Hallo zusammen,
habe keinen Faden für die AG WM in Nizza 2025 gefunden.
Ich packe mal meinen Rennbericht hier rein.
Zur Strecke, Location und so weiter berichte ich nicht. Ich denke, da gibts in den Medien genug Informationen bzw. wurde ja schon alle auseinander genommen.
zu mir:
Quali beim IRONMAN Les Sables geholt in der M30-34
Ich habe das Rennen 2023 schon gemacht, musste Verletzungsbedingt aber ein DNF schreiben.
Für mich war Nizza nun die Möglichkeit das DNF aus 2023 zu korrigieren und mir die WM Medaille zu holen.
SWIM
Schwimmen im Meer, sehr salzig. Wassertemp waren 25,3 Grad. Also kein Neo. War aber zu 99,9 % zu erwarten. Am Tag vorher war noch ein Unwetter angekündigt, welches dann aber nicht kam.
Bin nicht der beste Schwimmer, aber ich schwimme dann doch lieber ohne Neo bei den Temperaturen.
Am Mittwoch vor dem Rennen gab es noch ein Testschwimmen, wo ich auch teilgenommen habe. Da war das Wasser sogar noch 26 Grad. Viele schwammen dort noch im Neo und waren der Meinung, dass es bis Sonntag abkühlen würde.
Los ging es um 7:30. Also ab ins Meer (Einschwimmen war nur für Profis erlaubt) und nach einer Minute Wartezeit im Wasser ging es dann auch los.
Vorgenommen hatte ich mir eine Zeit von 1:04-1:06.
Das Schwimmen an sich verlief ereignisarm. Bin sehr flüssig durchgekommen, wenig Schlägerei.
Wieder zurück am Strand stand dort eine 1:02:07 - super Zeit. Mein Puls von 147 im Schnitt spiegelte auch mein Eindruck wieder, das war locker aber nicht zu locker. Passt!
Zum Vergleich: 2023 bin ich noch bei 1:10 aus dem Wasser gekommen.
RAD
Nach einem schnellen Wechsel (20 Plätze in der T1 gut gemacht :D) ging es aufs Rad.
2023 bin ich eine 5:01 gefahren, die Strecke war mir also bekannt. Dennoch bin ich einen großen Teil des ersten Anstieges und der Abfahrt am Mittwoch und Donnerstag vor dem Rennen nochmal gefahren.
Der Verkehr auf der Strecke war echt massiv. Da ich in der Startwelle 7 war, waren schon dementsprechend viele auf der Strecke. Vor allem an den ersten kleinen Anstiegen war so viel los, dass man kaum an der Menge vorbei kam. Da die Rampen echt nicht zu unterschätzen sind, wollte ich konservativ anfahren.
Hat auch gut geklappt, bin deutlich unter der Schwelle geblieben und konnte dennoch gut Zeit und Plätze gut machen.
Bis zum langen Anstieg zum Col de L'Ecre lief es weiter flüssig und der Verkehr wurde auch spürbar weniger. Der Anstieg selbst lässt sich dann sehr einfach Pacen. Man kann fast ein Tempo durchfahren, wenig steile Abschnitte. Stück für Stück arbeitete ich mich vor.
Mein Plan war bis zum Gipfel möglichst mein Tempo durchzufahren und oben nach einer Gruppe schauen, um auf dem Plateau möglichst im Eco durchzukommen.
Als ich die Spitze erreicht hatte spürte ich aber vor allem eins: Der Wind pustet einen fast vom Rad.
Es gibt zwischen Gipfel und Plateau eine kurze Abfahrt. Und da stand der Wind seitlich so stark drauf.... das Vorderrad drohte in jeder Kurve auszubrechen.
Auf dem Plateau selbst war der Wind auch zuerst ein Feind. Eine Gruppe hat sich nicht wirklich für mich gebildet, also musste ich alleine gegen den Wind kämpfen. Bis zum Wendepunkt war starker Gegenwind, zurück ließ es sich dann mit wenig Watt schnell fahren.
Ein Brite ist mir gefolgt. Als ich ihn mal zur Führungsarbeit motivieren wollte, hieß es nur "Oooooh, I'm Done, I'm fckd, I'm Suffering so hard"
Also waren wir zu zweit. Und einer hatte mal gar kein Interesse was zu tun.
Ich überlegte dann aber nicht lange, fuhr weiter mein Tempo. Ich lasse mich ungerne auf solche Spielchen ein.
Dann ging es in die erste Abfahrt, den Teil mit den ikonischen Steinbögen.
Ich hatte echte Sorge vor dem Wind und vor anderen Radfahrern. Ich fahre in der Abfahrt lieber meine Linie und folge ungerne unbekannten Hinterrädern.
Da ich scheinbar schon recht weit vorne war, konnte ich auch die meisten Passagen meine Linie fahren und bin super runter.
Der weitere Verlauf der Radstrecke war dann recht unaufgeregt.
Gegenanstieg wieder gut gepaced. Die längere, technische Abfahrt hat dann nochmal hohe Konzentration erfordert, aber auch hier kam ich gut runter.
Die letzten Meter in Richtung T2 standen dann wieder voll im Zeichen des Windes. Strammer Wind von Vorne. Bei 300w nur 31kmh. Puh, das waren lange flache 10km Richtung T2. In T2 angekommen war es dort überschaubar. Platz 3 in der AK, Platz 6 overall.
Radsplit: 4:59:55h
Avg W: 274
NP: 293
AVG HR: 151
AVG Speed: 35,7 kmh
Run
Der Marathon. Aktuell meine echte Wackeldisziplin. Durch Verletzung und Krankheiten in der Vorbereitung seit der Quali gerade mal 2 lange Läufe hinbekommen. Tempotraining war auch auf 2 Einheiten beschränkt.
Aber ich hatte hier noch eine Rechnung offen. 2023 musste ich auf der Laufstrecke aufgeben.
Also voller Fokus, locker Reinlaufen, keinen Gedanken an Platzierungen machen.
Vorgenommen hatte ich mir eine Zeit irgendwo um 3-3:05, was vom Tempo eigentlich kein Problem sein sollte.
Dann kam aber der Wind. Die erste hälfte der Runde war super angenehm zu laufen (war ja auch Rückenwind

). Ab dem Wendepunkt war das aber mental und körperlich echt anstrengend.
Der Wind nahm direkt mal 20-30 Sekunden/km von der Uhr. Und noch schlimmer: Mein Kopf wollte diesen Wind nicht. Es pustete, meine Kopfbedeckung flog bald davon.
... das sollte noch ein langer Lauf werden.
Nach 2 von 4 Runden wurde es hart. Die Hitze, der Körper, der Wind, der Kopf. Alles wollte nicht mehr.
Die 3. Runde war dann eine echter Charakterprobe. Mein Kopf wollte gehen, mein Körper lief aber noch. Kilometer für Kilometer, Verpflegungspunkt für Verpflegungspunkt kämpfte ich mich durch. In den VP's nahm ich Tempo raus: Kühlen, Trinken, Kühlen, Trinken. Hauptsache nicht zwischen den VP's Gehen.
Runde 4 war dann ein Brustlöser. Der Gedanke, jetzt nur noch einmal gegen den Wind, die Hitze, die Schmerzen laufen zu müssen war irgendwie befreiend. Ich konnte wieder an Tempo gewinnen, die Kilometer wurden weniger und die Laune besser.
Zu Beginn der 4. Runde riefen meine Supporter mir alles mögliche zu: Verstanden habe ich nichts. Es war einfach zu Laut an der Strecke. Meine vorgenommene Zeit war schon lange kein Thema mehr. Ich wollte einfach durchziehen.
... nach 3:10:41 war es dann endlich geschafft. Die Finishline in Sicht.
2 Jahre hat dieses DNF an mir genagt, aber jetzt ist es geschafft.
"Lennard, YOU ARE AN IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP FINISHER"
Mit einem lauten Jubel lief ich über die Linie. YES!
Stats zum Lauf:
3:10:41, AVG Pace 4:29/km, AVG HR 154
Ergebnis
Finishertime: 9:19:06
Platzierung AK 30-34: 12
Platzierung AG Overall: 26
Gedanken zum Rennen und Nachbetrachtung
Die Strecke ist ein absoluter Knaller. Ein gutes Beispiel dafür wie nah Schönheit und Leiden aneinander liegen können. Wurde ja schon lang und breit diskutiert.
Dann habe ich mir mal die Ergebnisse zur Gemüte geführt und mit 2023 verglichen.
Die Bedingungen 2023 würde ich als etwas einfacher (=weniger Wind) beschreiben. Und dennoch sind die Zeiten der AgeGrouper komplett verrückt.
Mit meiner Zeit wäre ich 2023 noch 8. AG Overall geworden. Die Entwicklung ist echt verrückt.
Mein eigenes Fazit:
Ich bin super glücklich mit meiner Performance. In den letzten 5 Wochen vor dem Rennen hat mich eine Erkältung eine Woche rausgenommen und ein Magen-Darm Infekt 9 Tage. Viel spezifisch trainieren konnte ich nicht, war aber am Renntag in guter Verfassung. Mehr war für mich nicht drin. Immerhin 2x im Fernsehen gewesen! Ein bisschen Fame dann doch mitgenommen
Besten Gruß (nun wieder aus dem Münsterland)
Lennard