Diese Woche fing gleich recht sportlich an.
Nach der Arbeit schnell zum Bahnhof und mit dem Zug zum Deisterrand.
In Hannover wars relativ warm mit 7°C. Am Deisterrand etwas frischer, und ein netter SüdOstWind fegte mir entgegen.
Flugs den Wald in eine Umkleidekabine verwandelt und ich befand mich auch schon im Aufstieg zum Kammweg.
Diesmal hatte ich mich wieder für meine Sofaschuhe entschieden. In der Hoffnung, dass dort oben noch Schnee liegt, wollte ich sie in selbigem testen.
Gut, das Zeug kam eher als erwartet und das was da durch mehrmaliges Antauen und Gefrieren entstanden war, war wieder Krafttrainingsunterlage pur. Manchmal wurde es dann so steil, dass ich gehen mußte. Oben auf dem Kamm wars schweinekalt, die Sonne schien. Also wieder Jacke an, die eigentlich für die Rückfahrt im Zug gedacht war. Nachdem ich die erste Gehpause einlegen mußte, wollte ich dann aber nicht mehr gehen, sondern dachte an mein Durchlaufprojekt auf dem TanyaTrail. Mutterseelenallein rannte ich rauf und runter. Manchmal wars nicht mehr wirklich laufen, aber immerhin nichts was sich eindeutig als Gehen bezeichnen lies. Der Schneepamps meinte es noch mal gut mit mir.
Schlußendlich kam ich zum Bierweg, der im freien Fall bis zum Deisterrand runter führt und bei den richtigen hannoverschen Radfahrern beliebt ist. Die anderen fahren den Nienstedter Pass, und dann noch nicht mal bis zum Nordmannturm. Nun denn ich wollte es mal etwas laufen lassen, da kam mir nach den ersten paar 100 Metern, mit Zunge fast im Kettenblatt, ein RR-Fahrer entgegen. Ein tolles Bild, der Weg war geräumt und der Schnee stapelte sich noch 50 cm hoch am Rand und das Leid stand der coolen Socke ins Gesicht geschrieben. Ich mein, es war einer von den Schlenkrich-Brüdern. Ich glaub, ich bin in den letzten Jahren noch nie da runter gelaufen ohne einen von denen oder den Herrn Papa dort zu treffen. Mein Ehrgeiz war erwacht und ich wollte möglichst weit kommen bevor ich eingeholt werden würde. Ich rannte als wenn der Teufel hinter mir gewesen wäre. Es gibt nur eine Kurve, da wäre ich fast rausgetragen worden, sonst gehts gerade mit tw 15% runter.
Ich war noch nicht ganz unten, da wurden meine Beine etwas schwabbelig, aber das Ende war absehbar. Nun gabs noch das flache Stück am Rand bis zum Bhf. Da lief es noch ganz rund, bis ich auf die schlaue Idee kam, die noch übriggebliebenen Minuten die Anfangssteigung hochzulaufen. Hehe, ich wollte NICHT gehen. Da kam mir eine drathige Frau meines Alters entgegengeprescht. Ha, runter kannst Du auch so, sagte ich mir. Was für ein putziger Gedanke, runter ging genauso wie rauf, nur half die Hangabtriebskraft etwas nach.
Dann war auch schon die Zeit gekommen, ich zog mich um, wackelte zum Bhf und bibberte im Zug vor mich hin. Nun warens nur noch 4,2 km vom S-Bhf nach hause zu laufen. Hier war es wieder kuschelig warm, aber ich brauchte 1 km bevor meine Zähne aufhörten zu klappern.
Meine Füße finden die Speedcross ganz toll, aber nur die erste Stunde. Danach krieg ich ne Macke in den Schuhen. Die sind einfach zuviel gedämpft für mich. Das Gefühl wie der Fuß aufkommt und abstößt geht völlig ab.
Dienstag war ich fix und fertig. Ich dankte demjenigen, der das Fahrrad erfunden hat, als ich nach der Arbeit mein Stundenschleifchen fuhr.
Mittwoch gabs das Stundenschleifchen vor und nach der Arbeit. Richtig fit war ich noch nicht.
Donnerstag morgen schob ich die intermittierenden Intervalle ein. 2 x 10 x 30/30. Ich war begeistert, es lief richtig gut, richtig all out. Bis auf die letzten beiden Wiederholungen, da hatte ich keine Kraft mehr.
Nachmittags frönte ich 2 Std einem Zahnarztbesuch. Der Tag war gelaufen. Mit fetter Betäubung und weggeschnittenem Zahnfleisch.
Freitag war der große Umzugstag unserer Firma. Ich durfte von 7 - 12 Uhr auf die Büros unserer Abteilung aufpassen. Ich hab mir die Zeit mit Treppenläufen in unserem Treppenhaus vertrieben.
Das Zahnfleisch pukerte auch noch fröhlich vor sich hin. Und das Wetter wurde frühlingshaft. Was ja toll ist, nur nicht für meinen Kreislauf. Für den Lauf am Sonntag began ich schwarz zu sehen.
Die neue Rad- und Laufstrecke zur Arbeit ist die gleiche, nur 2,5 km länger. Davon 1 km durch hochfrequentiertes Industriegebiet.
Samstag gab es nur ein 12 km Läufchen in 5:10 min/km. Dann zog mein Uralt-RR um zu meiner Laufkollegin Tanya, die sich nen Loch in den Bauch freute.
Und es gab ne Pastaparty, die ua auch dazu diente um mal auszuprobieren, was ich schon lange vermute: Wenn ich am Vorabend viel esse, neige ich am nächsten Tag beim Bergablauf zu Seitenstichen. Nun hab ich auf ner Ultratrailseite gelesen, es sei schlauer 72 - 48 Std vor dem Rennen ordentlich zu essen. Ich wollte zwar keinen Ultra laufen, noch nicht mal nen Marathon, sondern den HM und nen bisschen, aber die Seitenstiche beim Bergablaufen bekomme ich ja trotzdem manchmal.
Sonntag früh machten Tanya und ich uns auf die Socken Richtung Kaufunger Wald. Das ist so ein Eckchen wo ich noch nie war, glaube ich.
Als wir ankamen wurden grad die Ultras gestartet, so hatten wir noch ausreichend Zeit zu überlegen was wir bei den vorhergesagten 20°C und momentan 8°C wohl anziehen wollten.
Ich hatte meine komplette WK-Verpflegung dabei, weil ich ja eigentlich nach dem HM noch den Marathonis entgegen laufen wollte. Da mich aber schon seit Freitag Schwindel und Kopfschmerz plagten, würde ich auch mit dem HM glücklich sein. Das Streckenprofil für den HM sah nicht sonderlich spannend aus. 10 km hoch, 10 km runter. Ich bevorzuge ja die mehrspitzigen Profile. Aber gut, man muss eben auch mal laufen was man sonst nicht läuft. Das erweitert den Erfahrungsschatz
Gleich am Anfang bildete sich ein Grüppchen, in dem ich bis km 5 blieb. Dann kam die erste Versorgung, die anderen fielen zunächst zurück. Der Silberfisch überholte als erstes. Der hatte so spacige Klamotten von Salomon an in Schwarz-Silber. Als er überholte merkte ich, dass ich so dauerhaftes bergauflaufen nicht gewohnt war. Noch war ich zufrieden mit meiner Geschwindigkeit. Bei km 10 war ich grad 59:45 min unterwegs. Die meisten von den 600 hm hatten wir hinter uns. Ein kurzer Schwenk nach rechts, ein Schild im Wald "Bilstein 600 m", ab da gehts runter. Aber erstmal gings hoch, ich mußte gehen, mir wurde schwummerig. Das erste Stückchen runter wurde endlich mal trailig. Der Schnee war abgestreut mit Holzspänen. Weiter unten kam ein bisschen Matsch und dann wieder Waldautobahn und viel bergab. Ich drehte auf, wollte runter richtig einen rauslassen. Pustekuchen. Matsch in den Beinen, Seitenstechen, der Fuss stach auch manchmal ein bisschen. Das war wieder so ein Lauf wo man im Selbstmitleid versinkend durch den Wald grummeln konnte. Die Herren um mich herum kamen auch nicht richtig vom Fleck, ich war also nicht allein.
Ich kam zu dem Schluß, dass so lange bergab nicht schön ist. Es war nicht steil, es gab ab und zu mal schöne Ausblicke nach Thüringen. Die Temperatur war optimal. Im Ziel sackte ich dann erstmal zusammen. Die Entscheidung war gefallen, es gab keinen Nachlauf.
Das was dann folgte war sehr schön. Lauter nette Leute. Ganz viel Kuchen, den ich nicht essen konnte, weil mir so ein bisschen übel war. Ich hab den zeitgleichen Zieleinlauf der ersten drei Ultras verfolgen können, den der ersten Frau. Heftig, was das für dürre Hemden sind und wie flott die unterwegs waren.
Dann beschloss ich Tanya entgegen zu gehen und mit ihr zusammen die paar Meter ins Ziel zu traben. Dabei wußten wir noch nicht, dass sie erste Frau auf der M-Strecke werden würde.