Ohne Formel-1-Getöse ist das Innenfeld des Hockenheim-Rings gespenstisch leer. Heute fahren nur ein paar getunte Minis im Kreis rum und nebendran üben Ferrari-Piloten das Anfahren am Berg. Trotzdem wirkt das hier wie eine Kulisse für Mad Max 4.
Mittendrin spucken ein paar ungetunte Autos unter einer Glocke von Anspannung sündteuren Fahrräder aus. Wir werden eingewiesen. Links Canyon SLX, rechts 2x Specialized Tarmac. Hinter uns ein paar Pinarellos und daneben Willier. Die Luft ist erfüllt von knarrenden Freiläufen und riecht nach einer Mischung aus Mini-Cooper-Abgasen, Sitzcreme und Aufwärmlotion.
Beim Warmfahren studiere ich die Konkurrenz natürlich genau: Etliche Hed-Laufradsätze, aber auch Zipp, Edge und jede Menge Cosmic Carbone. Dazwischen glattrasierte Beine wie Tempelsäulen.
In der Startaufstellung sortiere ich mich ziemlich weit hinten ein - zwischen ein paar Rose-Bikes und ältere Trek-Modelle. Laufräder mehrheitlich aus dem Mavic-Programm. Hier fühle ich mich wohl.
Und so bleibt das dann auch gut 1,5 Std. lang.
Dann ist das Rennen zu Ende und ich bin froh. Im Ziel schnacken wir noch einen Moment mit einem Specialized Roubaix mit Campa-Eurus. Ein Norweger. Er fand das Rennen sehr hart. Ich beglückwünsche ihn zu seinem schönen Rad.
Beim Einpacken unterhalte ich mich kurz mit der Tarmac-Frau neben uns (Frau jung, Fahrrad alt). Sie fand das Rennen landschaftlich nicht schön. Landschaft? - wir sind 10 Runden zu dichten Klumpen komprimiert draftend über eine Formel-1-Strecke gerast...
Sie verstaut ihre geradezu spottbilligen Aksium-Laufräder (unterstes Einsteiger-Segment) ein bisschen linkisch im Auto. Ich trolle mich leicht amüsiert zur Siegerehrung.
Platz zwei der Damen (Gesamtsieger) wird gerade aufgerufen. Brutal schnelle Zeit. Riesiger Pokal. Die Dame fehlt aber. Ah, da kommt sie.
Es ist das Landschafts-Mädchen von eben mit dem Anfänger-Rad.
Glückwunsch
Achso, apropos Lob-Fred: Das war erst mein zweites Rad-Rennen. Ich hab nämlich eingentlich Angst vor menschlicher Nähe. Zumindest bei Geschwindigkeiten um die 40km/h auf dem Rad. Hat aber geklappt. Die Phobie ist wohl überwunden. Der Trick:
Einfach nur ans Material denken.
Euer Trek Madone
