Es liegt nie am Material/Werkstoff. Und Fingerspitzengefühl ist bei jedem Material angebracht. Wenn einer nicht damit umgehen kann, baut er auch aus Aluminium kritische Teile. Wenn es einer kann, dann baut er aus Carbon Teile, die unsere fettesten Erdenbürger aushalten. So einfach ist das.
Und je leichter ein Teil ist (egal ob Alu oder Carbon) umso sorgfältiger muss es montiert werden. Mit den Gramm fällt immer Idiotensicherheit und ein Leichtbauteil ist meist nur so gut wie sein Monteur.
+1
Von den Werkstoffeigenschaften halte ich hochfeste Alulegierungen sogar für problematischer als Carbon. Alu hat einen großen Nachteil, es hat nahezu keine Dauerbelastbarkeit. Auch sehr geringe Belastungen führen zu einer Materialermüdung. So kann ein leichter Vorbau bei einem 100kg-Fahrer durchaus 20tkm problemlos halten und dann ...
Zum Thema: Die Alubeschädigung ist äußerlich nicht unproblematisch da sie die Kerbwirkung erheblich erhöht. Theoretisch könnte man die Stelle glatt verschleifen, die Frage ist nur ob da an der schwächsten Stelle noch genug Material ist. Keine Ahnung wie viel mm da verbaut sind. Das ist auch immer die Problematik wenn man Carbonschäden beurteilen will. Eine Lage beschädigt klingt wenig, nur wie viele sind Verbaut? 4, 8, 20? Bei 4 wären es schon 25% Festigkeitsverlust, bei 20 nur 5%. Teilweise sind die obersten Schichten sogar nur reine Dekolagen die kaum zur Festigkeit beitragen.
Von den Werkstoffeigenschaften halte ich hochfeste Alulegierungen sogar für problematischer als Carbon.
Ist ja auch so. Ein einigermaßen für die Belastung ausgelegtes Carbonteil wird immer erst auf Zwischenfaserbruch versagen. Außer es ist ein rein auf Zug belastetes Teil. Das findet sich aber in der Praxis kaum. Von mir gebaute Carbonsattelklemmen sind die einzigen solchen Teile die nur oder hauptsächlich auf Zug belastet werden. Die versagen bei Überlast durch z. B. zu hohes Anzugsmoment mit Faserriss. Aber 11Nm bis zum Riss ist schon ein Wort.
Ein Rahmen in dem mehrachsige Spannungszustände herrschen wird immer erst mal einen Zwischenfaserbruch erleiden wenn er nicht mit absolut roher Gewalt zerstört wird und auch nicht von Anfang an hoffnungslos unterdimensionert war. Im normalen Fahrbetrieb halt. Canyon warb ja meines Wissens mit solchen "Fail-Save-Laminaten". Ist aber praktisch ein Feature, das jeder Rahmen haben sollte und in der Regel auch hat. In der Praxis hört man ja selten, außer durch Um- oder Unfall, dass ein Rahmen schlagartig komplett versagt.
Geht aber auch anders. Haibike ist mal bös auf die Fresse gefallen als sie ein Hardtail zum BIKE-Test gaben und dem Tester in der ersten Runde, beim ersten Hüpfer, des 24h-Rennen im Olympiapark in München, der Rahmen kollabiert ist. Das Oberrohr war unterdimensioniert und ist geknickt. Der Rest vom Rahmen ist direkt gefolgt. Da wurde aber auch vieles falsch gemacht. Das passiert heute sicherlich nicht mehr. Alle "Hersteller" haben aus diesem Vorfall gelernt und in der Regel wird die Lieferung aus Fernost noch mal überprüft.
Ich fühl mich u. a. deswegen auch sicher mit meinem 85g-MTB-Lenker aus Fernost. So leicht sind deutsche Premiumprodukte teilweise nicht (können aber auch noch mal deutlich leichter sein). Daran habe ich übrigens einen 56g-Vorbau laminiert, der lt. Tour ja gar nicht existieren dürfte.
Auch wenn es schon geschrieben wurde. Ich bin gestern Abend nicht mehr fertig geworden.
Nochmals Coparni!
Zitat:
Zitat von pinkpoison
Meine persönliche Meinung: Sicherheitskritische Carbonanbauteile sollte nur verwenden, wer unter ca. 70 kg wiegt, einen Drehmomentschlüssel besitzt und damit auch umzugehen weiß. Ansonsten besser Alu.
Mit dem Drehmomentschlüssel musst Du sowohl bei Carbon- als auch bei Alu- Leichtbaukonstruktionen umgehen können. Dagegen hat Coparni nichts geschrieben!
Zitat:
Zitat von pinkpoison
Ich habe ganz bewußt von CarbonANBAUTEILEN und nicht von Rahmen gesprochen. Im übrigen deckt sich meine persönliche Meinung, die Du gerne für Schmarrn halten kannst, mit der herrschenden Meinung der einschlägigen Fachzeitschriften (Tour, Roadbike) zu diesem Thema, wo immer wieder explizit davor gewarnt wird, das Tuning zu übertreiben, wenn man groß/schwer ist und im Zweifel eben ein Aluteil auf Dauer mehr aushält, als ein vergleichbares Carbonteil.
Ich habe Dir mal die beiden Satzteile Fett markiert die klarmachen wo Dein Denkfehler liegt. Sowohl bei Alu, als auch bei Carbon Kannst Du den Leichtbau übertreiben. Auch bei 50kg Menschen kann der Laichtbau übertrieben werden. Du kannst aber auch beides belastungsgerecht dimensionieren. Ich halte Alu für riskanter als Carbon. Ich habe auch persönlich weitgehend auf Alu in meinem Fuhrpark verzichtet und bin abgesehen von einem Santana Alu Tandem nach vielen Jahren zögern zu Carbon gekommen.
Übrigens, warum gibt es keine 1000g Alurahmen dafür aber doch einiges an Carbonrahmen die auch durchaus steifer sind als selbst schwerere Alurahmen? Oder Sind Carbonverarbeiter einfach srupelloser als Aluverarbeiter?
Zitat:
Zitat von pinkpoison
Dies wird auch durch Unfall/Defektstatistiken bestätigt.
Hast Du gut gezinkte zur Hand?
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PB
07.08.2011 2:10:31 Summertime Tri Karlsdorf KD
10.06.2012 5:03:16 Challenge Kraichgau MD
08.07.2012 10:38:13 IM FfM
12.03.2017 42:40 Bienwald 10K
12.03.2017 1:30:55 Bienwald HM
29.10.2017 3:15:05 FfM M
Übrigens, warum gibt es keine 1000g Alurahmen dafür aber doch einiges an Carbonrahmen die auch durchaus steifer sind als selbst schwerere Alurahmen? Oder Sind Carbonverarbeiter einfach srupelloser als Aluverarbeiter?
Doch. Gibt/Gab es. Scott Team Issue Scandium war eín Serienrahmen in mittlerer Größe unter 1000g. Recht gut gemacht mit Gussets unds so Details, so dass er doch recht gut fahrbar war. Auch für mittelschwere Kollegen. Agresti schweißte auch Rahmen aus Alu, die noch leichter waren. Diese jedoch mit entsprechender Limitierung des Fahrergewichts.
Aber es wird nie Alurahmen geben die an aktuelle Carbonrahmen ran kommen. Ein Bekannter hat ein Scott Addict in 54cm vom Lackbefreit und dünn klarlacken lassen. 720g. Ein anderer hat einen zugegeben recht kleinen (52er?) Focus-Rahmen professionell von NoRah tunen lassen und das Ergebnis war ca. 680g. Von richtig professionellen Herstellern wie Spin kann man auch Rahmen mit einem 6er davor haben. Ruegamer baute auch schon fahrbares mit einem 6er davor. AX und Norah schon Rahmen mit einem 5er vor. Wobei man bei letzteren wirklich sagen muss, dass die nicht mal umfallen dürfen oder man grobe Montagefehler begehen darf. Fahren kann man aber damit.
Aber Fakt ist, ein gut gemachter Carbonrahmen der 1000g-Klasse kann mehr als ein Alurahmen mit diesem Gewicht.
bevor jetzt einer coparni zerfleischt oder für verrückt erklärt , warum manche nagelneue rahmen ablacken und wieder lackieren oder rahmen kaufen die man behandeln muß wie rohe eier!!!!!
die käufer sind einfach nur freaks die spaß am schrauben und wiegen haben.
sie sind nicht verrückter als triathleten, die muß ja auch keiner verstehen
Bei dir bin ich nach deinen bisherigen Beiträgen (sachlich, fundiert, selbst gemacht und nicht nur angelesen - da ist keine Reißerei dabei) und deiner Carbon-Erfahrung überzeugt, dass du das Metier beherrschst.
Wenn man Alu oder Carbon essen könnte, dann wären Tour & Co. die böse Industrie-Mafia und ihr würdet absolut einer Meinung sein. Habe mich über den Diskussionsverlauf sehr amüsiert .
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Die meisten Radwegbeschilderungen wurden von Aliens erschaffen.
Sie wollen erforschen, wie Menschen in absurden Situationen reagieren.