Januar 2010[...]In der Kasse klafft ein Loch von 150 Millionen Euro. Aus diesem Grund will die zuständige Bezirksregierung nicht, dass Duisburg 840 000 Euro für die Loveparade ausgibt. Dieser Spaß falle unter freiwillige Ausgaben, und diese habe Sauerland zu reduzieren.[...]
In Nordrhein-Westfalen ist Wahlkampf. Da darf nichts schiefgehen mit der Kulturhauptstadt und dem Projekt Loveparade, das könnte Stimmen kosten.[...]
„Oberstes Ziel für NRW ist: Die Loveparade 2010 gehört ins Ruhrgebiet“, sagte die heutige Ministerpräsidentin[...]. Auch der Chef der Kulturhauptstadt, Fritz Pleitgen (72), macht öffentlich Druck: „Hier müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um dieses Fest der Szenekultur mit seiner internationalen Strahlkraft auf die Beine zu stellen.“
April 2010
[...]Seit der Absage von Bochum befürchten Sicherheitsfachleute, dass Duisburg zu klein sei, die Veranstaltung durchzusetzen.
Spezialisten von Feuerwehr und Polizei warnen vor einer Katastrophe.Besonders hart trifft es eine leitende Mitarbeiterin im Bauamt. Sie soll sich geweigert haben, wie gewünscht die Loveparade durchzuwinken. Sie wird versetzt. Eine unter Adolf Sauerland übliche Praxis, mit kritischen Mitarbeitern umzugehen. Ein Amtsleiter berichtet von „Säuberungswellen“ im Duisburger Rathaus.
So sei ein Klima der Angst entstanden.
Mai 2010
Noch immer streiten die Verantwortlichen in der Firma Lopavent, die mittlerweile die Loveparade organisiert, mit der Stadt über die richtigen Ideen.
Juni 2010
Immer öfter wird über Sicherheitsaspekte in Duisburg offen debattiert. [...]Der Konflikt zwischen Lopavent und den Genehmigungsbehörden eskaliert. Man sei überrascht, welche rechtlichen und formalen Anforderungen die Bauordnung stellen würde.[...]
Und Wolfgang Rabe, der Ordnungsdezernent, sagt, wo es langgehen soll. Der Oberbürgermeister,
Adolf Sauerland eben, wünsche die Veranstaltung. Es müsse eine Lösung gefunden werden.
Das Bauamt solle konstruktiv mitarbeiten.
Juli 2010
Sicherheitsexperten der Polizei aus ganz NRW warnen auf mehreren Ortsterminen in Duisburg die Verantwortlichen.
Wenn die Ideen umgesetzt würden, könnte es „Tote und Verletzte“ geben. Die Bedenken werden ignoriert.
21. Juli 2010
Unter dem Aktenzeichen 62-34-WL-2010-0026 genehmigt ein untergeordneter Mitarbeiter im Bauamt die Sondernutzung des Güterbahnhofs für die Loveparade.
Dabei wird auf zwei dürren Seiten das Baurecht außer Kraft gesetzt. Die Fluchtwege dürfen schmaler ausfallen als im Gesetz vorgeschrieben. Zudem wird auf Feuerwehrpläne verzichtet. Laut Genehmigung dürfen die Fluchtwege an keiner Stelle schmaler als zehn Meter sein. Das Recht wurde damit den Örtlichkeiten angepasst.
Ergänzend muss ich immer wieder erwähnen: Die Sondernutzung des Güterbahnhofs wird unter einer Auflage genehmigt, dass nur 250.000 Menschen gleichzeitig auf dem Gelände sein dürfen. Eine Auflage, die bei einer erwarteten[!!!] Besuchermenge von mindestens 1 Million Menschen, wie Hohn klingt!!! Wo sollen denn die anderen hin??? (Antwort: Vor dem Eingang warten und drängeln...)
24. Juli 2010, morgens
Die Genehmigung für die Parade erreicht die Veranstalter-Firma Lopavent gerade rechtzeitig. Die Polizei bekommt allerdings nicht direkt ein Exemplar der Zusage, dass die Veranstaltung stattfinden darf.[...]
Quelle:
http://www.derwesten.de/staedte/duis...id3294715.html
Der Rest ist bekannt. Wie diese billigend in Kauf genommene Katastrophe zustande gekommen ist, ist m.E. Nebensache. Dass eine Katastrophe passieren musste, war mehr als wahrscheinlich.
21 Menschen wurden in den Tod getrieben...von einer besessenen Idee des Größenwahns!
...und nun stellt sich der OB Duisburg hin und sagt: "Ich habe keine Genehmigung persönlich unterschrieben"
