Sonntag, 14.10.2018. 6.45 Uhr.
Ja, auch ich hatte eine lange Nacht (oder kurze!?) hinter mir, Hawaii ließ grüßen. ... auch, wenn ich irgendwann in T2 aufgeben musste
Meinen Wecker hatte ich für alle Fälle um 7.00 Uhr gestellt, aber benötigte ihn nicht. Ich hatte super geschlafen und mir bis zum letzten Moment offen gehalten, ob ich nach Bramfeld fahre. Nachmelden musste ich sowieso, das Sachenrauslegen am Samstagabend war kläglichst gescheitert und Tapering fiel eh aus wegen is nich. ... und dann das!!! Ich wachte auf ... Hawaii-Laune-Pur und meine Wettkampf-Stimmung am Anschlag
An dieser Stelle übrigens die verdienten Glückwünsche an Flachy, Hafu, Patrick Lange und alle weiteren Hawaii-Helden!!! Alle einzeln zu nennen, würde an dieser Stelle leider gnadenlos den Rahmen sprengen
Ihr habt grandiose Leistungen abgeliefert und meinen ganzen Respekt!
... aber back to Topic ... die Family spekulierte darauf, dass ich zu Hause bleiben würde, da der Rest des Tages erbarmungslos anderweitig vollgepackt war, aber nein. Mit diesen scharrenden Hufen und top-Motivation war ein Zu-Hause-bleiben nicht denkbar. Also schnell den obligatorischen Joghurt mit ein paar Haferflocken, Bananen und Spekulatius-Creme (als Nutella-Ersatz...) gefrühstückt, auf der Fahrt noch einen Riegel und kurz vor dem Start ein Gel plus Banane. Möglicherweise für einen lumpigen 10er etwas überdiminsioniert aber egal. Das ist erprobt und für gut befunden, vom 10er bis zur LD.
Nachmelden klappte zügig, es folgten die ebenfalls obligatorischen Gänge zu den noch nicht allzu versifften Dixis. Zeitig begann ich mich warmzutraben, die Sonne schien zwar bereits kräftig, die Temperatur ließ mit knapp 10°C aber noch zu wünschen übrig. Naja, ich machte mir keine Sorgen, dass ich auch in meinem recht knappen Outfit rasch Betriebstemperatur erreicht haben würde.
Mutig und weiterhin mit scharrenden Hufen sortierte ich mich recht weit vorne ein, der Startschuss fiel pünklich und Attacke
ich versuchte im Blick zu halten, wie sich die Damen so vor mir tummelten, konnte aber nur zwei ausfindig machen. Nicht viel, aber das konnte sich ja noch ändern... meine 4:30er-Pace auf den ersten zwei km ließ mich etwas stutzen ... war ich doch beim Mopo-Staffellauf vor einigen Wochen mit Hängen und Würgen und deutlich langsamer unterwegs gewesen. Aber egal. Die Beine waren fröhlich, das Wetter grandios und ein nicht sonderlich gesprächiger Herr etwa in meinem Alter machte mir tapfer bis km 6 den Pacemaker. Bis dahin lief er gefühlt wie ein Uhrwerk und ich immer etwa einen Meter schräg-hinter ihm. Hoffentlich fand er das nicht zu nervig!??? Aber zum Überholen reichte es irgendwie einfach nicht und abhängen lassen war keine Option
Schon bis dahin verlief alles denkbar unspektakulär ... kurzzeitig kam mir der Gedanke, was ich Euch denn hier so schreiben konnte ... und kam genau zu dem Ergebnis: nichts. Ich lief und lief und lief, mein tempomachenden Mitstreiter tat es mir gleich. Der Atem wurde irgendwann schwerer, die Beine begannen zu schmerzen, aber alles so, wie sich das gehört. Bei km 6 ... Blick auf die Uhr. HEEEEEEEEEEEEE!!!!!! Wir werden langsamer!!!!!!!! ... UND NUUUUUUUUUUUU????????? Ich startete ein zaghaftes Überholmanöver, in erster Linie um meinen Mitstreiter zu motivieren wieder "das alte" Tempo anzuschlagen, aber wider Erwarten ließ er sich ohne Gegenwehr von mir überholen. Hmmmm. Langweilig... aber kein Problem, ein neues Zugpferd war rasch gefunden ... und es ging genauso weiter, wie bisher. Hoffnungslos unspektakulär. Keine reißerischen Storys, keine Dramen. Keine hektischen Überholmanöver irgendwelcher plötzlich aus dem Nichts auftauchenden Damen, da waren nämlich weit und breit keine mehr
Ich versuchte gelegentlich mal zu rechnen, wie lange ich zum Beispiel bei der derzeitigen 4:30er Pace noch für die letzten 2,5km benötigen würde, aber das Gehirn war mal wieder komplett im Sparmodus. Jeder Rechenversuch brachte ein anderes Ergebnis. Nach einigen Versuchen gab ich es auf. Rechenversuche, wie lange ich mit einer 4:30er-Pace für den Marathon des IM auf Hawaii benötigen würde und ob es Profis gab, die möglicherweise genauso langsam waren, waren erwartungsgemäß noch erfolgloser, aber gerade ein willkommener Zeitvertreib.
Also verfolgte ich in alter Manier den nun in schwarz gekleideten Herren, der mit Kopfhörern in den Ohren unterwegs war und ich mir nicht einmal sicher war, ob er mich überhaupt wahrnahm. Bis km 10. Okay, 9,8, dort entschied er sich nämlich noch einen kleinen Zielspurt mit einem männlichen Konkurrenten zu liefern, ich nicht. Lief stumpf weiter bis ins Ziel. Schnaufend, zufrieden, am Limit.
44:39, eine Zeit nur knapp über meiner Bestzeit (die da bei 44:20 glaube ich liegt), die ich derzeit kaum für möglich gehalten habe, aber machmal wundert man sich ja. 3./46 Damen, die AK mit rund 5 Minuten Vorsprung souverän gewonnen ... LÄUFT!!!!!!!!!
... und nun grübele ich seit gestern gaaaaaanz zaghaft, ob ich es bis zum Ende der Winterlaufserie (von November bis März) schaffe, einen 10er auch in sub44 zu laufen... ufff. Meine kaputten Gräten sind dagegen, der Zahn der Zeit nagt unerbittlich auch an mir. Ich werde vielleicht trotzdem mal vorsichtig versuchen...