Zur DDR ist mir damals schon negativ aufgefallen, dass es den meisten im wesentlichen bloß um ihre eigene wirtschaftliche Verbesserung ging ("Kommt die D-Mark, bleiben wir; kommt sie nicht, gehen wir zu ihr!").
Was ist daran negativ? Geht es nicht weltweit den Menschen zuerst um ihr wirtschaftliches Wohlergehen? Waren nicht auch viele "Wessies" gegen die Wiedervereinigung, aus Angst um ihren Wohlstand? Und gerade im Ostblock war das politische System ein wesentliches Hemmnis für die selbstbestimmte wirtschaftliche Entwicklung des einzelnen - die Ablehnung des Kommunistischen Systems ist also gar nicht vollständig zu trennen vom Wunsch nach Wohlstand.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Der diplomatische Druck auf Russland würde mich mal interessieren, könntest du das mal erläutern?
Ich bin nicht gefragt, kann das aber aus meiner persönlichen Sicht beschreiben.
Ich würde es nicht als diplomatischen "Druck" bezeichnen. Die Diplomatie backt erstmal kleinere Brötchen und setzt sich kleinere Ziele.
Das erste Ziel ist es, Gesprächskanäle mit den Russen zu finden. Gibt es bereits ältere diplomatische Kontakte zu Leuten, die in der Nähe Putins sind? Kann man sie aktivieren und pflegen?
Ein weiteres diplomatisches Ziel besteht darin, sich mit den maßgeblichen Personen auszukennen: Welche Personen in Putins Umgebung sind wichtig, welche beeinflussen ihn, wem vertraut er, wen fürchtet er? Zu wem lassen sich eventuell Gesprächskanäle aufbauen? Wer von ihnen wäre möglicherweise für Friedensverhandlungen zugänglich? Und international: Welcher internationale Politiker würde von den Russen als Unterhändler akzeptiert? Erdogan? Macron? Biden?
Ferner gilt herauszufinden: Welche Lösungen des Ukraine-Konflikts wären für den Kreml verhandelbar, welche sind schwierig oder aussichtslos? Wie sieht die Ukraine das?
Dasselbe Spiel mit den Chinesen: Wen könnte man auf chinesischer Seite gewinnen, zum wem existieren bereits diplomatische Gesprächskanäle usw.?
Kurz: Die Diplomatie hat nicht die eine Lösung, die man morgen präsentiert und übermorgen ist der Krieg vorbei. Sondern man robbt sich langsam an eine mögliche Friedenslösung heran, von der man zunächst nicht weiß, wie sie aussehen könnte. "Druck" übt die Diplomatie nicht aus, sondern sie erkundet mögliche Auswege.
Die Diplomatie arbeitet nicht anstelle der militärischen Gegenwehr der Ukraine, sondern parallel dazu. Es ist mir völlig klar, dass die Ukraine sich militärisch wehren will. Die Diplomatie soll parallel dazu den Weg zu einem Frieden finden – oder wenigstens einen Waffenstillstand und Verhandlungen herbei führen.
Natürlich ist das so. Und das sage ich, als ehem. DDR Bürger. Wie sagte kurz nach der Wende schon ein ostdeutscher Kabarettist: "Das Bild des Westens wurde weniger von Freiheit und Grundgesetz gezeichnet, als viel mehr durch das Werbefernsehen."
Weswegen mich die Vehemenz gegen Flüchtlinge vor allem im Osten wundert, wollen die doch dasselbe wie die Ostdeutschen damals.....einfach eine Verbesserung ihres Lebensstandards. Was damals das Werbefernsehen des Westens war, ist heute das Internet. Man sieht, was möglich ist, und möchte das auch.
Es ist aber wohl ein Unterschied, ob man den drüben gesehenen Wohlstand bei sich umgesetzt sehen will (durch Systemänderung und Vereinigung mit der anderen Landeshälfte), oder ob man in ein Land mit völlig fremder Sprache und Kultur auswandert, um vom dortigen Wohlstand zu profitieren. Es ist beides verständlich, aber die jeweilige Auswirkung auf die Länder sehr unterschiedlich.
Aber das driftet ziemlich off-topic ab - außer in dem Aspekt, daß Menschen, die (oder deren Eltern) sowohl Diktatur als auch Freiheit, sowohl wirtschaftlichen Wohlstand wie starke Einschränkungen kennengelernt haben, bewußter und empfindlicher auf staatliche Eingriffe und Veränderungen reagieren, was die stärkeren Proteste im Osten erklärt. In einem Land, das durch viele Jahrzehnte kam ohne wesentliche Herausforderung für Freiheit und Wohlstand halte ich einen solchen Bevölkerungsanteil mit einer anderen Sichtweise für ein Gewinn, da es die Vielfalt der Sichtweisen und der Lösungsfindung fördern kann.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
+ 1 !
Vielleicht meldet sich hier bald schon wieder der offizielle Kreml Fanshop zurück mit einer ganz besonderen Überraschung und Auszeichnung für seinen allergrössten und bedingungslosesten Unterstützer..
Alex, lasse das bitte sein. Du wirst hier in einer Weise persönlich, die für mich nicht akzeptabel ist.
Würdest Du morgen in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern eine Volksabstimmung durchführen, würde sehr wahrscheinlich die Mehrheit der Bevölkerung für die Zertifizierung des einen noch intakten Stranges von NS2 und den Weiterbetrieb der Pipeline Drushba in Schwedt stimmen. (trotz der vorherrschenden Regierungspropaganda).
Kannst Du diese Behauptung durch zumindest eine repräsentative Umfrage belegen?
Die Verwendung des Wortes "Regierungspropaganda" ist in diesem Zusammenhang Framing und zeigt wieder deutlich, dass es Dir darum geht, Stimmungsmache zu betreiben. Wie das funktioniert wird hier gut beschrieben (Spiegel +): https://www.spiegel.de/ausland/russl...6-a3ff8a712f55
Daraus:
"SPIEGEL: Welche Narrative verbreitet Russland aktuell zum Krieg in der Ukraine?
Güllner: Da sehen wir drei, vier Bereiche. Den ersten beobachten wir seit Jahren: Er spricht der Ukraine die staatliche Eigenständigkeit ab, verunglimpft ihr Führungspersonal. Das bleibt, und das sehen wir immer wieder.
Der zweite ist die Umkehrung von Ursache und Wirkung des Krieges, also die Darstellung, dass die angebliche Aggression des Westens Russland in die Lage gebracht hat, sich verteidigen zu müssen. Das wird in vielen unterschiedlichen Variationen ausgespielt.
Der dritte Bereich ist der, dass die Sanktionen als das eigentliche Übel dargestellt werden. Die sind demnach die Auslöser von vielen Krisen – von der Lebensmittelsicherheit bis hin zu anderen Dingen, ohne natürlich dabei den Krieg zu erwähnen.
Als vierten Bereich sehen wir immer wieder Erzählungen, die vielleicht zur Vorbereitung von eigenen Maßnahmen oder als Vorwand genutzt werden können, um eigene Maßnahmen durchzuführen. Und dieses Aufdecken der angeblichen schmutzigen Bombe könnte eines dieser Narrative sein."
Bei zwei und drei müssten ich direkt an Deine Ausführungen hier denken...
Obwohl ich durchaus dafür bin die ganze "Situation" aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und ich den Meinungsaustausch hier im großen und ganzen sehr anregend finde (danke an Arne für die Geduld und Moderation) finde ich gerade deine Beiträge sehr oft durchaus propagandistisch.
Ich habe oft den Eindruck, dass es dir primär überhaupt nicht um einen Meinungsaustausch geht.
Du willst hier einfach deine Standpunkte mit extremer Redundanz unters Volk bringen um Ängste und Zweifel zu schüren
Ich habe ja eigentlich gerade versucht, sehr sachlich darauf hinzuweisen, dass es sich eben beim offenen Brief der Stadt Königs-Wusterhausen nicht um meinen oder einen isolierten Standpunkt einer winzigen Minderheit einiger Stadtverordneten handelt, sondern es sich um eine weit verbreitete Meinung in Brandenburg und MV (Sachsen / Thüringen zu weit weg von mir, da kann ich nichts sagen), wo vermutlich sowohl eine Zertifizierung von NS2 und der Weiterbetrieb der Ölpipeline bei einer Volksabstimmung eine Mehrheit in der Bevölkerung fände. Das ist doch eine sachliche und nüchterne Beschreibung der Situation.
Wenn das sofort relativiert wird mit: "Ergebnis der DDR-Diktatur" oder "wären besser eigenen Staat geblieben" , da kann ja jeder selbst die Qualität der Argumente abschätzen, ich enthalte mich. Es verhindert allerdings eine vertiefte Diskussion der Realitäten.
Das Strohmann-Thema Propaganda der Regierung, wofür selbstverständlich schon immer in jedem Ministerium Mitarbeiter sowie Institute für begleitende Info-Kampagnen beauftragt werden, würde jetzt ins Offtopic führen, wäre aber ein sehr interessantes Thema, das in einem eigenen Thread zu diskutieren. Nur kurz: Es erstaunt mich sehr, dass das Wort "Regierungspropaganda" auf soviel empörten Widerstand stösst. Ich dachte dabei gar nicht an Krieg und Kriegspropaganda, sondern an ganz banale Dinge wie neue Gesetze mit einer beschönigenden Namensgebung wie "Starke Kita Gesetz", demgegenüber dann eine Caroline Kebekus gestern auf die Kita-Realität und die fehlenden Plätze und das fehlende Personal aufmerksam macht, auf das Gegenteil von Starke Kita. Oder an das Green Washing usf. Für mich ist das in jeder Regierungsarbeit personell und finanziell integriert, nennt sich allerdings nicht Propaganda, sondern PR. Neben der Regierung übernehmen vor allem die Regierungsparteien die parteipolitische PR-Arbeit für die Regierungsbeschlüsse.
Ich möchte deshalb primär, beim Thema bleibend, im Zusammenhang mit dem Gasthema und den Protesten auf einen Brief des Staatsekretärs Kellner an eine von Mittelständlern (Mitttelstands- und Wirtschaftsunion) und der CDU in Prenzlau organisierte Podiumsdiskussion hinweisen. Kellner aus Berlin zur Podiumsdiskussion, an der er nicht teilnahm: "Ein Potpourri an Forderungen, welche von rechtsextremen Gruppen, bzw. aus der Ecke der Verschwörungserzählungen kommen, findet sich dort." und die Antwort der Organisatoren. uckermaerker-architekt-entsetzt-von-brief-des-gruenen-staatssekretaers-kellner
Alex, lasse das bitte sein. Du wirst hier in einer Weise persönlich, die für mich nicht akzeptabel ist.
Arne, Deine Toleranz in allen Ehren, aber auch die kann und darf nicht unendlich und unbegrenzt sein.
Dazu ganz aktuell der Besuch des Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck in Deiner Heimatstadt Freiburg:
Eigentlich war er gekommen, um für Toleranz zu werben. Vor drei Jahren hat der Bundespräsident a. D. ein Buch darüber geschrieben. Doch nun setzte er sich in Freiburg erst einmal für das Gegenteil ein. Joachim Gauck bezog am Mittwoch klar Stellung für die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland. Es sei gerade "eine Zeit", rief er aus, "in der für anständige Menschen Intoleranz geboten ist".
Die Verwendung des Wortes "Regierungspropaganda" ist in diesem Zusammenhang Framing und zeigt wieder deutlich, dass es Dir darum geht, Stimmungsmache zu betreiben.
Ich sehe ebenfalls Ähnlichkeiten zwischen den Punkten zwei und drei des von Dir zitierten Interviews und dem, wie qbz hier von vielen wahrgenommen zu werden scheint.
Jedoch: Du solltest meiner Meinung nach nicht einem anderen Diskussionsteilnehmer sagen, um was es ihm geht ("Stimmungsmache"). Denn das kannst Du nicht wissen.
Wenn Du etwas über Deine Sicht sagst und qbz etwas über seine Perspektive, ist es ein Gespräch. Sagst Du hingegen etwas über ihn und er über Dich, ist es ein Kampf. Das würde ich gerne vermeiden.