Ist jemand von Euch schon mal in die WK-Saison ohne nennenswertes Lauftraining gestartet und konnte zumindest einen Teil dieses Defizits durch überproportionales Radtraining ausgleichen?
Mir ist klar, daß die muskuläre etc. Belastung nicht übertragbar ist - mir geht es schlicht um Erfahrungen anderer.
Habe 2011 meine erste LD (Roth) mit 290 Lauf KM in Angriff genommen.
Im Juni 2010 meinen ersten Tria (MD) mit fast Null Lauf KM absolviert (davor 25 Jahre nicht gelaufen).
Konnte damals wegen ständiger Knieschmerzen (Surfverletzungen) im Training so gut wie nie laufen.
Im Wettkampf war ich dann mit Spezialkniebandagen unterwegs.
Erst im August 2011 (Vorbereitung IM Wales) bin ich mal längere Strecken unterwegs gewesen. Bis dahin habe fast nur Radtraining absolviert. Für eine Marathonzeit 4:02 in Roth und 3:44 in Wales hat es auch mit minimalen Lauftraining gereicht.
Hatte im WK trotzdem ein gutes Laufgefühl.
Für eine Marathonzeit 4:02 in Roth und 3:44 in Wales hat es auch mit minimalen Lauftraining gereicht.
Sehr schön, das klingt auch gut.
Allerdings finde ich es inzwischen spannend herauszufinden, wie viel ich mit dem Ersatztraining kompensieren kann und was ich dann tatsächlich an Zeit beim Laufen "verliere".
Zumal man in der MD bzw. LD ja nicht wirklich schnell unterwegs ist.
Viel Radfahren hilft der Laufform, keine Frage. Es ist aus meiner Sicht derzeit ein allgemeiner Trend auf der Langstrecke, dass das Radtraining höher gewichtet wird als das Lauftraining. Motto: Radrennen, gefolgt vom GA1-Jogging zur Ziellinie. Radform ist das A und O.
Allerdings gilt ebenso die Regel, dass ein Langstreckler, der sein Rennen taktisch versemmelt, dies meistens in seiner Paradedisziplin tut. Lese ich den Rennbericht eines starken Radfahrers, springe ich gleich in die letzten Absätze und suche nach Formulierungen wie "plötzlich, aus heiterem Himmel, hatte ich bei Halbmarathon Krämpfe, Durchfall und Magenprobleme, kann’s mir echt nicht erklären, hatte mich super gefühlt".
Ich darf darüber schmunzeln, weil ich bereits selbst mehrfach in diese Falle getappt bin. Michel will ich das nicht unterstellen, ich gebe diese Mechanismen hier nur allgemein zu bedenken:
Eine gute Radform nutzt der Laufform nur dann, wenn man den Radhammer im Rennen NICHT auspackt. Genau das fällt starken Radfahrern erfahrungsgemäß enorm schwer.
Eine mäßige Laufform bedeutet bei Langstrecklern nichts anderes, als dass in dieser Disziplin bei Renntempo der Verbrauch an Kohlehydraten erhöht ist. Also muss man zuvor sparsamer mit dieser begrenzen Ressource umgehen. Das wird durch eine gute Radform möglich, die es gestattet, ein sehr flottes Tempo unter Verwendung vor allem der Slowtwitch-Muskelfasern zu bewältigen. Sie sind in der Lage, Fett zu verbrennen und die Kohlenhydratspeicher zu schonen. Eine gut ausgebildete Muskulatur ist dabei hilfreich.
Radelt man jedoch mit der subjektiv gleichen Belastung wie in den vorangegangenen Rennen, so ist der Gesamtenergieverbrauch und damit aller Wahrscheinlichkeit nach auch der KH-Verbrauch HÖHER als in den bisherigen Rennen. Logischerweise hat man sich damit dann selbst das Grab geschaufelt, dem man auf dem Marathon tapfer entgegen stakst. Wer hinterher Stein und Bein schwört, so gefahren zu sein wie in allen anderen Renne zuvor auch, hat subjektiv sogar recht. Objektiv war das Tempo durch die verbesserte Radform jedoch höher. Die gute Radform wurde zum Bumerang.
Anders gesagt: Kommen zwei gleich schwere Athleten gleichzeitig ins Ziel, hat derjenigen mit der besseren Radzeit mehr Energie verbraucht.
Freundin musste grade nach kleinem Muskelanriss Aquajoggen, 2,5 Wochen, Verlust Laufleistung nahe Null. Paßt schon.
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Gerade das fehlende Lauftraining ist die perfekte Voraussetzung, um genau das von Dir skizzierte Rennen fahren zu DÜRFEN (ohne daß jemand danach meckern kann, man hätte halt ein bißerl langsamer auf dem Rad sein sollen).
Denn da ich eh nicht erwarte, ordentlich laufen zu können, fällt es gar nicht weiter auf, wenn ich mich auf dem Rad schon komplett verausgabe und danach nicht mehr richtig laufen kann - DENN:
"dank" der Verletzung kann ich ja sowieso nicht richtig laufen.
Im Ernst:
Es ist schlußendlich eine Frage der Eitelkeit.
Wenn ich befürchte, beim Laufen soundso "abka**en zu müssen, weil der Fuß halt nur Schlurftempo zuläßt, dann kann ich es auf dem Rad tatsächlich unvernünftig krachen lassen.
Denn ob ich nun langsam bin, weil ich keine Energie mehr habe oder der Fuß nicht schneller kann bzw. beides, ist im Endeffekt wurscht.
Allerdings habe ich dafür eine chice Radzeit im Sack...
Allerdings finde ich es inzwischen spannend herauszufinden, wie viel ich mit dem Ersatztraining kompensieren kann und was ich dann tatsächlich an Zeit beim Laufen "verliere".
Zumal man in der MD bzw. LD ja nicht wirklich schnell unterwegs ist.
Ich konnte irgendwann mal vor Roth 4 oder 5 Wochen lang gar nicht laufen. Hatte mir im Kraichgau einen Muskelfaserriss in der Wade geholt. Selbst das Einklicken in das Pedal ging anfangs nicht, ich habe den Schuh ausziehen und von Hand einklicken müssen, danach im Fahren in den Schuh schlüpfen... das Radtraining ging dann erst nur einbeinig, später aber problemlos. 4x pro Woche, bei der wöchentlichen langen Koppeleinheit bin ich marschiert.
In der Wettkampfwoche lief ich erstmals eine Test über 4km, ganz langsam, und die Wade hielt. In Roth bin ich dann 4:53 gefahren und habe knapp unter 10 Stunden gefinisht. Ich lief vom ersten Kilometer an bewusst langsam. Gegen Ende wurde es dann trotzdem beinhart. Zum Glück hatte ich diesmal der Versuchung widerstanden, schneller zu radeln.
Es war schön zu finishen, aber die letzte Befriedigung bleibt aus, wenn man nicht in Form ist.
Freundin musste grade nach kleinem Muskelanriss Aquajoggen, 2,5 Wochen, Verlust Laufleistung nahe Null. Paßt schon.
Auch wenn das encouraging klingt - bei mir sind es halt dank des Piriformis-Problems in Summe vier Monate (von Dez bis jetzt) ohne richtiges Lauftraining.
D. h. das eigentliche Lauftraining beginnt bei mir jetzt mit Crosstrainer und Aquajogging (heute je 50min mit einem Abstand von ca. 45min, also in Summe eine Art 1.40-"Lauf").