Insofern ist auch mein Trainingsansatz ähnlich (ich bin aber lediglich leidenschaftlicher Hobbysportler und jede Form von Wettbewerbsorientierung schreckt mich eher ab,............
nervt und mir den Spaß am Augenblick raubt.
äähm....ist ja nix schlimmes
aber wozu macht man denn dann überhaupt Wettkämpfe mit?
Wozu meldet man sich auf ne LD?
Der "Meister" ( dude) spricht und alle springen auf den Zug auf. Warum ist jeder plötzlich stolz drauf, ohne Pulsuhr zu laufen!? Irgendwann hat man dieselbige mal voller Stolz gekauft.
So gut wie jedem wird wohl klar sein, dass nur Training weiterhilft. Meine Polar hilft mir auch nur weiter, wenn ich trainiert habe, denn sonst habe ich keine gespeicherten Daten, die ich stundenlang auslesen und auswerten kann.
Mir ging es, seit ich Ausdauersport mache, immer darum, möglichst schnell ins Ziel zu kommen. Dieser in meinen Augen ganz natürliche sportliche Ehrgeiz hat alle Trainings- und Materialfragen bestimmt. Ich war und bin scharf auf alles, was schneller macht.
Deshalb habe ich alle Entwicklungen bei Material, Ernährung(sergänzungen) und für das Training stets intensiv und im Detail verfolgt. Sehr vieles habe ich selbst ausprobiert, manches bei Mitstreitern genau erfragt. Auf diesem Weg habe ich zweifellos für mich einige Dinge entdeckt, die mich schneller machen. Vor allem sind das Impulse für das Training gewesen, aber es waren auch Material- und Ernährungstricks dabei, auf die ich als aktiver Wettkämpfer nicht mehr verzichten möchte.
Um es klar zu sagen: Ich habe heute ein erheblich schnelleres Rad unter dem Hintern als zu meinen Anfängen. Kompressionsstrümpfe funktionieren super für mich, und ich trage sie bereits auf dem Rad. Ferner nutze ich einige sehr praktische Eiweißbausteine ("Aminosäuren") in Wettkampf und Training.
Um mich noch weiter zu outen, eine Anekdote zur Verhältnismäßigkeit: Als junger Hirsch, gerade aus dem Zivildienst in die Freiheit entlassen, schlief ich über eine Woche lang im Auto, um am Staudamm des Mattmarksees bei Saas Fee Höhentraining zu machen. Auf diesem 800 Meter langen Damm lief ich einsam hin und her und spulte meine Kilometer ab. Den Rest des Tages lag ich bewegungslos im Auto ("Regeneration!") und langweilte mich in Grund und Boden. Nachts fror ich wie ein Schneider. Als ich kein Geld für Essen mehr hatte, fuhr ich mit dem letzen Tropfen Benzin mit Tempo 60 auf der Autobahn nach Hause.
Wozu das Ganze? Um im Nachbarort an einem Berglauf eine gute Zeit zu laufen. Ums Haar wäre ich zu spät zum Start gekommen, denn ich wollte wenige Minuten vor dem Startschuss ums Verrecken meinen Darm um unnötige 10 Gramm Ballast befreien. Im letzten Moment beschloss ich, außerdem meine Socken auszuziehen und warf sie ins Gebüsch.
Das war natürlich völlig unverhältnismäßig – aber es hat mir großen Spaß und Lebenssinn gegeben und war eine sehr intensiv erlebte Zeit. Für mich ist es fraglich, ob man den Begriff der Verhältnismäßigkeit überhaupt auf etwas anwenden kann, was für sich genommen eine sinnlose Tätigkeit darstellt (von gesundheitlichen Aspekten einmal abgesehen). Triathlon ist bei uns Nichtprofis sinnlos – eine "gute" Endzeit ebenso wie eine "schlechte". Der einzige Sinn ist Spaß. Die Verhältnismäßigkeit unserer Herangehensweise muss sich also am Spaß messen und nicht am Wettkampfergebnis. Angemessen ist, was Spaß macht.
"Old school" bin ich nach meinem Verständnis in gewisser Weise trotzdem. Klar, ich will das schnellste Material, aber ich brauche das nicht jedes Jahr neu. Mein Rennrad und mein Triathlonflitzer sind aus dem Jahr 2002. Ich habe das Wettkampfrad seither im Detail verbessert. Neue Laufräder, die bei Tempo 50 wackelig gemessene 2 Watt sparen, lassen mich kalt. Aber bezüglich meiner Sitzposition, dem Kraftschluss mit dem Pedal oder einem einem womöglich rutschigen Sattel werde ich zum Werwolf. Ich glaube das ist etwas, was dude meinte: Man muss die Potentiale an den richtigen Stellen suchen.
Im Wettkampf zählt für mich nur die Rangliste und nicht das Material oder Trainingsphilosophien. Wenn einer mit einem 5.000 Euro Rad, modernsten Laufschuhen, Kompressionssocken und einem Neo von der NASA bei einem Trainingsaufwand von 25 Wochenstunden (eigener Coach für jede Disziplin) um 1 Minute schneller war als ein 15-Stunden Oldschooler mit Stahlrad – dann war er schneller. Punkt!
Als junger Hirsch, gerade aus dem Zivildienst in die Freiheit entlassen, schlief ich über eine Woche lang im Auto, um am Staudamm des Mattmarksees bei Saas Fee Höhentraining zu machen. Auf diesem 800 Meter langen Damm lief ich einsam hin und her und spulte meine Kilometer ab. Den Rest des Tages lag ich bewegungslos im Auto ("Regeneration!") und langweilte mich in Grund und Boden. Nachts fror ich wie ein Schneider. Als ich kein Geld für Essen mehr hatte, fuhr ich mit dem letzen Tropfen Benzin mit Tempo 60 auf der Autobahn nach Hause.
Unbewusst old school. JFT. Die Tatsache, dass Du an Hoehentraining glaubtest, hat nicht geschadet.
Die Verhältnismäßigkeit unserer Herangehensweise muss sich also am Spaß messen und nicht am Wettkampfergebnis. Angemessen ist, was Spaß macht.
Toll geschrieben Arne, danke. Ich hatte inhaltlich die ganze Zeit schon genau dasselbe "auf den Lippen", auch wenn für mich Sport eine ganz andere Bedeutung hat.
Jeder sollte genau soviel Leidenschaft, Zeit, Geld und was auch immer investieren, dass es in Relation zur gesteigerten Lebenqualität optimal ist. Wenn ich bei einem Sprint-Triathlon von 400 Starten der 30'ste war und irgendwie das Gefühl hatte, damit Berlins schnellster rauchende Triathlet zu sein, war das für mich einfacht perfekt. Mehr wollte ich nie vom Sport, alles andere hätte sich nicht gelohnt für mich.
Und wenn ich mich heute aus dem Wasser schleppe und auf dem Rad einen Riesen-Spass habe, einigen jungen Burschen davon zu fahren und beim Laufen noch ganz gut mithalte, um mich dann im ersten Drittel zu platzieren, dann ist das alles, was ich will. Und für dieses Ziel habe ich davor einige male trainiert und somit gnaue das getan, was mein Körper von mir verlangt: Bewegung! Sobald ich damit Pause mache, sinkt meien Lebensqualität signifikant, das weiß ich. Und ein/zwei Wettkämpfe im Jahr sind nun mal die beste Motivation. Wenn es dann soweit ist und ich fit bin brauch ich den Wettkampf eigentlich gar nicht mehr....
Geändert von schoppenhauer (21.01.2010 um 18:04 Uhr).
Jeder sollte genau soviel Leidenschaft, Zeit, Geld und was auch immer investieren, dass es in Relation zur gesteigerten Lebenqualität optimal ist.
Richtig.
GENAU DAS habe ich damit gemeint:
Zitat:
Meiner Ansicht nach führt eben genau diese Detailversessenheit zum Gegenteil dessen, was damit erreicht werden soll. Internet, Presse und Vereinskameraden – alle haben das neueste, beste und geradezu unabdingbare Mittel. Also muss ich es auch haben, sonst kann ich meine Leistung nicht bringen. Der Sportler ist in permanenter Panik etwas zu verpassen. Man sehe sich das Entsetzen an, wenn das heilige Pulver im Trainingslager ausgeht oder für den Sprinttriathlon aus Versehen nur der alte Neo eingepackt wurde.
Da bleibt wohl unstreitig die Lebensqualitaet auf der Strecke.
Unbewusst old school. JFT. Die Tatsache, dass Du an Hoehentraining glaubtest, hat nicht geschadet.
Ich bin ganz Deiner Meinung, was die Konzentration auf das Wesentliche betrifft. Mit der "Verhältnismäßigkeit" tue ich mich dagegen etwas schwerer.
Ein Beispiel aus meiner großartigen Trainingsgruppe hier in Freiburg. Das Bike von "Rälph" ist aus der Steinzeit des Triathlons: Principia, Alu, 26 Zoll. Meins ist wie gesagt von 2002, Urs hat ein umgebautes Carbonrennrad. Alle drei sind sehr schnelle Räder, einfache, windschnittige, solide Arbeitsgeräte. Sie passen nach vielen Jahren Detailarbeit wie angegossen. Weil ich schon etwas länger in diesem Sport bin weiß ich, dass es sich dabei um sehr schnelle Räder handelt. Für mich ist das ein positives Beispiel für "old school".
Wenn es regnet oder gar etwas schneit, sind Urs, Marcus und Rälph die einzigen, die samstags am Treffpunkt stehen. Das ist ein Grund, warum es schnelle Athleten sind.
Klar, ich könnte mich dran versuchen mit anderen um Platz 20 in der AK jedes Dorflaufes zu kloppen, wenn ich das auch nur ansatzweise für motivierend finden würde
Das Verlieren beginnt mit Platz 2. Zum Siegen fehlt es mir gänzlich an Talent - ich hab aber trotzdem Spaß am Ausdauersport. Insofern bin ich wenns darum geht ebenso ein "Loser" wie du einer bist. Ich gönne es aber jedem und kritisiere das in keinster Weise, dass die meisten ihren Spaß am "Sich-Messen" an anderen haben. Ich bin da wohl eher der intrinsische Motivationstyp, wenn es nach Arnes jüngstem Artikel geht.
Jeff Galloway hat da mal ne nette Unterscheidung gemacht: Die fünf Stadien eines Läufers: Anfänger, Jogger, Wettkämpfer, Athlet, Langläufer. Die Stufen verstehen sich als Steigerung. Ich würde mich selbst auf der Stufe "Athlet" einordnen, wobei ich Stufe 2 und 3 übersprungen habe. Der "Athlet" orientiert sich nach Galloway an der Ausschöpfung seines Potenzials und nicht an Bestzeiten und Trophäen (wie der Wettkämpfer). Ich hoffe irgendwann die höchste Stufe zu erreichen... .
Da ich aber nicht den Vergleich mit anderen, sondern die Distanz als meine ganz persönliche Herausforderung sehe, ist mir das völlig wurscht wie schnell ich bin - ich will lediglich ankommen und dabei meine ganz persönlichen Grenzen und Abgründe kennenlernen. Ich will mir selbst beweisen, dass ich das schaffen kann, denn es gab Zeiten in meinem leben, da wagte ich nicht mal ansatzweise daran zu glauben. Ich mache Wettkämpfe )powermanpapa wollte das wissen...) nur deshalb mit, weil ich mich kenne und ohne Anmeldung der innere Schweinehund zu wahrscheinlich obsiegt und meine Trainingsdisziplin nicht allzu ausgeprägt sein wird. Kurzum: Meine "normale Motivation" zum Training ist nicht ausgeprägt genug, um eine Langdistanz zu finishen fürchte ich.
Trainingswettkämpfe dienen alleine dem Zweck einer hochintensiven Trainingseinheit, denn zu solchen bin ich alleine für mich zu faul und geniesse es einfach zu sehr im Bereich von 70-80% der Hfmax vor mich hin zu träumen.