... zumindescht solang wie d'Füss noch net weh dun...
Samstag Morgen in Scuol:
zwei in den Bergen und dem Bergwandern völlig unerfahrene Deutsche begeben sich auf eine Tagestour, die überall in den gängigen Medien als 2-Tages-Tour aufgeführt ist. Aber ist ja klar, dies nur, weil man sonst den gleichen Weg wieder zurück gehen muss... und wer macht das schon ?
Na wir natürlich
In einem kurzen Anflug von Selbstüberschätzung meinten wir noch, den Rundweg gehen zu können...so rein Streckenmässig.... glücklicherweise las ich am Freitag noch, dass dies nur ein Weg für sehr bergerfahrene und geübte Bergwanderer sei. Also sicher nicht wir!
Gut, dann halt. Runter nach Sur En mit dem Auto (für den Postbus sind wir zu spät gewesen... und überhaupt ist das ja viiiiel praktischer, wenn man dann zufahren kann, wenn man nach Hause will...)
Parken auf dem Campingplatz und doch tatsächlich auf Anhieb den Wanderweg gefunden. Das ist bei uns leider absolut nicht selbstverständlich.
2,5 Stunden sind bis zur Alpe angeschrieben.
Die ersten Mountainbiker überholen uns. Einige sind nicht wirklich schneller als wir und schon recht am Schnaufen. Was das wirklich bedeutet wird uns erst später klar. Wir plaudern, geniessen die Landschaft und sind in 2 Stunden an der Alpe. Pause ? Nein, erst auf dem Rückweg. Kur vor dem Felsenweg gibt's noch ne kleine Pause. Vesper. Ich werde etwas nervös... kann ich mit meiner Höhenangst den Weg gehen ? Ich kriege ja schon fast die Kriese, wenn ich zuschaue, wie die Mountainbiker auf den Wegen kurz vor der Schlucht fahren!
Alles Wahnsinnige! Einige fahren auch weiter als empfohlen wird und das macht mich nervös.. wie blöd bin ich denn. Ist doch deren Leben. Tsssss.
Allen Mut zusammengefasst und ganz ruhig losgegangen. Taktik: auf jeden Fall den Puls unten halten! Das funktioniert super... bis jetzt kein Problem. Der erste Tunnel und weiter. Oh, da liegen die Rest vom Geländer... egal, einfach ruhig weiter. Es hat fast überall ein Stahlseil an der Wand. Da halte ich mich fest und traue mich sogar ab und zu mal ein Blick in die Gegend zu werfen. Phantastisch!
Oben angekommen finde ich den Ausblick auf die Hochebene einfach nur toll! Hier hätte ich auch gerne ein Bike. Aber das durch die Schlucht zu schieben und zu tragen. Nein Danke!
3,5 Stunden haben wir gebraucht. Alles nur bergauf und mir schwant schlimmes vor dem Rückweg! Kann ich da gehen oder kriege ich Schiss, wenn es etwas rutscht und man nach unten ja den besseren Blick in die Tiefe hat ?
Unsere halbe Stunde Pause kann ich nicht voll geniessen, dann dränge ich zum Aufbruch.
Gleiche Taktik wie hoch. Meine bessere Hälfte kennt mich inzwischen auch gut genug, dass er besser voraus läuft und er mich nicht dauernd vollquatschen muss um mich zu beruhigen. Sondern ich einfach in aller Ruhe meinen Weg suchen muss. Und wenn das heisst auchmal auf dem Hintern eine Stufe nach unten zu überwinden. Alles geht prima! Ich schaker mit Leuten die entgegen kommen, oder mich überholen und freue mich, dass ich nicht ein einziges Mal mit der Höhenangst zu kämpfen hatte. Aus der Schlucht raus wird es flacher und ich gehe gemütlich zur Alpe. Dort eine Kleinigkeit essen und dann weiter.
Inzwischen weiss ich schon, dass meine Schuhe beim Hochlaufen Blasen an den Fersen gebracht haben und beim Runtergehen merke ich, dass die einen Tick zu klein sind. Na super, dass kann ja heiter werden.
Uns kommen zwei deutsche Mountainbiker entgegen. Der eine stöhnt gerade kräftig und flucht ... da wird er doch von uns glatt aufgemuntert, dass es ja jetzt erst los geht! Mann, der wird uns gehasst haben...
Nach 1,5 Stunden abwärts gehen brennen die Oberschenkel vom "bremsen" und die Zehen tun höllisch weh. Mein Hallux meldet sich auch und ich kann die Gegend nicht mehr wirklich geniessen. Wie beim IM zählt nur noch Schritt um Schritt. Verd... war der Weg wirklich so steil, als wir in hoch sind ? Ja natürlich, aber hier mit den Mounti runter ? Ne, da würde ich wahrscheinlich zum Teil bergab schieben! Hammer...
Manchmal schiessen Mountainbiker an uns vorbei und man erschrickt sich fürchterlich. Die müssen guten Brillen haben, wissen, dass hinter der Kurve keiner läuft oder blöd rumsteht...
Ich fange an, die Wege im Zick-Zack zu gehen. Super blöd. Am liebsten würde ich rückwärts laufen, aber das 2 Stunden lang ? Auch keine Option. Inzwischen tut mir alles weh, weil ich versuche irgendwie komisch zu laufen, um die Zehen zu entlasten. Hilft alles nix. Endlich ein mini Stückchen bergauf. Oh, tut das gut!
Endlich kommt Sur En in Sicht. Ich könnte heulen. Ja nicht die Schuhe ausziehen. Ich muss ja noch in's Hotel! Komischerweise, kaum sitze ich im Auto, wird es noch schlimmer. Der Hallux scheint zu explodieren... warum nur jetzt, wo er doch entlastet ist ? Im Hotel Schuhe aus und die Füsse erstmal in eine eiskalte Badewannde. Ohhhhh... schöööön!
Mit viel Glück verpennen wir nicht das Abendessen. 9 Stunden waren wir unterwegs, davon gute 6,5 in Bewegung.
Zum Abendessen geht's in Schlappen.
Sonntag früh
Geplant war ein Teil des Mountainbike Marathons zu fahren. Entweder Scuol-Tschierv oder Scuol Livigno.
Meine bessere Hälfte ist sehr unmotiviert. Ihm täte alles weh... erstmal gemütlich gefrühstückt und dann der ultimative Versuch in die Schuhe zu kommen. Keine Chance. Mein Hallux ist so dick, dass ich nichtmal in meine neuen bequemen halbhohen Treckking Schuhe komme. Hm, Bikeschuhe gehen auch nicht. Schaaaade!
Manchmal hasse ich meine Füsse und ihre Empfindlichkeit! Grrrr.
Als Alternative sind wir dann in den Nationalpark gefahren. Murmels mit der Kamera jagen... da wusste ich, dass ich auch mit meinen Schlappen hingehen kann.
Inzwischen hat sich alles beruhigt. Nur die riesen Blasen werde ich wohl noch ein paar Tage merken und ob es 1 bis 4 Zehennägel kostet, weiss ich noch nicht.
Jedenfalls waren wir noch nicht das letzte Mal im Engadin und da Wandern nicht unsere Lieblingssportart wird, wohl mit dem Bike
Aber vielleicht fangen wir erstmal mit den einfachen Routen an....die Route ins Val d'Uina und zurück hätte ich mein Bike wahrscheinlich zu 70% geschoben... hoch und runter!
Aber einfach nur COOOL!