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Nun zeichnet aber gerade den Süchtigen aus, dass er die Fähigkeit verloren hat momentane Trieb-und Handlungsimpulse zu unterdrücken, sondern immer wieder die direkte Befriedigung durch sein Suchtverhalten sich wild und unkontrolliert durchsetzt.
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Struktur, die das wilde Wuchern einer Sucht verhindert.
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Auch wer kontrolliert 30 Jahre lang jeden Abend 1 Liter Wein trinkt oder jeden Morgen eine Miniportion Heroin in der Wasserpfeife raucht, könnte man IMHO als Stoff-Abhängigen (Süchtigen) sehen, auch wenn die Betreffenden eine über Jahrzehnte gelungene Eingrenzung der Sucht und dosierten Umgang mit dem Stoff aufweisen.
Naja. Kommt drauf an.
Wichtig ist auch die Abgrenzung Sucht <> Gewohnheit.
Schaut Euch mal die Diagnosekriterien eine Substanzabhängigkeit (ICD-10) an:
1. starkes, oft unüberwindbares Verlangen, die Substanz einzunehmen
2. Schwierigkeiten, die Einnahme zu kontrollieren (was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft)
3. körperliche Entzugssymptome
4. Benötigen immer größerer Mengen, damit die gewünschte Wirkung eintritt
5. fortschreitende Vernachlässigung anderer Verpflichtungen, Aktivitäten, Vergnügen oder Interessen (das Verlangen nach der Droge wird zum Lebensmittelpunkt)
6. fortdauernder Gebrauch der Substanz(en) wider besseres Wissen und trotz eintretender schädlicher Folgen
In deinem Beispiel ist z.B. die Toleranzentwicklung (Kriterium 4) nicht gegeben, da ja immer dieselbe Menge konsumiert wird. Zum Rest kann man nichts sagen :-)
Die Kriterien könnten sich mMn auch recht gut auf die "Sportsucht" übertragen lassen.
Es gibt ja unterschiedliche Abstufungen / Schweregrade und es müssen auch nicht immer alle Kriterien gleichermassen erfüllt sein, womit die Substanzabhängigkeit begründet wird.
Die "Verhaltenssüchte" fehlen aber bisher (aus guten Gründen ?) in dem obigen medizinischen Diagnose-Manual.
Wie lustig: die liest deine Frage eine Minute, nachdem du sie getippt hast.
Ansonsten hat sie diesen Thread wohl bemerkt, aber noch nicht wirklich gelesen. Vielleicht tut sie es noch und gibt dann womöglich ihren Senf dazu ab.
Ganz spontan gibt sie aber qbz Recht, denn zur Diagnose einer Abhängigkeit (oder als "Vorstufe" dazu eines "schädlichen Gebrauches") müssen nur drei der Kriterien in einem bestimmten Zeitraum (ich glaube innerhalb der letzten 12 Monate, dann auch mit Unterbrechungen oder innerhalb der letzten 3 oder 6 Monate, dann aber durchgängig oder so ähnlich) erfüllt sein.
Schaut Euch mal die Diagnosekriterien eine Substanzabhängigkeit (ICD-10) an:
1. starkes, oft unüberwindbares Verlangen, die Substanz einzunehmen
2. Schwierigkeiten, die Einnahme zu kontrollieren (was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft)
3. körperliche Entzugssymptome
4. Benötigen immer größerer Mengen, damit die gewünschte Wirkung eintritt
5. fortschreitende Vernachlässigung anderer Verpflichtungen, Aktivitäten, Vergnügen oder Interessen (das Verlangen nach der Droge wird zum Lebensmittelpunkt)
6. fortdauernder Gebrauch der Substanz(en) wider besseres Wissen und trotz eintretender schädlicher Folgen
In deinem Beispiel ist z.B. die Toleranzentwicklung (Kriterium 4) nicht gegeben, da ja immer dieselbe Menge konsumiert wird. Zum Rest kann man nichts sagen :-)
Die Kriterien könnten sich mMn auch recht gut auf die "Sportsucht" übertragen lassen.
Und meiner Meinung nach lässt sich das eben nicht übertragen. Nicht auf den Freizeitsporteler und schon gleich gar nicht auf den Profisportler.
Fangen wir mit dem Profi an. Dessen Job, mit dem er Geld verdient ist eben der Sport. Er trainiert dafür, sonst sürde er kein Geld verdienen.
Ich frag mich ernsthaft, warum gerade im Ausdauersport die "Süchtigen" gesucht und, wenn man will, auch gefunden werden. Oder andersrum gefragt: Hat schon mal jemand behauptet, Schweinsteiger sei fußballsüchtig? Nicht dass ich wüsste. Und warum nicht?
Jetzt zum Freizeitsportler.
Jeder Mensch hat ein "Hobby", wobei ich durchaus auch Nichtstun als Hobby sehe. Und das betreiben alle Menschen auch mehr oder weniger zeitintensiv. Wobei die investierte Zeit eben davon abhängt, wie viele Hobbys jemand hat. Jeder Mensch tut zu irgendeiner Zeit des Tages irgendetwas.
Ein paar blöde, meiner Meinung nach aber zutreffende Beispiele:
- Mein Vater verbringt jede ihm mögliche Zeit mit Gartenarbeit. Ist er nun gartensüchtig?
- Meine Oma meinte immer, wenn ich mich bei schlechtem Wetter oder unmöglichen Zeiten zu sportlichen Betätigungen aufmachte: "Ach, bleib doch lieber im Bett". War sie bettsüchtig?
- Der Vater einer Exfreundin von mir ist Jäger. Seine Zeiten, an denen er sich zur Jagd aufmachte, waren selbst für mich unmöglich. Er tat das trotzdem regelmäßig. Ist er jagdsüchtig?
Was ich damit sagen will: Jeder Mensch hat irgendein Verhalten, das er - in den Augen derer, die dieses Verhalten oder Hobby nicht haben - exzessiv betreibt. Und sei es eben auch Nichtstun, auch das kann man exzessiv betreiben.
Wenn man nun aber exzessives Betreiben irgendeines Hobbys oder Verhaltensmusters mit Sucht gleichsetzt, dann wäre quasi jeder Mensch süchtig.
Ein wenig Selbstschädigung darf für mich schon sein. Gesundheit ist für mich ein sehr hoher Wert, aber nicht der höchste Wert, dem sich alle anderen Wert unterordnen müssten. Und zu den anderen Werten zählen eben nicht nur erfüllte soziale Beziehungen, Bildung und Kreativität sondern auch Dinge wie außergewöhnliche Erlebnisse, Rausch und exzessives Leben. Schon eine durchgemachte Partynacht schädigt geringfügig die Gesundheit, der begleitende Konsum größerer Mengen Alkohol erst Recht. Dem Verlust beim Wert Gesundheit steht auch hier ein größerer Gewinn bei anderen Werten gegenüber.
Auffällig ist, dass von den Konsumenten von Alkohol und anderen Drogen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, doch recht viele eine Abhängigkeitsproblematik entwickelt haben. Beim Sport habe ich dies persönlich nur in zarten Ansätzen erlebt. Wahrscheinlich gibt es mehr alkoholsüchtige Leistungssportler als sportsüchtige Leistungssportler.
Beim Training kenne ich auch einen gewissen Sättigungseffekt. Nach einer hartem Intervalltraining, möchte ich nicht weiter trainieren sondern mich ausruhen. Bei Drogen habe ich dies etwas anders erlebt, bis hin zur absolut sinnwidrigen Perversion, beim Ausatmen des Rauchs schon wieder total gierig auf die nächste Crackpfeife zu sein. Gut gefällt mir auch das Vorleistungs-Prinzip beim Sport. Erst kommt die Anstrengung, dann fließt der Botenstoff. Anders als das Kreditprinzip bei Drogen, wo erst der Kick erfolgt und dann die Zahlung in der Form von Runterkommen und Craving abzuleisten ist. Eine Pille einzuschmeißen ist mir nie schwer gefallen, meinen Puls beim Intervall auf 85% der HfMax zu bringen (und zu halten) empfinde ich auch nach dem 100 Mal als eine große psychische Herausforderung.
Gesundheit ist auch ein sehr vielschichtiger Bereich. Erst Recht, wenn man auch noch die psychische Gesundheit dazuzählt.
Richtig ist: Ich mache so viel Sport, wie meine Gesundheit hergibt. Richtig ist aber auch: Ich strenge mich an, gesünder zu werden, um mehr trainieren zu können. Ich habe viele Bekannte mit Rückenproblemen, die vom Arzt ein Rezept für die Physio erhielten, die Stabi-Übungen abturnten und danach die Sache wieder einschlafen ließen. Weil die sportlichen Ziele mich positiv motivieren, mache ich seit vielen Jahren dieses Rumpfmuskulaturtraining und werde gesünder. Noch gesünder wäre es, das Core-Training zu machen und auf übermäßige Belastungen durch den Sport zu verzichten. Dann würde mir aber genauso wie meinen Bekannten die Motivation für die Krankengymnastik fehlen.
Auch wer kontrolliert 30 Jahre lang jeden Abend 1 Liter Wein trinkt oder jeden Morgen eine Miniportion Heroin in der Wasserpfeife raucht, könnte man IMHO als Stoff-Abhängigen (Süchtigen) sehen, auch wenn die Betreffenden eine über Jahrzehnte gelungene Eingrenzung der Sucht und dosierten Umgang mit dem Stoff aufweisen.
Extrem süchtig ist derjenige aber gerade nicht, wenn es ihm gelingt, seinen Konsum derart gut zu kontrollieren.
Menschen, die jeden Morgen 30 Jahre lang 1 Stunde Sport machen und keine Abhängigkeitsproblematik entwickeln, gibt es wie Sand am Strand. Beim Heroin habe ich gehört, dass das des Öfteren mal aus dem Ruder läuft...