Zitat:
Zitat von runningmaus
Sprüh-Öl oder dieses Silikonspray für Schlösser und bewegliche Teile tun da Wunder, bei zickigen Schlössern, die öfter mal im Regen aushalten müssen
Schön, Dich zu lesen 
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Zitat:
Zitat von Duafüxin
Mein Schloss liegt das ganze Jahr über draussen und wird ab und zu in WD40 gebadet.
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Oh, man, da hätte ich ja auch mal drauf kommen können. Danke für den Tipp

, habe ich gerade bestellt.
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Oh what a night
Gestern Abend um 23 Uhr habe ich mir noch einen Kaffee im Handfilter aufgebrüht und eine halbe Stunde später frisch und munter das Haus verlassen. Die Fußballjungs treffen um 24 Uhr ein und ich lade genau so viele in mein Auto, wie ich kann: 3, meinen eingeschlossen. Das demnächst 17 Jahre alte Golf-Modell fährt schön und gleichmäßig mit 90 km/h auf der rechten Spur. Die Jungs sind müde und keiner verliert ein Wort über das Schneckentempo. Auf der Autobahn ist es nicht glatt, aber viel mehr schafft der Wagen ohnehin nicht.
Zehn Minuten später geht mein Handy. Die Mutter, die die anderen beiden Knaben bei mir abholen wollte, muss passen. Sie hatte sich schon Stunden vorher nicht gut angehört, und ja klar kann sie mein Angebot annehmen und ich die Buben nach Hause fahren.
Um 0:40 Uhr setze ich meinen Filius zu Hause ab und ermahne ihn, auch wirklich ins Bett zu gehen und nicht mehr das Handy zu benutzen.
Dann frage ich den ersten meiner Passagiere, wo er genau hin muss. Wir machen uns auf den Weg nach Wiesbaden: rechte Spur Autobahn, 90 km/h. Er verschwindet zwischen irgendwelchen Häuserreihen und ich rufe die Mutter an, um zu fragen, ob er gut angekommen ist. Alle klar, die Reise kann weitergehen.
Passagier Nr. 2 hat gerade die Adresse genannt, als sein Vater anruft. Ob ich denn wohl wirklich seinen Sohn jetzt bringen wolle. Ja, was denn sonst. Wegen einer Viertelstunde mehr einfache Fahrt muss ja nun wirklich keiner mehr das Haus verlassen.
Weiß der Himmel was das für eine Strecke ist, aber sie ist genau so, wie ich sie nachts gar nicht leiden kann: dunkle schmale Landstraße,keine Ortschaften, ständige Warnschilder wegen Wildwechsels und glatt ist sie auch. Während ich so rauf und runter schalte, denke ich, wie nett es doch wäre, einen Mann im Haus zu haben. Einen, der sagt: "Ach, Schatz, kein Problem, ich nehme schnell unseren 4WD-SUV und mache das eben."
Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass ich genau hier schon mit dem Rad ein paar Höhenmeter gemacht habe: Ironman 70.3. Nach dem ersten dicken Anstieg konnte mich nichts mehr schocken. Und so ähnlich ist das jetzt auch bei der Schlitterpartie. Möglicherweise stehe ich das ohne Mann und ohne SUV auch durch.
Als ich Bad Schwalbach wieder verlasse, gucke ich sehr genau auf Akku und Tank: könnte knapp werden. Ich wähle von den angebotenen Routen diejenige aus, die mir sympathischer ist und werde belohnt. Die Strecke ist besser zu fahren, es tauchen auf Wegweisern Orte mit schönen Namen auf wie Eltville oder Schlangenbad.
Um exakt 1:35 Uhr werde ich in Wambach geblitzt. Das muss man sich mal vorstellen - mit
dem Auto. Kurze Zeit später komme ich an eine Tankstelle, die auf hat und ich bin ein bisschen erleichtert. Das Geratter der Zapfsäule beruhigt augenblicklich meine Nerven. Ich gucke auf mein Handy und schreibe eine Antwort-SMS nach Bangkok: dass ich ein bisschen neidisch bin, es aber auch gerade schön habe.
Als das Geratter der Zapfsäule aufhört, hänge ich den Zapfhahn ein, schließe mein Tankschloss ab und lasse die Tankklappe zuschnappen. Obwohl es spät ist, denke ich als tüchtige Hausfrau als Erstes daran, meine Payback-Karte für die Sammelpunkte auf den Tresen zu lesen. Das Kramen nach meiner ec-Karte bleibt erfolglos - hatte ich gestern schon nicht gefunden, fällt mir da wieder ein. Die nicht unterschriebene Kreditkarte lasse ich mal stecken, greife nach dem Scheinfach und gucke die Kassiererin erwartungsvoll an.
Die Dame guckt zurück, beide Hände fest auf den Tresen gedrückt. Irgendwie ist die mir unheimlich, aber so schnell lasse ich mich nicht is Bockshorn jagen. "Wieviel macht das denn?", frage ich freundlich. "Also", meint sie, "getankt haben Sie nichts."
Ich also wieder raus. Kein Wunder, dass die Dame auf den ersten Blick komisch war.
Die ersten Hinweisschilder mit "A66 Frankfurt" erscheinen. Ich bin beruhigt. Jetzt weiß ich, dass ich ankomme. Eine halbe Minute später geht mein Handy aus. Bis nach Hause cruise ich so vor mich hin. Rechte Spur, 90 km/h, Oldiesender. Während des Studiums waren wir so oft spät abends noch mal ans Meer gefahren. Bei jedem Wetter. Daran muss ich jetzt denke, während das Auto vor sich hin rollt und ich meinen Gedanken hinterherhänge.
Alles läuft glatt. Zu Hause packe ich noch schnell die Sportttaschen des Filius´aus. Um 2:30 Uhr liege ich im Bett und bin glücklich. Nichts erlebt und viel gedacht. Durch die Nacht gefahren und Musik gehört. Ich ganz allein.
Als ich heute Morgen in die Schule komme, muss ich lachen, weil eine Klasse Viertklässler Fahrradprüfung bei Schneeregen haben wird. Eine Mutter zeigt sich besorgt. "Ach", sage ich, "das ist doch viel aufregender für die Kinder, wenn das Wetter so ist wie heute. Das ist doch eigentlich immer so: Wenn die Dinge glatt laufen, vergessen wir sie schnell, aber wenn was schief läuft, dann erinnern wir uns viel länger dran!"