettet, wird nun allerdings vorwiegend von Mann zu Mann gepflegt. Alles wird als Symptom einer Midlife Crisis ausgelegt. Du machst eine Langdistanz, so wie jedes Jahr seit 15 Jahren? Klarer Fall: Midlife Crisis. Du schreibst nicht von gestern Abend, sondern spannst den Bogen über 30 Jahre: Midlife Crisis. Dir gefallen die Frauen, die Dir schon immer gefallen haben, oder Du kaufst Dir das Auto, das Dir schon immer gefiel – ein eindeutiges Symptom. Oder umgekehrt: Du veränderst Dich, wählst einen anderen Sport, ein anderes Auto, siehst einen anderen Frauentyp, und sei es auch nur theoretisch, also in Gedanken. Midlife Crisis. Ob Du also derselbe bleibst oder Dich veränderst ist einerlei, die Diagnose klar.
Seit ich diesen kleinen Blog hier begonnen habe, wurde ich mehrfach mitfühlend oder arschig per PN gefragt, ob ich in so einer Krise sei. Deshalb hier meine Antwort.
Ja. Ihr habt recht. Ich stecke ganz tief drin. Am schlimmsten ist es Midwochs. Ich bin dankbar, dass mir die Augen geöffnet wurden. Ich mache jetzt wieder alles so wie immer bzw. ganz anders. Danke für Euer Midgefühl!
Was ich an den Mädchen schon immer schwierig fand, dürfte den hier mitlesenden Herren bekannt vorkommen. Zumindest, wenn sie in der Zeit aufwuchsen, in der man die Bravo las, oder Mutters Cosmopolitan, was auf dasselbe hinauslief. Es war ihr Hang zum Psychologisieren. Für mich als gefühlter Sportler trug es oft dieses Gewand: Du erzählst was von Deinem Training, vielleicht halb unfreiwillig, denn worüber soll man sich schon unterhalten, wenn man unterschiedliche Planeten bewohnt. Dann kommt mit naturgesetzlicher Sicherheit diese Frage, der Ton jäh ins Therapeutische kippend:
„Arne. Wovor läufst Du eigentlich davon?“
Die Frage ist schwierig zu beantworten. Wie auch jene, ob die Menschenrechte für Vampire gelten sollten, oder wo Kasperle beerdigt sei. Jedes Zögern, aber auch alle Erklärungsversuche reiten den Patienten nur noch tiefer rein, sind Beweis, dass er ein echt schwerer Fall ist.
Ich habe Erfahrung mit der Situation und kann jedem nur empfehlen, es mir gleichzutun: Man muss die Frage grüblerisch, mit nach innen gekehrter Mine und leiser Stimme beantworten. Düster, in Moll gestimmt, von sich selbst ergriffen, aus einem Abgrund heraus sich wühlend – um anschließend in einer ergreifenden Wendung nach Dur, offensichtlich von einer schweren inneren Last befreit, die ersten Schritte der Genesung zu gehen. Andernfalls hat man keine Ruhe mehr. (Selbstverständlich gelten für Vampire die Menschenrechte, sofern sie guten Willen zeigen, und Kasperle ist auf dem Hauptfriedhof von Ravensburg beerdigt, wo sonst, die Messe war erschütternd, Gretel geht es den Umständen entsprechend.)
Mein Jugendfreund Gerd war, wenn ich mich richtig erinnere, der erste von uns Jungs, der den Teufelskreis aus systematischem Onanieren, einer etwas unklaren rebellischen Grundhaltung und allgemeiner Langeweile durchbrach. Er hatte plötzlich eine Freundin, was ungefähr dasselbe war, wie zwei Köpfe zu haben. Mit grotesk wirkender Konkretheit sprach er fachmännisch von einer Sache, die sich, so berichtete er in unsere offenen Münder, ungefähr so anfühlte, wie wenn man sich von innen an die eigene Backe fasste (wir fassten uns von innen an die eigene Backe). Aber das ist eine andere Geschichte. Meine heutige ist langweiliger.
Muss bei Gelegenheit mal meinen Psychiatiker fragen, ob es schlimm ist, dass ich unmittelbar nachdem ich obigen Absatz von Deinem Meisterwerk gelesen hatte, an Folgendes gedacht habe: https://www.youtube.com/watch?v=BczBojZZFyg Teilweise schon recht deftiger Humor, aber ich kann mich darüber sehr amüsieren.