Wollte gerade ein paar harmlose Dinge von mir geben, dann les ich, dass der Sebi Weltmeister ist. Am Rad, natürlich, da hat er dem Australier eine übergebrannt, die Delle war beim Laufen nicht mehr rauszubügeln. Hehe. Sehr ordentlich. So geht das.
Wenn wir hier schon von Weltmeistern reden - ich war heute mit einem unterwegs. Das Wochenende war nicht ohne. Nicht nur, dass ich weder bei der X-Challenge am Samstag noch bei der olympischen Distanz heute am Wolfgangsee starten konnte. Gestern waren wir zu einer Geburtstagsfeier auf einer Hütte geladen und wie wir da hinkommen, zum Parkplatz wo man weggeht: MTB-Rennen. Und ich nicht dabei. Gott sei Dank konnte ich meinen depressiven Anfall mit einem harten einstündigen Berglauf mit Kind in Rückentrage etwas endorphinmäßig abfedern, so dass mein mentales Immunsystem sich der hüttenmäßigen Alkoholepidemie doch erfolgreich widersetzen konnte.
Aber dann heut. Letzter Ferientag. Mein Sohn fängt morgen mit der Schule an. Auch meine Frau und ich müssen wieder. Die ersten paar Wochen des Schuljahres sind da immer sehr mühsam, erstmal dauerts bis man überhaupt Bescheid weiß was wann wie wo und dann noch mal bis wir das organisatorisch auf der Reihe haben...
Nachdem ich schon bald aufgestanden bin und das Schlachtfeld Küche in eine Wohlfühl-Area mit Kaffeduft und frischen Brötchen verwandelt hab

und sich das vom Polster verknitterte Gesicht meiner Frau wie durch ein Wunder unserer Gnädigen innerhalb eines Augenblickes glattgebügelt hat und sich selbst mit einem milden Lächeln geschmückt hat, da wusste ich: Jetzt oder nie.
"Du Schatzi, fahren wir an den See, nochmal familychillout, Genießing vor Schulanfangsstress, weil schöner Tag? Schatzi? Darf ich mit dem Rad hinfahren?

"
Tja, Jackpot. Da wars 8:30. Zeit bis 12:00, Mittagessen am See. Schnell war die Strecke geplant, 120km, das sollte gehen. Grundlagen, der Captain hat ja recht.
Locker losgerollt. Nachdem ich schon einige Sonntagsfahrer überholt habe sehe ich einen weiteren vor mir strampeln. Ohne Mühe fahr ich ran, von hinten, durch die weiße Assos Windjacke sehe ich eine grüne Hrinkow-Dress und wie ich überhole und freundlich mein Sonntagsmorgenmitlächeln-"Hallo" von mir gebe, seh ichs am Ärmel: Die Weltmeisterstreifen. Oh, Kacke. Der Gerhard. Das freundliche Hallo hat mir übrigens das Leben gerettet, dazu später mehr.
Also ich vorne. Hinter mir der Weltmeister. Verdammt, wie fahr ich jetzt? Ich meine andrücken brauch ich jetzt nicht probieren, weil der, wenn er will, der montiert mich ab, der kann 20km im 47er Schnitt fahren. Der fährt 25000km im Jahr. Der fährt Einheiten wie: 2h einfahren, dann IVs auf einer Pendelstrecke in der Art: 20km 45kmh, 20 km zurück, 20km 45 kmh, das ganze 3 mal. Danach 2h locker ausfahren. Muss man rechnen. 240km. 6-7h sagt er.
Aber da jetzt locker rumgurken geht auch nicht, weil man will ja, dass er sich meinen Namen zumindest merkt und dafür muss er lang genug meinen Rücken anstarren, der steht da nämlich drauf. Also mach ich Druck, aber nicht zuviel. Die Asphaltblasen baller ich weg, weil ich weiß, da ist er stark (71kg, Schwelle bei 385 Watt mit 64 Jahren!!!) und tatsächlich, er bleibt hinten. Wie er mir später verraten hat aber nur deswegen, weil ich so freundlich gegrüßt hab und ich glaub weil Sonntagvormittag war und da fängt man keinen Krieg an, da hat man ein schlechtes Gewissen, weil man nicht in der Kirche ist.
Also hatte ich gut 30km den Weltmeister im Windschatten. An einer Steigung hat er mich dann überholt, ist aber dann nicht wirklich schnell weitergefahren und da hab ich mich neben ihn platziert und ihn angequatscht. War nett. Ich meine er lebt für den Radsport und er wird auch dran verrecken. Der hatte nix zu trinken mit. Gar nix. Erst ab 4h braucht er was, sagt er. Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich vorne mit einem 53er Zahnkranz nix gewinnen kann und die Kurbel ist mit 175mm auch zu kurz, ich muss 180 fahren, bin groß (?). Sitzen tu ich schön und fahren, sagt er, tu ich verdammt gut, er war überrascht, hat mich nicht gekannt, aber ich bin zu muskulös. Das freut einen ja dann doch. Sonst hat er viel von seinem Sponsoring von Profile erzählt, da ist er mächtig stolz. Die vermarkten ihn wie die Milkakuh und er hat ne Riesenfreude dran. Die letzten 30k hab ich mich dann alleine weitergeschleppt. Mit Hunger und müden Beinen. War dann doch etwas intensiv.

Er sagt für den King of the lake, soll ich folgendes Training machen: Einen langen Berg suchen. 5min ca. 320 Watt fahren, dann 5min 360 Watt fahren, dann 5min 400 Watt fahren (quasi all out) (bei angenommener Schwelle von 350 W). Das ganze 3mal. Dann machts Bumms. Einmal reicht das, am besten die kommende Woche mal, sonst wirds zu spät.
Wegen der Scheibe hab ich ihn nicht angesprochen. Aber er kommt vielleicht auch zum King, er meinte vielleicht sehen wir uns. Und jetzt kennt er mich ja.
So, das war aber noch nicht alles. Heute noch ein 2. Highlight. Mein Sohn hat seine Bastelkiste für die Schule vollgeklebt mit Ausschnitten aus Triathlonzeitungen. Sebi Kienle, mein QR CD 0.1, X-Terra Fotos, etc. Ganz von alleine. Hat er mir gerade vor dem Schlafengehen gezeigt. Das hat mir eine Träne gekostet. Braver Bub!
Schönen Abend, Nik