Es war ein wahres Ringen Ende 2012, wie denn, was denn, warum denn.
Auf der einen, der rationalen Seite.
Auf der nicht-rationalen (emotional deckt meines Erachtens nicht das ab, was ich unter nicht-rational als Gegensatz zum bewussten Rationalen verstehe) Seite war die Sache klar:
Ich werde immer Triathlet sein.
Da kann ich mich noch so auf den Kopf stellen.
Solange meine Knochen, Sehnen, Nasen und Magen-/Darmsysteme mitmachen, kann ich gar nicht anders.
Ich weiß, es klingt platt, aber für mich existiert dieser Triathlon-Lifestyle nach wie vor:
Das bisschen Andere, das GLEICHZEITIG Lässige und Ehrgeizige (und DAS ist heute leider weniger spürbar gegenüber der Zeit, als ich angefangen habe, und Docci, HaFU und andere hier im Forum können ja noch mal ein Jahrzehnt weiter zurückblicken und haben noch viel mehr Erfahrung mit dem „Spirit“) - dies:
= ich will schon gerne herausfinden, was in mir steckt, aber ich bin dabei nicht verbissen
= natürlich die grundsätzlich gesunde Mischung aus drei Basissportarten
= und vor allem: die Wettkämpfe.
Ob Du mitten in der Nacht mit dem Auto Hunderte von Kilometern an irgendeinen 10m langen Weiher fährst, um Dir in gut zwei Stunden die Lunge rauszupusten oder ob Du um sieben Uhr morgens an dem Strand eines Meeres (wahlweise darf es auch ein ordentlicher See mit gewissen Mindestgrößen sein) stehst, mit tausenden Gleichgesinnten, es vibriert an jeder Ecke, eine positive Spannung liegt über allen - und Du wirfst Dich in die Wellen, ärgerst Dich zwar über die Vollpfosten, die jedes Mal wie die Irren ins Wasser dreschen, obwohl sie das Tempo spätestens nach 300-400m nicht mehr halten können, aber das gehört halt dazu. Genauso wie die Positionskämpfe auf dem Rad, der Einbruch zwischen 90 und 130km und dann natürlich das Laufen.
Es gibt keinen vernünftigen Grund nach 3,8km Schwimmen und 180km Radfahren noch einen Marathon zu laufen - und genau deshalb machst Du es.
Weil es keinen VERNÜNFTIGEN Grund gibt, sondern einen nicht-rationalen (siehe oben), der viel mehr ist als nur ein Gefühl:
Es ist etwas, was ich in keiner Sportart so gespürt habe (und ich habe bis auf Golf und Kampfsport quasi alles ausprobiert) - es ist:
Triathlon.
Schnief.
Langer Rede, kurzer Sinn (nebenbei eine meiner Spezialitäten: ewig schwafeln, wenn ich „nur mal kurz was einwerfen möchte“):
2013 war gebongt:
- Trainingslager auf Fuerte
- Hammer-WK in Roth
- Aufmischen beim Inferno
Die Gründe für den Inferno lagen auf der Hand:
- Lt. Ergebnislisten würde ich dort zu den Schnellen beim Schwimmen gehören = gute Ausgangsposition fürs Radeln.
- Knackige Strecken radeln = jippie (auch wenn ich keine MTB-Erfahrung habe).
- Vor allem das Laufen war in diesem Fall ein Vorteil für mich:
Denn wie ich bei den Berglauf-WKs gesehen hatte, war ich erstaunlich schnell gegenüber den Jungs, die mir auf der Ebene normalerweise eine halbe Stunde beim Zehner abnehmen.
- Und: Man musste nicht bergAB laufen, etwas, was ich überhaupt nicht leiden kann (wie beim Radeln ja auch).
Für Roth sprachen zwei Gründe:
- Rechnung begleichen
- 8.50 (0.55S + 4.35R + 3.10L + 5min Wechsel + 5min Reserve)
Das Wintertraining gestaltete sich wie üblich, allerdings fiel die Masochisten-Stunde am Sonntag weg - und:
ich fuhr mit dem Rad draußen!
Jep, Ihr habt richtig gelesen, der gleiche Michel, der im Sommer problemlos von einer kühlen Brise ins bakterielle Nirvana geschleudert wird, ging bei Minustemperaturen radeln - zwar nicht mit dem Rennrad, sondern mit meinem schon sehr alten MTB (so alt, dass die Radwerkstatt meinem Wunsch nach Generalüberholung nicht stattgab; erst als ich mich schreiend auf den Boden warf und drohte, nicht eher aufzuhören (und das kann bei einem Langdistanzler sehr lange dauern …

), bis sie die alte Mähre wieder auf Vordermann brachten, machten sie sich kopfschüttelnd ans Werk).
Radfahren im Winter können auch andere, aber mit 10kg-Gewichtsweste?
Die hat den riesen Vorteil, dass sie vorne schön wärmt - und an den Anstiegen (siehe Topographie vom Allgäu) ein unvergleichliches Gefühl von „Ups, ich muss mehr trainieren, sonst fall’ ich vom Rad“ schafft.
Eventuell war aber auch der Winter 2012/13 nicht so hart …
Ich war also top für das Mitte Februar auf Fuerte stattfindende Trainingslager (Schwerpunkt: Ausdauer mit hohen Kraftanteilen) mit Martin gerüstet, diesmal nicht im Playitas, sondern unten im Süden in einem dieser Rentner- und Familien-mit-Kleinkindern-Asyle.
Das hatte zwei Vorteile:
1. Wir konnten uns über mehrere meterlange Buffets hermachen.
2. Wir hatten jeden Morgen den aus Nord wehenden Wind (gerne auch Stürmchen) auf der Nase.
Was gibt es trainingsmäßig Effektiveres, als gleich nach dem Frühstück mit gefülltem Ranzen erst einmal mindestens eine Stunde mit Tempo 13km/h und Maximalpuls loszuradeln?
Eben, wir hatten das Hotel ja nicht ohne Plan ausgesucht …
Auch fürs Radeln hatte ich einen Plan:
Für die o. g. Wunschzeit musste ich mich in neue Gefilde begeben, das war klar.
Zwar war eine 4.35 in Roth für mich sicher anspruchsvoll, aber machbar (die 4.45 in 2009 bei dem damaligen Training konnte ich toppen, natürlich entsprechende Bedingungen vorausgesetzt), doch danach einen Marathon im 4.30er-Schnitt zu laufen, ist eine ganz andere Kiste.
Ich nahm mir daher meine Vorbereitung für den IM Südafrika als Blaupause, in der ich im Januar und Februar einige Male Überlängen mit höherem Tempo (also nicht G1) absolviert hatte (immer gefolgt von einem kurzen Lauf) und diese dafür verantwortlich machte, dass meine Beine nach fünf Stunden Rad überhaupt nichts gegen einen Marathon einzuwenden hatten. Mit den damals erzielten 3.16 war ich ja „nur“ sechs Minuten von der Wunschzeit weg.
Exkurs:
Wer jetzt meint, ah, schau’ an, also doch das bewährte klassische „Viel hilft viel“-Training, hat nur zum Teil recht.
Ich hatte immer darauf verwiesen, dass der Spruch „there are no short cuts“ für Profis zu 99 % korrekt ist, aber für Agegrouper sieht die Sache meiner Meinung/Erfahrung nach völlig anders aus.
Du kannst als Agegrouper nicht einfach einen Pro-Plan nehmen und ihn runterskalieren, denn dann hast Du von allem zu wenig.
Es sind zwei sehr unterschiedliche Ansätze, mit denen die beiden Gruppen an das Training rangehen:
Pro: „Ich kann maximal trainieren, um das maximale Ergebnis bezogen auf meine Peergruppe = die anderen Pros zu erzielen.“
AGer: „Ich sollte mindestens soviel trainieren, um das Mindest-Ergebnis bezogen auf meine Lebens-/Arbeits-Familienumstände zu erzielen.“
Die TL von Agegroupern sind daher natürlich eine gute Sache, aber verglichen mit einem Pro, der mehrere davon im Winter machen kann, erzielen sie mE einen sehr viel geringeren Effekt. Und da behaupte ich eben mit einigen anderen, dass der Agegrouper insofern eine Abkürzung nehmen kann, weil er mit der Mischung aus intensivem Training, isolierten bzw. gekoppelten Bodyweightübungen und „ein paar“ längeren Einheiten seinen Lebensbedingungen entsprechend „besser“ zum Ziel des „Mindest-Ergebnisses“ kommt.
Zurück zu Fuerte:
Wie schon oben erwähnt, war die Zielsetzung des Radfahrens auf Fuerte zwar der weitere Ausbau der Ausdauer, doch aufgrund der Topographie und des permanenten Windes eben immer mit einem hohem Kraftanteil verknüpft. Somit kann man (zumindest ich …;-)) keine lässigen G1-Ausfahrten auf Fuerte machen, da muss man woanders trainieren.
Noch ein Punkt:
Da ich von November bis März nicht klassisch Ausdauer trainiere und damit viel kürzere Trainingszeiten pro Einheit und Woche habe, stellt so ein TL tatsächlich einen starken, für mein System neuen Reiz dar. Konkret: Wer soundso schon 15-20h/Woche, für den sind 30h im TL kein großer Sprung, aber mit 4-6h/Woche sind 25-30h entweder Harakiri oder super.
Oh, shi*t, ich ufere aus - ich befürchte, 2013 wird ein Mehrteiler.