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Zitat von tobyvanrattler
Was würde den dagegen sprechen das alle Waffen im Schützenheim in einem Tresorschrank gelagert werden in dem jede Waffe nochmals eigens gesichert ist?
UND der Bolzen (so heißt das wichtige Teil doch ohne das gar nix geht) muß von jedem Schützen privat in einem Waffen-/Stahlschrank verwahrt werden.
Munition sowieso nicht zuhause.
Diese darf ausschließlich vom Verein bestellt werden und die Menge ist begrenzt.
So könnte es gar nicht zu einer völlig utopischen Ansammlung von Munition kommen.
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Ok. Nehmen wir mal die ganzen Gebauchswaffen weg - hier sollten nur berufliche Bedürfnisse als Basis für einen Erwerb dienen.
Die Luftgewehre und Luftpistolen lassen wir auch mal weg. Das macht Sinn, weil die Vereine sehr oft reine Luftgewehr/Armbrust Vereine ODER Feuerschützenvereine (scharfe Waffen) sind. Das liegt am Zulassungsrecht der Schießstände, da die nach Mündungsenergie der verschossenen Projektile zugelassen werden. Auf einem Luftgewehrstand darf ich z.B. nicht KK schießen.
Die Combatvereine lassen wir auch mal weg - denn das ist auch Wild, Wild West und macht aus sportlicher Sicht überhaupt keinen Sinn. Wer Ballern will, soll zu den Reservisten gehen. Also dise Art des Umgangs mit Waffen verbieten wir völlig. Hier machen wir uns nicht die Mühe die irgendwo zentral zu lagern.
Bleiben also die Sportschützen die mit scharfen Waffen Schießsport ausüben.
Fangen wir mal mit der sportlichen Seite an. Als Sportschütze mit Ambition trainiere ich mehrmals in der Woche am Schießstand und Zuhause mache ich Trockentraining (in Anschlag gehen und ohne Munition abziehen um den Vorgang zu automatisieren). Das ist ein wichtiger Bestandteil des Trainings - ähnlich dem Techniktraining im Schwimmen. Ich möchte meine Waffe deshalb auch Zuhause haben.
Zum Thema Munition. Aus produktionstechnischen Gründen haben Patronen eine Streuung (Pulverqualität, Geschossdurchmesser- und Gewicht) - ebenso die Läufe und die Patronenlager der Waffen. Der Sportschütze geht deshalb mit seiner Waffe ins Gechäft und probiert, welche Charge von welcher Munition am besten zu seiner Waffe passt. Die Waffe wird in eine Vorrichtung eingespannt und verschiedene Chargen verschossen und das Trefferbild analysiert. Die Charge mit der wenigsten Streuung ist die Gesuchte. Diese Charge kauft er dann auf (alles was der Händler und der Geldbeutel hergibt) und mit dieser Munition wird dann geschossen. Ohne abgestimmte Munition ist kein ernsthaftes Sportschießen möglich. Der Vergleich zwischen einer abgestimmten und nicht abgestimmten Munition ist dramatisch. Manche streuen raus bis zur 8. Im oberen Leistungsbereich ist eine 8 ein Desaster.
Dann ist die Frage: In welchem Verein lagert die Waffe? Gute Schützen starten in der normalen Runde (ähnlich Bundesliga) bei einem Verein und in den Meisterschaften (Niederbayersiche- Bayerische-Deutsche) für einen anderen. Das wird auch oft gewechselt. Die guten Schützen organisieren sich oft in Mannschaften um in den Mannschaftswettbewerben weit vorne zu sein. Ich bin oft für Vereine gestartet, die ich gar nicht kannte. Ich kannte halt die Schützen und so verabredete man sich auf der Bayerischen oder so nächstes Jahr mal für xyz zu starten - "übernächstes Jahr machen wir es dann anders". Der Verein ist dann u.U. mehrere 100km weg. Das Ganze potenziert sich dann noch bei mehreren Disziplinen. Trainiert wird im Verein für den man die Runde schießt (das mache ich jede Woche), der Erstverein ist der für den man in der Meisterschaft startet (paar mal im Jahr an einem zentralen Ort).
Was machen wir mit den Rundenwettkämpfen in den oberen Klassen oder den Kaderlehrgängen? Hier wird an einem zentralen Ort geschossen - wir waren z.B. oft in der Oly-Schießanlage in Hochbrück (bei München). Manche reisen da früher auch an und übernachten bzw. es sind Mehrtages-Sessions.
Wenn wir dann auf die Struktur der aktuellen Vereine schauen, sehen wir, dass die ihre eigenen Vereinsheime meist irgendwo in der Pampa haben - oft aus Lärmschutzgründen. Die Vereine haben nahezu kein Geld und ein Anbau für ein Waffenlager in Dimensionen von mehreren hundert Waffen würde viele überfordern. Die müssten den Laden dicht machen. Es muss ja gewährleistet sein, dass nur ich an meine Waffen und meine Munition komme. Ein anderer obwohl im Verein und auch Schütze und auch Waffenbesitzer ist evtl. gar nicht berechtigt für meine Waffe. Im Endeffekt müsste jeder seinen Waffenschrank ins Vereinsheim stellen. Man stelle sich mal vor es müssen 120 Waffenschränke (das sind so viele Mitglieder nicht) aufgestellt werden. Krass!! Wahrscheinlich würde die vorhandene bauliche Substanz das gar nicht tragen - die Dinger sind irre schwer.
Letztlich gibt es noch die Wiederlader. Das trifft aber nur Großkaliber, denn die Kleinkalibermunition ist eine sog. Randzündermunition - die haben kein Zündplätchen in der Mitte und können nicht wiedergeladen werden. Man macht das weil so ein Schuß mit ner Großkaliber recht teuer ist. Man verwendet die Hüsen also wieder, kauft sich einzelne Geschosse, Zündblätchen und das entsprechende Pulver. Man macht einen "Pulverschein" und einen "Wiederladerschein" kauft für teures Geld Wiederladergerät (Waagen, Einpressstationen, Hülsenwaschanlagen usw.) und produziert die Munition selbst. Was macht man damit?
Letztlich bleibt die Versicherungsfrage. Einen alleinstehendes Gebäude, am Waldrand das nur zu bestimmten (nachvollziebaren Zeiten) frequentiert wird und in dem ca. 200-??? Waffen und zichtausend Schuss Munition gelagert sind. Wer wird das wohl versichern? Wie gesagt: Das ist zu bewachen wie bei der Bundeswehr. 365 Tage im Jahr und 24h am Tag.
Wer übernimmt die Verantwortung und wer hat den Zugang? Ich denke es wird sich sehr schwer noch jemand für das Ehrenamt eines Vorstandes finden, wenn er so eine finanzielle und auch moralische Verantwortung an der Backe hat. Wie ist die Haftungsfrage wenn dann doch was passiert? Brauchen wir dann hauptamtliche Vereinsvorstände? oder kann das weiter der Huber Franz machen, weil sonst macht es auch keiner?
Die Idee mit dem Bolzen klingt zunächst gut. Moderne Sportwaffen sind aber nicht so naiv aufgebaut wie das Zeug bei der Bundeswehr. Aus einer Walther GPS (meistverkaufte Großkalibersportpistole im Kaliber .32) kann man das Ding nicht so einfach entfernen. Man müsste das Ding recht zerlegen. Einfach ist es, den Schlitten bzw. Verschluss abzunehmen (da ist die Schlagbolzenbaugruppe drin). Aber dann ist es so, dass Einzelbauteile ja nicht unique sind. Ich kann jede Waffe mit nem Bolzen (od. Verschluss einer anderen baugleichen Waffe) betreiben.
Eine gute Idee wäre, das die Waffe nur feuerbereit ist, wenn sie der Berechtigte in der Hand hält (Fingerabdruck). In manchen Sportwaffen findet sich heute im Abzugsbereich bereits Elektronik. Das sollte machbar sein. Hier ist die Industrie gefordert.
Insgesamt schein mir das zentrale Lagern recht praxisfremd und ich bin überzeugt, dass würde vielen Vereinen das Genick brechen. Vor allem scheint es mir mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Mich würde echt interessieren ob mit einer Sportwaffe (nicht mit einer Gebrauchswaffe) schon mal ein Amoklauf verübt wurde - und zwar von einer unberechtigten Person. Weil die berechtigte kommt ja nach wie vor dran.
Hoffe ich habe nix vergessen - ist kein einfaches Thema ...
Grüße Helmut