Ich war eine zeitlang Kanada gewesen, habe dort eine neue "Sportart" kennengelernt - Hiking. Oder wie man hier in Good old Germany sagt, Wandern
Früher empfand ich das als total langweilig und rentnermäßig. Seit Kanada weiß ich aber, dass das dem "richtigen" Ausdauersport in nichts nachkommt, es dafür richtig professionelle Ausstattung gibt und ... die Sache richtig spannend wird, wenn ein Schwarzbär neben einem auftaucht
Na ja, so macht man seine Erfahrung und wenn ich Zeit finde, werde ich mal ein paar Pics aus den Rockys hier rein stellen.
Zum Spocht:
Rad: Das Tria-Rad steht gerade nur herum und ich habe mich an mein normales Rennrad gewöhnt, mit dem ich derzeit mein Training absolviere. Richtig lange Strecken konnte ich aber wegen der nun wieder früher einsetzenden Dunkelheit kaum fahren, weshalb ich mir eine nette Flutlichtanlage zugelegt habe: B&M ixon IQ speed premium heißt die, glaube ich, und brennt mit zwei Strahlern am Lenker mit gut 100 Lux Löcher in die Dunkelheit.
Das C´dale, das ich gerade unterm Hintern hab, ist halt eher so ein Long-Distance-Renner, mit eher komfortmäßiger Geo und Ausstattung und der Möglichkeit, Gepäckträger und Schutzbleche zu montieren.
Laufen: Habe ich wieder gemacht ... Da gibt´s nix neues.
Schwimmen: Sehr regelmäßig gerade! Ich weiß immer noch nicht, ob ich a) lieber nen 3er oder nen 5er Rhythmus atmen soll, b) ob ich mir für nächstes Jahr mal nen Neoprenanzug zulegen soll und c) ob man in meinem Alter tatsächlich noch wirkliche Fortschritte machen kann in einer Sportart, die man Jahrzehnte (!) nicht ausgeübt hat.
Sonstiges:
Ich habe meine Wohnung verunschönert! Mit einem Klimmzuggestell. Von Kettler, glaube ich, ohne Bohrlöcher. Einfach in den Türrahmen einhängen. Seitdem hänge ich mich nun täglich auf bzw. ziehe mich hoch. Klimmzüge sind pervers anstrengend und in der einfachsten Form schaffe ich an guten Tagen (!) 15 am Stück! Habe mir mal nen Trainingsplan für Klimmzüge heruntergeladen.
So weit von mir, der demnächst wieder häufiger schreiben will.
Weil ich grad ein paar Minuten Zeit habe, ziehe ich mal meinen Kanada-Bericht vor. Hat jetzt eigentlich nichts direkt mit Sport im Allgemeinen bzw. Triathlon im Speziellen zu tun. Allerdings kann man sich in Kanada sehr hervorragend sportlich betätigen: Hiking, Mountainbiking, Rafting und Climbing sind nur ein paar Möglichkeiten, die sich einem da so bieten.
Während meines etwas längeren Aufenthaltes hielt ich mich vor allem im Westen Kanadas, also an Pazifikküste, in den Rocky Mountains bis hin nach Calgary auf.
Vancouver ist mit etwas über 600.000 Einwohnern die größte Stadt im Westen Kanadas und die drittgrößte Stadt in Kanada überhaupt, liegt an der Küste des Pazifischen Ozeans und überzeugt mit einer überaus imposanten Skyline. Trotz des Großstadtfeelings ist man innerhalb kürzester Zeit in der Natur. Eigentlich hatte ich mich bei den Vorbereitungen auf meinen Kanadaaufenthalt auf kühles herbstliches bis winterliches Wetter eingerichtet und war dann doch etwas überrascht, als das Thermometer in Vancouver gut und gerne 26 Grad anzeigte und ich mit meinen dicken Winterklamotten durch die Stadt lief.
Überfahrt nach Vancouver Island mit der Fähre. Während der gut einstündigen Fahrt hatte man gute Chancen, Orka-Wale im Pazifik zu beobachten. An diesem Tag hatten die Orkas aber offenbar keine Lust, sich zu zeigen, so dass ich erst bei meinem Aufenthalt in Victoria erstmals Bekanntschaft mit diesen Riesen der Meere machen durfte: Ganz „touristen-like“ habe ich an einer Whale-Watching-Tour teilgenommen. Bei 5 Grad und mit einem 140 km/h schnellen, offenen Boot ging es dann hinaus auf die hohe See. Allen widrigen Umständen zum Trotz offenbarte sich uns ein gigantisches und gleichzeitig emotional sehr ergreifendes Bild, als eine Gruppe Orkas und schließlich auch ein riesiger „Humpback“ (sprich Buckelwal) vor unserem Boot auftauchte. Ein Erlebnis, das ich sicherlich nie mehr wieder vergessen werde.
Victoria selbst ist ein nettes Städtchen auf Vancouver Island, in dem ich mich sofort wohlgefühlt habe. Angeblich soll es da ja an jeder Ecke spuken und in fast jedem Haus sollen Geister ihr Unwesen treiben. Ich persönlich habe davon zunächst mal nichts mitbekommen.
Nachdem ich die erste Zeit noch in städtischer Obhut war, zog es mich dann bald in Richtung Osten in die Rocky Mountains. Hier lernte ich sehr bald die raue und unverfälschte Natur Kanadas kennen. Eisbedeckte Gletscher im Glacier-Nationalpark, wüstenhaft ausgetrocknete Landstriche bei Kamloops, nahezu nicht enden wollende Urwälder, Gletscherseen mit eiskaltem, grünem Wasser, inmitten von schroffen Gebirgsketten.
Etwas, was für uns Mitteleuropäer zunächst mal gewöhnungsbedürftig ist: Du bist nicht allein! Im tiefsten Wald, an den unzähligen kleinen Creeks und Lakes – überall warnen dich Schilder vor der Präsens des Schwarzbären oder auch des wesentlich gefährlicheren Grizzly-Bären. Gesehen habe ich allerdings selten welche. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass ich mich an die Ratschläge der Naturpark-Ranger gehalten habe: Ich habe Lärm produziert. Singen, lautes Sprechen, Bären-Glocken. Mir war nichts peinlich genug, nur damit da nicht unverhofft so ein Zottelvieh vor mir steht.
Einheimische tragen diese „Bear bells“ allerdings selten. Unbestätigten Gerüchten zufolge wird erzählt, dass die Kanadier die Touristen damit herumlaufen lassen, damit die Bären diese erkennen und die Einheimischen unversehrt lassen.
Der "Lonely Planet" allerdings relativiert die Gefahr durch Bären. Wer sich nicht mit Lachsöl oder Käsecrackern eingerieben hat, bleibt unbehelligt. Wichtig, dass der Bär frühzeitig auf einen aufmerksam wird. Dann verzieht er sich, bevor man ihn zu Gesicht bekommen hat. Bären sind nämlich gar nicht so interessiert, Menschen zu treffen. Gefährlich seien Bären eigentlich nur, wenn man sie überrascht oder wenn die Bären-Mama von ihren Jungen begleitet wird.
Autofahren in Kanada … ist meistens ein Hochgenuss. Man „cruist“ mit entspannten 100, maximal 110 Sachen über die meist gut ausgebauten Highways. Manchmal begegnet man für mehrere Stunden keinem einzigen anderen Fahrzeug. Fahrzeuge am Straßenrand bedeuten in der Regel: Anhalten! Da ist ein Elch, ein Bär, oder zumindest ein Reh. Die Bezeichnung des Rotwildes war erst einmal etwas verwirrend. Ein „Moose“ ist das, was wir in Deutschland einen Elch bezeichnen. Ein „Elk“ ist hingegen eine sehr große Hirschart. „Deers“ hingegen sind normale Rehe, wie wir sie in Europa auch kennen. Mooses habe ich leider nur ein einziges Mal gesehen, Elks hingegen begegnen einem ständig. Es kann passieren, dass man in Mitten einer größeren Stadt auf einer viel befahrenen Kreuzung auf einen riesigen "Elk" mit seinem weiblichen Gefolge stößt.
Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind die gigantischen Trucks, die da mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit über den Highway donnern. Oft mit zwei, drei Anhängern und mindestens Tempo 120 unterwegs, wurde ich nicht nur einmal von diesen „Roadtrains“ überholt.
Jedem, der in nächster Zeit vor hat, nach Kanada zu reisen und dort Auto zu fahren, rate ich: Mietet Euch einen Geländewagen! Oder zumindest ein SUV! Ich weiß, diese Dinger sind hierzulande häufig fehl´ am Platze und leiden unter einem schlechten Ruf – dort sind die essenziell und auch sinnvoll! Oft sind Straßen, vor allem Nebenstraßen, nicht asphaltiert und dann rumpelt man mit seiner Stadtlimousine über diese „Gravel roads“.
Noch ein paar Eindrücke von einem wunderschönen Land
Irgendwann habe ich aufgehört, mir die Namen der unzähligen Seen zu merken. Einer ist schöner als der andere und bei jedem hat man das Gefühl, ein besonderes Kleinod der unzerstörten Natur Kanadas entdeckt zu haben. Oft tauchen diese kleinen grünen Seen ganz unverhofft auf. Nach einem stundenlangen Marsch durch die „grüne Hölle“ mit vielen Höhenmetern, nach schweißtreibender Kletterei in den Felswänden, plötzlich stößt man auf einen dieser kleinen Gletscherseen. Sehenswert sind vor allem auch die Lachswanderungen in den vielen Gebirgsbächen. An den sogenannten "Chutes" sieht man dann die Fische gegen den Strom schwimmen, wie sie versuchen, mit aller Kraft die Wasserfälle hinaufzuspringen, um am Ort ihrer Geburt zu laichen. Um anschließend zu sterben.
Es empfiehlt sich ebenfalls, einfach mal ruhig zu sein. Mit dem Auto an den Straßenrand fahren, Motor ausschalten, aussteigen – und nicht sprechen, nicht bewegen, lauschen! Man hört – nichts! Absolute Stille! Vielleicht mal der Schrei eines Weißkopfadlers in der Ferne. Ansonsten wirklich nichts! Bis auf meinen Tinnitus, der mir im europäischen Alltagslärm überhaupt nicht auffällt.
Leider macht auch die globale Erwärmung und deren Folgen für die Natur vor Kanada keinen Halt. Waren es anfangs nur einzelne tote Nadelbäume, die mir aufgefallen sind, fand ich in der Nähe von Kamloops, im National Park von Banff, aber auch im Kootenay-Nationalpark und bei Clearwater ganze Wälder mit Baumleichen. So weit das Auge reichte: Tote Bäume, die ihre schwarzen nackten Stämme in den Himmel reckten. Als habe eine gigantische Feuerwalze dem Wald den Garaus gemacht. Einheimische klärten mich auf, dass seit einigen Jahren der sogenannte „Pine Beetle“ dafür verantwortlich sei. Die letzten Winter in Kanada seien viel zu warm gewesen, so dass die Käfer nicht abgetötet worden seien und sich massiv vermehren konnte. Die Käfer selbst fressen Löcher in die Rinde der Bäume, durch welche dann eine Pilzart ins Innere der Stämme vordringen kann, was zum Tod der Bäume führt.
Ich habe von dieser traurigen Landschaft keine Bilder einstellen wollen. Es zeigt jedoch sehr deutlich, dass wir Menschen dringend etwas tun müssen, wollen wir noch ein paar Jahre auf dieser Welt leben.
Was auf dem untersten Bild aussieht, wie eine Umweltkatastrophe, sind die sogenannten "Painted Pots"im Kootenay Nationalpark. Eisenerze im Boden bewirken eine rötlich-gelbe Verfärbung des Grundes. Die Indianer, die einst dieses Gebiet bewohnt haben, haben sich diese Farben zu Nutze gemacht und diese als Kriegs- und Feiertagsbemalung verwendet.
Auch auf diesem Bild sind tote Nadelbäume zu sehen, Opfer des "Pine Beetle". #
Ein wenig traurig war ich schon, als ich am letzten Tag die Rocky Mountains bei der Fahrt nach Calgary, wo mein Flugzeug starten sollte, im Rückspiegel meines Autos langsam verschwinden sah
So, ich hoffe, dass ich niemanden mit meiner "Urlaubs-Dia-Show" zu sehr gelangweilt habe
Radfahren wäre hier natürlich sehr gut möglich gewesen. Vor allem im Banff-Nationalpark gibt es ausgewiesene Routen auf der Straße. In der Wildnis, also auf den Hiking-Trails, war Radfahren meist verboten. Ich konnte einige Radtouristen entdecken, die mit vollbeladenem Trekkingrad inklusive Gepäckanhänger durch ganz Kanada geradelt sind!
Wow, tolle Bilder, danke fürs Zeigen Da bekomm ich gleich wieder Fernweh. Und ich liebe doch Bären so sehr. So ne Bärenklingle hab ich auch noch, aber nach Deiner Geschichte ... Allerdings war ich noch nie in Kanada, wollte da aber schon immer mal hin. Kommt auf meine Wunschliste. Wie lange warst Du denn drüben?
Wow, tolle Bilder, danke fürs Zeigen Da bekomm ich gleich wieder Fernweh. Und ich liebe doch Bären so sehr. So ne Bärenklingle hab ich auch noch, aber nach Deiner Geschichte ... Allerdings war ich noch nie in Kanada, wollte da aber schon immer mal hin. Kommt auf meine Wunschliste. Wie lange warst Du denn drüben?
Danke schön! Ich kann es Dir definitiv empfehlen! Beim nächsten Mal hätte ich glaube ich nicht mehr so eine Bären-Paranoia
Runde fünf Wochen war ich dort. Und denk dran: Pick up, Geländewagen oder SUV!
Danke Maris für die Mühe des Berichtens und Bilder einstellens. Ich fand es klasse dran teilhaben zu dürfen.
Ich liebe auch die Natur.
Zwar ist das jetzt nicht so vergleichbar: Aber ich gehe hier bei mir im Harz auch oft den obersten Weg im Wald lang wo ich fast keine Leute treffe und freue mich dann über die Schreie der Raubvögel und die sonstige Stille.
Das mit den toten Bäumen ist traurig. Solche Gebiete mit massenweise toten Bäumen (hier sind sie einfach trocken) gibt es hier auch.
Auch wenn es ein krasser Gegensatz zu den tollen Bildern mit den super Farben ist - vielleicht solltest Du sie doch einstellen - es regt doch zum Nachdenken an.
Danke schön! Ich kann es Dir definitiv empfehlen! Beim nächsten Mal hätte ich glaube ich nicht mehr so eine Bären-Paranoia
Runde fünf Wochen war ich dort. Und denk dran: Pick up, Geländewagen oder SUV!
Das kenn ich Ich war mal auf Brooks Falls. Man geht erst ca. 45min parallel zum Fluss, durch dichten Wald um an die Aussichtsplattform am Wasserfall zu kommen. Als wir von dort oben sahen, dass viele der Bären genau in diese Richtung wanderten oder aus dieser kamen, wurde unser Rückweg ein ganz anderes Erlebnis, Walking mit 200 Puls und Dauersprechen mit 100 dB. 5 Wochen ist natürlich genial, bei mir wären max 3 Wochen drin, immerhin. Gibt's noch Nachschlag