Montag nix (wobei ich im Nachhinein meine, ein bisschen was Lockeres hätte nicht schaden können)
Dienstag plante ich eine Bärlauchjagd per Rad im Deister.
Sonntag haben wir ein paar Blättchen am Bilstein gepflückt und unser Sportleressen damit gewürzt.
Sofort entspann sich der Gedanke nach Mehr.
Nach der Arbeit wurde der Crosser gesattelt und wir, der Major Jake und ich, ritten gegen den Wind gen West, ganze 37 km lang. Meine Beine waren noch nicht wieder frisch.
Jeder Hubbel, immerhin gab es zwei auf dem Weg, den Benther und der Gehrdener Berg, lies mich zweifeln ob ich den Bierweg hoch schaffen würde an diesem Tag.
Zu allem Überfluss verfuhr ich mich auch noch, was im Nachhinein gar nicht so schlecht war, weil dort ein Kiosk war, wo ich meinen Dauerhunger stillen konnte (ich kauf mir nie Riegel unterwegs, aber da war mir mal danach). Im Schatten des Deisters lies der Wind auch nach. Ich konnte mich ein wenig erholen bevors nach oben ging. Vorher hatte ich mir schon gesagt, dass wenn ich den Weg nicht schaffe mit der Crosserübersetzung, ich ja schieben könnte, weil Crosser darf man ja tragen und schieben. Aber im Januar hab ich den Weg noch geschafft mit eben jenem Crosser. Kurz vor der Einmündung huschten zwei dürre Burschen auf ihren Dackelscheidern von links nach rechts den Bierweg hoch. Ich ächzte hinterher. Und dann passierte etwas völlig Unvorhergesehenes. Normal fährt man den Weg hoch und lechzt nach der Spitzkehre, dem einzig flacheren Stück, und die kommt nicht. Aber ich stand auf einmal vor der Spitzkehre und hab gar nicht gemerkt wie es steiler und steiler wurde. Nach der Spitzkehre ist nur noch einmal kurz steil und man ist auch schon oben, naja fast. Fand ich komisch, sonst war der Weg wesentlich länger und steiler. Muss das Alter sein.
Auf dem Kamm wurds dann sehr frisch und als ich zum Bilstein einbog wurde es auch noch schwabbelig im vorderen Bereich. Super, nen Platten an der zugigsten Stelle, wo mir eh schon alles abfror. Erstmal aufpumpen, vielleicht wars ja ein Schleicher und der hält wenigstens bis zu Tanya. Schnell den Bärlauch eingesackt und wieder runter. Aber noch nicht mal einen km später war wieder die Luft raus, also doch wechseln, aber diesmal nicht im Zug.
Die erlegte Beute noch schnell unter das Volk gebracht, das Salomon 4-Trail-Video geguggt.Tanya ist voll infiziert von dem Lauf und zur Motivation guggt sie dauernd das Video, die Musik ist ihr Handyklingelton. Da werd ich ja neidisch, Kasterlee hat das nicht.
Im Halbdunkeln huschte ich dann mit Rückenwind nachhause. Auf einem kurzem Asphaltstück fühlte ich mich wie Captain Hook, mit 39 kmh und ner 120er HF. Rehe kreuzten meinen Weg, wie schön weit die immer springen können. Auch da werde ich neidisch. Irgendwas raschelte im Graben und hörte sich größer an als ne Maus. Plötzlich flog es auf den Baum und starrte mich an. Ein Waschbär, so kurz vor Hannover. Aber immerhin noch im Wald. In Hannovers Innenstadt soll ja einer auf nem Dach wohnen.
Mittwoch morgen und nachmittags mit dem Crosser zur Arbeit und zurück, jeweils ne Std.
Donnerstag morgen lief ich nochmal 8,5 km mit einigen Strides. Es lief nicht sehr locker.
Freitag nix Anreise nach Wernigerode. Stadtbesichtigung, Italienertesten und Dauertratschen mit Marion und Veit (auch über die vom Forum empfohlenen Unterhosen

)
Samstag Harzquerung, das Kasterlee für Läufer
Die HQ (51 km/1100 hm) stand schon eine Weile auf meiner To-Do-Liste. Dieses Jahr passte sie gut als Überdistanzlauf ins Training für den RheinsteigExtremLauf. Etwas weniger Höhenmeter hat sie, aber dafür ist sie 18 km länger. Wahrscheinlich ist der Matschanteil auch wesentlich höher als es beim RHEX jemals der Fall sein wird.
Testen wollte ich die Vor-Wettkampfernährung. Ich hatte immer das Gefühl zu verhungern und zu verdursten und hab einige Male deswegen (so meine Theorie) Seitenstechen bei Bergabläufen und/oder Magenbeschwerden bekommen. Nun habe ich von Anfang der Woche bewußt viel getrunken, essen konnte ich sowieso gut. Donnerstag abend war Schluß. Ist ein bisschen blöd, wenn man am Freitagabend zum Italiener geht, aber da muß man sich ja auch nicht voll stopfen.
Den Lauf selbst wollte ich sehr locker gestalten. Durch die Länge wird es automatisch irgendwann zäh. Früh anfangen zu gehen und nicht erst, wenn sowie nix anderes mehr geht als gehen.
Über die Auswahl der Schuhe machte ich mir kurz Gedanken. Ich ging davon aus, dass wir überwiegend Waldautobahnen laufen und wollte schon die New Balance 1080 einpacken, da meine CrossLight aber schon Langdistanzerfahren waren, sollten sie auch dort ihren letzten Einsatz haben (im Nachhinein war ich sowas von froh über diese Entscheidung).
Ausserdem setzte ich auf komplette Eigenversorgung. Fast 2 l Maltoplörre und 400 ml Peronin auf 2 Fläschchen verteilt sollten mich über die Strecke bringen.
Als ich morgens zum Start schlenderte, kam mir das Wetter bekannt vor: Regen, 9°C, etwas Wind.
Ich war etwas erstaunt, das doch recht viele Strassenlaufschuhe an hatten, einige trugen auch Gamaschen (meine würde ich noch vermissen).
Auf dem Weg zum Start kamen wir an Marions Haus vorbei und randalierten dort ein bisschen. Marion liess sich nicht blicken.
Hier und dort traf ich alte Bekannte und plauderte als aus heiterem Himmel der Startschuß fiel. Tanya war mit den Jungs weit vorne, ich ganz hinten.
Meinen Vorsatz frühzeitig zu gehen konnte ich schneller umsetzen als geplant. Nach 1:50 min (verkündete ein Mitläufer, ich war zeit- und pulslos unterwegs) war schon Stau an der ersten Steigung, die auch gleich schön schlammig und rutschig war. Wenige Meter konnten wir laufen, dann gings im Modder runter. Wieder Stau, weil die Strassenschuhfraktion nicht runter kam. Ich war leicht genervt. Im Gegenhang war auch wieder Stau. Ich lauschte den Ausführungen einer Frau über einen Traillauf in Island. Einige Ungeduldige meinten Abkürzungen durchs Unterholz suchen zu müssen, was für einigen Unmut bei den Wartenden sorgte. Andere Läufer kamen von vorne nach hinten, völlig empört schimpften sie " Da kriegt man ja nasse Füsse". Hoffentlich sind die direkt zum Start zurück, sonst haben die sicherlich noch die ein oder andere böse Überraschung erlebt.
Nach dem Feuchtbiotop kam Ruhe ins Feld und wir konnten auf die Suche nach unserem eigenen Rhythmus gehen. Eine Stunde war jetzt schon um und die 10 km-Marke noch weit entfernt. Als wir über die Talsperrenmauer liefen dachte ich an Marion, wie aufgetragen (Hoffentlich hattest Du Schluckauf).
Ich überholte einen Läufer mit Stöcken und fragte ihn, ob er für was Alpines trainiert. Nee, er hätte nach einem Unfall Gleichgewichtsstörungen. Eigentlich sei er Radfahrer (
http://www.hans-peter-durst.de/), den Lauf mache er nur als Ausdauertraining. Immer wieder trennten sich unsere Wege. Bergab war ich schneller, bergauf war er schneller. Zwischendrin unterhielten wir uns sofern die schmalen schlammigen Pfade es zu ließen.
Bei km 20 gab ich mir den ersten Schuß Peronin. Kurz darauf tönte es aus dem Hinterhalt "Hotel Braas, Heiderscheid". Es dauerte eine Weile bis es klick machte. Der meinte mich, Kollege Karsten, der mich bei meinem ersten Ultratrail in Luxemburg unter seine Fittiche genommen hatte. Auch hier war eine gepflegte Unterhaltung schwierig ob des Geläufzustandes. Ein wunderbares Stück Wald mit Moosuntergrund und tückischen Wurzeln darunter führte auf eine der vielen Holzbrücken zu. Gerade als ich meine Fuß drauf setzte ertönte ein markerschütternder Schrei, der gar nicht wieder enden wollte. Direkt vor uns war eine Frau gestürzt und hing halb von der Brücke runter. Ansprache war schwierig, weil sie so schrie, Karsten versuchte sie etwas hochzuziehen, sie schrie noch lauter. Inzwischen liefen andere Läufer auf, die jetzt durch den Bach waten mußten. Mein Handy hatte hier keinen Empfang, ein anderer Läufer erreichte die Feuerwehr, die mochte aber nicht kommen. Wieder ein anderer Läufer hatte die Nummer vom Org.büro. Die wollten einen Läufer von der nächsten Verpflegung uns entgegen schicken. Ich bot der Frau meine Regenjacke an, weil sie die nicht wollte, zog ich sie selber über. Ich schlotterte inzwischen ganz ordentlich. Karstens Rettungsdecke wollte sie auch nicht. Inzwischen lag sie schluchzend auf der Brücke. Wir waren etwas hilfslos, allein lassen wollten wir sie nicht. Immerhin bekamen wir sie von der Brücke runter. Als sie stand meinte sie, sie wollte es wohl mal mit laufen versuchen. Ein Stück liefen wir zusammen, dann nahm ich wieder meinen Rhythmus auf. Kurz darauf passierten wir km 30. Ich fühlte mich taufrisch. Die Anstiege ging ich konsequent hoch, immer wieder versuchte ich mich an schnellere Geher zu heften. Einmal lief ich einen kürzeren Anstieg hoch, merkte gleich, dass die Taktik in meinem Trainingszustand kontraproduktiv war. Runter war immer gut. Ich liess laufen, glitt auf den Wellen der Schwerkraft hinab, mußte mich nur um den Aufprall kümmern, forcierte aber keinen Vortrieb. Als es wieder einmal hochgeht, gingen neben mir zwei Kerlchen, sagt der eine zum anderen "Früher sind wir den Poppenberg immer hochgelaufen, weisste noch?" Ahh, wir befinden uns jetzt am Poppenberg, der letzte längere und gefürchtete Anstieg. Zwischendrin wurde es mal flacher, als ich anlief (im Modder natürlich) fuhr wieder ein Stich durch das Fußgewölbe. War ein bisschen unangenehm, vorallem bei dem folgenden langen Bergabstück über Geröll und Tiefschlamm, weil der Fuß immer wieder wegknickte. Aber km 40 ist erreicht, die 11 km lassen sich schon irgendwie überstehen. Zweimal wurden wir noch durch matschige Bodenwellen gebremst. Plötzlich war Endspurtstimmung im Feld. Ich war etwas überrascht, schon zu Ende? Mir gehts doch noch gut! 6:05 Stunden hab ich gebraucht und mir ging es tatsächlich hervorragend, obwohl ich anfangs Zweifel hatte, weil ja doch ein paar längere Läufe ausgefallen sind.
Fazit: Absolut geiler Lauf (wenn man Schlamm mag), die Frau neben mir in der Umkleide sagte, es wäre ihr furchtbarster Lauf gewesen. Zuviel Modder.
Am Anfang hätte man vielleicht, wie in Belgien, eine Schleife durch den Ort machen können zum Entzerren des Feldes. Dann hätte man die Staus zumindest verkürzen können.
Ich hatte keine Magenprobleme, keine Krämpfe, keine Blasen oder sonstigen Probleme, gut den Fuß zum Ende, aber das wird am Donnerstag wieder weggedrückt. Das Training passt, die Einteilung hat gepasst.
Die Gamaschen habe ich vermisst. Ich mußte einige Male die Schuhe ausleeren, weil zu viel Geröll drin war.
Hinterher hatte ich kaum Muskelkater, nur hinten oberhalb der Kniekehle, da hatte ich noch nie Muskelkater. Ich weiss, dass ich im August den 70 km-Lauf, wieder als lockerem Überdistanzlauf, schaffen kann und ich wage mal eine vorsichtige Prognose für den RHEX. Ich versuche ne sub4, wenn alles passt.