Zitat:
Zitat von Meik
Bisher hat er zwar immer richtig argumentiert - nur stützen seine Argumente nicht seine Schlußfolgerung dass Agonist und Antagonist gegeneinander arbeiten. Dies steht weiterhin als Behauptung einfach so im Raum.
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Ich hatte das durch die Überlagerung zweier Bewegungsmuster begründet, nämlich das Einsetzen der "Wischbewegung" während die Beinstrecker noch mit dem Strecken des Bein beschäftigt sind. Dabei können zwei Antagonisten gegeneinander arbeiten (in diesem Beispiel: Kniestrecker und -beuger).
In der Sendung hatte ich gesagt, dass beim Abwärtstakt des Pedals die starken Muskeln auf der Oberschenkelvorderseite beteiligt sind. Damit ein runder Tritt daraus wird ("Wischbewegung") und nicht nur ein Ziehen/Drücken, müssen irgendwann die Muskeln auf der Oberschenkelrückseite aktiviert werden, um einen Zug des Pedals nach hinten zu etablieren. Die Frage ist nun, wann genau der Zug des Pedals nach hinten erfolgt. Dazu sagt Petzke:
„Dabei zog die rückwärtige Muskelgruppe im Oberschenkel gegen die noch nicht abgeschlossene Streckbewegung des Knies, was den Wirkungsgrad um einige Prozent verschlechterte." (Hervorhebung durch Fettdruck von mir).
Ich behaupte nun, dass die Muskeln auf der Oberschenkelvorderseite während der gesamten Streckbewegung aktiv sind oder genauer: aktiv sein können, wenn man nur hart genug fährt. Das würde bedeuten, dass eine Wischbewegung, die bereits kurz
vor dem unteren Totpunkt des Pedals eingeleitet wird, der Beinstreckung und damit den Beinstreckern entgegen arbeiten
kann.
Du hieltest dem zunächst entgegen, dass es
grundsätzlich nicht möglich sei, dass Strecker und Beuger sich in ihrer Aktivität überlagern könnten. Später hast Du es erst soweit abgeschwächt, dass Du Dir die Möglichkeit einer Überlagerung
nicht vorstellen kannst. Zuletzt hast Du gesagt, dass Du Dir zumindest eine
bewusste Überlagerung nicht vorstellen könntest.
Hans1000 sagt dazu, dass vielleicht gar nicht die Muskeln der
Oberschenkelvorderseite die letzten Winkelgrade den Weg zum unteren Totpunkt erledigen, sondern dass hier das Fußgelenk aktiv wäre:
Zitat:
Zitat von hans1000
Man kann nämlich den Fuß kurz vor dem Todpunkt noch strecken, während der Beuger nach hinten zieht. Ich habe deswegen auch gerne einen hohen Sattel. Und ich glaube, dass dadurch der genannte Energieverlust gut eingeschränkt werden kann.
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Er sagt damit folgendes:
1. Der Fuß wird kurz
vor dem Erreichen des unteren Totpunktes gestreckt.
2. Der (Knie)beuger zieht kurz
vor dem Erreichen des unteren Totpunktes nach hinten
3. Dadurch könne der von Petzke genannte Energieverlust (das Gegeneinanderarbeiten von Muskeln) verringert werden.
Aus dem ersten Punkt folgt, dass die Muskeln der Oberschenkelvorderseite ebenfalls angespannt sein müssen. Denn wenn das Fußgelenk den Fußballen nach unten drückt, müssen auch die Strecker der darüber liegenden Gelenke (Knie, Hüfte) unter Spannung stehen. Also: Unmittelbar vor Erreichen des unteren Totpunktes stehen die Muskeln der Oberschenkelvorderseite unter Spannung.
Aus dem zweiten Punkt folgt, dass ebenfalls vor Erreichen des unteren Totpunktes die Muskeln der Oberschenkelrückseite aktiviert sind. Denn ohne diese Muskeln gibt es keinen Zug am Pedal nach hinten. Daraus ergibt sich bei diesem Trittmuster eine zumindest kurzzeitige gleichzeitige Aktivierung von Muskeln, die gegeneinander arbeiten.
Der dritte Punkt ist dann falsch. Denn die Fußbewegung wird zur Ursache der Energieverluste, und nicht, wie von Hans1000 behauptet, eine Möglichkeit zu deren Vermeidung. Es gibt Bestrebungen, die Pedalplatten aus biomechanischen Gründen unter das Fußgewölbe zu platzieren statt (wie üblich) unter den Ballen, was die Fußbewegung reduziert.
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Mehr kann ich dazu nicht sagen. An Hans1000 vielleicht noch der Hinweis, dass wir in der Sendung klar angemerkt haben, dass wir die Ergebnisse von Herrn Petzke vortragen. Wir haben nicht behauptet, alle verfügbaren Meinungen zum runden Tritt zusammenzutragen und womöglich zu bewerten.
Selbstverständlich kann ich Petzkes Erkenntnisse nur so vortragen, wie ich sie verstehe. Wer dem misstraut, findet in der Sendung die Weblinks zu den Originalquellen und kann in diesem Forum seine Überzeugungen dazu beisteuern – am besten, nachdem er diese gelesen hat.
Falsch ist Deine Behauptung, ich hätte nur mal kurz einen Artikel überflogen und würde mich nun als Lehrer aufspielen, sogar gegenüber Fachleuten wie Dir. Erstens fühle ich mich durch mein Physikstudium sowie durch jahrelange Erfahrungen mit SmartCranks, starrer Nabe etc. ganz fit in dem Thema. Zweitens solltest Du die Filme als ein Angebot an Dich verstehen – jeder kann etwas dazu sagen, sogar während der Live-Sendung. Wir sind also keine arroganten Pseudo-Experten, sondern wir öffnen uns anderen Meinungen mehr als jedes andere mir bekannte Medium.
Last not least besteht die Möglichkeit, dass ich mich irre.
Viele Grüße,
Arne