Es war gar nicht so einfach, sich aus der Unmenge der Bilder auf einige wenige zu beschränken. In Kanada muss man kein besonders guter Fotograf sein, fast jedes Bild wird gut – weil einfach das Motiv fast immer stimmt. Allerdings fiel es mir doch manchmal schwer, die abgebildeten Motive zweifelsfrei zuzuordnen. Die Anzahl der Seen, Flüsse und Wasserfälle ist schier unüberschaubar!
Nachdem ich die städtischen Gefilden hinter mir gelassen habe, ging es zunächst auf dem Trans-Canada-Highway 1 in Richtung Osten. Je mehr ich mich meinem nächsten Ziel Kamloops näherte, desto trockener wurde die Gegend. Der Wald wurde immer dünner und irgendwann gab es nur noch vereinzelnde Bäume in Mitten der gelb-braunen, fast schon wüstenartigen Landschaft mit hohen trockenen Gräsern und nackten Felsen. Ich näherte mich Kamloops.
Kamloops ist eine kleine Stadt, die im Winter Ski-Sportler und im Sommer die „Trans-Kanada-Touristen“ anlockt. In der Stadt gibt es eine schöne Einkaufsstraße und einen netten Wochenmarkt, wo man sich mit den Agrarerzeugnissen der Gegend eindecken kann.
Auf die Trockenheit der Gegend angesprochen, berichteten mir meine Gastgeber in meiner Unterkunft, dass die Landschaft hier immer schon so trocken gewesen sei. Der „Pine Beetle“ habe aber zusätzlich dazu beigetragen, dass viele Bäume des sowieso schon spärlichen Bestandes tot seien. Bären gäbe es hier natürlich auch. Aber auch Klapperschlangen!
Nach ein paar Tagen ging es weiter in Richtung Norden. Zum Wells Gray Provincial Park, wo ich für einige Tage in einer völlig einsamen Blockhütte mitten im Wald lebte. Die nächste Farm war einige Kilometer weit entfernt, Tankstelle und Supermarkt noch weiter. Eine einzige asphaltierte Straße führte durch den Park und endete am Clearwater Lake. Ich fand Spuren der ersten Siedler, die vor ein paar hundert Jahren begonnen hatten, das Land zu bewirtschaften. Immer wieder erstaunlich, dass in Mitten dieser Wildnis tatsächlich Menschen leben. Im Winter oft nahezu von der Außenwelt abgeschnitten, wenn meterhoher (!) Schnee die Straßen unpassierbar macht.
Es ging weiter in Richtung Osten. Immer auf dem Highway 1. Je mehr man sich den Rocky Mountains näherte, desto ungastlicher wurden nun die Landschaft und das Wetter. Immer schroffer wurden die Gebirge, erste Gletscher zeigten sich. Graue Wolken hingen bis weit in die bewaldeten, völlig zivilisationslosen Tälern. Ein Blick in die Karte offenbarte: Ich war im Glacier National Park. Von allen Naturparks war der „Glacier“ der unberührteste und gleichzeitig auch gefährlichste Park. Es gab nur wenige ausgewiesene Trails, und auch diese hatten es in sich. Die Warnschilder betonten hier nicht nur die Gefahr durch Bären, auch Lawinen waren hier ein Thema. Es wurde geraten, niemals allein durch die Landschaft zu laufen und stets ein Handy mit sich zu führen. Das hätte einem aber auch nicht so viel genutzt: Wenige Kilometer neben dem Highway gab es nahezu kein Handynetz mehr. Den Glacier National Park ließ ich dann auch rasch hinter mir.
Golden war der nächste Ort, den ich anfuhr. Eine kleine Stadt zwischen dem Glacier Nation Park und dem Yoho National Park, Kootenay National Park und Banff National Park. Letztere drei waren schließlich auch die Ziele meiner Hiking-Touren der folgenden Wochen.
Auf Shopping-Tour. In Radium Hot Springs kommen fast täglich sogenannte „Horn sheeps“ in den Ort. Für die Einwohner ist das völlige Normalität und niemand ist verwundert. Gelegentlich blockieren die durchaus dickköpfigen Tiere auch mal eine Straße und verursachen Staus. Aber so richtig aus der Ruhe lässt sich da keiner bringen. Weder die Kanadier, noch die Schafe.
In Radium Hot Springs gibt es übrigens eine heiße Quelle, in der man sich nach einer langen Wanderung entspannen darf. Es war schon ein einzigartiges Erlebnis, im 40 Grad heißen Wasser zu sitzen, während es von oben regnete.