Darf ich Dich fragen, welche seiner Schriften Du gelesen hast, die Dich zu diesem finalen Entschluss gebracht haben?
Es ist kein "finaler Entschluss", sondern ein Eindruck aus einem längeren Artikel von Ratzinger, den ich gelesen habe, kurz nachdem er zum Papst gewählt wurde (was er aber länger davor geschrieben haben soll) - also viele Jahre her. Der Artikel hat mich nicht motiviert, mehr von ihm zu lesen, und ich habe ihn auch nicht aufgehoben, da ich mit seiner Haltung nichts anfangen kann. Während seiner Amtszeit habe ich gelegentlich Interviews gehört/gelesen, die ihn mir aber auch kaum (inhaltlich) näher gebracht haben. Bin halt ein unverbesserlicher Heide
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
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Wenn ich ganz ehrlich sein darf, ohne jemanden verletzen zu wollen: Ich bin wirklich erschüttert über den laienhaften Unsinn, den er da verzapft. So oder schlimmer muss es für ihn klingen, wenn ich laut über Religion und Glauben nachdenke. Ratzingers Verständnis vom Wirken der Evolution reicht nicht an ein naturwissenschaftliches Abitur heran. Hat er keine Berater, die ihm da in den Arm fallen, bevor so etwas veröffentlicht?
Ich kann gerne die drei wichtigsten Irrtümer des zitierten Absatzes erläutern. Allerdings sind wird dann auf der Ebene der Wissenschaft. Eigentlich wollte ich etwas über eine rein religiöse Antwort erfahren auf die Frage, wie eine Religion ihren Wahrheitsanspruch gegenüber anderen Religionen rechtfertigt.
Grüße,
Arne
Ratzinger bezieht sich in dem Absatz halt unter anderem auf Annahmen des Sozialdarwinismus, welche Darwins Begriff "Survival of the Fittest" schon falsch verstanden und auf die Gesellschaft übertrugen, nämlich als "Sieg des Stärkeren" im "Kampf um das Überleben". Das dient ihm dann als Hauptargument, weshalb die Menschheit eine christliche Religion braucht.
Ratzinger bezieht sich in dem Absatz halt unter anderem auf Annahmen des Sozialdarwinismus, welche Darwins Begriff "Survival of the Fittest" schon falsch verstanden und auf die Gesellschaft übertrugen, nämlich als "Sieg des Stärkeren" im "Kampf um das Überleben". Das dient ihm dann als Hauptargument, weshalb die Menschheit eine christliche Religion braucht.
Wenn das Christentum wegen der falsch verstandenen Evolutionstheorie nötig ist, wird es doch überflüssig, sobald man sie richtig versteht.
Es ist leider ganz offensichtlich, dass Ratzinger die Wirkungsweise der Evolution nicht begreift. Oder sie ignoriert. Mich wundert das, denn in den theologischen Bibliotheken, in denen ich bisher war, gibt es mehr als genug wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema; das wird im Vatikan kaum anders sein. Er kann außerdem Fachleute bitten, ihm das zu erläutern ("Hello Mister Dawkins, this ist the Pope speaking, ...")
... Eigentlich wollte ich etwas über eine rein religiöse Antwort erfahren auf die Frage, wie eine Religion ihren Wahrheitsanspruch gegenüber anderen Religionen rechtfertigt.
Ich fürchte, nach all dem, was ich in Diskussionen mit religiösen, tief Gläubigen Menschen erlebt habe, gibt es darauf keine rationale, logische Antwort. Religionen glauben sich nicht rechtfertigen zu müssen, weil sie axiomatisch ihre Ansicht, ihre Thesen, Ansichten, Moralvorstellungen als das Einzig Richtige ansehen und darstellen, und von ihrer Überlegenheit zutiefst überzeugt sind. Das ist für mich ein grundlegender Wesenszug der Religion. Und dieser Glauben wird auch durch dem Glauben offensichtlich widersprechende Fakten nicht erschüttert, sondern durch beliebige Gedankenknoten ins Glaubensgebäude eingebaut - dazu können Psychologen sicher noch einiges sagen.
Es ist wohl für viele Menschen sehr bequem, sich bei schwierigen Fragen nach dem Warum einfach auf eine höhere Instanz oder Autorität zu berufen, und sich so des Problems zu entledigen. Gott und der Glaube als letzte Antwort auf alles ist diesen Menschen genug (habe ich so mehrfach gehört).
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Ich fürchte, nach all dem, was ich in Diskussionen mit religiösen, tief Gläubigen Menschen erlebt habe, gibt es darauf keine rationale, logische Antwort. Religionen glauben sich nicht rechtfertigen zu müssen, weil sie axiomatisch ihre Ansicht, ihre Thesen, Ansichten, Moralvorstellungen als das Einzig Richtige ansehen und darstellen, und von ihrer Überlegenheit zutiefst überzeugt sind. Das ist für mich ein grundlegender Wesenszug der Religion. Und dieser Glauben wird auch durch dem Glauben offensichtlich widersprechende Fakten nicht erschüttert, sondern durch beliebige Gedankenknoten ins Glaubensgebäude eingebaut - dazu können Psychologen sicher noch einiges sagen.
In meinen augen gibt es aber nur sehr wenige Menschen die das tatsächlich 100% durchziehen.
Die meisten Christen (von denen rede ich mal) denken schon im Alltag weitgehend rational. Z.b. benutzen glaub ich 80% oder mehr Katholiken Verhütungsmittel, obwohl die Kirche was anderes sagt. Es wird also keineswegs einfach das übernommen was vorgekaut wird, sondern schon auch selber gedacht.
Die Wirklichkeit sieht auch diesem System tatsächlich so unterschiedlich aus, dass Vereinfachungen nicht besonders zielführend sind - auch wenn der Wunsch nach "Klarheit" und "Eindeutigkeit" und "Wahrheit" verständlich ist. Ein ausdifferenziertes, komplexes System.
Und mit dem Begriff "Glauben" ist, denke ich, schon viel gesagt. Glauben ist nicht unbedingt Wissen, weder im religiösen, noch in allen anderen Systemen.
In meinen augen gibt es aber nur sehr wenige Menschen die das tatsächlich 100% durchziehen.
Die meisten Christen (von denen rede ich mal) denken schon im Alltag weitgehend rational. Z.b. benutzen glaub ich 80% oder mehr Katholiken Verhütungsmittel, obwohl die Kirche was anderes sagt. Es wird also keineswegs einfach das übernommen was vorgekaut wird, sondern schon auch selber gedacht.
Stimmt, im Hinblick auf die Details von biblischen oder vatikanischen oder koran-mäßigen Geboten verhalten sich die meisten eher pragmatisch; darum ging es mir aber weniger. Was ich meinte, ist trotzdem bei vielen vorhanden: eine starke innere Überzeugung, daß die eigene Religion allen anderen Überlegen, bzw. die einzig richtige ist. Eine große innere Sicherheit, daß alles nach dem Willen des Allmächtigen geschieht, und alles, was für uns keinen Sinn ergibt, einen höheren Sinn hat - den wir gar nicht zu verstehen brauchen. Merkwürdigerweise können solche Menschen sogar aus Schicksalsschlägen und Unerklärlichem neuen Glauben schöpfen, gerade weil die Vernunft versagt. Es ist eine mir sehr fremde, irrationale Welt, der ich nie angehören kann. Man kann aber solche Leute auch beneiden, weil so manches für sie einfacher ist.
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Was ich meinte, ist trotzdem bei vielen vorhanden: eine starke innere Überzeugung, daß die eigene Religion allen anderen Überlegen, bzw. die einzig richtige ist.
Man kann in die Köpfe der Menschen nicht hineinschauen, von daher kann ich letztlich nicht beurteilen wie viele das wirklich glauben. 1%, 10%, 50% ?????
Dass viele glauben, dass ihre Kultur anderen überlegen ist, das kann man ja an den Wahlergebnissen der AfD sehen :-(