Falls gewünscht, hier Bericht von hinten:
Taupo ist seit Tagen fest in Triathletenhand, was aber niemand zu stören scheint. Hier gibt es nur nette Menschen. Nur Radfahrer sind nicht ganz so beliebt auf den Straßen, wurde mir gesagt. Ich konnte das nicht testen, da mein Rad drei Tage nach mir ankam. Aber immerhin, es kam und konnte dann auch eingecheckt werden.
Raceday. Es klappt alles wie am Schnürchen. Über eine Stunde nach den Prodamen darf auch ich ins Wasser - laufen und nicht von einer Plattform springend, wie im Athletes Guide angekündigt. Das Wasser ist mit 18 Grad nicht gerade warm und auch wellig, aber kristallklar. Wohlgemut hangel ich mich von Boje zu Boje, es wird one way geschwommen. Und eigentlich rechts an den Bojen vorbei, aber da die gegen die Sonne kaum zu sehen sind, teilt sich die Masse kurz davor und schwimmt rechts und links vorbei. Mich ereilt mein Schicksal am letzten „Wendepunkt“, da ich nun drohe vom Pulk der nachfolgenden AKs überrollt zu werden, weiche ich nach links aus und gerate zu weit links, versuche mit kühnen Beinschlägen wieder zurückzuschwimmen und haue mir einen Krampf in die Wade. Minutenlang treibe ich auf dem Rücken bis der Krampf nachlässt und schwimme dann vorsichtig zum Ausstieg. Schade, wäre eine gute Zeit geworden. Aber immer noch besser als in Lahti.
Rauskrabbeln, dann werden uns die Neos vom Leib gerissen, Rampe hoch und über eine Brücke zur Wechselzone. Der Weg zieht sich und mein entkrampftes Bein signalisiert deutlich sein Missvergnügen. Beutel greifen, gut einschmieren (bin Hauttyp deutsches Weißbrot und die Sonne brutzelt hier ganz schön), Helm und Radschuhe an, Beutel den Helfern zuwerfen und ab zum Rad. Das Chaos bricht am Aufstieg aus, eine Britin drückt ihr Rad einem verblüfften Helfer in die Hand um sich die Schuhe anzuziehen, eine Mexikanerin zieht noch in Ruhe Armlinge und Handschuhe an. Am Aufstieg. Ich winde mich durch und mache, dass ich davon komme.
Die Radstrecke ist wunderschön: Hobbitland. Wir fahren durch keinen einzigen Ort, nur an Farmen vorbei. Es gibt sehr viele Kühe, die uns bestaunen. Menschen eher weniger. Wettkampftechnisch ist es ätzend: die einen Damen kommen die Hügelchen nicht hoch, es gibt mindestens einen bösen Sturz und zahlreiche Pannen und verlorene Trinksysteme. Von hinten kommen die jungen Wilden in Massenpulks angerast. Kampfrichter sehe ich wenige und die stehen auf ziemlich verlorenem Posten.
Der Asphalt ist sehr rau, es rollt sich schlecht, die Hügel finde ich jetzt nicht so dramatisch (Garmin gibt mir 792 Hm), aber der Wind kostet Kraft. Der Rückweg geht komplett gegen den Wind, das zieht mir Körner. Am Schluss vor dem Abstieg wieder das dasselbe Drama, dir einen bremsen schon und kommen nicht aus dem Sattel, andere wollen noch überholen, es kommt zum Stau…
Die Räder werden uns abgenommen (die Männer checken schon ein), ab in die Schuhe, nochmal cremen und los.
An der Laufstrecke geht die Post ab. Am lautesten die „Bavarians“ von HHT. Die Sonne hat hier eine andere Kraft als in Europa und ich merke jetzt doch den fehlenden Schlaf und den Ärger mit den Rädern. Aber ich will eh nur ankommen. Es geht immer am See entlang mit Blick auf den Schicksalsberg von Mordor, immer leicht wellig. Es gibt mehr als genug VPs und supernette Helfer. Und so trabe ich mich durch und freue mich des Lebens. Was haben wir für einen tollen Sport! Und dann ist schon Schluss und ich darf zum Ziel. Gänsehaut. Toll, toll, toll.
Letztlich ist es exakt dieselbe Zeit wie in Lahti für mich. Und das ist bei mir dahinten völlig egal. Es war hart, aber toll!
Heute wurde es dann noch härter: stundenlanges Brüllen und Tanzen mit und bei dem Verrückten von HHT und das war soooo schön.
Jetzt bin ich trotz LF 50 endgültig gut gegrillt und freue mich, dass wir noch ein paar Tage haben, bevor es wieder heimgeht.
Geändert von welfe (16.12.2024 um 07:36 Uhr).
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