Dann werd ich auch mal:
Das zweite Mal ging ich im Traditionsrennen an den Start. Alles war irgendwie vertraut aber dennoch total anders.
Letztes Jahr hatte ich ab dem Trainingslager im März peinlichst nach Arnes 18 Stunden-Plänen trainiert, war sehr diszipliniert und hart zu mir. Das Training forderte mich sehr, denn ich hatte ein Ziel: Meine erste Langdistanz.
Ja, und ich erlebte Roth 2010 hochemotional, hätte die Welt umarmen können während des Rennens und nach dem Finish in 11:51h trotz schwerer Magen-Darm-Probleme – das tolle Ergebnis war mehr, als ich mir je erträumt hatte.
Ich war auch 2011 wieder in Lanza im TL und fühlte mich dort recht fit im Vergleich zum letzten Jahr. Aber irgendwie hatte ich dann in den folgenden Wochen immer das Gefühl, dass ich zwar Sport mache, aber nicht trainiere – war viel Daddelei im Wohlfühlmodus, aber viel auf jeden Fall: seit Januar 7000km Rad, 1000km Lauf, 103km Schwimmen.
Seit ich im April ein Zeitfahrrad bekommen hatte, kämpfe ich mit dem Teil und es hat lange gedauert, bis wir Freunde wurden – bin immer noch ein ziemlicher Schisshase.
Irgendwie ging die Wettkampfsaison los und ich fühlte mich noch gar nicht im entsprechenden Modus – war mir aber dann relativ egal.
Dann lief es aber doch prima und besser als erwartet bei den Testwettkämpfen, einem langen Duathlon und der MD in Moritzburg.
Es blieb trotzdem die Tatsache, dass ich seit April wohl kaum noch eine Radausfahrt deutlich über 100km gemacht habe (am Stück). 30er Läufe hatte ich zwei. Koppelläufe meist 4km. Und irgendwie mal richtig geschunden hatte ich mich nicht.
Als wir am Freitag nach Roth kamen, stand dann endlich mein Ernährungsplan und ich kam mit der Einstellung, das Rennen zu genießen und abzuwarten, ob es hinten raus reicht.
Vor dem Schwimmstart habe ich noch bei den Profis geschaut und die Atmosphäre genossen. Ich war seit Wochen nicht im Schwimmbad, hab nur ab und zu eine Neo-Einheit gemacht.
Also mit Köpfchen: ziemlich weit vorn eingeordnet und Schwimmschatten gesucht. Durch das Schwimmen im Freiwasser konnte ich mich super orientieren und Kraft sparen ohne Ende.
Bin letztendlich fast nur entspannt 4er oder 5er Zug geschwommen und kam in für mich sagenhaften 1:12h aus dem Wasser – 10min. fixer als letztes Jahr.
Nach dem Blick auf die Uhr legte ich mich am Schwimmausstieg erstmal lang: was tut man nicht alles, um die Zuschauer zu unterhalten
Beim Wechsel hab ich gebummelt, mit der Helferin gebabbelt und noch einen Starter getrunken, konnte die Zeit nicht fassen!!!
Auf dem Rad gings erstmal gut los, dann wurden die Beine schwer und die Leisten zogen. Bin erstmal hohe Frequenzen gefahren, um Blut in die Haxen zu kriegen. Nach etwa 20km wurde es immer besser und ich war im Tritt, freute mich an den Zuschauern und dass meine Kette nicht runter sprang.
Ich ernährte mich von 3 Riegeln, einem Gel-Konzentrat aus 6 Ultra-Gels mit extra Traubenzucker auf die Wasserflasche und nahm ein Imodium – der Magen rumorte nicht. Eine Pinkelpause nur und die brav im Gebüsch!!
Der Radpart verging wie im Flug und mit 5:42h war ich 22min schneller als im letzten Jahr. Die Stimmung war toll, der Solarer Berg war in diesem Jahr noch heftiger…
Ich weiß, dass ich gut laufen und mich auch quälen kann, dennoch war ich nur verhalten sicher, wenn ich an den Marathon dachte.
Als ich aber in T2 auf die Uhrzeit blickte und sah, dass ich genau 7h unterwegs war, wurde mir bewusst, dass eine Zeit unter 11h drin ist. (Mein Ziel waren 11:30, der Traum 11:20).
Die 4 Stunden sollten zu schaffen sein, aber man weiß ja nie..
OK, ich wollte mich nicht verrückt machen. Ein Blick auf meine Polar zeigte mir, dass der Sensor spinnt (zeigte 8er Pace). OK, das klappt auch ohne Pace, ich wollte erstmal die schönen Unicef-Schilder anschauen und dann bei km 3 auf die Stoppuhr sehen. Bingo: 14:30min – das passt und fühlte sich locker an.
Leider meinte es an der Lände eine Helferin zu gut und übergoss mich mit Wasser. Mist, nun war der Bauch nass – das kann ich nicht ab, da ich eh friere beim Laufen.
Ob’s nun nur daran lag,..ab Schwanstetten ging’s dann los im Bauch und mich verschlug es die nächsten 20km 6x aufs Dixi bzw. in den Busch.
Ich hab das locker genommen – letztes Jahr war es viel schlimmer. Ich fühlte mich nach wie vor energiegeladen und überholte.
Außerdem ist es gar nicht so schlecht, wenn man im ganzen Trubel mal hinter sich die Dixi-Tür schließen kann.
Ab km 27 tat’s dann weh und der Kopf hinterfragte die ganze Angelegenheit.
Ich gab also meinem Körper doch ein Gel (bis dahin nur Cola und die Ultra-Pads zum Lutschen).
In Roth hab ich dann die Kinder noch abgeklatscht und versucht, zu rechnen. Nein, ich muss mich um eine Stunde vertan haben, nein, ich kann unmöglich unter 11 Stunden finishen.
Nachdem ich letztes Jahr trotz aller Mühen in der Zielgasse nicht mehr die Arme heben konnte, hab ich’s in diesem Jahr zelebriert und genossen.
Beim Betrachten der Fotos im Nachhinein sehe ich mich nur Lachen, Albern und Winken, war schon schön, sich in Roth zu schinden!!!
Im Ziel war zum Glück eine mütterliche Helferin, über die ich meinen Tränenschwall ergießen konnte. Ich habe mich selbst übertroffen, es ist unglaublich, ich bin so glücklich und stolz: 10:46h (1:12/5:42/3:45) (AK 3.)
